Mehr Zürich- als Swiss-Award

Eulen nach Zürich tragen: Swiss Night Life Awards.
Am 7. Februar werden im Komplex 457 in Zürich-Altstetten die Swiss Nightlife Awards vergeben. Nun hat das Award-Komitee die jeweils drei Finalisten veröffentlicht, die sich um eine der elf Sieger-Eulen rangeln werden. Die Zürcher Clubs, DJs, Festivals und Partylabels machen mit 16 Finalisten etwa die Hälfte des Feldes aus.
Insbesondere bei den Club-Kategorien ist die Dominanz erdrückend: In der Kategorie «Best Club» geht der Basler Nordstern mit den beiden Zürcher Lokalen Friedas Büxe und Zukunft ins Rennen, der Lausanner D! Club muss es bei den «Best Big Clubs» mit dem Hive und dem Plaza aufnehmen und der Titel für die Best New Location geht entweder ans Alice Choo (Zürich), die Härterei (Zürich) oder ans Xoxo in Lausanne.
Der Swiss Nightlife Award wird von Zürich aus organisiert und auch die Awardparty findet alljährlich hier statt. Das ist sicher ein Grund für den Zürcher-Überschuss bei den Finalisten: Würde die Verleihung auch mal in Bern, Basel oder Genf stattfinden, dann würden sich bestimmt auch mehr Clubber aus diesen Städten am Online-Voting beteiligen.
Ein weiterer Grund ist natürlich auch die Tatsache, dass Zürich als grösste Schweizer Stadt über das umfangreichste und lebendigste Nachtleben verfügt. Dennoch kann es nicht sein, dass das Lausanner Xoxo mit seinen Halligalli-Partys («Après Ski» trifft «Lollipop» trifft «Shoot Me I’m Famous») die französische Schweiz vertreten darf, derweil wirklich gute Clubs wie La Ruche (Lausanne) und Halle W (Genf) aussen vorbleiben müssen.
Aber vielleicht ist das auch der musikalischen Vielseitigkeit geschuldet, wobei man ein Open Format-Konzept sicher anspruchsvoller umsetzen kann, als es das Xoxo tut. Eine Präsenz des Swiss Nightlife Awards in der Romandie würde jedenfalls dafür sorgen, dass sich auch dort Leute mit Sachverstand am Voting beteiligen und nicht bloss Leute, die von Online-Promotoren dazu aufgefordert werden für «ihren» Club zu stimmen.
Aber nicht nur die Szene jenseits des Röstigrabens ist untervertreten, auch das Berner Nachtleben wird nicht gebührend gewürdigt: Mit dem Kapitel Bollwerk ist gerade noch ein waschechter Hauptstadt-Exponent unter den finalen 33 Titelanwärtern.
Solange der Swiss Nightlife Award ausschliesslich in Zürich organisiert wird, gibt es für das Komitee nur einen Weg, einen tatsächlich repräsentativen Schweizer Nachtlebenpreis zu vergeben und zwar indem man das Publikums-Voting abschafft und das Verfahren der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, der mehr als 6‘000 Filmschaffende angehören, übernimmt, die alljährlich über die Vergabe der Oscars entscheidet.
Es müssen ja nicht tausende Nachtschaffende sein, die über die Swiss Nightlife Awards richten, aber würde man eine Academy mit beispielsweise 300, 400 Fachleuten aus allen Landesteilen zusammenstellen, die die Preisverleihung exklusiv regeln, dann würde der Award nicht nur repräsentativer, dann würde auch seine Akzeptanz im Nachtleben weiter steigen.
Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.
8 Kommentare zu «Mehr Zürich- als Swiss-Award»
Die Beobachtungen und Vorschläge zur Verbesserung von Alex Flach mögen ja alle richtig sein, aber meiner Meinung nach wäre es einfacher und sinnvoller diesen total überflüssigen Award einfach abzuschaffen.
People’s Choice Award?
Natürlich wäre auch ein Expertengremium denkbar, jedoch frage ich mich, ob es schweizweit wirklich „300, 400 Fachleute“ gibt, die die ganze Szene kennen (oder ob sie dann doch „nur“ in ihrer Region verankert und fachmännisch unterwegs sind)…
Kein Mensch kennt sich mit allem gut aus, auch in diesem Bereich nicht. Muss auch keiner. Wenn Du aber 400 Leute hast die sich in ihrem Bereich sehr gut und darüber hinaus immer noch gut auskennen, hast du am Ende trotzdem was Repräsentatives unterm Strich.
Securo, aber ein Expertengremium sollte sich dann doch in diesem Bereich auskennen. Und eben, ich behaupte einfach mal, dass in der Schweiz keine 300 Leute gibt, die sowohl die Clubszene in ZH, in der Ostschweiz aber auch in der Romandie gut kennen. Die Gefahr, dass für das gevotet wird, was man kennt (wie es bei einer Publikumswahl schnell passieren kann) ist dann eben auch gegeben.
Ich könnte mir folgendes Szenario vorstellen:
Auswahl: Wie Darrien beschrieben hat (Nominierung mit Erklärung) oder: jedes Jurymitglied nominiert z.B. 5 Clubs aus seiner Region.
Wahl: Jede Region vergibt Punkte, jedoch darf nicht für Vertreter aus der eigenen Region gestimmt werden (vgl. ESC)
Wenn man 300-400 Leute hat, die auch beim Nominieren nicht einfach ein paar übliche Verdächtige in die runde Werfen, sondern ihre Nominierung aus ihrem Bereich / ihrer Region auch konkret begründen, können sich auch jene ein Bild von der Nominierung machen, die sich nicht direkt damit auskennen. Steigerung von einer auf 10 Top3 Beatport Chart Platzierungen, umgebauter Club, Etablierung eines neuen Genres etc. Alles Indikatoren, deren Wert man mit etwas Erfahrung auch ermessen kann, ohne ganz nah dran zu sein.
aber alex – diese woche hätte es doch sicher interessanteres zum drüber schreiben gegeben als diesen komischen Award, den auch dieses jahr immer noch niemanden interessiert…
Was denn zum Beispiel? Und ebendarum geht es mir mit dem Text; der SNA könnte viel mehr Leute interessieren denke ich. Den Kommentar von Darrien unten finde ich gut… hier wird Repräsentationskraft dem Traffic geopfert. Finde ich schade.
Und jährlich grüsst das Murmeltier. Seitens SNA wird ein wenig an den Kategorien geschraubt. Seitens Publikum über Nominierungen/Einteilungen genörgelt. Und ändern tut sich trotzdem nicht wirklich was. Auf kurze Sicht bringen 400 Stimmberechtigte halt weniger Views für die Sponsoren auf der Page und eine geschwächte Position der derzeit eher übersichtlichen Jury. Längerfristig würde es aber wohl deutlich mehr Relevanz schaffen. Das wäre dann für die Sponsoren genauso von Vorteil wie für die Glaubwürdigkeit der Institution an sich. So aber bleibt es halt weiterhin bei nicht näher begründeten Nominierungen, wo einfach jeder für seinen Liebling stimmt und weibelt. Schade drum.