Kaufrausch – eine kleine Konsumkritik

Alles billiger: Ein Verlockung jenseits des Benötigten.

Alles billiger: Eine Verlockung jenseits des Benötigten.

Nach dem vorweihnachtlichen Konsumrausch steht der nachweihnachtliche Konsumrausch an: Die Menschen strömen in die Stadt, um, gelockt von neonfarbenen und leuchtroten Schildern in den Schaufenstern, von den Ausverkaufsangeboten zu profitieren.

Grundsätzlich bin ich kein Feind des Kapitalismus, aber ich denke, man sollte sich ein oder zwei Gedanken machen, bevor man sich in den Konsumtaumel der verbilligten Produkte stürzt.

Da wären einmal die ganz persönlichen Voraussetzungen: Es ist super, wenn man etwas zum halben Preis kaufen kann. Sofern man es benötigt und nicht einfach mitnimmt, «weil es so günstig war». Und natürlich spart man nur dann Geld, wenn man dafür nicht fünf andere Dinge poschtet, die man mitnimmt – warum wohl? – «weil sie auch so günstig waren».

Der alljährliche Konsumrausch ist nicht nur dem Namen nach ein Rausch. Beim Einkaufen werden Endorphine freigesetzt, körpereigene Belohnungshormone, die kurze Zeit glücklich machen. Aber entgegen anderen Räuschen erleidet nicht der Körper einen Kater, sondern ihr Portemonnaie.

Natürlich ist der Detailhandel abhängig vom nachweihnachtlichen Ausverkauf. Die Zürcher Ladenketten haben sogar darüber gejammert, dass viele Konsumenten nicht wissen, dass der 2. Januar ein offizieller Einkaufstag ist und deshalb den Geschäften fernbleiben. Und ja, der Konsumrausch sichert Arbeitsplätze, auch wenn man über den Verdienst im Detailhandel streiten könnte. Die Gewinne sind, gerade bei den grossen Ketten, hoch, während der Verdienst der Leute an der Front erbärmlich bleibt, trotz des Einsatzes der Verkäufer.

Aber es sind ja nicht nur die Arbeitsplätze im Detailhandel, die durch den Konsumrausch gesichert werden, auch die Sklavenarbeiter von Foxconn in China oder die Näherinnen in Bangladesch sehen ihre Arbeitssituationen gesichert. Rechnen wir kurz nach: Einen Pullover für 19.50 Franken. Das ist in der Schweiz nicht mal ein Stundenlohn. Davon wird  das Material, die Verschiffung, die Werbung und das Verkaufspersonal bezahlt. Die Marge für den Laden natürlich auch. Was für die Näherinnen, die Färberinnen etc. übrig bleibt, lässt sich da leicht abschätzen.

Vielleicht sollte man sich kurz daran erinnern, dass Produkte und die Rohstoffe, aus denen sie hergestellt werden, in der Schweiz nicht an den Bäumen wachsen. 

Ich will hier nicht den Moralapostel spielen, hab ich doch selbst genug Schrott zuhause, den ich eigentlich nicht brauche. Aber ich versuche mich daran zu erinnern, dass meine Schränke bereits voll von Dingen sind, die ich nicht benutze, deren einziger Zweck es war, mich für zehn Minuten nach dem Kauf glücklich zu machen. Und frage mich, ob ich mir ein gutes Gefühl wirklich auf diese Art kaufen muss.

Ich möchte Sie nur bitten, sich kurz zu überlegen, ob Sie das Ding, das Sie gerade kaufen wollen, auch wirklich brauchen. Ob die Herstellungsbedingungen, die verbrauchten Ressourcen und die Arbeit, die darin stecken, durch den Mehrwert den das Produkt in Ihr Leben bringt, gerechtfertigt sind.

Oder obs einfach in einer Ecke landet und nur noch dann beachtet wird, wenn man sich überlegt, ob man es wegschmeissen soll.

33 Kommentare zu «Kaufrausch – eine kleine Konsumkritik»

  • bettina ramseier sagt:

    Was für eine geballte Ladung moralinsaurer Klugscheissereien!

    • Réda El Arbi sagt:

      Danke, dass es trotzdem einen Kommentar wert war. Natürlich kann man «Geiz ist geil» und «Kaufen als Lebensinhalt» hier vertreten. Man sollte dann aber ein Argument haben. «Eine geballte Ladung moralinsaurer Klugscheissereien» dünkt mich zur Verteidigung der Konsumgeilheit ein wenig schwach argumentiert. Ausser, dass es das eigene Gewissen einlullt …

  • Rinaldo sagt:

    Meine Partnerin hatte sich hochwertige Wolle gekauft, um damit individuelle Schals (als Geschenke geeignet) – herzustellen. Darauf stand gross: ‚Création France‘; und klein: ‚Made in Romania‘. Jetzt können wir nur hoffen, dass die Kreativen aus Frankreich die Produzenten in Rumänien korrekt entlöhnt haben …

    • Diego sagt:

      Auf meinem Fred Perry Polo steht „Created in Britain“ und dann klein „Made in China“. Kosten tut es heute mehr als vor 10 Jahren, als noch „Made in England“ draufstand. Irgendwas geht hier nicht auf.

      • Mauro Wagner sagt:

        Kaufen Sie John Smedley-Polos, dann haben Sie echt „Made in Britain“. Es gibt noch viele hochwertige Traditionsmarken die noch in Westeuropa herstellen (gerade in England).

  • Marcel Zufferey sagt:

    „Shopper handeln schnell und spontan, sodass Kaufentscheidungen binnen Sekunden getroffen werden. Wir setzen effektive Aktivierungskampagnen ein, die die Shoppers zum Kauf motivieren. Wir kennen die Faktoren, die die Entscheidung für oder gegen einen Kauf beeinflussen, und wir begleiten Shoppers den ganzen Weg vom ersten Erlebnis bis zum Kauf.“ So nüchtern sieht der Markt dieses Thema, in diesem Falle eine Marketing-Agentur, die sich u. a. auf Bewerbungsaktionen wie z. B. Sampling am POS etc. spezialisiert hat. Der reduzierte Preis löst den Kaufimpuls aus, nicht das Bedürfnis. Doch dazu hat ja schon der Tingeler etwas geschrieben.

  • Irene feldmann sagt:

    Ich bin eindeutig für andere „rauschgelüste“, dieses obsessive kaufen wo man schlussendlich noch anbauen muss um all dies unnötige Geramschel zu verstauen scheint mir wie ein fliehmechanismus um diese dauernd bohrende Unzufriedenheit zu überdecken….:)

  • Bruno Dreier sagt:

    Kann mich gut erinnern als ich als junger Hippie meine Grossmutter besuchte: Die liess mich in der Kleidertruhe im Estrich nach alten Kleidern meines verstorbenen Grossvaters suchen: ich wurde mehr als fündig und habe diese Kleider dann auch getragen. Die waren auch von super Qualität und sahen erst noch irgendwie cool aus. Als Hippies waren wir sowieso gegen die Beteiligung am ganzen Mode- und Trend Trip. Eigentlich waren wir prinzipiell gegen diese ganze Wohlstands- und Wegwerf Gesellschaft. Ich bin es auch heute noch und kaufe meine Kleider am liebsten immer noch auf den Flohmarkt in Amsterdam. Von dem her:guter Artikel. Aber wie man eine gerechtere Welt herstellen könnte, oder was echtes dazu beitragen könnte, darüber gäbs noch viel zu diskutieren. Heute wird nämlich auch viel Geld gemacht mit sogenannt „nachhaltigen“ und „ökologischen“ Produktion, was meiner Meinung oft auch nur die Entdeckung einer Marktlücke und deren Kommerzialisation ist….

  • Samuel sagt:

    Jedenfalls kaufe ich lieber im Sale, des Winters und Sommers jeweils, als zu Fantasiepreisvorstellungen der Händler unter dem Jahr, allerdings nur das, was ich brauche und nicht hedonistisch wild um die Welt herum. Es gibt aber Produkte die meide ich selbst im Sale, etwa die Massenmarketingprodukte einer angebissenen Apfelfirma, weil zu teuer und schlecht.

  • Dani sagt:

    Der Beitrag ist gut – wird aber kaum etwas ändern. Was viel bedenklicher finde @ El Arbi den „Geiz ist Geil“ Trend auch hier in der Schweiz. Selber fetten Lohn einkassieren – auf der anderen Seite aber immer das günstige fordern oder das gejammere hier in den Onlinekommentare auf Tagi! Es sollte jedem Bünzli klar sein, das ein Filet in Kosovo billiger ist als hier in der Schweiz…

    • paul sagt:

      schnäppli jäger sind in unserer konsumgesellschaft echt ein graus… eine dame bei uns im webshop einen bug gefunden, 3 hosen für total 9 franken bestellt, und nacher noch frech fordern: schicken sie so schnell wie möglich. gesunder menschenverstand? naja zum glück gibt es noch agb’s…

  • Bart M. sagt:

    Kapitalismuskritik schön und gut. Aber was wir gerne vergessen: wir haben gar keine Alternative. Der Kapitalismus ist zwar zu uns, die wir die meisten genug Geld haben, ganz gütig. Aber wir können gar kein anderes System wählen (China, Russland etc sind ebenso kapitalistisch, einfach unter einem etwas anderen Deckmäntelchen).
    Und sehen wirs realistisch: Was ich nicht konsumiere, konsumiert ein anderer der 8 Milliarden Menschen auf der Erde. Verzicht ist keine Option im Kapitalismus. So siehts aus.

    • Réda El Arbi sagt:

      Nen, es geht nicht darum, ein anderes System zu wählen. Es geht darum, dieses so vernünftig wie möglich und so sozial und gerecht wie möglich zu gestalten.

      • Mike sagt:

        Was bedeutet denn schon „benötigen“? Wenn jeder auf dieser Erde seinen Bedarf an materiellen Gütern drastisch reduzieren würde, dann gingen nicht zuletzt Millionen Arbeitsplätze verloren. Und was heisst „vernünftig“? Ein Finanzsystem ist dann „vernünftig“, wenn das Geld möglichst ohne Stauungen fließt. Und das bedeutet nun mal Konsum. Aber sehen wir es doch mal anders: Wir konsumieren nicht, sondern investieren! Und weil wir dabei profitoptimierend vorgehen, also das beste Preis-Leistungs-Verhältnis suchen, fördern wir unbewusst die Konkurrenz untern den Anbietern, was wiederum Investitionen in Forschung, Entwicklung und Innovation mit sich bringt. Nennen wir uns also ab sofort nicht mehr Konsumenten (weil zu negativ konnotiert), sondern – je nach Tagesform: Systemrelevante Investoren, ausverkaufgetriebene Wirtschaftsförderer, post-weihnachtliche Stabilisatoren oder ganz einfach: Promotoren der Innovation!

        • Réda El Arbi sagt:

          Ja, super. Aber in einer globalisierten Welt ist das Prinzip nicht mehr anwendbar. Ich dachte, die Bankenkrise hätte auch dem letzten Neoliberalen bewiesen, dass der Markt sich nicht selbst reguliert und klumpt.

          Geld zieht es immer zu Geld, da hilft auch der Voodoo-Glaube an den freien Markt nicht. Und wie bei jeder Blase platzt so ein Geldsack irgendwann. Aber grundsätzlich: Mir geht es nicht um den abstrakten „Markt“, sondern um unser Konsmuverhalten und die Folgen für unsere (globalisierte) Gesellschaft. In Deiner Rechnung sind nämlich die Ressourcen nicht gelistet. Und auch die grundsätzliche Frage, ob Unternehmen der GEsellschaft dienen oder umgekehrt, st nicht angesprochen. De Kosten bei einem GAU trägt die GEsellschaft, die GEwinne fliessen aber in private Hand.

          Dass das nicht aufgeht, sieht man ja schon an der Verteilung der Güter auf der Welt.

          • Mike sagt:

            Sollte man den Konsum in ein regulatorisches Korsett zwängen, um ihn „vernünftiger“ zu machen? Reguliert man das System nicht auch, indem man zum Beispiel in gute Bildung investiert, die dann ihrerseits reifere, autonomere und kreativere Menschen produziert? Oder auch „nur“ weniger manipulierbare? Könnte man nicht sagen: Die Regulation reguliert sich zu einem gewissen Grad von selbst (weshalb es nicht noch mehr Gesetze braucht)?
            Zur globalen Regulation (etwas frei interpretiert) tragen auch Du und ich bei, wenn auch nur im Ausmaß von weniger als 0,000000000001%. Indem wir auf dieser Plattform hin- und her posten oder unsere Meinungen anderswo frei äußern, klinken uns in einen Diskurs ein und halten ihn durch unseren Senf am Leben. Die Leser (sofern sie sich hierher verirren) bilden sich Meinungen, nicken freudig, widersprechen vehement oder greifen sich an den Kopf. So entstehen (mit etwas Glück) Thesen, Antithesen und Synthesen, die dann im kollektiven Bewusstsein fast schon wie Regeln wirken.

            • Réda El Arbi sagt:

              Würde vielleicht funktionieren, wenn Markt nicht Wachstum bedingen würde. Aber Wachstum ist durch Ressourcen begrenzt. Und wir nutzen bereits Ressourcen, die anderen Menschen zustehen. Verzicht ubd soziale Verantwortung sibd nun mal etwas, das ohne Reglementierung nicht komnt. Gier ist immer stärker.
              Oder man ist asozial und scheisst auf die anderen, solange die eigenen Kinsumeünsche gestillt werden können. Oder man Profit daraus zieht.

          • Stadtzuercher sagt:

            Réda, was heisst ‚Ressourcen, die anderen Menschen zustehen‘. Wem steht was zu? Wer bestimmt, wem was zusteht? Steht dir Öl aus Saudiarabien zu? Ein Mobiltelefon aus China aus Rohstoffen aus Afrika? Oliven aus Italien? Bauland in der Schweiz? Das einzige Zuteilungskriterium, das der Kapitalismus kennt, ist Geld. Wer genug Geld hat, darf kaufen. Andere Kriterien gibts im Kapitalismus oder einer Marktwirtschaft nicht, sorry.
            Und im übrigen funktioniert dein ‚freier Markt‘ beispielsweise auch im Umweltschutz nicht. Weil Umwelt (Wasser, Luft, Fischpopulationen) eine Ressource ist, die allen bzw niemandem gehört (Allmendressource), d.h. umsonst ausgebeutet werden kann.

            • Réda El Arbi sagt:

              Es gibt auch eine soziale Marktwirtschaft, nicht nur Neoliberalsmus. Es gibt nicht nur Kapitalismus oder Kommunismus. Die vielen Spielarten dazwischen sind es, die funktionieren.

          • Stadtzuercher sagt:

            Ja.
            Trotzdem gibt es keine Nuance oder Spielart von Marktwirtschaft, in der freiwilliger Verzicht existiert.
            Das mag der christliche Glauben leisten (Barmherzigkeit etc), aber keine der vielen Ausprägungen von Marktwirtschaft.

            • Réda El Arbi sagt:

              Deshalb der Staat als Ausdrucksform dafür, was die Zivilgesellschaft von sich selbst erwartet und durchgesetzt sehen will.

  • ivan casale sagt:

    Das mit den Endorphinen ist nicht gut. Irgendwann wird das zur Krankheit erhoben, es wird Medis und Behandlungen und Therapien geben. Politiker schlagen sich auf die Brust und fordern, dass die Krankenkassen dies alles bezahlen müssen. Dann wird es Gesetze geben (zum Schutz der Schwächsten); zum Shopping muss die Steuererklärung mitgeführt werden (finanzielle Sorgfalt) und irgendein Batch/ Chip wo persönliche Suchtwerte verzeichnet sind.

    Mir persönlich geht es eher wie Dagobert Duck, jeder Rappen (Ausverkauf oder nicht) löst Existenzaengste und Schwächeanfälle aus. Ach ja und ich weine vor der Kasse.

    • Ralf Schrader sagt:

      Die Endorphin- Rezeptoren sind trainierbar. Meine konnte ich über die Jahrzehnte hinweg weitgehend neutralisieren. Medikamente dafür gibt schon seit längerer Zeit, die heissen atypische Neuroleptika. Sollte ich gegen Erfahrung doch noch einmal bemerken müssen, dass eine Ware in der Lage ist, mein Herz höher schlagen zu lassen, werde ich mit hochdosierten Einsatz dieser jede materialzugewandte Regung in mir brutal ersticken.
      Was mich bewegt, kann man nicht kaufen. Im Gegensatz zum Autor bin ich expliziter Gegner des Kapitalismus und verschwende gern meine Zeit und meine Gedanklichkeit an Konstruktionsregel für eine Welt, die Schritt für Schritt alle kommerziellen Elemente, jede Form der Warenbeziehung eliminiert. Das geht nicht nur, es wird sogar zunehmend unumgänglich.
      Unter dem Stichwort ‚Psychagogische Psychotherapie‘ kann man den Anfängen einer Theorie folgen, welche eben die Verwirtschaftung der Gesellschaft als das krankmachendes Agens ausmacht und die Therapie entsprechend ausrichtet. Die harten Formen des Konsumrausches haben bereits Eingang in die Kataloge wie DSM V gefunden. Das müssen wir nicht nur aus psychohygienischen Gründen verbreitern und verallgemeinern, mit dem Ziel eine Welt zu bauen, in welcher es weder Konsum, Waren noch Werbung für solche gibt. Konsequent auch keine Erwerbstätigkeit, wohl Arbeit die Hülle und Fülle, aber keine Arbeitsplätze. Das braucht man alles nicht.

      • urs m.widmer sagt:

        dazu gibt’s nur den hinweis auf den artikel von SUE HALPERN im letzten lettre international: „der digitalisierte alltag“…untertitel: „die unheimliche nächste neue welle des internets rollt heran“

        alle prophezeihungen aus 1984 oder brave new world stehen vor der tür, sind also längst in den köpfen der „entwickler der zukunft“ – wie genau der konsum aussieht ist nur ein detail im gesamtkonzept.

        PS für die redaktion:
        ich hoffe, die redaktion darf und hat den mut, diesen hinweis hier einfliessen zu lassen! danke!

  • Laura sagt:

    Ob einen Pullover für 19.50 aus dem Chicorée oder einem ähnlichen Schmuddelladen, oder für 195.- aus dem Globus, für die Näherin in Bangladesh macht es wohl keinen Unterschied. Im Kapitalismus verliert immer eine Seite.

    • Réda El Arbi sagt:

      Dann gäbs noch Produkte, wo Herstellung und Herkunft der Materialien nachhaltig , belegt und kontrolliert sind.

      • Laura sagt:

        Und diese tragen Sie bestimmt, von Socke bis Brille, oder?

        • Réda El Arbi sagt:

          Nein, aber wo immer ich eine vernünftige Alternative finde (Lebensmittel, Kleider etc) versuche ich, diese zu nutzen. Es gibt nicht nur Schwarz oder Weiss. Es gibt auch ein Bemühen um Vernunft.

          Wir sollen nicht eine ideale Welt erschaffen, sondern die reale Welt soweit wie möglich positiv beeinflussen. Das Problem mit Idealen und Idealisten: Das Beste ist immer der Feind des Bestmöglichen.

          • tina sagt:

            leute, hier eine ode an den flohmi :). flohmis sind sowieso lustig, aber man kann auch den ungeliebten, ungetragenen, in kinderarbeit und unter ausbeuterischen bedingungen hergestellten billigst-mode-lappen ein 2. leben einhauchen, indem man sie eben für noch weniger geld kauft, weil sie eh nie getragen wurden, und sie dann noch ein jahr lang tragen.
            dann waren sie wenigstens noch für ein jahr gut für etwas. natürlich sind die herstellungsbedingungen nicht weniger grauenhaft. aber man unterstützt mit dem flohmikauf nicht neue produktionen. und wegen mir wurden die lappen auch nicht um den planeten gekarrt sondern von zürchern auf den kanzleiflohmi getragen. lokaler konsum gewissermassen.

    • Ralf Schrader sagt:

      ‚Im Kapitalismus verliert immer eine Seite‘

      Deshalb nennt man den auch Wettbewerbsgesellschaft. Einer verliert immer, immer häufiger verlieren alle. Deshalb kann es kein Ziel sein, am Kapitalismus zu schrauben. Was weg muss, muss weg. Auch wenn es ein- zwei Generationen lang richtig weh tut. Dabei ist die Geschichte auf unserer Seite. Ich wette alles was ich besitze gegen einen alten Filzhut, dass 2015 mehr Elend in die Welt bringt, als es 2014 der Fall war. 2016 wird es noch mehr und so iteriert die Geschichte in Richtung Finale. Auch ohne Zutun der Menschen, das der Konsumgeilen genau so wenig wie der Allesversteher- Grautonfetischten. Erfreulicher Weise funktioniert Geschichte vollständig ohne Menschen und deren Willen.
      Aber ein wenig dem Niedergang auf die Sprünge helfen, wo ich es kann, dass will ich mir nicht verkneifen.

      • Diego sagt:

        Nur, was ist die Alternative zum Kapitalismus?
        In der Natur wird auch Einer gefressen und der Andere frisst. Deshalb wird sich dieses System auch immer durchsetzen.

    • Ralf Schrader sagt:

      Es ist das Wesen einer Wettbewerbsgesellschaft, dass immer einer verliert. Im aktuellen Postkapitalismus wächst die Zahl der Verlierer exponentiell, während die Gewinner, die sog. Global Player, immer abstrakter werden und unter sich bleiben.
      Jede Sekunde Zeit, die man an der Erträglichmachung des Kapitalismus verwendet, ist verschwendete Zeit. Und da bin ich bester Hoffnung, 2015 bringt uns dem Ende des Kapitalismus ein ganzes Stück näher, denn die Agonie des Westens ist ein sich selbst beschleunigender Prozess. Konsumgeilheit ist dafür ein Leitsymptom.
      Wer seinen Restgeist an Überlegungen zum oder über Konsum vermüllt, ist historisch nicht satisfaktionsfähig.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.