Sack zu, Fifa weg.
Bei den Fifa-Verhaftungen sieht man wieder mal, wie unkoordiniert die Behörden vorgehen. Es hätte sich vom Aufwand her gelohnt, bei der letzten Fifa-Versammlung einfach eine Mauer um den Haupstitz zu machen und es als Gefängnis zu beschriften. Natürlich nachdem man die Mitarbeiter rausgelassen hätte, die weniger als 100 000 Franken im Jahr verdienen. Also die Empfangsdame, der Hauswart und die Typen, die die Post im Haus verteilen. Jetzt muss das Personal des Baur au Lac jedes Mal die Teppiche reinigen, nachdem die Polizisten für eine Razzia reingetrampelt sind.
Natürlich sind noch viele Fifa-Offizielle, Consiglieri und Lieutenants auf der Welt verteilt, die es zu fassen gilt. Aber auch das wäre keine Problem, wenn man richtig aufräumen will. Es würde reichen, einen Eimer voll Bargeld auf ein Fussballfeld zu stellen und nach zehn Minuten ein Netz darüber zu werfen.
Es ist schon erstaunlich, dass der grösste Zürcher Kriminalfall des neuen Jahrtausends nicht unter der Führung Zürcher Behörden, oder wenigstens der Schweizer Behörden, über die Bühne geht. Es ist so, dass immer zuerst die US-Behörden zuschlagen, worauf die Bundesanwaltschaft meint «Ah, lueg au da! Jesses Gott. Korruption! Aber nei au!» und auch noch ein paar Fragen stellt.
Natürlich ist das nicht der Vetterliwirtschaft geschuldet, sondern einfach der Tatsache, dass in Zürich Verbrecher, die mehr als eine Million verschieben, als wichtige Wirtschaftsfaktoren gelten. So fallen sie einfach aus dem Fokus der Strafverfolgungsbehörden. Also Leute wie Fifa-Offizielle, Vertraute von Diktatoren, Bankiers von Unterdrückungsregimen und generell Verbrecher mit einflussreichen Freunden.
Und bei der Fifa war ja kein Anfangsverdacht da. Niemals. Nie! Die WM in Katar durchzuführen war so überaus logisch, dass niemand auf die Idee hätte kommen können, dass es da vielleicht nicht mit rechten Dingen zuging. Auch wenn man die bereits bekannten Korruptionsfälle berücksichtigte. Ehrlich! Aber da offenbar JEDER Offizielle der Fifa plus ihre Cousinen und Grossmütter irgendwie mit im Korruptionssumpf steckten, überrascht es dann doch ein wenig, dass niemals niemand nichts davon gehört hat.
Nun haben wir aber noch ein anderes kleines Problem: Die Fifa baut gerade für Millionen eine Museum in der Stadt. Es ist nicht wahrscheinlich, dass das Museum in der Zeit nach der Eröffnung gleich auf viele Besucher hoffen kann. Aber das wird sicher in den nächsten 20 Jahren mit dem Fifa-Tourismus kommen. Chicago hat ja schliesslich auch ein Al Capone-Museum.
30 Kommentare zu «Sack zu, Fifa weg.»
Wenn man die Fifa wirklich umkrempeln möchte, müsste man schon bei lokalvereinen Anfangen.
Das ganze „System“ Fussball ist von oben bis ganz unten korrupt, ein paar Köpfe abschlagen wird nicht viel bringen.
Zur Zeiten Al Capones und den Flüsterkneipen wurden nicht nur Mafiosi Hoppes genommen sondern auch die hübsche Zigarettendame und der Pianist . Das Eine ermöglichte erst das Andere!
Und wieder kassieren nur die Amerikaner und die Schweiz hat das Nachsehen. FIFA zahlt ja bekanntlich keine Steuern in Zürich. Wie doof sind eigentlich unsere Politiker?
alles en hüere seich!!! wenn sankt Sepp aus dem wallis grossspurig verkündet „d’r füesball cha ma nit cheufu“, dann ist das auch so! korruption, wo denn? als walliser kann er doch gar nichts dafür. diesen (über)alten, höchst intergeren männer des philanthropischen vereins vom züriberg gehört der nobelpreis verliehen! sie tun doch so viel gutes.
im ernst: es ist schon ein trauerspiel, wie die schweizer bünzli-behörden hier auf beiden augen so lange bewusst ‚bilnd‘ bleiben konnten. von denen hatte halt niemand den mumm, diesen augiasstall auszumisten. wenn uncle Sam aber mal räuspert, wird gleich untertänigst geweibelt. man diskutiert halt in dieser stadt lieber über hafenkräne und so.
Das grössere Trauerspiel ist meines Erachtens wohl eher dass die Schweiz nun „weidli höselet“ jedesmal wenn die Amis was wollen, das finde ich nur noch peinlich.
Die letzte Schlagzeile finde ich persönlich äusserst amüsant, nun schreit man nach einer Frauenquote für die FIFA.
Ich als Frau, sage Ihnen : auch wir Frauen sind käuflich. Als würde dies etwas ändern und als ob Frauen nicht bestechlich wären!
Mal abgesehen davon, ehrlich gesagt wird es ja wohl nicht soviele Frauen geben die soviel vom Fussball verstehen und in dieser Liga mitspielen könnten.
Eine wirklich verschrobene Idee sowas.
@sürmeli: Frauen sind nicht bestechlich, nur empfänglich.
Alle Mal die Hand hochhalten, die ein Handy aus asiatischer Produktion besitzen – und dann nochmal über das Argument mit den toten Baustellenarbeitern nachdenken.
Jorge, von dir hätte ich mehr erwartet. „Die Anderen haben auch ..“ ist ein Kindergartenargument und entschuldigt gar nichts.
Der Vergleich hinkt übrigens: So müsste man Fifa-Spiele boykottieren, nicht die Verantwortlichen unbehelligt lassen.
Sollte man aber die Handyhersteller hier zur Rechenschaft ziehen können, bin ich in der ersten Reihe.
War auch keine Entschuldigung.
Man müsste aber boykottieren, bis die Verantwortlichen behelligt werden – darum geht’s
Sich beschweren und trotzdem Fussball schauen ist das Selbe wie die Arbeitsbedingungen in asiatischen Arbeitslagern kritisieren, aber trotzdem das neuste Handy zum günstigsten Preis zu wollen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Heuchelei
Ps: davon bin ich nicht ausgenommen – ich mag meinen Lebensstandard
Dann darf also nur noch Kritik üben, wer rein ist wie ein Blütenblatt? Sorry, dann gibts keine Kritik mehr. Heuchelei wärs, wenn ichs bei den Smartphone-Herstellern übersehen würde.
Leider kann ich meinen geringen Einfluss und meine Arbeit besser mit als ohne Smartphone vermitteln.
Womit wir wieder bei Ihrem „die Anderen haben auch -Argument“ vom Anfang wären.
Die Frage ist doch, wo ich die Grenze ziehe.
So lange wir uns selber nicht einschränken müssen, ist diese Grenze jedoch nutzlos.
Ich,ich! Ich habe ein IKEA-Holz-Attrappen-Handy aus polnischer Produktion, ca. 15 Jahre alt, aber macht immer noch eine gute Falle. Ich weiss zwar nicht, ob die polnische Holzfäller, -verarbeiter und Packer fair behandelt und bezahlt werden. Aber hinsichtlich Nachhaltigkeit wurde es mit Garantie CO2-neutral produziert.
Vor 15 Jahren kam das Holz für IKEA-Produkte noch aus dem brasilianischen Regenwald. 😉
Aber um diese Zeit gab es tatsächlich Handyattrappen zu kaufen – von wegen Status und Potenzersatz und so… und das haben Sie wirklich bei IKEA erstanden?
Ist es nicht erstaunlich, dass es immer noch FIFA-Apologeten gibt? Wie offensichtlich muss die Korruption denn noch werden, bis denen mal die Augen aufgehen?
Das Hauptargument scheint zu sein, dass uns bei Abwanderung der feinen Herren über ausbleibende Steuern und Übernachtungen unser wohlverdienter Anteil am Schwarzgeld verloren geht. Offensichtlich trüben Dollarzeichen in den Augen den Blick für Anstand und Moral.
Ich freue mich auf das Gejammer, das die Linken anstimmen werden, wenn sie dann sehen wieviel weniger Steuern oder auch Hotelumsatz etc hier in der Schweiz und der Stadt Zürich hängen bleiben werden wenn die FIF dann wegzieht. nach zBsp. New York oder London ev. auch gleich Katar oder Moskau wer weiss.
Ja, ist voll Sch*****, wenn wir an den Toten auf Katars Baustellen nicht mehr mitverdienen können. Gopf.
Das ist jetzt ein etwas gar direkter Sprung: Weil es Tote auf Katars Baustellen gibt, sollten wir die FIFA aus der Stadt treiben bzw. froh sein, dass sie weg ist? Sich einfach einer Kiste voller Argumente zu bedienen und sie nach Belieben und unsortiert in die Runde zu werfen lässt keine ernsthafte Diskussion zu und zeugt eher von besessener Wut gegen die FIFA als nach konstruktiven Ansätzen. Aber das lässt sich ja eigentlich auch aus den im Artikel beschriebenen kruden Verhaftungsideen ableiten.
Googeln Sie „Satire“. Und ja, die Gewinne, die nach Zürich fliessen haben einen direkten Bezug zur Sklavenarbeit in Katar. Da können Sie noch so lange schön drumrumschwätzen und rationalisieren. Es bleibt Blutgeld.
Aus Wikipedia: „einen künstlerisch gestalteten Prosatext, in dem Personen, Ereignisse oder Zustände verspottet oder angeprangert werden.“
So weit, so gut, aber Satire sollte eine gewisse Präzision beinhalten und kein blinder Rundumschlag sein: Oder sollte die Bundesanwaltschaft etwa ermitteln, weil die WM an Katar vergeben wurde? Ausserdem, mit einem Eimer voll Geld auf dem Fussballfeld fangen Sie neben der FIFA auch noch die gesamte Zuschauerschaft, den Platzwart und den Masseur!
Ich habe übrigens einen Zusammenhang zwischen den Bedingungen in Katar und der FIFA gar nicht bestritten sondern lediglich hinterfragt, ob verhaften und ausweisen die richtige Antwort sein soll.
Die richtige Antwort auf Verbrechen sollte doch Justiz sein. Oder gilt das nicht mehr?
Reden wir aneinander vorbei?
1. Verbrechen gehört geahndet – einverstanden!
2. Die FIFA darf Tote auf den Baustellen nicht tolerieren sondern muss zumindest versuchen, einfluss zu nehmen.
3. Die schweizer Bundesanwaltschaft ist seit Jahrzehnten ein Laden mit enttäuschender Leistung. Sie hat allerdings nicht die Manpower eines amerikanischen DoJ.
Ihre Satire in Ehren, aber sie greift zu kurz: sollte die Bundesanwaltschaft oder die Stadt Zürich eine Razzia bei der FIFA machen, weil die WM nach Katar vergeben wurde? Oder weil es in Katar Tote gibt? In einem Rechtsstaat muss ein klarer Verdacht oder eine Anzeige vorliegen bevor man Untersuchen kann – ausser man ist die USA.
Nein, aber vielleicht, weil selbst die Fifa-Ethikkommission vor zwei Jahren Korruption vermutete? Wär das ein Anfangsverdacht gewesen?
Na, ja – Herr Hartmann, New York und London sind ja noch mehr in der Einflusssphäre der amerikanischen Justiz, meinen Sie nicht? Und dass die 240 Millionen des FIFA.Hauptsitz auch noch nicht ganz amortisiert sind, scheinen Sie ebenfalls nicht zu wissen? Na, dann!
Mit allem nötigen Respekt, wer die FIFA mit der Mafia vergleicht – hat keine Ahnung was Mafia ist.
Machtgeilheit, Seilschaften findet man auch bei TA Media, Korruption ist sehr weit verbreitet auf der ganzen Welt, Steuerbetrug und Steuerhinterziehung sind auch keine primären Geschäftsfelder der Mafia – ein Drogendealer hat kein steuerliches Problem, wenn er Einkünfte, Vermögen aus dem Drogenhandel nicht deklariert (IIRC).
Die Mafia hat in Italien mehre Tausend Menschen getötet, viele mehr verwundet, verstümmelt etc – die Mafia war nie ein gefeierter Verein, die FIFA war es. Die FIFA sollte in erster Linie allen Fussballfans (jene die viel Geld für Fussball ausgeben) ein Problem sein.
Naja, immerhin lebt Hollywood ganz gut mit Mafiafilmen und dem Millionenpublikum, das dafür Geld ausgibt.
Aber das ist nicht der Punkt: Der Mafia-Vergleich geht um die Omerta-Strukturen. Und was die Steuern angeht: Al Capone starb als verurteilter Steuerhinterzieher.
Dann wäre der Vergleich nachvollziehbar, wenn Sepp Blatter aufgrund eines Raserdelikts in die Kiste wandert. Die Omerta Strukturen in der FIFA sind nicht vorhanden und Mafia Filme sind Fiktion. Gäbe es Omertastrukturen, dann gäbe es Leichen – auf der ganzen Welt; solche die gefunden würden und solche die nicht gefunden würden. Die FIFA erinnert zur Zeit eher an: Rette sich wer kann!
Trotzdem, wiedermal ist mir die innere Struktur des Bloggs erst beim zweiten Lesedurchlauf bewusst geworden. Das Museum in Zürich….deswegen auch Al Capone. Herrje, halbpatzig gelesen, auf die Palme bringen lassen durch etwas das so gar nicht drin steht …..Meine Güte…Sorry!
Sicherlich nicht das, was Sie gemeint haben, Herr Casale, aber die Toten gibt’s schon… Baustelle, Katar, katastrophale Verhältnisse…!?!
zwei dinge, bitte, hierzu, herr casale. es geht hier um „mafiöse strukturen“.
im übrigen – und das ist eigentlich tragisch – ist die mafia heute in italien weitgehend legitimiert. die methoden, welche sie erwähnen, werden nur noch am rande eingesetzt. tatsache ist, dass das land italien ohne die mafia, schon längstens pleite wäre. die mafia sorgt, mitllerweile mit legalen firmen, dafür, dass die bevölkerung noch ein einkommen hat. tragisch, oder, wenn ein staat derart versagt.
sagen wirs so. ohne den einsatz unserer „weltpolizei“ – also den amis, wär wahrscheinlich gar nichts gegangen. obwohl die amis nur an der kohle interessiert sind, (siehe bankenprozesse), haben wir im falle der fifa doch den positiven aspekt, dass auch unsere einschlägigen behörden, den finger aus dem allerwertesten nehmen mussten und müssen.
bezüglich fifa. man ist auf dem tiefpunkt angelangt. eigentlich schade, denn der sport wird überschattet von machtgeilheit, vetternwirtschaft, korruption und ungerechtfertigter selbstbereicherung. -> man muss den vorstand komplett ersetzen, den verein in eine ag umfirmieren und leute einsetzen welche „ethik“ nicht nur schreiben können, sondern auch…