6 Überlebenstipps für Weihnachten

Mit ausreichend Alkohol ertragen die meisten sogar das Singen von Weihnachtsliedern.

Mit ausreichend Alkohol ertragen die meisten sogar das Singen von Weihnachtsliedern.

Die Vorbereitungen für das alljährliche Weihnachtsfest laufen auf Hochtouren. Aber es ist nicht so einfach, Familie und Freunde  an Heiligabend oder am Weihnachtstag harmonisch zu versammeln. Zu Weihnachten kommt das Konfliktpotential zwischen den Menschen zum Vorschein – und explodiert meist genau am Fest des Friedens. Wir haben Ihnen sechs grundlegende Tipps zusammengestellt, mit denen Sie Weihnachten emotional und körperlich unverletzt überleben können.

Die Ausrede

Sie lieben ihre Verwandten, aber Sie lieben sie gerne auf Distanz? Sie können getrost alle Einladungen zu Weihnachtsfeierlichkeiten annehmen, egal von welcher Seite der Familie sie kommen. Sie müssen nur darauf achten, dass Sie ab dem 22. Dezember in Gesprächen und in den sozialen Medien immer wieder dezent auf ihren sich vehement verschlechternden Gesundheitszustand hinweisen. Fragen Sie ihre Freunde und Familie nach Hausmittelchen gegen Lungenentzündung, Magen/Darmgrippe (mit unappetitlichen Einzelheiten) oder Masern. So können Sie am Weihnachtsabend friedlich zuhause DVDs schauen und Pizza bestellen, während Ihnen ihre Liebsten liebe SMS mit Genesungswünschen schicken. Alternativ können Sie ihrem Partner/ihren Kindern etwas ins Essen mischen und dann deren Unpässlichkeit vorschieben.

Die Themenliste

Sie lieben es, selbst harmonische Weihnachtsfeste auszurichten? Dann sollten Sie ihren Gästen früh genug eine Liste mit Tabuthemen zukommen lassen. Auf diese Liste gehören politische Themen (Abstimmungsresultate der letzten Monate), Religion («Der eigentliche Sinn von Weihnachten ist es nicht, sich den Bauch vollzuschlagen und teure Geschenke zu kaufen!») und Ex-PartnerInnen («Wisst ihr noch, mit Rahel/Daniel war das Weihnachtsessen immer sooo ein Erfolg. Du musst das aber nicht persönlich nehmen, neue Partnerin XY.»). Auch Gespräche über Jobwechsel könnten die Harmonie trüben («Bist du noch immer arbeitslos? ‚Burnout‘ ist doch nur deine Ausrede, um wieder mal blau zu machen.»). Ergänzen Sie die Liste um Themen, die gerne besprochen werden dürfen: Das Essen, der Weihnachtsschmuck, die Geschenke, das Essen und das Essen.

Die Gästeliste

Sie feiern lieber mit ihren Freunden als mit der Familie? Dann erfordert ein friedliches Weihnachtsfest weit mehr Recherche. Da Zürich ein Dorf ist, sollten Sie den Inzestfaktor berücksichtigen. Bringen Sie in Erfahrung, wer schon mit wem etwas hatte. Überprüfen Sie Gerüchte der letzten zehn Jahre, wenn Sie keine Eifersuchtszenen und ins Gesicht geschüttete Drinks an ihrem reichhaltig gedeckten Tisch wollen. Aber Sie müssen nicht nur schiefgelaufene Liebesgeschichten berücksichtigen, auch die aktuelle Anziehungskraft, die etweilige Gäste aufeinander ausüben könnten, sollte bedacht werden. Sie wollen auch nicht, dass sich Partner von X mit Partnerin von Y, beflügelt durch zunehmenden Alkoholkonsum, ins Schlafzimmer der Gastgeber verzieht.

Die Sitzordnung

Die Sitzordnung ist ausschlaggebend für die Qualität ihres Weihnachtsfestes! Überlassen Sie es auf keinen Fall den Gästen, den Sitzplatz zu wählen. Normalerweise sucht sich «Onkel Grabschhand» den Platz neben der freikirchlich engagierten, 18-jährigen neuen Freundin ihres jüngsten Cousins. Diese würde sich wiederum mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Platz neben ihrer esoterisch aktiven Schwester aussuchen, um sich dann die Geschichte über die Aufnahme in einen feministischen Hexenzirkel (mit Yogastunden Mittwochs und Freitags) anhören zu müssen. Bei grösseren Anlässen lohnt es sich, einen Psychologen in die Planung der Sitzordnung einzubeziehen. Bei reinen Familienanlässen recht es vielleicht, einen Familientherapeuten mit auf die Gästeliste zu setzen.

Der Alkoholausschank

Rationieren Sie den Alkohol grundsätzlich. Schauen Sie, dass jeder Gast entsprechend seinem Trinkvermögen versorgt wird, damit sich das Level der Trunkenheit bei allen Gästen über den ganzen Abend nicht gross unterscheidet. So bleibt die allgemeine Unterhaltung friedlich, und alle sind trotz fortschreitender Trunkenheit gleich enthemmt, so dass das Sittlichkeitsempfinden von niemandem verletzt wird. Sortieren Sie gleich zu Beginn die schwarzen Schafe aus. Dazu gehören die Leute, die sich immer schneller betrinken als alle anderen. Diese füllen Sie gleich zu Beginn so ab, dass sie schon vor dem Essen in ein Zimmer gelegt werden können und niemanden mehr stören. Den Abstinenzlern müssen sie auf jeden Fall gleich nach dem Essen die Kameras und Handys konfiszieren. Niemand will sich ein Verhalten dokumentieren lassen, das sich von den eigenen, spärlichen Erinnerungen unterscheidet. Sorgen Sie dafür, dass pro Gästegruppe mindestens einer fahrtauglich bleibt, sonst stehen Sie plötzlich mit einer Menge Übernachtungsgäste da.

Die Bestechung

Grundsätzlich mögen Sie Weihnachtsfeiern, aber Sie halten das Kindergeschrei des Teils der Familie, der sich bereits fortgepflanzt hat, nicht aus? Sorgen Sie vor! Wichtig ist, dass alle anwesenden Kinder etwas Gleichwertiges geschenkt kriegen. Damit ist nicht etwa der ideelle Wert gemeint, sondern Grösse, Preis und die Anzahl der brutalen Farben und der schreienden Töne, die einem Kinderspielzeug innewohnen. Vergessen Sie pädagogisch wertvolles Spielzeug! (Erinnern Sie sich an ihre Öko-Spielsachen, die keinen Vergleich mit Barbie oder Actionfiguren standhalten konnten?). Setzen Sie auf Plastik. Wenn Sie die Person sind, die den Kindern die spektakulärsten Geschenke gemacht hat, sind Sie auch die Person, die an diesem heiligen Abend von der Terrorbande verschont wird. Das funktioniert im Zweifelsfalle auch bei Erwachsenen. Nur sind dann viel teurere Weihnachtsgeschenke vonnöten.

Wenn Sie sich an diese Richtlinien halten, steht einem harmonischen Fest der Liebe nichts im Wege.

Fröhliche Festtage!

Nachtrag: Die Redaktion wurde darauf hingewiesen, dass «Das Essen» kein gutes Thema beim Weihnachtsfest sei. Die allfälligen ideologischen Auseinandersetzungen zwischen Vegetariern, Veganern, Fleischessern, Makrobiotikern, etc. könnten zu Handgreiflichkeiten zwischen den Gästen führen.

17 Kommentare zu «6 Überlebenstipps für Weihnachten»

  • Irene feldmann sagt:

    == vipasana!!! 10 tage Fasten, meditieren, nicht sprechen. Die billigste, effektivste Methode die TAGE DER LIEBE UND FREUDE im ommmmmmmmm zu verbringen.. 🙂

    • Réda El Arbi sagt:

      Bei uns im Vipassanakurs gabs ziemlich gute Küche. Nix fasten.

      • Irene feldmann sagt:

        Dann war das eine gedopte SACHE Mister El arbi, es sollte auch wenig Kosten, ich nehme mal an Sie haben ZIEMLICH viel münz gezahlt…..:) das hungern klärt das Gehirn, eine altbekannte Tatsache. Man denkt schärfer, Ritalin_frei…..:) im schweigen senkt man sich in die Tiefe, genau das richtige Rezept für Weihnachten…..Besinnung-Erinnerungen-Bewusstsein……anyhow, merry merry Christmas and a happy-healthy new year*********

        • Réda El Arbi sagt:

          Nein, jeder konnte geben was er wollte. Mindestens 8 Stunden Anapana und Vipassana am Tag, dazu, wers konnte einen Teil davon „adhitthana“. Kein Wort zehn Tage lang, Die burmesische Goenka-Version, nicht dieses Thai-Hippie-Zeugs, das man überall angeboten kriegt. Morgens um Vier gings los. Kann ich nur empfehlen, Kurse finden auf dem Mont Soleil im Jura statt. Auch ohne Bezug zum Buddhismus eine sehr gute Erfahrung. Einfach mal zehn Tage lang die Schnauze halten und anständig dasitzen 🙂

  • KMS a PR sagt:

    hier noch der passende film: „carnage – der gott des gemetzels“. (nicht nüchtern schauen).

  • KMS a PR sagt:

    für mich findet weihnachten nur mental statt. physisch habe ich mich entzogen. für alle andern folgende tipps.
    – seien sie zwischen dem 23.- 6.1. selten nüchtern,
    – schauen sie, dass ihre gäste/gastgeber auch nicht nüchtern sind,
    – vermeiden sie emotionen – und falls doch – schauen sie, dass sie nicht nüchtern sind,
    – entschuldigen sie sich nicht,
    – hoffen sie darauf, dass sie aufrund der faux-pas nie mehr eingeladen werden,
    – der verdrängunsprozess wird durch alkohol positiv beeinflusst,
    – fragen beantworten sie am besten mit „ich kann mich nicht mehr erinnern.“
    – good luck.

  • Alex sagt:

    Wir nehmen einfach die Tipps vom letzten Jahr, ok? In der Adventszeit komme ich mir immer vor wie Bill Murray in „Täglich grüsst das Murmeltier“. Jedes Jahr dieselben ideenlosen Beiträge…

    • Réda El Arbi sagt:

      Ja, geht mir mit den Kommentaren auch so. Aber anstatt einfach weiterzuklicken, nehmen sich die Leute jedes mal die Zeit, uns zu sagen, was sie nicht lesen wollen. Jänu, dann lesen Sie es eben trotdem. Aber danke für die Klicks.

    • Diego sagt:

      Hat ja schon mit der Drei Königs/Asylanten Satire funktioniert…
      Der gute Reda scheint an einem kreativen Burn-Out zu leiden 🙂

      • Réda El Arbi sagt:

        Nun ja, wenn ich mir so die Zugriffszahlen anschaue, decken wir ein Bedürfnis ab. 😉

        Ich wär übrigens froh um die Links zu den schon bestehenden Texten.

  • Diego sagt:

    Alkohol ist das Lösemittel solcher Anlässe.
    Kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man als Abstinenzler die ganzen Schwestern der Frau, deren Männer und im allerschlimmsten Fall noch die Gofen ertragen kann ohne Amok zu laufen:-)

  • Johannes sagt:

    Auch kenne ich nicht wenige, die sich zeitlich 2-3 Wochen Auszeit über Weihnachten und Silvester auf Reisen in warmen Gefilden können können, für mich eine der optimalsten Lösungen.

    • Ganz genau so! Die einzig wahre Lösung des Dilemmas. Drum am 24. tschüss and see ya again next year! Und dem hier prominent empfohlenen Alkoholkonsum kann man ja auch in warmen Gefilden fröhnen – und das erst noch ohne den ganzen Weihnachts-Zauber und in Badehosen. 😉

  • Aaron Morgenstern sagt:

    Hahaha! Dankeschön. Aber wie hält man das Ganze aus, wenn man nichts trinkt? Aufgrund unkontrollierbarer Eskapaden der Vergangenheit habe ich dem Vergorenen abgeschworen. Früher, fast noch ein Kind, hatte ich mich immer in unbesiedelte Gemächer verzogen, um mich mit mir selbst zu beschäftigen.

    • Réda El Arbi sagt:

      Kenn ich. Damit kann man selbst ein Fest ausrichten und mit Hinweis auf die Rückfallgefahr nur Leute einladen, die man auch wirklich sehen möchte. So mach ich das 🙂

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.