Supermarket bleibt!
Es war beschlossene Sache: Auf Ende Januar sollte der Supermarket für immer dicht machen. Nach über 16 Jahren – die Zeit, in der an der Geroldstrasse 17 ein Club namens Garage Gäste empfing, nicht eingerechnet – würde das traditionsreiche Lokal einer Ladenpassage Platz machen. Damit wäre in der Partymeile Zürich West eine Lücke entstanden, die für die (vorerst) dort verbleibenden Clubs wie Hive, Härterei und Blok nur schwer zu schliessen gewesen wäre: Der Supermarket ist nicht nur der älteste noch bestehende Club an Zürichs Partymeile, er befindet sich auch in ihrem Zentrum, ist ihr geografischer und historischer Dreh- und Angelpunkt.
In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten hat der Supermarket viele Hochs und Tiefs durchschritten und durfte in den vergangenen Monaten, wohl nicht zuletzt wegen der anstehenden Schliessung, einen weiteren Frühling mit gut besuchten Partys erleben. Wäre der Supermarket tatsächlich verschwunden, es wäre eine der letzten Verteidigungslinien zwischen dem betanzbaren Zürich West mit seinen altgewerblichen, kulturellen Freiräumen (der Supermarket befindet sich in einer ehemaligen Autowerkstatt) und dem in die Höhe strebenden und klinisch properen Stadtviertel samt seinen glitzernden, und bisweilen seelenlosen, Büro- und Hoteltürmen gefallen.
Nun, rechtzeitig zur Weihnachtszeit, haben die Betreiber, Angestellten und Anhänger des Supermarkets von dessen privater Vermieterschaft ein Präsent in Form eines Sinneswandels unter den Baum gelegt gekriegt: Der Supermarket darf bleiben und erhält einen neuen, auf drei Jahre befristeten Mietvertrag.
Sandro Bohnenblust, der Geschäftsführer des Clubs, ist merklich erleichtert: «Die Freude ist riesig, denn wir haben uns zwei Jahre lang erfolglos um gleichwertige Räumlichkeiten bemüht. Es ist enorm schwierig wegen des städtebaulichen Wandels in Zürich etwas Neues zu finden, das unseren Vorstellungen eines urbanen Clubbetriebes entspricht. Der Supermarket würde in einem Neubau nicht funktionieren. In dieser Stadt scheint keine Zukunft für alte Industriegebäude zu existieren, nur für Luxuswohnungen, teure Büros und dergleichen.»
Bohnenblust, der dem Supermarket seit anderthalb Jahrzehnten seinen Stempel aufdrückt, sieht den neuen Mietvertrag denn auch als Zeichen der Hoffnung für das gesamte Viertel: «Mit dieser Verlängerung bleibt das Geroldareal ein kleines, charmantes Biotop inmitten des sich rasant entwickelnden Zürich West Quartiers». Man merkt Bohnenblust an, wie schwer die Last gewesen sein muss, die nach der zermürbenden, zwei Jahre dauernden und schlussendlich erfolglosen Suche nach einer geeigneten Nachfolge-Adresse auf seinen Schultern lag. Nachdem 2013 auch die städtischen Pläne für einen Kongresshaus-Neubau auf dem Geroldareal gescheitert sind, bedeutet die jetzige Supermarket-Verlängerung, dass es für das Areal beim Bahnhof Hardbrücke wie gewohnt weitergeht und dass dort auf Jahre hinaus im gewohnten Rhythmus gefeiert werden wird: Auch der Frau Geroldsgarten verfügt beispielsweise über einen Vertrag bis 2019.
Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Nordstern Basel, Rondel Bern, Blok und Zukunft.
2 Kommentare zu «Supermarket bleibt!»
Das sind super tolle Neuigkeiten!
GOOD news!!!!!! Eine menschliche entscheidung auf Augenhöhe, ich sehe die Zukunft ein bisschen bewegter und Bedürfniss getreu!!!!!