Zürcher Nachtlebenpreis
In 2 Wochen werden im Komplex 457 die Swiss Nightlife Awards 2014 vergeben. Nun wurde eigens für diese Kolumne eine repräsentative Jury zusammengestellt, um ein Zürcher Pendant zu verleihen. Die Nominationen mussten begründet und es durften nur Leistungen gewürdigt werden, die klar dem vergangenen Jahr zuordbar sind. Auf ein verwässerndes Publikumsvoting wurde gänzlich verzichtet.
Das sind die Besten der Besten 2014:
Bester Zürcher Club 2014: Kauz
Gleich diverse Jurymitglieder haben das Kauz zur besten Partylocation erkoren. Rolf Saxer alias Flexmaster Dancefloor, die eine Hälfte der Rave Punk-Band Saalschutz: „Hier passt einfach alles, es ist einfach schön dort“. Etwas detaillierter wird Lukas Hess alias Luke Redford, der mit Miteinander Musik eines der erfolgreichsten Zürcher Partylabels mitgegründet hat: «Habe erst zweimal im Kauz gespielt, aber es war jedes Mal pure Magie. Das Kauz ist der Club, der Zürich bis zu seiner Eröffnung gefehlt hat». Auch Yann Cherix, Teamleiter Züritipp, hält das Kauz für den besten Zürcher Club 2014: «Endlich eine Club-Betreiberschaft die begriffen hat, dass die Peaktime vor Mitternacht liegen darf». Auch das Gonzo wurde öfter genannt, so zum Beispiel von Adrian Hofer, Redaktor bei der Zürich-Ausgabe von RonOrp: «Das Gonzo ist wohltuend unprätentiös und der Sound bietet für alle etwas».
Beste Zürcher Clubmusiker 2014: Adriatique
Auch hier herrscht grosse Einigkeit. Technopapst Arnold Meyer: «Für Adriatique scheint trotz ihres enormen Erfolges das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht zu sein. Mir fällt mit Andrea Oliva nur noch ein weiterer Schweizer Act mit ähnlich viel internationalem Potential ein». Tilllate.com-Redaktor Julian Riegel ist derselben Meinung: «2014 hat gezeigt, dass für Adriatique der Gipfel noch lange nicht erreicht ist». Zweifellos ist das Duo der aktuell wichtigste Clubmusik-Botschafter Zürichs, wenn nicht gar der ganzen Schweiz. Verdient!
Bester Zürcher Clubtrack 2014: «Pushing On», Jimi Jules (mit Oliver Dollar)
In dieser Kategorie gingen die Meinungen etwas auseinander. Rosanna Grüter, Moderatorin bei SRF Virus, hätte hier am liebsten «Sruta» von Manuelle Musik stehen sehen, Rolf Saxer «Friede Freude» von Melodiesinfonie. Schlussendlich hat sich jedoch Pushing On durchgesetzt, nicht zuletzt weil der Song der meistverkaufte Track 2014 auf der global erfolgreichen Musikplattform Beatport war – da darf man als Zürcher ruhig ein bisschen stolz sein.
Beste Zürcher Party 2014: Diverse
In dieser Kategorie konnte kein gemeinsamer Nenner gefunden werden. Für Lukas Hess war es die Street Parade-Party in der Photobastei («die Party war mitten im Pulk und doch völlig anders. Riesige Dachterrasse, auf der man ganz Zürich überblicken konnte»), für Yann Cherix die TonhalleLATE-Partys («diese Partyreihe bringt junge Leute zur klassischen Musik») und Rosanna Grüter befand kleine Events wie die Babyshake in der Nordbrücke oder die Arche im Depot für überragend.
Aufgrund der hier vorherrschenden Uneinigkeit wird das Komitee für den Zürcher Nachtlebenpreis 2015 auf diese Sparte verzichten: Es will, im Gegensatz zu anderen Verleihungen, keine Awards vergeben, die keinen Sinn ergeben.
Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Nordstern Basel, Rondel Bern, Blok und Zukunft.
11 Kommentare zu «Zürcher Nachtlebenpreis»
Wenn andere Awards mit „Eierschaukeln“ beschrieben werden, müsste das nun „Brüstehüpfen“ sein 😉
Cooler Artikel.
Den Hype um Adriatique versteh ich aber nicht. Zwar sind die Clubs immer voll, wenn die spielen, aber sowohl ihre Sets als auch ihre selbstproduzierten Songs sind langweilig. Hab jeweils das Gefühl, dass man die einfach gut finden muss, weil sie aus Zürich sind…
Pushin On als bester Track ist die logisch Wahl.
Wenn ‚Pushing On‘ die logische Wahl als bester Clubtrack ist, dann müsste Adriatique doch auch „logisch“ sein, nicht? 😉
streng genommen fand die arche schon im dez 13 im depot statt..denoch wars wohl die beste club party 13/14 <3
Pedant! 🙂
Endlich mal was konstruktives Alex. Allgemein wäre es schön mehr positives statt negatives zu lesen. Was Christopher S macht interessiert kein Schwein aber was das Nachtleben und deren Musik anbelangt da kennst du dich ja aus. Berichte doch bitte davon statt vom nächsten Promiflopp. Danke.
Kleine Anmerkung: Oliver $ & Jimi Jules – Pushing On ist Nr. 4 von 2014: http://www.bptoptracker.com/bestof/2014/tracks/top100/0
Und der Tracks ist von Oliver $ und Jimi Jules also irgendwie sollte man das dann auch so schreiben nicht? Ausserdem sampled der track so offensichtlich andere tracks das er es IMO nicht verdient als eigener track irgendwo in einer „best of“ zu erscheinen.
Werde ich mir merken. Wegen des Tracks… da muss ich das Zepter an Julian Riegel weiterreichen; ich war nicht „Jurymitglied“ 🙂
Ja und da sehe ich auch das Problem. Es gibt in meinen Augen weitaus bessere/fachkundigere Menschen im Bereich der Musikbewertung als Julian Riegel. Ich denke da an De Rosi, Christian Gamp, Andre Ausderhood, Alex Dallas usw. Ich meinte sogar, dass es gar niemand sein sollte, der so verstrickt in der Szene ist, wie die oben genannten.
Aber vielleicht ist es tatsächlich auch geschmackssache, und schlussendlich entscheiden dann doch die kommerziellen Faktoren über die Qualität.
Jimi Jules ist ein Ausnahmetalent, aber Pushing On ist weit unter dem Niveau seiner musikalischen Diversität.
Ich denke da an «Hello Asshole» auf Rumpelmusik.
Aber eben, vielleicht sehr schwierig, sich neutral über einen Track zu unterhalten.
Witzig… Christian Gamp hockt grad neben mir 🙂
Laut Beatport offiziell die Nummer eins: http://news.beatport.com/beatports-top-20-tracks-artists-genres-of-2014/
Wie was zusammengebastelt ist, kommt doch nicht drauf an: Daft Punk hat auch all ihre Songs aus Samplers zusammengeflickt. Ich finde der Erfolg vom Track (Auch in UK gechartet) gibt ihm Recht.
@Julian Riegel fair enough, deine Source wird grössere Gewichtung haben als meine Source. Mein Fehler.
Zum anderen Punkt für mich ist samplen =! (nicht gleich) samplen
Um einen track ein original zu nennen muss man IMO die samples so ändern das man sie nicht mehr erkennt oder nahezu nicht mehr erkennt im Kontext des ganzen Tracks. Erst dann entsteht ein kreativer prozess, alles andere ist ctrl+c, ctrl+v.
Was Oliver $ und Jimi Jules hier gemacht haben ist 2 Songs genommen und Sie kombiniert:
http://www.whosampled.com/sample/264876/Oliver-$-Jimi-Jules-Pushing-On-Grace-Jones-Williams%27-Blood-(Greg-Wilson-Mix)/
Bassline, Klavier, Melodien im allgemeinen wurde hier direkt rausgesampelt und gepitcht.
http://www.whosampled.com/sample/261980/Oliver-$-Jimi-Jules-Pushing-On-The-Quantic-Soul-Orchestra-Alice-Russell-Pushin-On/
Vocals direkt hier raus.
Clever aber für mich persönlich nicht „original“ genug um es Ihr eigen zu nennen. Auch wenn Defected wohl die samples gecleart hat hinterlässt das sicherlich auch bei dir einen faden Beigeschmack.
Ein wunderbares Beispiel von sampling befindet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=eU5Dn-WaElI. Alles zusammengeschnibbelt aus mehreren samples die so kaum wieder zu erkennen sind im Kontext zum ganzen Song. Ich will nicht gutheissen was Daft Punk alles gesampelt hat und Ihr eigens genannt hat. https://www.youtube.com/watch?v=MJPdVVOmbz4 vorallem die main synth aus robot rock aber über das ganze Thema kann man noch Jahre diskutieren und scheiden sich halt die Geister. Oder fandest du den Fall Triangles vs Flat Beat Eric etwa OK? http://doandroidsdance.com/news/mr-oizo-flat-beat-nari-milani-triangle/ (Die Welt fands gar nicht OK)
Gruss Blibalblupedi