Die Rütli-Verschwörung
Heute ist der richtige Tag, um einmal zu erklären, woher unsere Traditionen, unsere Armee und unser Eigensinn kommen.
Zu Beginn unserer Geschichte, also bis vor cirka 800 Jahren, waren wir Schweizer nichts anderes als drei Bauern, die friedlich ihren Weizen anbauten (Kartoffeln und Mais kamen erst nach der Entdeckung Amerikas). Ganz so friedlich war das aber eben leider nicht. Schon die Römer, die Germanen, die Gallier, einfach alle, stampften auf dem Weg zu ihren Schlachten quer über unsere Felder und trampelten unsere Ernte nieder. Wer schon mal einem Schweizer Bauern ins Feld gestapft ist, weiss, dass wir das nicht so mögen (Huere Siech, du Pfiifechopf, verreis us mim Chorn!!! Du Tubel!).
Die drei Bauern bissen die Zähne zusammen und liessen es über sich ergehen. Bis die Habsburger kamen (die waren sowas wie die damalige EU). Die Habsburger bewegten sich wie fremde Fürsten in unserem Land UND sie verlangten auch noch Steuern dafür, dass sie unsere Felder niedertrampelten.
Das war dann genug für die Urschweizer. So nicht. Erstens mögen wirs nicht, wenn uns irgendwer Vorschriften macht (schon gar nicht die Österreicher, tz) und zweitens verstehen wir überhaupt keinen Spass, wenns ums Geld geht.
Also trafen sich die drei Bauern auf dem Rütli, schlürften Mehlsuppe und überlegten sich, was da zu machen sei. So konnte es schliesslich nicht weitergehen, man musste etwas gegen die Habsburger tun. Der Eine wollte gleich alle Brunnen der Österreicher vergiften. Der Andere schlug vor, man könne den Franzosen sagen, dass die Habsburger behaupten, alle Franzmänner seien schwul. Das würde die homophoben Franzosen dazu bringen, die Habsburger niederzumachen. Natürlich, nachdem sie quer über die Schweizer Felder marschiert waren. Aber jänu.
Der Dritte, der Cleverste von den Dreien (ein Zürcher), hatte aber die Vorstellung von einer chirurgischen, geheimdienstlichen Aktion. Er wollte den Vogt der Habsburger mit einem gezielten Anschlag aus dem Weg räumen. Es sollte ein Einzeltäter sein, der beim Anschlag ums Leben kam, so dass man die Schuld auf die Franzmänner oder die Italiener schieben konnte. Das sollte den Schweizern dann erst mal Ruhe verschaffen.
Die zwei Anderen waren begeistert, der Plan war geboren. Man heuerte einen arbeitslosen, desillusionierten und verzweifelten jungen Mann aus der Innerschweiz an, Wilhelm Tell, und versprach ihm das Paradies und ein paar Jungfrauen, wenn er den Vogt umbringe.
Tell, unser erster Selbstmordattentäter, brachte es nach einiger Provokation durch die Habsburger dann auch fertig, den Vogt in einem Hinterhalt abzumurksen. Da unser Selbstmordattentäter beim Anschlag blöderweise nicht ums Leben kam, und später sogar noch mit seiner Tat herumprahlte, mussten wir die Geschichte so drehen, dass aus unserem Terroristen ein Freiheitskämpfer wurde. Wir erzählten Geschichten von patriotischen Schwüren bei Mehlsuppe, heldenhaftem Kampfesmut, demokratischen Grundprinzipien und Männerfreundschaften bis über den Tod hinaus (Frauen hatten damals noch nichts zu melden. Deshalb fand die Rütliverschwörung wohl auch bei Mehlsuppe und nicht bei irgendeinem feinen Essen statt.)
Von diesem Augenblick an fürchteten uns die uns umgebenden Länder. In den folgenden Kriegen veränderten die Schweizer Truppen die Kunst des Krieges. Wir hielten uns so gut wie an keinen Ehrenkodex, sondern kämpften einfach drauflos. Nichts von Mann gegen Mann oder Ritter gegen Ritter. Keine grossen Heere, die sich rituell abschlachteten. Wir stellten Fallen, kämpften unfair Alle gegen Einen und rissen an den Haaren. Aber der Erfolg gab uns recht.
Das funktionierte so gut, dass sich gleich der Vatikan meldete und eine Einheit dieser arbeitslosen jungen Innerschweizer für seine eigenen Schutz anheuern wollte. Die Schweizer Garde war geboren. Unser Ruf auf dem Schlachtfeld wurde mit der Zeit so übel, dass in den umliegenden Ländern die Mütter ihre Kinder ängstigten, in dem sie ihnen mit «dem Schweizer» drohten. (Geh sooofort ins Bett, oder ich sags DEM SCHWEIZER!)
An einigen Schlachten mussten wir gar nicht mehr vollzählig erscheinen. Wir sandten nur einen einzigen Schweizer hin. Der rauchte dann seine Zigarette, einen Arm locker auf seine Sense gestützt, die Ärmel seines weissen Hemdes cool hochgerollt und bliess den Rauch verächtlich in Richtung der feindlichen 100 000 Mann. Nur schon diese Geste brachte die Feinde zum Aufgeben. Bei den Ausgrabungen in Marignano findet man bis heute Helme, Schwerter und Rüstungen von den Gegnern, die sich schreiend vom Blech befreiten, um schneller wegrennen zu können.
Ja, so war das damals.
(Der Blogpost wurde 2008 erstmals in seiner Urform veröffentlicht und ist hier in seiner überarbeiteten Form zu lesen.)
14 Kommentare zu «Die Rütli-Verschwörung»
Das Ende der Geschichte fehlt: Aus den 3 Bauern sind 26 geworden, aber sie sind Bauern geblieben. Während bei den Habsburgern, den Ost- und Westfranken erst Städte und dann Staaten entstanden, ist die Schweiz eine Ansammlung von sich gegenseitig belauernden Dörfern geblieben. Sie kämpfen nicht mehr mit Sensen, sondern mit Steuertricks gegeneinander und gegen alle um sie herum. Das hat sich als viel effektiver erwiesen. Das hat sie so beschäftigt, dass sie vergessen haben, eine Nation mit einer Nationalkultur zu werden. Die Mehlsuppe wurde verfeinert, die Umgangsformen nicht. Die sind noch so, wie zu Tells Zeiten.
Verfeinert wurde auch das Söldnerwesen, statt marodierender Urner und Nidwaldner schickt man jetzt international organisierte Rohstoff- und Trinkwasserräuber rund um die Welt.
Endlich erzählt mal einer die Geschichte so wie sie wirklich war, als dieses erstunken uns erlogene Historiker Gedöns!
Herrlich, wenn jemand tiefschwarzen Sarkasmus nicht versteht.
Adam jezz entspann dich mal, du tönst ja langsam wie so tellischer fehlschuss….{*}
Wenn Sie, Irene, die rassistischen Ergüsse eines Oskar Brunners hier auf Tagi.ch kennen würden, täten Sie mir auch nicht nahelegen, mich mal zu entspannen.
Soll ich Ihnen mal raussuchen, was er dazu gesagt hat, als 20 Nazis einem jüdischen Mitbürger hier in Zürich ins Gesicht gespuckt haben?
Adam, Leute verändert man nicht indem man ihnen einen Spiegel vorhält sondern indem man sie mit einem intelligenten, besseren und weiserem Verhalten beeindruckt. Indem sie sich ereifern Adam, bringen Sie dem Oskii ein gelungenes Lächeln aufs Tapet, ihr Wunsch jedoch, nehme ich hier mal an ist, ihn zu korrigieren und zu stoppen. Mein Tipp: laden Sie den Oskar zum schwimmen ein und beim kraulen tünken sie ihn für schlappe 55sekunden, wer weiß vielleicht wird dann seine Meinung positiver über alle Minderheiten sein. 🙂
Konnte nichts finden, was hat er denn gesagt?
Elbe: Im übertragenden Sinn. Die Juden seien kein lohnendes Ziel mehr. Die Nazis sollen sich neue Opfer suchen. O-Ton „Wenn Sie verstehen was ich meine…“
Irene, Sie müssen hier nicht mit solchen Leuten zusammenleben. Ihre Reaktion macht mit fassungslos.
Adam. Ich wähle meine kämpfe sehr genau und versuche dort Energy einzusetzen, wo wirklich realistische Hoffnung für Veränderung stattfinden kann.
Ich finde es unmöglich alles, was mir nicht recht erscheint einfach an die wand zu klatschen.
Ihr Bemühen Adam, alle und jene auf denen Fehlverhalten aufmerksam zu machen ist gut gemeint doch in meinen Augen ein Fehler ihrerseits.
Rassismus und Gewalt verbinde ich mit Dummheit, welche aber auch wieder menschliche Züge sind, was wiederum nicht heißt das diese zu akzeptieren sind, sie schließen nur auf den Zustand solcher Personen auf.
Es gibt einige, wirksame Mittel welche diese Situation wie genannt, 20 gegen einen klar und korrekt beheben könnte nur ist dies von einigen Faktoren abhängig welche wiederum diese genannte Situation nicht so beurteilen wie sie und ich es tun würden.
Und zum Schluss Adam, ich schätze ihre Kommentare, ihre Meinung auch wenn ich sie ab und zu Bremse.
Alles Gute zum 25. Geburtstag Frau Irone! 🙂
25? Wahrscheinlich als sich Tells Sohn wegen der Armbrust fast in die Lederhosen gemacht hat.
52….::::))))
Hhhhhhhhhhhhhh Neiiii reda, einfach genial, genial…..dank dir für dieses Geburtstags Geschenk…..