Die 25. Street-Parade

Als die Street Parade noch nicht Massenfasnacht war: 1992 (Bild: Tom Kawarra)

Als die Street-Parade noch ein Kleinkind und kein Mittzwanziger war: 1992 (Bild: Tom Kawara)

Am 13. August zuckeln zum 25. Mal die Lovemobiles durch Zürich und selbst der Street-Parade-Gründer Marek Krinsky hätte sich 1992 wohl nicht träumen lassen, dass sein Umzug 24 Jahre später die Raver noch immer in Massen zu mobilisieren vermag. Dies ist beileibe keine Selbstverständlichkeit, denn die grösste Techno-Party der Welt war zeit ihres Bestehens stets von Feinden umzingelt und stand bereits 1994 das erste Mal vor dem Aus, als der damalige Stadtrat Robert Neukomm sich weigerte, sie ein weiteres Mal zu bewilligen: Sie sei zu laut, sie verschmutze die Strassen und die Innenstadt sei für solche Grossanlässe völlig ungeeignet.

Zudem seien die Initianten ein «unwichtiges Grüppchen» und man könne diesen Umzug doch auch in Basel oder Bern durchführen. Glücklicherweise darf man in der Schweiz irrenden Politikern die Meinung geigen und so machte der Stadtrat nach anhaltenden Protesten der Bevölkerung und der Clubszene einen Rückzieher.

Ironie der Geschichte: Ein Vierteljahrhundert später wird der Stadtrat nicht müde zu betonen, wie wichtig die Street-Parade für das Image Zürichs ist, derweil ihr die Szene demonstrativ den Rücken zukehrt. Selbst anlässlich ihrer diesjährigen Jubiläumsausgabe verweigern ihr die Nachtleben-Macher die Zuneigung: Kein einziger Zürcher Club mit Renommee wird mit einem Lovemobile am Umzug teilnehmen, derweil bis zur Jahrtausendwende noch Rangeleien um die besten Startplätze zu beobachten waren.

Heutzutage wird man auf der Suche nach gewichtigen Zürcher Nightlife-Namen lediglich bei den DJs fündig. Neben international bekannten Star-DJs wie Carl Cox, Chris Liebing, Loco Dice, Mind Against, Martin Buttrich, Steve Lawler, Felix Kroecher, Nic Fanciulli, Pan-Pot und Art Department, werden auch bekannte Zürcher DJs aus (beinahe) sämtlichen bekannten elektronischen Clubmusik-Genres auflegen – und zwar ohne dass der Street-Parade-Booker Robin Brühlmann dafür einen Rappen Gage in die Hand nehmen muss.

Die Turntable-Grössen, die in- wie auch die ausländischen, werden mehrheitlich nicht auf den Lovemobiles ihrem Tagwerk nachgehen, sondern auf einer der acht verschiedenen und entlang der Strecke positionierten Bühnen. Vor allem eine dieser Stages dürften die Herzen der Techno-Nostalgiker höher schlagen lassen und zwar die 25 Years Jubilee Stage mit dem Berliner Loveparade-Gründer Dr. Motte und den Street-Parade-Veteranen Styro 2000, Gogo, Mas Ricardo, Art of Etienne, Cut A Kaos, Madness und Viola.

Trotz der abermaligen Absenz der Zürcher Clubs ist es dem Street-Parade-OK um seinen Präsidenten Joel Meier gelungen, ein beeindruckend besetztes und äusserst vielseitiges Programm auf die Beine zu stellen. Wer weiss: Vielleicht animiert dies doch den einen oder anderen Clubbesitzer sich heimlich an die Street-Parade zu stehlen und Meier zum Jubiläum die Hand zu schütteln. Und selbst wenn nicht: Für ihn und seine Kollegen wird der 13. August wohl trotzdem ein sehr erfolgreicher und schöner (wenn auch anstrengender) Tag. Zum Jubiläum jedenfalls nur das Beste, liebe Street-Parade.

Alex-Flach2-150x150 (1)Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

7 Kommentare zu «Die 25. Street-Parade»

  • Victor Brunner sagt:

    Street-Parade, das war einmal. Mittlerweile hat das Sechseläuten den höheren Unterhaltungswert. Allein Masse und Bum-Bum, gelangweilte und zugedröhnte Besucher machen keinen wirklichen Event. Es ist das „Fest des langweiligen Samstag“ und der Unfähigkeit im richtigen Moment aufzuhören!

    • Kurt sagt:

      Naja, die Streetparade war ja auch schon immer „Bum-Bum“ und „zugedröhnte Besucher“. Das ist ja irgendwie… der Sinn davon. Mir genügt manchmal Bum-Bum und etwas zudröhnen vollkommen.
      Obschon halt mal… Geht es jetzt bei „Masse“, „gelangweilte und zugedröhnte Besucher“ und vor allem „Bum-Bum“ nun um die Streetparade oder das Sechseläuten?
      Ganz zu schweigen von der „Unfähigkeit im richtigen Moment aufzuhören“. Da hat uns der Böög dieses Jahr ja gezeigt, wie ihm diese Fähigkeit abhanden gekommen ist. Sch**ss Sommer haben wir davon. Sonst immer wieder genre über „früher war die Streeparade viel cooler“ gesprochen. Ein „Happy 25“ von mir. Ja, wir werden alt.

    • Kathi sagt:

      Also ich brauch mir nur die Fotos vom letzten Jahr anschauen… So viele Menschen auf einen Haufen, die lachen, Spaß haben und glücklich sind.. Es ist Sommer, es ist bunt uns die Leute tanzen fröhlich auf den Straßen von Zürich… Was soll daran falsch sein..??? Und was die dj-größen angeht-geschmacksache… Der aller bekannteste muß nicht der beste sein.. Ich würde meine Lieblinge “ fiveam “ / Mark Dekoda/Stefan Schaller / Sebastian Groth- leider keiner dabei -jederzeit einem David Getter bevorzugen, aber wie gesagt “ Geschmacksache “ LG. Bis heut Nachmittag in Zürich….

  • Björn sagt:

    Ich finde das Hosting von „RAKETE“ der diesjährigen ZURICH SOUND STAGE ist ganz klar ein Zeichen, dass sich Teile der Zürcher Clubgemeinde namentlich das HIVE sehr wohl zur Street Parade bekennt. Eine sehr coole Entwicklung die hoffentlich als Startschuss für weitere Kooperationen dient !! ONE LOVE ONE RAVE ONE STREET PARADE

  • thomas sagt:

    Liebe Streetparade!

    Ich liebe dich und gratuliere Dir zum Geburtstag!

    Gruss

  • Hase sagt:

    Da bin ich kein Eingeweihter,würde mich aber trotzdem interessieren, wer die Lovemobiles betreibt? Wenn es keine Stadt-Clubs sind oder renommierte DJs? Es gibt ja viele solcher Lovemobiles. Sind das Private, Vereine, Firmen oder so etwas, und kostet die Zulassung?

    • Alex Flach sagt:

      Hallo Hase. 🙂 Eine komplette Liste der Lovemobiles findest du hier: http://www.streetparade.com/de/programm/lovemobiles/ …es sind keine bekannten Stadtclubs dabei, aber dass keine renommierten DJs eines machen habe ich nicht geschrieben… das ist halt Ansichtssache… wie definiert man „renommiert“ bei DJs. Du siehst anhand der Namen wer das Lovemobile macht und soweit ich weiss belaufen sich die Kosten alles in allem mit Aufbauten so auf die 30’000…. da müsstest Du aber dem OK schreiben um eine genaue Zahl zu kriegen. Für dieses Jahr kann man sich nicht mehr anmelden.

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