Hipster-Weihnachtsdörfli

Weihnachts-Sushi gibts nur an einem Zürcher Weihnachtsmarkt. Und in Tokio vielleicht.

Weihnachts-Sushi gibts nur an einem Zürcher Weihnachtsmarkt. Und in Tokio vielleicht.

Normalerweise lästere ich gerne über Hipster ab, aber dieses Mal bin ich voll des Lobes. Obwohl die Betroffenen sich wohl dagegen verwahren würden, Hipster genannt zu werden.

Es geht um das Weihnachtsdörfli am Bellevue. Was der Gewerbeverein Seefeld über Jahrzehnte nicht auf die Reihe gekriegt hat, nämlich einen anständig geschmückten Christbaum und einen Weihnachtsmarkt am Bellevue zu organisieren, ist offenbar ein paar Hipstern gelungen.

Normalerweise wär ein klassischer Weihnachtsmarkt mit «Jingle Bells» aus den Lautsprechern ja etwas für Touristen, und genau darum würde das nicht funktionieren. Die Produkte wären für Nichtzürcher zu teuer und die Einheimischen würden vielleicht einmal schnell durchlatschen und einen einzigen Lebkuchen kaufen. Im Weihnachtsdörfli siehts aber ganz anders aus. Vielmehr Zürich als diesen Markt gibts kaum.

Nach Jahrzehnten endlich einen Christbaum, für den man sich nicht schämen muss.

Nach Jahrzehnten endlich einen Christbaum, für den man sich nicht schämen muss.

Als Beispiel: Da gibts nicht nur Weihnachtssüssigkeiten und Raclette auf Brot, sondern vegane Spiessli, Weihnachts-Sushi, Kaiserschmarrn und chinesische Ente. Es hat Gaststände aus dem Bündnerland die exotische Leckereien anbieten. Also Multikulti-Essen, was uns Zürchern sehr entgegenkommt. Dazu gibts verschiedene Bars, an denen sich die Leute nach Feierabend noch schnell auf ein Bier, einen Caipi oder einen Glühwein treffen. Das Weihnachtsdörfli erfüllt also die soziale Funktion, die Märkte schon seit dem Mittelalter innehaben.

Und nicht nur das: Anstatt selbstgeschnitzte Krippenfiguren, Glasschmuck und sonstigen Kitsch gibts ein Design-Angebot, das man sich sonst über die ganze Stadt zusammensuchen muss. Von handgefertigtem Gartenwerkzeug über Klamotten und Freitagtaschen bis hin zum Brillengestell. Alles ziemlich teuer, aber ey, wir sind in Zürich. Da herrschen sowieso immer Weihnachtspreise.

Für mich wars auf jedenfall sehr praktisch. Beim ersten Besuch hab ich mir die Sachen mal angesehen. Jetzt kläre ich ab, wer was schon besitzt, und beim zweiten Mal kann ich mich dann mit Weihnachtsgeschenken eindecken, die aus den Zürcher Boutiquen stammen, ohne dass ich dafür durch die Kreise 1 bis 5 pilgern muss.

Also, Weihnachtsdörfli am Bellevue: Daumen hoch! Ist einen Besuch wert.

25 Kommentare zu «Hipster-Weihnachtsdörfli»

  • meinrad mörgeli sagt:

    wenn zwei hipsterinnen einen solchen markt organisieren, gibts halt einen hipstermarkt.
    überteuert und beliebig, dafür rentabel, wie alles in zürich.

  • Sportpapi sagt:

    Hm. Also das gleiche Multikulti, wie mittlerweile an jeder Hundsverlochete, wie die früheren liebevoll gestalteten Vereins- oder Privatstände mittlerweile durch den Kebap-/Pizza-/Asia-/Crepewagen ersetzt wurden. Nicht dass ich da immer etwas dagegen hätte. Aber einen schönen klassischen Weihnachtsmarkt an Weihnachten würde ich schon auch geniessen. (und lieber selbstgebastelten Kitsch als überteuerten Designerquatsch, aber das ist ja nur meine Meinung).

    • Réda El Arbi sagt:

      Die Vereine habens 30 Jahre lang nicht auf die Reihe gekriegt. Sorry.

      • Sportpapi sagt:

        @Reda: Was man trotzdem bedauern kann. Ich für meinen Teil bedaure einfach, wenn jeder Markt, jedes Fest mittlerweile gleich aussieht, die gleichen Marktfahrer aufweist, fast schon egal ob Sommer, Winter, Weihnachtsmarkt.

        • Böser Wolf sagt:

          Ich war am Bellevue und es hat dort eben nicht das gleiche Angebot wie überall sonst. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich nicht viele Weihnachtsmärkte kenne.

        • Sportpapi sagt:

          Ich war jetzt auch da. Und tatsächlich, das Food-Angebot begeistert. Da könnte ich mich wohl zwei Wochen bestens verpflegen, auch ohne die vielen veganen Stände…

  • Barbara Grohé sagt:

    Möchte mal behaupten, dass ich ne kleine Ahnung von schönen Weihnachtsmärkten habe. Ich fahre gerne nach München, dort gibt es in jedem Stadtteil sehr schöne stimmungsvolle Märkte. Beim Weihnachtsmarkt vor der Oper war ich ja ehrlich skeptisch. Aber er hat mich sehr positiv überrascht. Er ist abwechslungsreich, er sieht sehr hübsch aus, es hat genug Platz zwischen den Buden, sodass man nicht zu gedrängt ist – und die Eisbahn hat jetzt den Namen auch verdient. Ich war tagsüber und ich war abends dort – und ich denke er wurde angenommen!! Weiter so

  • tina sagt:

    ich würde mir das zu gerne ansehen, aber ich kann nicht im november. wienächtele ist ein dezember ding. definitiv. schnee hin oder her

  • Irene feldmann sagt:

    Ja dann, buche ich mir ein Ticket, einmal im Jahr braucht man doch ein währschaftes Fondue….:)

  • Patrick sagt:

    Jo hey, komme zwar aus berlin lese aber jeden Tag den Tagesanzeiger.

    Bei wem kann ich den Couchsurfen um mir diesen sagen umworbenen xmas-Markt angucken zu können?

    Liebe Grüße aus dem großen Kanton.
    Patrick

  • peter sagt:

    sieht aus wie ein weihnachtsmarkt an einem industriestandort in schlieren… sie hätten am abend wenns dunkel ist fotgrafieren sollen, stimmung und so. ohne kohle keine stimmung und umgekehrt

  • tststs sagt:

    Vania und Katja haben einfach ein Händchen dafür…

  • Diego sagt:

    Mal abgesehen davon, dass ich Weihnachtsmärkte per se gruselig finde, egal ob von Hipstern oder den konventionellen Bünzlis, geht mir jede dieser Hundsverlocheten die Zürichs einzig wirklich mondänen Ort zustellen grausam auf den Sack.

  • Maiko Laugun ★Moral Plus Apostel★ sagt:

    Hat nicht Hipster Jesus auch schon Sushi verteilt?

    • marie sagt:

      🙂 die wundersame sushi-vermehrung und alle wurden satt – so sieht bergpredigt aus. und im hintergrund: wham…

    • IgorB sagt:

      Noch nie was von der Speisung der 5000 am See Genezareth gehört? Klar doch! Oder meinst Du, Jesus habe die Fische auch noch gebraten, bevor er sie vermehrt und geteilt hat? EBEN! 😉

    • Kann ich mich also auf die Bibel beziehen? Ich verteile zwar die Weihnachts-Sushi nicht und sie vermehren sich auch nicht. Trotzdem hat’s genug, um alle Besucher zu verwöhnen. Einfach vorbeischauen bei Casi’s Finefood, Stand 51, gleich beim Eingang vom Bellevue her.

  • Hannes Wetzel sagt:

    Ich war tatsächlich auch skeptisch und muss meine Vorurteile revidieren. Es kommt zwar aus der gleichen Ecke wie mittlerweile alles andere,Streetfoodmarket,Heiliger BimBam usw.,aber es ist wirklich toll gemacht!

  • geezer sagt:

    dann sofort den weihnachtsbart montieren, grossvaters hornbrille aufsetzen und umgehend mit holzfällerhemd auf einem ganz scharfen fixie ans bellevue düsen!!! hoffentlich gibts auch IPA bier….sonst weiss ich ja gar nicht, was ich trinken soll!..:-)

    • Lara sagt:

      Cold Brew Coffee gibt’s leider auch nicht. Aber das Streetfood meets Streetparade meets X-Mas Market ist wirklich ganz nett gemacht.

  • Guzman Schimmelmoos sagt:

    Wirklich toll, lässige Stimmung, ganz klar, trotz Hipstertum.
    Einige Standbetreiber verkaufen zwar ihre Seelen, da in deren Heimatländern wohl kaum Weihnachten gefeiert werden, aber das ist meinem Gaumen egal. Grüsse

  • marie sagt:

    frohe weihnachtszeit aus dem provinziellen bern 🙂 werde ganz bestimmt zürichs sympathischen weihnachtsmarkt besuchen.
    hier ein ebenso passendes weihnachtslied – da singe ich immer lauthals mit, bis nachbarn reklamieren.
    https://www.youtube.com/watch?v=j9jbdgZidu8

  • maya sagt:

    musst dich aber beeilen mit einkaufen, das angebot wechselt am 30.11. wieder 🙂

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