Quo vadis, Nightlife?

Zukünftg nur noch Nightlfe für Leute mit viel Kohle? Der neue Club Alice Choo. (Bild: tilllate.com)

Zukünftg nur noch Nightlfe für Leute mit viel Kohle? Der neue Club Alice Choo. (Bild: tilllate.com)

Zürichs neuster Nightlife-Betrieb heisst Alice Choo. Ganz neu ist das Lokal, das vergangene Woche Eröffnung feierte, jedoch nicht, denn an seiner Adresse hat sich vorher jahrelang Philippe Hausseners Indochine befunden. Auch das Team der neuen Gaststätte setzt sich aus bekannten Nachtleben-Exponenten zusammen: Für die Bookings sind aktuell die DJs Valentino (Friedas Büxe) sowie der Schweizer Turntable-Pionier Gogo zuständig und beim Aufbau der Community hilft der Edel-Gastronom Dr. Wolf Wagschal (Five AG).

Hinter dem Alice Choo stehen potente Unternehmer wie Francesco Nucera (u.a. ImmoSky), die sich ihren neuen Betriebe etwas kosten haben lassen: Viele der Einrichtungsgegenstände sind Spezialanfertigungen, alles ist nur vom Feinsten. Der Hybrid aus Club, Restaurant und Bar wendet sich denn auch an ein entsprechend exklusives Publikum: Memberkarten kosten mehrere tausend Franken jährlich, ein Limousinenservice steht im Angebot und Club-Member werden den ganzen Abend über von einem Butler umsorgt.

Mit dem Booking von Sven Väth für die Party vom 15. November stellen die Betreiber des Clubs klar, dass sie es nicht wie andere Nobelclubs beim Zusammenbuchen leidlich versierter Local-DJs belassen werden, sondern versuchen, ihrem Publikum auch musikalisch etwas zu bieten. Damit wagt das Alice Choo den Spagat, der dem Club Bellevue von Louis Bisang, Marco Ammann und Marco Giuliani bereits gelungen ist: Elektronische Musik von bekannten DJs und Produzenten, kombiniert mit einem edlen Ambiente und gedacht für Gäste, die sich in Underground-Clubs mit alt-industriellem Flair nicht wohl fühlen, die aber dennoch nicht auf Qualitäts-Electronica verzichten mögen.

Damit ist das Alice Choo ein Hinweis darauf, wohin der Weg des Zürcher Nachtlebens künftig führen könnte: Für Zürcher Clubbetreiber werden geeignete und günstig zu mietende Räumlichkeiten in alten Gewerbegebäuden immer rarer. Die Bevölkerungsdichte wächst und Immobilien ohne Anwohner in Hörweite sind selten und teuer geworden. Ein Club zu eröffnen ist mittlerweile ein Wagnis, ausser man verfügt über umfangreiche finanziellen Mittel und kann sich die hohen Miet-, Einrichtungs- und Schalldämmungskosten locker leisten, ohne von Beginn weg ums finanzielle Überleben kämpfen zu müssen – wer einen Club eröffnet braucht wegen der starken Konkurrenz einen langen Atem.

Solch gut gepolsterte Clubinhaber werden jedoch kaum Locations für Studenten mit leeren Brieftaschen lancieren, sondern solche, die ihrem eigenen Lebensstil entsprechen: Sie stehen vielleicht auf den Sound der in den elektronischen Undergroundclubs gespielt wird, umgeben sich aber auch im Ausgang gerne mit Luxus. Das Leben in Zürich ist ein teures, das gilt längst auch für das Nachtleben. Clubs für weniger Begüterte dürften in Zukunft aber noch seltener werden: Die Kombination aus luxuriösem Ambiente und dem Sound, der bis anhin Clubs vorbehalten war, in denen der Besitzer am Abend vor Eröffnung noch höchstpersönlich die letzten Glühbirnen eingeschraubt hat, dürfte  das Zürcher Nightlife immer stärker prägen.

Alex-Flach1Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter Anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Nordstern Basel, Rondel Bern, Blok und Zukunft.

20 Kommentare zu «Quo vadis, Nightlife?»

  • Benno sagt:

    Ich geh amgis in nen Salsa-Club das Tanzbein schwingen. Da musst gar nicht trinken, hast auch so Spass. Ist natürlich nur was für unverklemmte Menschen ohne Stock im A ohne zwei linke Beine. Sind auch alle gut drauf, weil die mit Stock gar nicht erst kommen.
    Wahrscheinlich sagen mir jetzt die Fachleute, dass das gar keine richtige Club-Musik sei, ha.

  • JLL sagt:

    Die Neider sind wieder mal auf Vormarsch. Zum Glück weiss das Fussvolk nicht, dass wir abgehobenen Leute mal rasch eine Ameise fürs erste Cüpli springen lassen und dies relativ billig finden. In London und Paris müssen wir mit den Arabern und Russen mithalten, hier sind es meist arme aus der Agglo, C Promis und die gleichen Leute die vier Monate den Lohn sparen damit sie sich eine billige Louis Vuitton Tasche kaufen können. Immerhin ist das schöne daran, wer sichs nicht leisten kann muss nicht kommen. Was einer mit seinem Geld anstellt ist immer noch Privatsache, die einen kaufen einen 20 Jahre alten BMW, die anderen einen Privat Jet, andere wiederum verpulvern ihr Geld in Zigis und Haustiere. Ist alles bescheuert.

    • Réda El Arbi sagt:

      Das hat nichts mit Neid zu tun. Es ist einfach auffällig, wie oft Leute mit Geld versuchen, Stil zu kaufen oder Dinge, die ihnen als Persönlichkeitsersatz dienen. Aber jeder darf das. Muss sich aber auch dafür auslachen lassen. 😉

  • partypapst sagt:

    das gute daran ist die erneuerung. solche betreiberwechsel sollten häufiger stattfinden.

  • Catherine Luke sagt:

    Nightlife, Locations, community, Team, Bookings, Turntable, Memberkarte… könnte jemand hier BITTE Deutsch schreiben??? Damit die Ausländer und Expats die Sprache richtig lernen können!

    Nachtleben, Standorte, Gesellschaft/Gemeinde, Mannschaft, Buchungen, Plattenspieler, Mitgliedskarte…

  • SrdjanM sagt:

    Wenn es ankommt, spricht nichts dagegen… man verpasst ja auch kaum was wenn man es sich nicht leisten kann (echt, der Sven?!).

    Und was die allgemeine Entwicklung angeht… Zuerst die Versnobbung, dann das Clubsterben, danach die Wiedergeburt der illegalen Partys am (nun noch entfernterem) Rand der Urbanität.
    Dann wieder neue „underground“ Clubs welche diesen Vibe in die Stadt zurückholen wollen… gab es schon alles, wird sich bloss nur noch etwas beschleunigt wiederholen.

  • Alice sagt:

    Der Club hat am ersten Wochenende schon schliessen müssen!

  • Mike sagt:

    Zum Glück haben die Zürcher nicht den Geltungsdrang, sich in einem Club zu profilieren.

    Mehrere tausende Franken pro Mitgliederkarte? stellt sich die Frage wieso dann nur C-F Prominenz an die Eröffnung kommt, am Freitag der Club schon halb leer war und keiner dem Club mehr als ein Jahr gibt.

    • geezer sagt:

      @Mike: das ist doch genau das richtige für dasjenige volk, welches nur so nach VIP-status und allerlei cervelat-prominenz lechzt. da können sie dann die Beller und den Vujo anschauen und sich im (extra teuren) VIP-bereich aufhalten. das macht viele ‚clöbber‘ doch schon glücklich. dass nach einem jahr oder so schluss ist, bereitet denen sicher keine bauchschmerzen..:-)

  • Stenz sagt:

    Wenn schon gentrifizieren, dann aber richtig! Guetta hätte aber sicher noch besser gepasst als Väth, das können sie ja aber zum 1jährigen nachholen.

  • tststs sagt:

    Alice, who the fuck is Alice (Choo)?!?
    „wohin der Weg des Zürcher Nachtlebens künftig führen könnte“ Hier würde ich einfach sagen, dass der Trampelpfad der Edel-Diskos einfach ein bisschen breiter wird, schlicht weil es mittlerweilen genug Kundschaft hat… Wurde das Indochine anno Tobak (irgendwann Anfang des neuen Jahrtausends) nicht als Alternativ zum Kaufleuten (bis dato Monopolstellung als Club für abgehobenes…äh pardon, gehobenes Publikum) vorgestellt? Jetzt kommt halt in diesem Segement noch etwas Konkurrenz dazu; heisst aber nicht, dass dies der einzige Weg wäre, der im Nachtleben ausgebaut wird…

  • maik sagt:

    finde ich nur konsequent, dass nach den wohnungen auch die klubbesuche teurer werden.

  • Yuppie sagt:

    Juheee. das wird so toll hier in zürich. ich bin immer noch für eine finanz/immobilienkrise.

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