Clubeintritt per Gesetz
Bisweilen ist man der Überzeugung, dass gewisse Funktionalitäten nur bei uns in der Schweiz, dem «first world problems»-Land schlechthin, existieren. Dazu zählt auch der Terz um den Einlass von Männern und Männergruppen an den Clubtüren: Wo sonst haben denn die Leute die Musse und die Redakteure den Platz um sich diesem lapidaren Thema zu widmen, so wie es hierzulande mit schöner Regelmässigkeit getan wird?
In Deutschland beispielsweise: Die Regierungen in Bremen und Niedersachsen wollen künftig Disco-Besitzer bestrafen, wenn sie aus «rassistischen» Gründen junge Männer an der Clubtür abweisen. Mit Strafen von bis zu 10‘000 Euro Busse, im Wiederholungsfall kann gar eine Gewerbeuntersagung ausgesprochen werden. Dieses Ansinnen hat Ulf Poschardt auf den Plan gerufen, einen der bekanntesten Journalisten Deutschlands und aktuell Stv. Chefredakteur der zur Axel Springer zählenden WELT-Gruppe. Poschardt, dem Nachtleben schon immer zugetan (seine Doktorarbeit behandelt die Kulturgeschichte der Discjockeys), hat den Plänen der genannten Regierungen zu Silvester einen Kommentar in der WELT gewidmet. Unter der Überschrift «Es lebe das Nachtleben» zerrupft er diese und windet den Club-Selekteuren ein Kränzchen: «Je besser der Club, desto härter die Tür» und «Gute Türsteher sind Genies in sozialer Intelligenz» sind nur zwei der Strophen aus seinem Lobgesang an die Entscheider an der Kordel.
Poschardt fragt sich, wie die Regierungen in Bremen und Niedersachsen ihren Beschluss in der Realität umsetzen wollen, wie die Beweisführung zu laufen habe und welche Ausweichmanöver es von den Nachtleben-Profis geben wird. Er kommt zum Schluss, dass das Ganze eine Absurdität sei und dass die Politik ihre Grenzen kennen und öfter schweigen sollte. Dass der bekennende FDP-Wähler seinen Kommentar mit Seitenhieben auf die rot-grüne Gesinnung der beiden Regierungen garniert, mag auf Schweizer etwas befremdlich wirken: In unseren Grenzen verteilen sich die politischen Nachtleben-Piesacker circa gleichmässig auf sämtliche Parteien.
Poschardt bringt es im grossen Ganzen auf den Punkt: Auch hierzulande erinnert die Politik jedes Mal an den Malermeister an den Kochtöpfen, wenn sie sich mit Nachtleben beschäftigt. Jedoch sind es keineswegs nur die Politiker die partout nicht einsehen wollen, dass Clubs keine staatlichen Institutionen sind, die per Gesetz jedem offen stehen müssen: Auch am Silvesterabend kam es in Zürich zu unschönen Szenen an Clubtüren, während derer Securities und Selekteure von «Gästen» (…) ein handelsübliches «Arschloch» einstecken mussten, aber bisweilen auch das eine oder andere widerwärtige «Nazi» – es waren ebendiese Nazis, die auch an Silvester eine heterogene Mischung der unterschiedlichsten Nationen in den Clubs gewährleistet haben.
Poschardt hätte sich mit seinem Kommentar nicht an die Politiker in Bremen und Niedersachsen wenden sollen, sondern erst einmal an die Unanständigen an der Kordel, die diesen Politikern das Fundament für ihre haarsträubenden Beschlüsse bauen.
Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.
27 Kommentare zu «Clubeintritt per Gesetz»
Spätestens bei der ewigen verlobten von Donald Duck ist schluss mit logischen entscheiden an der Türe. Da wird nach Lust und Laune irgendein Blödsinn verzapft wieso weshalb Madame einem heute nicht gewillt ist den Zutritt zum Döschen zu gewähren -.- Nur um dann 2-3 Standard phrasen später doch noch Milde/Vernunft walten zu lassen, natürlich nicht ohne einen weiteren dummen Spruch ihrerseits^^Aber ja.. wieso einfach (nüchtern) wenn’s auch mühsam geht?!
Finde ich super. Schluss mit Rassismus an den Club-Türen, Schluss mit Diskriminierung!
Auf jeden Fall. Aber nicht auf diesem Weg
Ist in der Schweiz per Gesetzt gar nicht Durchführbar ohne das Hausrecht nach Art. 186 StGB ausser kraft zu setzten. Also, vergisst es doch gleich wieder…
Der Transfer der Bewilligungsverfahren vom Polizei- zum Hochbaudepartement hat gezeigt dass auch die Legislative nur Gummi ist wenn man weiss wie
kommt mir vor wie die Quotenfrau oder die Zürcher Frauen am Sächsilüüten. Jeder und jede will überall dabei sein. Und wenn es nicht geht, dann verklage ich halt die Betreiber. Nun, es ist bekannt, dass wenn gewisse Gruppen untereinander sind am Schluss eine Schlägerei oder Schlimmeres mehr das Resultat ist. Und wer bezahlt den Schaden, wenn nach einer Schlägerei das Mobiliar am Arsch ist, wenn durch eine Auslese des Türstehers die Schlägerei hätte verhindert werden können?
„Wo sonst haben denn die Leute die Musse und die Redakteure den Platz um sich diesem lapidaren Thema zu widmen.“ Da musste ich gerade herzlich lachen. Ja, warum dieses lapidare Thema schon wieder?
Ausserdem wiederhole ich gerne: „Jedoch sind es keineswegs nur die Politiker die partout nicht einsehen wollen, dass Clubs keine staatlichen Institutionen sind, die per Gesetz jedem offen stehen müssen“. Als ob Gesetze zur Diskriminierung nur auf staatliche Institutionen begrenzt wären.
Richtig ist einzig: So wichtig sind die paar Clubs nicht, dass sich ein staatliches Eingreifen aufdrängt. Ich würde mir das jedenfalls nicht ein zweites Mal antun. Und schöne Frauen gibt es auch ausserhalb.
Zur Wiederholung; der springende Punkt ist, dass durch ein solches Gesetz die Diskriminierung ein Stück weit vorausgesetzt wird – hier findet eine unnötige Viktimisierung statt, mit Gesetzen, die in der Praxis wohl nicht einmal umgesetzt werden können. Und wegen Richtig ist einzig: Und doch tut er’s (eingreifen). Den Schlusssatz finde ich aber schön und genau darum geht es ja; jedem ist freigestellt ob er einen Club besuchen möchte oder nicht. Die Clubs können keinen zwingen sie zu besuchen und wollen das auch nicht: Sie leben auch sehr gut ohne dass Sie ihnen einen Besuch abstatten um schöne Frauen zu beglotzen. Wieso belässt man es nicht einfach dabei und entwickelt nun solche Gesetze?
Wobei (zu meinem Artikel unten, gebe ich den anderen Argumenten natürlich recht, wobei mich dieser ganze Club-Kapitalismus halt einfach stört) zum Artikel: Findest Du es korrekt, wenn Albaner, Türken, Schwarze, etc. aufgrund ihrer Herkunft abgewiesen werden? Oder Bsp. Palavrion Bar, der Türsteher wollte im Jahr 2015 keinen Gay-Mann drin haben (war glaub Politiker), darf er dies jetzt wohl deiner Ansicht nach tun, da private Bar? Oder was ist deine Meinung bezüglich Palavrion?
Absolut nicht. Aber Du wirst keinen Club finden in dem keine Albaner, Türken oder Schwarze feiern. Und auch nur selten einen, bei dem keine Ausländer an der Tür arbeiten. Eine Ablehnung hat in den allermeisten Fällen nur mit dem Publikumsmix zu tun; hierzulande hast Du ja fast überall einen Männer-Überschuss. Den gilt es auszugleichen. In Zukunft wird es aber möglich sein, diese Ablehnung auf rassistische Gründe zu schieben – der Gesetzgeber in den besagten Bundesländern hat dies nun ermöglicht und erweist damit Clubbern aus den besagten Bevölkerungsgruppen einen Bärendienst, weil er sie stigmatisiert.
Das verstehe ich nun nicht. Ein schwarzer Mann wird also abgelehnt, weil er ein Mann ist. Und klagt anschliessend, es sei wegen seiner Hautfarbe. Was ist daran neu? Und wer wird deshalb stigmatisiert (und vor allem gegenüber heute schlechter behandelt)? Und wieso?
„Eine Ablehnung hat in den allermeisten Fällen nur mit dem Publikumsmix zu tun“
Dann stellt sich die Frage, ob ein Türsteher a) einen besseren Publikumsmix zustande bringt, resp. b) ob ein gewisser Publikumsmix eine gute Party garantier? So à la: Eine Party mit Geschlechterverteilung von 50:50 ist per se besser als eine mit einem Verhältnis von 65:35…
Oder anders gefragt: keine andere private Einrichtung für ein öffentliches Publikum zum Amüsement strebt einen solchen Mix an (höchstens übers Portemonnaie). Oder haben Sie schon einmal von einem Zoo gehört, der höchstens 50% Kinder reinlässt? 😉
Das Palavrion…. 🙂 Schwarze Schafe gibt’s immer und überall. Und das Palavrion ist in einigen Bereichen ein schwarzes Schaf…. reicht das?
Nein, Palavrion hat keine Schwarze Schafe als Security´s. Sie können einfach Ihren Job nicht erfüllen ! Es gibt 10 arten, jemandem zu erklären warum der Zutritt verweigert wird ohne Diskriminierung von Rasse, herkunft oder Neigung.Aber ohne Fachwissen und Qualitativer Lagerung von Gedankengutes ist es halt nicht möglich…
Einer der einen Job macht den er nicht beherrscht IST ein schwarzes Schaf. Nicht?
Eigentlich sollte die Polizei mal im Hive eine Razzia machen (so während der Rakete)… da hätten die Besitzer sicherlich Freude daran. PS. 30 Franken Eintritt und Drinks für 18 Franken sind ja sowieso Abzocke, aber wobei, wir leben schliesslich ja auch im Land der Abzocker.
Im Hive hat’s schon Razzien gegeben und die Polizei war an Silvester zimli massiv unterwegs. Aber was hat das mit dem Thema zu tun?
Mit den Preisen ist es halt so eine Sache; kein Mensch zwingt Dich eine Uhr für 5’000 Franken zu kaufen. Du kannst Dir auch eine Swatch zulegen. Und wir leben nicht nur im Land der Abzocker, sondern auch im Land mit dem höchsten Durchschnittseinkommen. Dementsprechend sind halt auch die Preise. Gilt ja nicht nur fürs Nachtleben sondern für so ziemlich alles, nicht zuletzt auch die Mieten.
75% der Stadtzürcher sagen regelmässig Ja zu Initiativen welche fairere und günstigere Mieten unterstützen. Deine Meinung, Alex, ist die einer kleinen neoliberalen Minderheit von Abzockern und Mietwucherern. Gut, denken die meisten Menschen anders. Dasselbe gilt für die von dir schöngeredete Diskriminierung wegen Rassismus und Geschlecht.
wieso soll man mit dem nachleben nicht auch geld verdienen dürfen?
es wird einem ja auch -meist- was geboten!
es gäbe ja auch genügend alternative möglichkeiten.. oder man wendet seine eigene zeit, mühe und das eigene geld auf, um was auf die beine zu stellen…. aber die wenigsten sind dazu bereit. lieber jeden montag einen mimimiimii-kommentar verfassen. 😉
ich als frau bin wirklich dankbar um das angenehm durchmischte publikum. zuviel testosteron in der luft macht seltenst spass.
Ach wie süss. Ist dir vielleicht schon mal in den Sinn gekommen, dass solche Nächte auf die Beine zu stellen in der Schweiz sehr teuer ist? Wir haben, auch im Clubleben, die höchsten Löhne, teuersten einkaufspreise für Getränke, die wahrscheinlich höchsten Raummieten Europas und kommen noch die hohen Künstlergagen dazu. Die Agenturen der letzteren denken sowieso immer, dass hier in der Schweiz die Kohle auf den Bäumen wächst. Aber sowas wie ne Razzia für einen Club zu fordern ist das hinterletzte. Was erhoffst du dir davon?
Ach wir sind doch froh, dass die Müllers von selbst zuhause bleiben, und nicht an der Kordel abgewiesen werden müssen … machst einfacher.
Zumindest die Gagen für die Künstler rechtfertigen die hohen Eintrittspreise selten. Vor allem Zürcher Clubs buchen oft lokale DJs, die für ein paar Hundert Franken auflegen. Internationale Künstler mit grossem Renommee wie etwa ein Carl Cox kommen eher in Basel oder Lausanne zum Zug. Man kann den Zürcher Clubbetreibern aber keinen Vorwurf machen. Schliesslich zahlen die meisten Gäste die dicken Eintrittspreise um des Clubs willen und nicht wegen der DJs, die im Line-up stehen. Ist natürlich eine Leistung, wenn das Image des Clubs mehr wert ist als jenes der Person am Mischpult. Und wenigstens bleiben die Eintrittspreise gleich, wenn doch mal fett gebucht wird. Verdient wird dann aber wenig.
Das stimmt so nicht. In vielen Clubs sind reine Local-Abende die Ausnahme. Geh Dir mal die Monatsprogramme (z.B. Oktober bis Dezember) von Hive, Friedas Büxe, Zukunft, Café Gold, Härterei und einigen mehr anschauen; du wirst feststellen dass die Partys mit internationaler Beteiligung klar in der Überzahl sind. Der Sommer und der Januar fallen etwas aus dem Rahmen; da wird vermehrt lokal gebucht. Ansonsten steht aber allermeistens ein ausländischer DJ an der Line Up-Spitze.
schade, dass das nicht Berlin ist, sonst könnte man jeweils gleich mit dem Anwalt vor dem Berghain anstehen. Nur so für den Fall der Fälle 😀
hahah! good one 😉
Ist doch einfach nurne scheiss Szene, sorry. Habe ich echt nicht nötig sowas durchzumachen. Lackierte Affen, ein Bier 9 CHF, alle arrogant, nein Danke
Viel geiler hier in Kolumbien.