Stehauf-Club Härterei

Wird auch in Zukunft feiern: Härterei.

Wird auch in Zukunft feiern: Härterei.

Am Freitag den 11. September und nach einem grosszügigen Umbau wird der Härterei Club auf dem Maag Areal wiedereröffnet. Das altindustrielle Flair der ehemaligen Fabrik wurde bei der Sanierung beibehalten. Auffälligste Neuerung ist eine Galerie, die dem Club das Aussehen einer Arena verleiht. Der Club ist seit Mai 2013 in den Räumlichkeiten der Werft auf dem Areal angesiedelt, die zuvor als Barbereich an den Musicals in der Maag Music Hall diente.

Das Reopening im September setzt den Schlusspunkt hinter einen langen und steinigen Weg, wie er für das Verhältnis zwischen Stadtverwaltung und Nachtleben typischer nicht sein könnte. Philipp Musshafen, Geschäftsführer MAAG Music & Arts AG: „Im April 2013, der Härterei Club war noch am ursprünglichen Ort, stand während einer Clubnacht plötzlich die Polizei bei uns auf der Matte und teilte uns mit, dass wir die Lautstärke der Musik auf 80 Dezibel zu senken hätten. Bei Nichtbefolgung würde man die Härterei schliessen. Da man mit 80 Dezibel keinen Clubbetrieb aufrecht halten kann hatten wir also die Wahl zwischen aufgeben und aufgeben – fristlos.“

Musshafen und sein Team packten also ihre Sachen, zogen bereits am folgenden Wochenende in die Werft und hielten dort den Betrieb einen Monat lang so gut es ging aufrecht. Dann nutzten sie den Sommer 2013, investierten einen hohen fünfstelligen Betrag, um die Werft einigermassen Club-tauglich zu machen und machten sich an die finale Planung der Härterei an ihrem neuen Standort. Der Umbau inklusive Lärmschutzmassnahmen wird mit Wiedereröffnung nochmals einen hohen sechsstelligen Betrag verschlungen haben.

Die Lärmklagen von April 2013, die zu diesem Unsummen und viel Zeit verschlingenden Umzug geführt haben, stammten von ein paar wenigen Bewohnern des Maaghofs, eines neuen Wohngebäudes in der Nachbarschaft zur Härterei. Der Club Härterei war bei Fertigstellung des Maaghofs bereits fünf Jahre dort aktiv. Wäre es nicht logisch gewesen, die Stadtverwaltung hätte beim Bau des Maaghofs dafür gesorgt, dass die neuen Anwohner durch Lärmschutzmassnahmen am Neubau vor den Emissionen der Härterei geschützt werden?

Trotzdem hat sie nicht vorausschauend agiert, sondern auf drakonische Weise reagiert, als die Probleme akut wurden. Die aktuelle Gesetzgebung nimmt hier die Stadtverwaltung aus der Verantwortung und gibt ihr zudem die Mittel, ein florierendes Unternehmen zu vernichten. Obwohl ihr der gesunde Menschenverstand gebieten würde, prophylaktisch Massnahmen zu ergreifen, um ein solches Desaster zu verhindern.

Der Stadtrat wird nicht müde zu betonen, wie wertvoll das Nachtleben für Zürich sei. Ein Umdenken hat er diesen Worten noch immer nicht folgen lassen. Die Macher der Härterei haben so reagiert, wie man es sich von der Stadtverwaltung wünschen würde: Abgeklärt, vorausschauend und umsichtig. Sie lassen sich nicht entmutigen. Zumindest nicht bis zum Tag, an dem das Hochbaudepartement den nächsten Neubau in der Nachbarschaft bewilligt, ohne dem Bauherrn vorzuschreiben, genügende Lärmschutzmassnahmen zu ergreifen.

Alex-Flach2Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

28 Kommentare zu «Stehauf-Club Härterei»

  • Eliana sagt:

    Ich wohne im Maaghof seit knapp einem Jahr. Manchmal hört man leise und konstant den Bass der Härterei. Das hat mich noch nie gestört sondern gehört dazu wie die Züge an der Hardbrücke und der Güterzug der täglich um 5 Uhr durchrattert (und by the way massiv lauter ist als die Härterei). Ich schäme mich für alle Anwohner, die sich an der Härterei stören. Vor allem wenn man bedenkt, dass viele Anwohner nächtelang bis um 4 Uhr morgens auf den Balkonen sitzen und SO VERDAMMT LAUT reden, dass man unmöglich einschlafen kann, auch wenn man nicht lärmempfindlich ist. Da wird rumgeschrien, Musik lauter gedreht, gesungen und gelacht was das Zeug hält. Das dumpfe summen des Basses aus der Härterei ist ein Segen für meine Ohren im Vergleich zu den kreischenden Nachbarn. Aber auch die gehören halt dazu, wenn man „mitten drin“ leben will.

  • Marc Zürcher sagt:

    Investitionen gehören zu jedem Geschäft, Lärmschutzinvestitionen zum Clubgeschäft. Finanziell lohnt es sich trotzdem, schliesslich wird ein „hoher sechsstelliger Betrag“ in die Wiedereröffnung der Härterei investiert. Dass bei der alten Härterei nicht nur draussen, sondern auch drinnen die Dezibel höher waren als bei den meisten anderen Clubs, wussten zumindest die Clubber.
    Jetzt müsste man nur noch die Gewalttäter, Abfallsünder und Schwarzparkierer härter bestrafen. Das Nachtleben wäre besser ohne solche Egos und Gesellschaftsschädiger.
    Wenn Leute systematisch gegen Gesetze verstossen, kann man nicht von sich korrekt Verhaltenden und der Gesellschaft Toleranz dafür einfordern.

    • Alex Flach sagt:

      Die Härterei war fünf Jahre an diesem Ort und niemanden hat’s gestört. Dann wird nebenan ein neues Gebäude hochgezogen. Müssten sich nicht die Neuankömmlinge an die Gegebenheiten anpassen?

      • Eliane sagt:

        die härterei war eine zwischennutzung. die anderen zwischenutzungen sind auch längst wieder raus, um rentableren nutzungen (wohnen, büro) wieder platz zu machen. voilà.

        • Alex Flach sagt:

          Die Härterei ist Teil der MAAG Music & Arts AG, die auf diesem Areal einen Nutzungsvertrag bis 2025 hat. Bei noch weiteren 10 Jahren Laufzeit kann doch von „Zwischennutzung“ keine Rede sein… oder doch?

          • Eliane sagt:

            der gestaltungsplan und die neuen zonenvorschriften gehen vor, die investoren und landbesitzer verdienen mit büros und teurem wohnen erheblich mehr geld als mit so clubs. money rules, wir leben schliesslich nicht im sozialismus.

          • Alex Flach sagt:

            Das ist leider so. Jedoch ist die Denke eine sehr kurzfristige… am Ende hast du verödete Neuviertel, frei von jeglichem Leben.

          • Robi sagt:

            Alex, du bist doch selbst einer, der gerne mehr Markt und weniger staatliche Marktverzerrung predigt. Jetzt diktiert halt der Markt, dass da kein Club mehr gebraucht wird, sondern Bürohochhäuser und Luxushotels und Wohninvestments, und gut ist.

          • Alex Flach sagt:

            …wenn der Markt keine Härterei mehr wollen hätte, dann wäre wohl kaum nochmal soviel Geld investiert worden. 🙂

        • Alex Flach sagt:

          …es geht hier auch weniger um den Markt sondern mehr um die behördliche Schaffung und Gewährleistung von Rahmenbedingungen.

          • klaus sagt:

            Wenn nicht die Behörden die Gesetze machen würden, müsste der Club sich seine Rechte vor Gericht erstreiten gegen milliardenschwere Immobilienfirmen. Und würden natürlich schon alleine aus Geldmangel den kürzeren ziehen. Also immer dran denken, beim Schimpfen über den Staat: ohne Staat und demokratische Rechte hätten solche Ausnahmenutzungen wie Clubs noch viel weniger Chancen.

          • Georg sagt:

            Behörden machen, nach dem Prinzip der Gewaltenteilung, keine Gesetze, die Exekutive wendet sie nur an. Dabei haben sie einen Ermessensspielraum, der auch politisch bedingt ist und bei sinnvoller Abwägung nicht nur wirtschaftliche oder Einzelpersoneninteressen sondern auch kulturelle Interessen der Allgemeinheit berücksichtigen muss.

          • Alex Flach sagt:

            Mit „Behörden“ meine ich nicht nur die Exekutive, sondern auch die Judikative und in diesem Fall wohl besonders auch die Legislative. Das Bundesgericht ist ja auch nichts anderes als die höchste richterliche Behörde der Schweiz.

          • Alex Flach sagt:

            National- und Ständerat als gesetzgebende Behörde, beispielsweise: https://www.bk.admin.ch/glossar/index.html?action=id&id=12&lang=de …aber schon nachvollziehbar: irgendwie scheint sich der Begriff „Behörde“ im Verlauf der Zeit und im Volksbegriff ausschliesslich auf die Exekutive verschoben zu haben. Obschon nicht wirklich korrekt… warum weiss ich nicht.

          • Georg sagt:

            Der Behördendschungel ist allgegenwärtig. 🙂

          • Alex Flach sagt:

            …und das beginnt bereits beim Begriff. 🙂

  • Johanna sagt:

    Ausreichende Lärmschutzmaßnahmen als Auflagen an die Bauherren müssen selbstverständlich sein. Im Übrigen haben Einrichtungen im Umkreis der Neubauten Bestandsschutz, so dass Lärmklagen gegen bestehende Clubs stets erfolglos sein müssen.

  • Thomas sagt:

    Zuerst möchte ich meine Hochachtung für das unternehmerische Handeln der Härterei Betreiber aussprechen. Ich gratuliere ihnen zum Erhalt von Arbeitsplätzen, Steuereinnahmen und Kulturgut für die Stadt Zürich. Hier nimmt jemand Risiken und wird hoffentlich dafür belohnt!

    Nun möchte ich allerdings meinen Frust über die Behördenwillkür der Stadt Zürich kundtun. Viele Betreiber von Nachtclubs oder Bars kommen immer wieder in kafkaeske Situationen. Dabei werden leider auch nicht immer alle gleich behandelt. Grossbetriebe mit Beziehungen in die Stadtverwaltung kommen an Megaprojekte und Sonderauflagen, die kleine Quartierbeiz muss sich aber durch den Behördendschungel kämpfen, wird von Behörde A über B zu C weitergereicht, wird nicht über Rechtsmittel belehrt und teilweise sogar von gewissen Ordnungsämtern genötigt. Zu Guter Letzt gibt’s dann die saftige Busse oder Auflagen, die Existenzbedrohend sind.

    Wer stoppt diese Terrorverwaltung? Ich versuche es über den Stimm und Wahlzettel. Wenn es so weiter geht, stirbt das Nachtleben in Zürich. Dann können wir uns auf die Schultern klopfen, da wir in der Nacht nur noch die Calanda Wölfe heulen hören…

    • tom sagt:

      thomas lass mich raten, wie du es über den wahlzettel versuchst. du wählst svp. die svp lobbyiert für internationale immoblienkonzerne (auf dem maag-areal zum beispiel sps, mobimo). und letzten endes sind es deren hochprofitable bauvorhaben wie der prime tower oder die rentablen wohnüberbauungen, die dem club härterei den rest geben. dumm, gell. wählst fdp oder cvp? lobbyieren genaugleich für die immobilien-spekulanten… viel spass beim wählen.

      • Thomas sagt:

        Lieber Tom

        Ich wähle Personen oder stimme für Vorlagen, die einen liberalen Umgang mit dem KMU Gewerbe fördern. Ich bin gegen eine aufgeblasene Verwaltung und bin gegen die Wirtschaftsfeindlichen Exponenten aller Parteien. Ich wähle keine Partei, sondern Personen, die über einen liberalen Geist verfügen. Da kann teilweise sogar einmal einer der AL dabei sein.

        Ich habe privat Einblick in diverse Immobilienprojekte. Die Mietkasernen der genannten Konzerne sind tatsächlich einfache Renditeobjekte, wobei das nicht unbedingt schlecht ist. Es waren ja effektiv die Nachbarn, die reklamierten und nicht die Mobimo oder SPS. Allerdings darf man diese Firmen nicht überbewerten. Die Kapitalisierung der Mobimo zum Beispiel ist „nur“ 1.3 Mia. Pensionskassen haben insgesamt Immobilien im Wert von über 120 Mia. Damit wird auch dir Tom mal eine kaufkraftbereinigte Rente erwirtschaftet, vorausgesetzt, du nimmst am Wirtschaftsleben Teil und bist nicht Student oder selbstständig.

        Aufgrund der tiefen Zinsen flossen die letzen Jahre nochmals Milliarden in Immobilien. Das wird einen grossen Aufwertungsdruck geben und beispielsweise die Langstrasse totalsanieren. Wer zu 2% einen Liegenschaft kauft muss Investieren (Sanieren) um via höhere Mieten eine einigermassen ansprechende Rendite zu erwirtschaften. Das machen private, das machen Pensionskassen.

        Nun wie überall dürfte auch die Immobilienpreise einem Schweinezyklus unterliegen. Warten wir mal ab, was geschieht wenn die Zuwanderung zurückgeht und wenn die Zinsen steigen. Bei Gewerbeimmobilien haben wir schon heute einen massiven Leerstand, gerade in der Innenstadt. Leider darf/kann man auch da oft keine Zwischennutzung einführen. Wegen 1’000 Auflagen und Vorschriften. Das gilt es zu verhindern! Vielleicht sollten auch die liberalen mal Häuser besetzten!? Motto: Wir scheissen auf Vorschriften und Lärmrichtlinien des Staates, aber bezahlen Miete und garantieren dem Besitzer eine Rendite…

  • Carlos sagt:

    Sehr guter Artikel, Herr Flach. Auch ich habe mich schon über Lärm in der Nacht aufgeregt, aber Sie sprechen hier ein ganz wichtiges Thema an: die Stadtverwaltung ist absolut mit sich selbst beschäftigt und hat überhaupt kein Augenmass mehr für die Anliegen wirtschaftlich wichtiger Sektoren Zürichs wie das Nachtleben.
    Dass es um ein Vielfaches einfacher ist, einen Neubau mit Lärmschutzmassnahmen so zu bauen, dass die Anwohner sich nicht gestört fühlen, ist ja offensichtlich so wahnsinnig viel logischer als den Klub quasi herauszureissen und anderswo wieder aufzubauen. Aber die lieben Beamten müssen ja auch beschäftigt werden 🙂
    Nein, im Ernst, ein sehr guter Input. Es ist zu wünschen, dass die Stadtverwaltung Ihre Kolumen liest, Herr Flach.

  • Karin sagt:

    Irgendwie schon seltsam, dass rund um das Maag-Areal die Neuzuzüger Recht bekommen,während im Langstrassenquartier Anwohnern, die schon vor den Clubs dort waren, gesagt, wird, sie hätten ja gewusst, wo sie hinziehen. 60dB im Freien sind iml Langstrassenquartier üblich – und die wenigsten Wohnungen hier verfügen über so moderne und gut isolierte Fenster wie die Neubauten im Industriequartier. Offenbar haben Leute, die mehr Miete und Steuern zahlen auch mehr Rechte…

    • Alex Flach sagt:

      Es ist halt einfacher für die Stadt einen Club wegen der Emissionen zu schliessen, als was gegen den Lärm draussen zu unternehmen, für den sie selbst in der Verantwortung steht.

      • Karin sagt:

        Das stimmt – aber nur zum Teil… Ein Grossteil der Leute, die draussen Lärm machen, gehören ja auch mehr oder weniger zu einem Lokal – nur sind sie halt „flüchtiger“ und weniger greifbar…

        Eigentlich hätte man die Leute ums Maag-Areal unterschreiben lassenmüssen, dass sie wissen, dass sie in ein Ausgehquartier ziehen… Eigentlich ein Wunder, dass die SBB noch nicht drangekommen ist. Würd mich aber echt nicht wundern, wenn die Bahngleise aus Lärmschutzgründen überdacht werden – und zwar noch bevor die Autwbahn in Schwamendingen endlich eingehaust wird… 😉

        • Alex Flach sagt:

          Es ist halt so, dass wenn man jemanden für etwas verantwortlich macht, dann muss man ihm das Entsprechende auch klar zuordnen können. Bei der Langstrasse ist das wohl schwierig; viele gehen wohl mittlerweile einfach da hin, weil sie wissen, dass da Betrieb ist. Und nicht wenige kaufen ihren Alkohol in den diversen Spätkaufs und konsumieren ihn dann auf der Strasse. Wieso der Detailhandel dort in der Diskussion (beinahe) komplett ungeschoren davonkommt, ist mir ein Rätsel. Die SBB hat wohl mit der Europaallee ein anderes Schlachtfelt, das ihre ganze Aufmerksamkeit fordert. 🙂

          • Karin sagt:

            Mit den ganzen Nachtkiosks spricht du ein weiteres Problem an (meiner Ansicht nach). Wer draussen konsumeirt, trinkt weniger im Klub – ergo weniger Einnahmen für den Klub. Und dies führt dann wiederum dazu, dass die Betreiber schauen müssen, wie sie ihre Kassen fühlen. Also sind sie am Eingang weniger selektiv, es kommt mehr „Ballermann“-Volk. Nicht so angenehm im Club drin, aber auch nicht angenehm, wenn der Einlass verwert wird…

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