Wehret den Anfängen!
Es dauerte ein paar Sekunden, bevor ich die Botschaft des Verbotsschildes auf der Bahnhoftreppe bei Landesmuseum verstand: «Sitzen verboten». Unbedarft wie ich bin, dachte ich mir, dass es sicher einen guten Grund für das Verbot, sich auf die Treppen zu setzen, geben musste. Mir wollte nur ums Verrecken keiner einfallen. Also fragte ich bei einer Bekannten nach, die für die Bahnhofsicherheit arbeitete.
Sie meinte, es sei nicht nur verboten, auf den Treppen zu sitzen, es gebe laut «Hausordnung» im ganzen Areal des Hauptbahnhofes ein Verbot, sich auf den Boden zu setzen oder zu legen. Damit wolle man Randständige davon abhalten, im Bahnhof herumzugammeln. Oder Jugendliche daran hindern, am Wochenende alkoholisiert im Bahnhof zu nächtigen, zu randalieren und Leute anzupöbeln. Die Hausordnung umfasst nebst «Sitzen und Liegen auf Boden und Treppen» das «Mitführen frei laufender Hunde» oder das «Füttern von Vögeln», und vor allem verbietet die Bahnhofordnung «ungebührliches Verhalten» gegenüber Reisenden oder gegenüber dem SBB-Personal.
Das scheint mir einleuchtend. Schliesslich ist das Sitzen auf Treppen der erste Schritt zu Sodom und Gomorrha. Darum auch kein Schild «Leute anpöbeln verboten», sondern eben ein «Sitzen verboten»-Schild, auf dem die «Null-Tolleranz»-Politik der SBB vollständig zum Tragen kommt. Ist ja nur konsequent. Schliesslich hatte man damals auch die Sitzbänke im ganzen Bahnhof mit Einzelsitzschalen umgebaut, damit sich Randständige nicht hinlegen können.
Wie sähe dass denn aus, wenn sich diese komischen Leute, nachdem sie ihren Fusel im Schnapsladen im Bahnhof gekauft haben, betrunken in Sichtweite der gutzahlenden SBB-Kunden herumliegen würden? Kaum würde man das zulassen, würden die wohl gleich ganze Camps aufbauen. Diesen Randständigen ist alles zuzutrauen.
Und auch die Jugendlichen, die sich im «Drinks of the World» mit Wodka und Shots in kleinen Flaschen eindecken, sollen ihren Spass woanders haben. Sie könnten ja laut werden.
Umhimmelsgottsswillen.
Es lägen auch feuerpolizeiliche Gründe vor, um die Treppen freizuhalten. Das ist gut nachzuvollziehen, sehe ich doch schon diese renitenten jungen Menschen vor mir, die bei Massenpanik und Grossbrand auf der Treppe sitzen bleiben und erst ihr (im Bahnhof gekauftes) Sandwich fertigessen, bevor sie die Leute fliehen lassen.
Aber wie siehts denn mit den Reisenden aus? Die Security sei kulant, meinte meine Bekannte, die auf keinen Fall namentlich in dieser Geschichte über Recht und Ordnung erscheinen will. Wenn jemand sich mal auf den Boden setze, um auf den nächsten Zug zu warten, werde er wohl nicht weggeschickt. Nur Gruppen von Sitzenden würden weggewiesen. Also auch die fünfköpfige Familie, die drei Stunden auf den Anschlusszug nach Mailand warten muss? Ja, auch die.
Schliesslich hat die SBB den neuen schönen Bahnhof in auszeichnungswürdiger Steriloptik nicht mit unserem Geld gebaut, damit da Menschen mit ihrer Anwesenheit die atmosphärische Wirkung kaputtmachen. Auf dem Modell der Planer sassen ja auch keine Leute auf den Treppen.
Es sei ja nicht so, dass die Bahnpolizei oder die Kapo, die für den Bahnhof verantwortlich sei, den ganzen Tag herumgehe und Leute wegweise. Es sei einfach so, dass man mit Hausordnung und den Verbotsschildern eine Handhabe gegen unerwünschte Anwesende habe. Hm, klever. So kann man also dann selbst entscheiden, wem das Sitzen auf Treppen gestattet wird, und wer damit die «öffentliche Ordnung» stört. Selektiv-präventive Verbote. Das ist ungemein praktisch.
Aber grundsätzlich geht mir das einfach nicht weit genug. Denn Ansammlungen können auch entstehen, wenn Leute auf der Treppe rumstehen. Um die allgemeine Ordnung zu stören muss man ja nicht sitzen oder liegen. Viel effektiver wärs, wenn da gar nicht erst Menschen hinkämen, die sich setzen oder hinlegen könnten. Man müsste also den Bahnhof grundsätzlich von störenden Menschen abriegeln. Aus den Neunzigern ist ja noch die Bahnhofsverriegelung übrig, eine im Boden versenkte Stahlwand, die den Bahnhof bis auf wenige Ein- und Ausgänge hermetisch abriegelt. So könnte man an den Durchgängen checken, ob der Bahnhofbesucher eine Gefahr für die öffentliche Ordnung oder das ästhetische Empfinden darstellt und ihn im Zweifelsfalle schon gar nicht erst in den Bahnhof lassen.
Und ganz im Sinne einer «Null Toleranz»-Gesellschaft fordere ich: «Wehret den Anfängen! Sonst seht ihr dann schon, wo das alles enden wird! Ehrewort!»
39 Kommentare zu «Wehret den Anfängen!»
ich dachte es bedeute: “ Gratis Notdurft untersagt.“
Nun, auch wenn es den meisten hier nicht einleuchten will, ist das Sitzverbot halt eben trotzdem dafür da, dass Benutzer der Bahnhöfe ungehindert und sicher die Treppen benutzen können. Es ist eben gerade nicht so, dass es nur einzelne Sitzende sind und der Weg dadurch nie versperrt ist. Ganz im Gegenteil, immer wieder sitzen TRauben von Jugendlichen auf den Treppen und verzerren ihr Mittagessen. Und denen ist es, gelinde gesagt, scheissegal, wenn niemand mehr an ihnen vorbeikommt. Nebst der Tatsache, dass die Treppe auch der Entfluchtung dient, besteht so ein Sitzverbot eben auch deshalb, weil was mit einer sitzenden Person beginnt, in einer total versperrten und dazu vom Take-away-Abfall verdreckten Treppe endet. Da können sie noch so tolerant sein, wehret den Anfängen ist hier wohl der Ursprungsgedanke des Verbots. Ich habs selbst schon zur Genüge erlebt, dass auf Bahnhof-Treppen kein Durchkommen mehr ist, weil sich die heutigen Ego-Menschen hirnlos und ohne an das Ganze zu denken, überall hinsetzen. Bei den Treppen Seite Landesmuseum setzen sich ja sogar die meisten Menschen bloss hin, damit sie, noch im Untergrund und bei Rauchverbot ihre Zigi rauchen können. Es geht für diese Spezies offensichtlich nicht an, einfach noch ein paar Schritte mehr zu machen und im Freien zu rauchen? Nein, auf keinen Fall, man muss sich ja hinsetzen können und im Untergrund rauchen, da wo es eben verboten ist. Voll cool hey.
wir haben unsere politiker die sbb vor 15 jahren privatisieren lassen, mit dem auftrag, als AG nach betriebswirtschaftlichen gesichtspunkten zu operieren. jede private firma kann auf ihrem grund die regeln erlassen, die sie will. es ist nicht mehr öffentlicher raum. so funktioniert das. wenn ihr über öffentlichen raum lamentieren wollt, dann müsst ihr ihn halt nicht erst privatisieren lassen.
ps. die sbb beschäftigt übrigens auch keine beamte mehr, die leute werden jetzt auch da effizient mit 50 entlassen. mit dem segen von uns bürgern via unserer politischen vertretung in bern.
Nun ist es aber so, dass die SBB erstens einen öffentlichen Auftrag hat und damit nicht tun und lassen kann was sie will und zweitens zum grösseren Teil nicht in privater Hand ist. Damit ist es durchaus legitim wenn sie sich ihre Besucher nicht nach gutdünken aussuchen dürfen. Menschen wegen fehlendem Status vom Gelände zu weisen ist diskriminierend und falsch, nur das kann sich der ordnungsliebende, selbstverliebte Schweizer kaum vorstellen.
ausnahmsweise bin ich mal nicht ihrer meinung Herr El Arbi. dass bei uns «der staat» sich in immer mehr eigentlich unwichtige dinge einmischt, hat seinen grund darin, dass schon seit den 90er jahren keine erziehung mehr in den familien stattfindet. selbst in meinen wilden zeiten (1968) hockte man sich nicht überall hin! und schon gar nicht an orten, wo menschen in eile sind, wie z.b. im bahnhof. es waren wirklich nur die wenigen randständigen, die das tatetn. doch mittlerweile scheint pseudo-randständiges benehmen cool zu sein… man hockt auf die strasse, wo vielleicht vor zwei tagen einer hingekotzt oder hin gespuckt hat und mit diesem ganzen dreck hockt man ins tram/bus oder zuhause gar noch auf stühle, sessel oder gar bett… sorry, mich ekelt es nur noch. mich ekelt es, wenn ich junge frauen an tramhaltestellen auf dem boden sitzen sehe und mich ekeln vor allen dingen besoffenen jugendlichen, die nur zu gerne im bahnhof rumhängen und die reisenden belästigen! denn wehe ihnen, sie schubsen aus versehen so eine besoffene gestalt mit einer tasche, oder koffer: da kriegen sie pöbel vom feinsten!
ich bin auch gegen zuviel regulierung vom staat! vielleicht sollte der staat mal die familienarbeit wieder als attraktiv suggerieren und dann haben wir eine chance, dass wir vielleicht ein paar jahren wieder menschen in unserer stadt haben, die sich im öffentlichen raum zu benehmen wissen… selbst mit benimm und anstand hat man immer noch genug selbstentfaltungsspielraum!
Dass Sie sich vor Menschen, die anders sind als Sie, ekeln, ist nur noch traurig. Vielleicht bleiben Sie besser zu Hause in der Scheune auf dem Dorf?
Hier liegt eindeutig eine manifeste Neurose vor, haben Sie einen guten Therapeuten? Wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass ein Jugendlicher, der vorher genüsslich in einer Kotzlache auf dem Fussboden sass, sich es auf ihrem Bussitz bequem macht? Da werden Sie eher von einem Aargauer Rentnerraser erwischt. Oder erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, indem Sie allabendlich die Hauptbahnsteige flächendeckend einkotzen und locken dann Jugendliche mit Guetzli, sich darin zu platzieren?
Diese Überregulierung ist wirklich widerwärtig. Das meiste können Menschen noch selber regeln und brauchen dafür keine Institutionen. Ich glaube an die Kraft des Wortes und das es nicht gleich zu kriegsähnlichen Zuständen führt, falls mal Menschen auf einer Treppe sitzen sollten. Wie degeneriert muss man sein, wenn man solche Schilder zum Überleben braucht?
ich war schon zu sämtlichen tages- und nachtzeiten im HB züri. „leider“ wurde ich noch nie durch „auf-dem-boden (oder treppe)-sitzende“ behindert. stören tun da meiner meinung nach diejenigen, die auf der rolltreppe links stehen, vor dem zugeingang stehenbleiben etc.! ausserdem gibt es tatsächlich kaum mehr sitzplätze, wo nicht konsumiert werden muss.
Wer sitzen will muss konsumieren. Nur das interessiert die SBB.
Wenn die Beamten ihre Ideen im Stehen entwickeln müssten, gäbe es weniger solche Schilder.
Und es gäbe neben besseren Ideen auch weniger breite Gesässe.
Sitzen im öffentlichen Raum sollte eigentlich überall verboten sein, schon nur aus ästhetischen Gründen.
Wenn sich die tiefsitzenden Hosen nicht anders bekämpfen lassen, dann halt so…
Wenn es zusätzlich zu mehr Sicherheit beiträgt (z.B. im Falle eines Stampede) und es mehr Umsatz generiert (im Stehen trinkt man schneller), umso besser.
Ja, im HB hat es eindeutig zu wenig Sitzgelegenheiten, bei denen man nicht noch nen Kaffee reinkippen und dafür bezahlen muss.
Aber trotzdem: Ich finde es eigentlich ganz nett, wenn ich als Berufstätiger Treppen hoch und runterkomme, ohne mich um so voll locker chillige Leute rumwursteln zu müssen. Und ich habe auch überhaupt nichts dagegen, wenn ich mich nicht in der ganzen Stadt an so ungemein lebendigen und pulsierenden Biotopen von irgendwelchen Randständigen, Besoffenen, Krakeelnden oder sonstigen unter Artenschutz Stehenden erfreuen muss.
Ein Bahnhof ist eigentlich in erster Linie ein Ort des Durchgangs und dafür gemacht. Effizienter Durchgang wird eben genau durch Bünzlitum und nicht durch Individualismus, Selbstverwirklichung und El-Arbisches Pseudo-Engagement für all die superlässigen Hängerkiddies erreicht.
Aber ich weiss schon: Leute, die so total reaktionären Scheiss wie Effizienz, Ruhe, Vorwärtskommen oder Ungenervtheit wollen, haben keine Bedürfnisse. Bedürfnisse haben nur menschliche Verkehrshindernisse, Freaks, Randständige und Minderheiten.
Genau! Und solche Penner, die der Effizienz und der Produktivität im Wege stehen sollen einfach weg! Lager am Besten.
Natürlich erst, nachdem sie im grossen Einkaufszentrum HB Umsatz gemacht haben.
Hitz, der Bahnhof wird nicht ineffizient, weil da Leute rumsitzen.
Ineffiziente Menschen die einen Moment mal nicht konsumieren, sondern in der Öffentlichkeit stehen oder sitzen, wegsperren, ihnen die Öffentlichkeit verwehren, Volkshygiene des öffentlichen Raum? Grüsel!
Das Wort „Lager“ kam heute aber schnell. Und dann von der nächsten Stimme auch schon „Volkshygiene“. Godwin wäre ganz ausser sich vor Freude.
Aber ja, ich gebe es zu, ich habe böse Reizwörter verwendet für Leute, die sich ein Leben lang am Thema Toleranz abarbeiten müssen.
Dass der HB ein völlig überflüssiges Einkaufszentrum geworden ist, ist übrigens Fact. Aber was hat das oder das Thema Konsumidiotie mit auf der Treppe hängenden Leuten zu tun? Wenn die dort das Bier in sich reinkippen, das sie vorher in diesem popeligen Bierparadies gekauft haben, ist dann das ein besonders gewitztes Statement gegen Konsumterrror, das ich als böser Lagerleiter einfach nicht verstehe?
Und wann ist der öffentliche Raum seit neuestem auf die Treppen im HB geschrumpft bzw. gibt es anscheinend in der Stadt Zürich keine anderen Orte mehr, wo man seine Seele ein wenig baumeln lassen kann?
In seinem Arbeitslager für randständige Treppenhänger ganz aufgeregt an den braunen Uniformaufschlägen zupfend,
ergebenst
Hitz
Nun ja, provokativer Kommentar, dementsprechende Antwort.
Aber grundsätzlich scheinen Sie nicht „braun“ zu sein, sondern eher aus der Kategorie „Verboten gehört, was mich stört“. Also grundsätzlich gegen eine freiheitliche Zivilgesellschaft. Und öffentlicher Raum gehört nun mal allen.
Und ich bin nicht gegen Konsum. Ich bin nur dagegen, dass der Mensch nur Wert hat, wenn er produziert oder konsumiert. Das ist zynschster Sozialdarwinismus und wird von Leuten vertreten, die denken, sie hätten ihren Lebensstandard ihrer fleissigen Arbeit und nicht den Gesellschaftsstrukturen zu verdanken.
Nun, da der Lagerbetrieb gerade wie geschmiert läuft und die Insassen sich während dem Steineklopfen schon auf ihren trockenen Kanten Brot freuen, nehme ich mir doch mal die Zeit für eine Antwort:
1. Wer behauptet denn eigentlich ausser Ihnen, dass der Mensch nur einen Wert hat, wenn er produziert oder konsumiert? Die SBB? Wo denn genau? Ich? Gleiche Frage.
Sie pflegen da eine ziemlich bipolare Sichtweise, derzufolge jeder, der nicht genau Ihre Meinung vertritt oder Regeln aufstellt, die Ihnen nicht passen, mindestens gegen eine freiheitliche Zivilgesellschaft ist. Darunter machen wirs also nicht.
Der öffentliche Raum gehört übrigens aber eben auch denjenigen, die gerne zur Arbeit kommen oder von dieser nach Hause zurückkehren wollen. Diese Leute wollen ganz einfach nur das Bisschen Toleranz von all den superlockeren Leuten, die den sehr geringen Aufwand erfordert, nicht dümmlich auf Treppen rumzulungern.
Ohnehin ist es eine saumässig schlechte Angewohnheit, auf Treppen im öffentlichen Raum zu sitzen, da man es z.B. alten Leuten damit verunmöglicht, sich dort, wo man grad so lässig seine Seele baumeln lässt, das Geländer zu benützen. Aber schon klar: Alte Leute sind eh alle verbohrt und gegen eine freiheitliche Zivilgesellschaft. Sollen die doch auf die Fresse fallen.
2. Dass ich aus der Kategorie „Verboten gehört, was mich stört“ komme, kann schon sein. Für Sie vermutlich schon. Interessant ist aber, dass Sie selber genau die selbe Denkart haben. Sie fordern zwar keine Verbote (zumindest noch nicht) für Leute, die andere Meinungen als Sie vertreten, aber Sie haben einen ungeheuer starken Antrieb, diese Leute mit stärkestmöglichen Umschreibungen in eine moralische Schandecke zu stellen.
3. Der letzte Satz von Ihnen ist einer dieser typischen rhetorischen Kurzschlüsse wie sie heute von Rechts bis Links so beliebt sind. Es ist nämlich nicht so einfach, dass fleissige Arbeit und gesellschaftliche Strukturen voneinander unabhängige und isoliert zu nennende Punkte wären. Unsere Gesellschaftsstrukturen, die wir heute geniessen dürfen, hängen sehr wohl mit der fleissigen Arbeit vorgängiger und gegenwärtiger Generationen zusammen, Arbeit sowohl in wirtschaftlicher wie auch politischer Hinsicht. Viele Leute haben viel geleistet und sich kaum einmal Zeit genommen, auf Bahnhofstreppen rumzuhängen, damit wir heute hier solche Diskussiönchen führen können. Auch die Rahmenbedingungen, die letztlich zur lapidaren Freiheit, auf den meisten Treppen abhängen zu können, wurden nicht von irgendwelchen Hippies dahergeschlafen, sondern von politischen Leuten fleissig erstritten und damit diese politischen Leute wiederum fleissig streiten konnten, hat irgendwo jemand einfach fleissig gewirtschaftet. Denn beides geht Hand in Hand. Das geht heute leider zu oft vergessen.
Daraus resultierend, wäre es doch einfach ganz nett, wenn derjenige, der jeden Tag ruhig und supertolerant zur Arbeit geht und eigentlich niemandem auf den Sack gehen möchte, das ungehindert machen kann. Mehr will die SBB mit ihrer Regel ja gar nicht erreichen.
So, und jetzt muss ich wieder raus auf den Lagerhof und ein wenig die Peitsche sprechen lassen und nutzlose Regeln aufstellen, damit es diesen notorischen Treppenhängern nicht zu wohl wird.
Schön, dass Sie Jugendliche gleich in den Topf „asoziale Arbeitsverweigerer“ schmeissen, weil sie so „cool“ herumlungern. Ich würde Sie gerne sehen, wie Sie den Schulalltag eines 14 oder 15-Jährigen meistern. Ehrlich.
Was die Gestaltung und die freiheitlche Ordnung der Stadt Zürch angeht, haben wir sehr viel den 80ern zu verdanken, was solche „Law&Order“-typen gerne vergessen.
Und ja, wenn Sie denken, dass einige Jugendliche auf einer Bahnhoftreppe den Lauf der westlichen Gesellschaft und des Arbeitsmarktes bremsen, und das damit begründen, dass es Ihnen nicht passt, dass es Ihnen zuviel ist, dann schaffen Sie an den Rahmenbedingungen mit. Aber nicht an freiheitlichen, sondern an repressiven. Das ist ein Unterschied.
Sie sollten inzwischen meine Blogbeiträge gut genug kennen, um zu wissen, dass ich keinerlei Sympathien für Leute hege, die sich n der Stadt über die Bedürfnisse der anderen Einwohner hinwegsetzen. Sie sollten aber auch wissen, dass ich ein gewisses Augenmass an die Verhältnismässigkeit richte. Das scheint Ihnen aber verlorengegangen zu sein, wenn Sie ihre Werte an einem Sitzverbot aufhängen.
Was die restliche Argumentaton angeht: Sitzen ist auch in der Bahnhofshalle verboten, wo man gegen viel Geld aber durchaus Stände aufstellen kann, die ihren als Beispiel dienenden alten, gehbhnderten Menschen einen Umweg von fünfzig oder hundert Metern aufbürdet.
Also kommen Sie mir nicht mit Sicherheit oder Effzienz. Es geht um die soziale Optik.
@Hitz: Argumentieren scheint nicht Ihre Stärke zu sein. Deshalb helfe ich Ihnen ausnahmsweise. Fordern Sie Rolltreppen.
😀
Asoziale Arbeitsverweigerer? Solche Wörter gebrauchen Sie gegenüber anderen Menschen? Ich habe das nämlich nirgends gesagt, aber mich erstaunt es, dass Sie Nichtarbeitende so kategorisieren.
Ihr Augenmass bezüglich Verhältnismässigkeit geht einfach dort verloren, wo Sie glauben, dass ein paar Regeln von der SBB (die Hausherrin im HB ist) die freiheitliche Ordnung in der Stadt Zürich bedroht. Denn Sie selber hängen Ihre eigenen Werte ja ebenso an diesem Sitzverbot auf, einfach umgekehrt. Es ist aber durchaus bezeichnend, dass Sie das bei sich selber nicht wahrnehmen können.
Sie WOLLEN einfach, dass es die soziale Optik ist, weil Ihnen das so gut in den Kram passt und die Gelegenheit bietet, dass Sie sich als Vorkämpfer für entrechtete Treppen- oder Bahnhofshallenhänger gerieren können. In Wirklichkeit ist es einfach so, dass die SBB will, dass in ihrem Bahnhof alles glatt und reibungslos und sauber läuft. Und nichts mehr. Aber das ist halt so unspektakulär und deshalb muss es die soziale Optik sein.
Ich lasse Ihnen jetzt den Spass daran, solche himmelschreienden Ungerechtigkeiten aufzudecken und verzichte darauf, auch noch zu versuchen, Ihnen erklären zu wollen, dass die Garantie von Freiheitlichkeit eben auch die Möglichkeit der Repression benötigt bzw. benötigen würde und dass die völlige Abwesenheit von repressiven Mitteln von Seiten einer Gesellschaft auf Dauer mitnichten zu mehr Freiheit führen würde.
Es geht nicht um „Ungerechtigkeit“, sondern um die Bandbreite von Normalität und Lebensgefühl. „Sauber und geordnet“ ist nicht das Mass aller Dinge.
Und ich bin ein starker Vertreter des Rechtsstaates. Nur, eben mit Mass. Die repressiven Mittel können zu einem freiheitlichen Staat führen – oder zum Faschismus. Die Frage ist das Mass. Und wenn „Sitzen auf Treppen“ verboten ist, ist das mass für mich überschritten.
Dass es für Sie nicht überschritten ist, sagt wenig über unsere Gesellschaft, aber viel über Ihre Werte.
@Maiko: Ihr Beitrag ist irgendwie unterhaltsam aber gleichzeitig auch ziemlich wertlos. Trotzdem danke. Sie haben sich eingebracht. Das ist schon total wertvoll!
@ el Arbi: Ja, das sagt viel über meine Werte. Sehr viel (weit aufgerissene Augen! Dramatische Hintergrundmusik!)!!!!!
Ihre unreflektierten, selbstgerechten Argumentationslinien hingegen sagen über Sie aus, dass Sie einer der letzten grossen Gerechten und Weisen auf dieser Welt sind, der ein Alleschecker und -Könnner ist.
Ich bitte Sie. Es ist eigentlich ganz einfach: Die SBB ist die Hausherrin und sie macht die Regeln. Fertig. Das bedeutet für den Rest der Stadt überhaupt nichts und gibt dort keine Einschränkungen. Sie machen einfach ein Drama aus gar nichts.
Nun ja, der Hauptbahnhof ist eben nicht eine private Angelegenheit.
Grundsätzlich aber scheinen Sie eher ein Problem mit mir als mit dem Text zu haben. Und natürlich damit, dass ich (und viele andere zivilisierte Demokraten) den Grad an Zivilisation einer Gesellschaft daran messe, wie sie mit ihren Schwächsten, ihrer Jugend und ihren Randständigen umgeht, nicht daran, wie reibungslos produziert wird. Ich kann damit leben. Sie müssen.
@Hitz: Muss ich mich jetzt ….. HinSETZEN?
@el Arbi: Ich habe überhaupt kein Problem mit Ihnen. Sie kommen in meinem Leben kaum vor, ausser wenn ich mal Ihren Blog hier lese. Dann nehme ich mir einfach die Freiheit, Ihnen zu widersprechen, wenn ich gerade die Musse dazu habe. Und damit kann ich bestens leben. Sie hingegen müssen damit leben können, dass man Ihnen widerspricht. Wenn Ihnen das schwer fällt, ist das kaum mein Problem.
Problematisch ist für mich höchstens, dass Sie gesellschaftliche Fragen nur auf einem extrem tiefen Level betrachten und besprechen können, aber ehrlicherweise muss ich sagen, dass auch dies keinen Einfluss auf mein Leben oder Wohlbefinden hat. Es macht nur die Diskussionen ein wenig öde.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin viel Kraft und Freude bei dem, was Sie als wichtigen Kampf für Ihre Wertehaltungen betrachten. Immerhin haben Sie welche, das ist ja auch schon was.
Wäre denn das spontane Vögeln im Stehen zulässig, während man auf seinen Anschlusszug wartet? Meinetwegen während man ein im Bahnhofshop gekauftes Sandwich verspeist, könnte man dann auch selbiges praktizieren? Gibt es Begrenzungen, also bzgl der Uhrzeit oder Länge? 😉
Da sehe ich kein Hinderungsgrund. In den Graubereich driften wir aber ab, wenn sie sich beim Vorspiel vor ihm hinkniet….
Gute Yogis und Yoginis gehen soweit in die Hocke und können das lange halten, ohne komplett zu knien. Körperspannung ermöglicht Freiräume. 😉
nun, sie könnte das sich hinknieen just zum selben zeitpunkt z. b. auch als einen solidarischen akt gegenüber kleinwüchsigen personen erklären (oder noch besser: als künstlerische performance). und dann würde die political correctness es unmöglich machen, ihr dies zu verbieten. graubereich ‚gelöscht‘!!!!
Ach hört doch auf, so Anti-Bünzlig zu tun. Natürlich geht das Abendland nicht unter, wenn jemand auf der Treppe oder auf dem Boden sitzt. Es geht einfach darum, dass eine Treppe oder ein knapper Durchgang so schon ein Nadelöhr ist, wenn viele Leute aus einem Zug aussteigen. Wenn dann noch die Hälfte der Treppe durch Sitzende blockiert ist, gibt es einen noch grösseren Rückstau.
Zum Sitzen gibts Sitzplätze, Warteräume, Cafés in Hülle und Fülle.
Ich bin durchaus bünzlig. Aber wieso man das Sitzen und Liegen im Bahnhof verboten hat, hat überhaupt nichts mit dem Durchkommen zu Stosszeiten zu tun, sondern damit, dass man eine „anständige Atmosphäre für die Reisenden“ sichern will.
Wäre Sicherheit oder Fussverkehr der Grund, könnte man ohne Weiteres störende Ansammlungen wegweisen, ohne dass man Sitzen im Areal verbieten müsste.
Hallo Réda. Grundsätzlich hast du natürlich recht. Aber die Security kann nur Leute wegweisen, wenn sie sich entgegen der Ordnung verhalten. Und „Störende Ansammlungen verboten“ ist etwas gar schwammig. Des Weiteren: Wer öfters S-Bahn fährt, weiss, dass die Treppen im „alten“ Tiefbahnhof (Gl. 4x) viel zu knapp bemessen sind. Dann macht ein Sitzverbot meines Erachtens durchaus Sinn.
Zur Abwendung einer konkreten Gefahr liesse sich im Fall sehr wohl verweisen, da braucht es keine Aufkleber eines präventiven totalitären Generalverbots.
Ich bin Jahre lang gependelt und habe jeden Tag die erwähnten Treppen zu den Gleisen 4x benutzt! Nur habe ich da nie, wirklich nie jemanden auf den Stufen sitzen sehen. Denn, man mag es kaum glauben, selbst die notorischten Treppensitzer sehen ein, dass es da zu eng ist. Zudem: Es macht keinen Spass im Gedränge einer engen Treppe zu chillen, rumzuhängen oder was man da sonst noch so tun könnte.
Ein Alternativansatz der Manipulationen ist Nudging http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/wie-uns-der-staat-zu-spiessern-erzieht-1.18259326 und http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/justizminister-heiko-maas-nudging-ist-ein-stups-in-die-richtige-richtung/11502522.html und findet heute schon zahlreich unbewusst Anwendung. Ob das aber die beste Option ist?
ein hoch auf alle schilder-geilen beamten, und ein noch höheres hoch auf all die tollen und überzähligen juristen hierzulande, für die solche verbote und regelungen eine herzensangelegenheit (resp. eine entschuldigung für ihre überbezahlte berufsausübung) sind!
ein hoch auf die die tollen zürcher verkehrsplaner, welche es schaffen, auf einem ca 600m langen teilstück der nun beruhigten weststrasse über 22 verkehrsschilder aufzustellen!
ein hoch auf alle gastrobeamten, welche zentimetergenau ausmessen, ob eine beiz ein tischli aufs trottoir stellen darf, wenn die sonne scheint oder ob das schild, mit dem ebendiese beiz für ihr mittagsmenü wirbt, nicht doch 2 zentimeter zu breit ist.
BITTE MEHR DAVON!!!!! WIR HALTEN ES VOR LAUTER UNGEREGELTEN SITUATIONEN IN UNSEREM LEBEN FAST NICHT MEHR AUS!!!!! BITTE MEHR STAAT, BITTE MEHR KONTROLLE, BITTE MEHR ÜBERWACHUNG!!!!…:-)