«Ich mag den weiblichen Körper» – plaudern mit Fiona
Diese Woche treffen wir Fiona Knecht, Designerin, Handwerkerin und vielleicht etwas Innenarchitektin, auf ein bisschen Geplauder. Sie führt den allerersten CD-Laden der Stadt und stellt gerade ihre neue Produktereihe aus Möbeln mit Pinup-Mustern eigenhändig her. Wir genehmigen uns einen Eiskafi im Z am Park. Fiona zieht bei ihrer Ankunft alle männlichen Blicke auf sich, mit ihren roten Haaren und ihrem figurbetonten Kleid erinnert sie an eine ihrer Pinup-Figuren aus den 40ern. Sie scheint sich der Aufmerksamkeit nicht bewusst zu sein.
Das letzte Mal als wir uns trafen, hattest du gerade vier oder fünf verschiedene Jobs, darunter eine Assistenz an der Hochschule der Künste, eine Festanstellung beim «Jenseits» und deinen CD-Laden, den du von deinem Vater «geerbt» hast (Fionas Vater eröffnete in den 80ern den ersten Musikladen, der nur CDs verkaufte). Ist es jetzt ruhiger in deinem Leben?
Ja, ich musste etwas runterfahren. Der CD-Laden ist etwas, das man nicht so einfach nebenbei machen kann. Also hab ich meine Jobs gekündigt und mich voll auf den Laden und ein paar Freelance-Jobs konzentriert. Mit meinen neuen Ideen versuche ich, mit einem erweiterten Angebot meinen geliebten CD-Laden ins Zeitalter der Streamingportale zu retten.
Du fandest offenbar Zeit, neue Produkte zu designen und damit wieder etwas ganz Neues auf die Beine zu stellen …
Ja, als ich im Frühling in den USA war, hat es mich einfach angefallen. Die ersten Ferien nach vier Jahren und dann fand ich mich plötzlich in einer Umgebung wieder, die meine Kreativität befruchtet hat. Man darf das ja heute gar nicht mehr sagen, aber was mir an den USA gefiel, waren genau die Sachen, die die meisten Leute nerven: Der Lärm, die Lichter, die Werbung, die schreienden Farben. Die USA hat eine unheimlich inspirierende Design-Geschichte. Und plötzlich erinnerte ich mich wieder an meine Begeisterung für Elvgren und seine Werbe-Pinups aus den 40-, 50-, und 60ern. Ich war schon als Jugendliche ein Fan, hab das aber wohl während meiner Designausbildung vergessen. Hier in Europa ist in diesem Bereich alles eher karg, funktional, schlicht.
Und das brachte dich auf die Idee …
Als ich zurück war, hab ich zuerst versucht, ein grosses Pinup zu malen. Da stand ich dann frustriert vor meinem Bild und musste mir eingestehen, dass ich mehr Designerin als Malerin bin. Und Design bedeutet, dass man Dinge macht, die einen praktischen Nutzen haben, Sachen für den Gebrauch. Also entwarf ich eine Serie kleiner Pinups und daraus entstand dann die Idee für die Spielkarten und für «customized» Möbel. Ich stelle die Möbel selbst her und der Kunde kann sich die Bedruckung auswählen. Die Pinup-Karten waren zu Beginn eher ein Gag, aber nachdem ich sie auf meinem Facebook-Profil gezeigt hab, kam eine wirklich grosse Nachfrage. Nun hab ich ein Crowdfunding-Projekt daraus gemacht und es macht unheimlich Spass. (Hier Crowdfunding unterstützen)
In einer Zeit, in der kaum eine Duschmittelwerbung ohne nackte Haut auskommt und Sex und Porno überall erhältlich sind, wirken die Pinups der Vergangenheit ja eher zurückhaltend …
Mehr nackte Haut bedeutet nicht unbedingt mehr Erotik. Ausserdem mag ich die kurvigen, sehr weiblichen Formen der Pinups. Klar entsprechen auch die Pinup-Bilder nicht der Realität, aber sie strahlen mehr Wärme aus und es haftet ihnen eine Körperlichkeit, eine Weiblichkeit an, die mir mehr entspricht.
Wer sind deine Models? Oder machst du das alles aus dem Kopf?
Auf den Karten bin fast alles ich. Also, ich posiere, verrenke mich und versuche, den Fernauslöser meiner Kamera irgendwo zu verstecken. Natürlich hab ich die Figuren dann stilisiert, Gesichter und Figur angepasst, aber die Posen sind von mir. Ausserdem ist es ungeheuer anstrengend, so locker sexy posieren. Harte Arbeit.
Hast du keine Angst vor dem Vorwurf des Sexismus?
Nicht wirklich. Pinups sind ja auch immer ironisch konnotiert, was die Erotik eher spielerisch erscheinen lässt. Wenn der Feminismus sich daran stören würde, haben wir wohl keine echten Probleme mehr.
Wie passen deine neuen Designstücke zu deiner Arbeit für das katholische Begegnungszenter «Jenseits» und deinen Einrichtung der Kapelle/Besinnungsraums des Sanatoriums Kilchberg?
Das ist kein Problem. Ich mache noch immer Freelance-Aufträge für die Leute vom «Jenseits», letztens eine Interpretation des Themas «Adam & Eva». Da hab ich mich schon gefragt, ob ich nicht zuviel nackte Haut zeigen würde. Der Verantwortliche reagierte gelassen: «Das sind Adam und Eva. Die waren damals ganz nackt, also kein Problem. Provokativ wäre, wenn du zwei nackte Männer zeigen würdest.»
Wie gehts dir privat?
Ganz gut wieder. Ich hatte letztes Jahr etwas gesundheitliche Probleme, was wohl daran lag, dass ich zuviel gearbeitet hab. Da muss ich aufpassen. Ich hab die Tendenz zum Workoholic. Ich stehe morgens auf und kanns kaum erwarten, mit dem Arbeiten zu beginnen. Da muss ich etwas darauf achten, dass ich mich nicht ruiniere. Im Flow zu sein ist ein herrliches Gefühl, aber der Körper braucht zwischendurch auch mal Ruhe, das weiss ich jetzt.
Die übliche Frage in diesem Gefäss: Wie siehts mit der Liebe aus, Flirten? Freund?
Ich bin seit eineinhalb Jahren in einer Beziehung, wir ziehen jetzt gerade zusammen. Übers Flirten kann ich nicht viel sagen, ich gehe kaum aus, und lebe irgendwie in meiner Welt. Im Alltag werde ich selten wirklich angesprochen oder vielleicht merke ich es einfach nicht, wenn jemand mit mir flirtet. (Wir werden unterbrochen, weil der Typ vom Nachbarstisch ein paar Komplimente loswerden will). In meiner Singlezeit wollte ich dem Flirten in Zürich mal auf die Spur kommen, hab dann aber gleich meinen jetzigen Freund getroffen. So kann ichs wirklich nicht einschätzen.
Sagts und stiefelt elegant davon. In einer Hand die Kiste mit der Elektrosäge für die Möbel.
(Hier zur ganzen Serie «Plaudern mit …»)
Pin-Up Poker from Fiona K. on Vimeo.
10 Kommentare zu ««Ich mag den weiblichen Körper» – plaudern mit Fiona»
Erinnerungen an die alten CD-Studio-Zeiten keimen auf. Meine Mutter gehörte auch zum Team, ich hab viele Stunden meiner Kindheit im Laden verbracht. Und freue mich natürlich extrem, dass Fiona diesen Laden für die Zukunft bereit gemacht hat. Und bedaure, dass ich schon so lange nicht mehr reingeschaut habe. Hol ich aber nach, versprochen!
reda, das verhältnis interviewte frauen zu männer steht unterdessen gefühlt bei 10:1. der eine victor.
kannst du uns was über deinen umgang mit männern erzählen?
Nun ja, ich lese die InterviewpartnerInnen aus. Und irgendwie gibts gerade nicht besonders viel Männer, die irgendwas machen, was mich interessiert. Zudem gleiche ich nur die alltägliche Berichterstattung aus, die zu 90 Prozent über Männer berichtet.
Eifersüchtig auf meinen Job? 😀
Ausserdem tragen zu wenig Männer im Sommer einen Rock und Frauenbeine sehen darin auch viel schöner aus. 🙂
„Ich mag den weiblichen Körper“. Ja, ich auch. Und: die Frau ist wirklich brandheiß.
„Customized Möbel“ sollte es wohl heissen, nicht „costumized“. Kommt von customized Cars. Pin-up Girls sind in dieser Szene auch sehr beliebt, wie man gerade letztes Wochenende am US-Car Meeting in Mollis (GL) wieder gesehen hat: Dralle Frauen und Hot Rod’s, etc. 😉
Klar, sorry, Tippfehler am Morgen. Wird geändert.
Fiona ist ein Juwel und das „CD Studio“ immer einen Besuch wert! Highly recommended. 🙂
ich bewundere fiona um ihre kreativität. die pokerkarten sind ein tolles geschenk für unsere männlichen freunde und bekannten. bestellung folgt…
kuhli plauderei