Die zufriedene Jugend
Früher war wohl doch nicht alles besser. Die Jugendlichen und die jungen Erwachsenen im Land sind heute laut des CS-Jugendbarometer sehr zufrieden. Sie wünschen sich eigentlich nur noch gute Karrieren und weniger Ausländer. Nun ja, meine Generation war nicht zufrieden. Wir wollten Dinge erreichen. Wir wollten Veränderung.
Ich bin also mal ins Tram gestiegen und hab mir unsere Jugend angesehen. Und als Erstes fiel mir die Einheitlichkeit des Äusseren auf. Vielleicht erinnert ihr euch selbst noch: Wir hatten Jugendsubkulturen. Man bekannte sich zu einem Lebenstil, einem Wertesystem, einem Musikstil, einer Gruppe von Nonkonformisten.
Da gabs zum Beispiel Popper, die Stunden für ihre Frisuren und ihre Klamotten aufwandten. Sie hörten natürlich das, was damals unter Pop verkauft wurde (ergänzt durch Italo-Schnulzen), trugen Blazer, schmale Krawatten und asymetrische Haarschnitte, die sie nötigten, dauernd ihre Haare aus dem Gesicht zu werfen. Sie hatten keine politischen Werte, dafür aber ungeheures Gemeinschaftsgefühl und ein ausgeprägtes individuelles Selbstbewusstsein.
Weiter waren da die Freaks, eine Art politisierte Hippies. Sie zeichneten sich durch Röhrchenjeans, Wildlederjacken oder Militärparkas und «Adidas Rom»-Turnschuhe aus. Sie trugen violette Windeln als Halstücher und lasen Hesses «Siddharta» (Hesse war unser Coelho, einfach mit Sprachgefühl und mehr Schwermut), diskutierten über Politik, engagierten sich oft in der Anti-AKW-Bewegung, hörten Velvet Underground, Rolling Stones, David Bowie, Pink Floyd, Bob Marley und erste Indie-Rockbands.
Waver-Sound
Oder die Waver, quasi die Urgrossväter der Emos, hervorgegangen aus den Punks, brachten sie das «No Future»-Lebensgefühl auf eine persönliche Ebene. Depression war das Lebensgefühl und an besonders fröhlichen Tagen vielleicht eine geschwächte Melancholie. Schwarze, lange Mäntel, schwarze Haare, schwarzes Makeup und weisse Haut. Begleitet wurden sie von The Cure, The Jesus And The Marie Chain und vielen anderen Bands, die mit «The» begannen.
Ich könnte noch einige Gruppen aufzählen, die Heavy Metaller zum Beispiel, ohne jegliches politisches Bewusstsein, dafür mit ungeheuer eindrücklichen Plattensammlungen und sehr schweren Lederjacken, die mit Nieten nochmals um zwei Kilo bereichert wurden. Oder die Teddies, die sich an den 50ern orientierten und grosse Tollen kombiniert mit spitzen Stiefeln und steinzeitlichem Gedankengut trugen.
Metaller
Allen Gruppierungen und Subkulturen war Eines gemeinsam: Man wollte sich von den anderen abgrenzen. Man wollte sein eigenes Lebensgefühl schaffen. Man wollte der Welt den eigenen Lebenstil verkünden und natürlich wollte man sich von den anderen Gruppen unterscheiden. Soweit, dass man sich auch schon mal prügelte, sich gegenseitig die Töffli sabotierte (Popper fuhren Ciao, Metaller und Freaks Puch, bzw. alte Zweigang-Schleudern). Man stand für eine eigene Identität ein, bei der man auch das Riskio einging, gehasst zu werden. Ja, manchmal war das einzige Ziel, gehasst oder belächelt zu werden.
Die meisten der Kids damals lernten also, für ihre (wenn auch noch so lächerlichen) Werte einzustehen, anzuecken, Selbstwertgefühl zu entwickeln und Dinge einzufordern.
Heute ist es schwierig für Jugendliche. Die Gruppenzugehörigkeit hat sich in der Superindividualisierung aufgelöst. Und die Superindividualisierung hat sich in Beliebigkeit verwandelt. Man ist seine eigene, persönliche Aussage, die man aus dem Angebot der Mainstream-Klamottenläden zusammensetzt. Das Dazugehören ist wichtiger als das Abgrenzen. Wenn überhaupt so etwas wie politisches Engagement aufkommt, ist es meisten gegen Irgendwas, nicht für Irgendwas. Es ist auch schwer, sich für irgendwas zu engagieren, wenn bereits alles da ist.
Meine Generation war wohl die erste, die quasi bis Dreissig Berufsjugendliche sein durfte. Den heutigen Kids bleiben eigentlich nur noch die frühe Biederkeit, die Zufriedenheit und konservative Werte. Die Wildheit begrenzt sich auf Feiern was das Zeug hält. Wenn sie aufmucken oder etwas fordern, müssen sie sich anhören, dass sie ja bereits alles haben. Was stimmt, woran sie aber keine Schuld tragen.
Wollten sie rebellieren, selbst gewalttätig, müssen sie sich anhören, dass ihre Eltern und Grosseltern bereits in den 60ern und in den 80ern viel krasser waren. Nehmen sie Drogen, müssen sie diese vor ihren Eltern verstecken, da die ihnen sonst die Pillen wegfressen und das Gras wegdampfen. Am Ende jedes extremen, rebellischen Weges treffen sie auf die vorherige Generation, die da im Schaukelstuhl sitzt, Pfeife raucht und meint: «Auch schon hier?»
Die Jugend ist zufrieden, es bleibt ihnen ja nichts anderes übrig. Eigentlich wäre das schön. Es ist, als ob man ein Ziel erreicht hat. Aber auf der anderen Seite macht es mir auch ein wenig Angst. Ich mag ihnen ihre gute Welt gönnen, aber ich befürchte auch ein wenig Stillstand. Sogar eine Regression. Wenn unsere Jugend zufrieden ist, wenn sie nichts mehr anstreben, sondern sich nur noch für Dinge einsetzen, die sie NICHT wollen (Ausländer, Veränderung, Risiken), dann bringt das unsere gesellschaftliche Entwicklung zum Stillstand.
Sie müssen nicht Molotov-Cocktails schmeissen und «Freie Sicht zum Mittelmeer» fordern. Aber es wäre doch schön, wenn sie eine eigene gesellschaftliche Utopie, eine eigene Vorstellung der Zukunft, die über das eigene Einfamilienhaus und das eigene Auto hinausgeht, anstreben würden. Nicht?
Aber vielleicht bin ich ja einfach einer dieser nostalgischen alten Säcke.
85 Kommentare zu «Die zufriedene Jugend»
Kämpfen, so schöön. Das Sterben wird dann dem Anderen, sprich dem Unteren überlassen. Oberschichtsgeschwurbel.
lustig liebe tamedia, dass du diesen artikel bringst, jedoch kaum über gelungene versuche einer umsetzung „unserer“ utopien schreibst…?!! wichtiger ist es dir über brennendes dies und randalierendes das und noch besoffneres jenes zu schreiben damit ihr mit unserer unzufriedenheit unzufrieden sein könnt und euch schlussendlich doch einfach einem system fügt um eure einfamilienhäuser zu bauen und eigenen autos zu kaufen…
Ou, sorry. Ich heisse nicht Tamedia. Ich glaub, das wär ein Mädchenname.
Ach ja, ich hab kein Haus. Auch kein Auto. Noch nicht mal das Autobillet.
Und sorry, eure Utopien sind besprochen, sanktioniert, erfasst, statistisch ausgewertet und bewilligt. Der Freiraum, den ihr beansprucht, wird euch zur Verfügung gestellt.
Besetzte Häuser? Klar, mit Gratisstrom und Wasser von der Stadt. Wenn geräumt wird, wehrt man sich nicht gegen die Räumung, sondern man ist unzufrieden mit der Alternative, die zur Verfügung gestellt wird …
mit tamedia habe ich auch die tamedia angesprochen! weil es mir tatsächlich um die ansprache der medienplattform geht!
somit habe ich von den häusli und autos auch nicht von den ihrigen gesprochen!
und die utopie von der sie reden mag wohl eine andere sein von der ich rede: von einem besetzten haus habe ich nicht gesprochen. ich spreche von den ideen, legalen (!!) politischen aktivitäten, freiräumen die sich nicht auf einen raum in einem haus beschränken sondern auf eine gemeinschaft mit vorhaben und willen zur umsetzung und einer plattform welche dies genauso kritisch wie unterstützend kommentiert.
sie sprechen bei der 80er bewegung differenziert von den unterschiedlichen gruppierungen und nennen deren ihre absichten. wo geschieht die genauere betrachtung des details in diesem artikel und vielen anderen tamedianischen schreiben?
korrektur:“…wo geschieht die genauere betrachtung des details der HEUTIGEN so viel so aberflächlich kritisierten aktionen in diesem artikel und vielen anderen tamedianischen schreiben“
@so oder so: mich würde interessieren, was sie meinen, wenn sie von utopien und deren umsetzung ihrer generation sprechen? ich meine das aus ehrlichem interesse, da ich eigentlich nicht so einen anschluss habe?
bei herr el arbi habe ich manchmal den eindruck, dass er glaubt, die jungen heutzutage hätten dieselben vorstellungen, und da er ggf. glaubt, dass seine generation diese utopien umgesetzt habe und es ja diegleichen seien wie die der heutigen jungen, hätten sie sich nicht zu beklagen?
weiss denn herr el arbi, was die probleme und utopien der jungen heutzutage sind? sind es dieselben wie der generation von herr el arbi?
mich würde wirklich interessieren, was sie (so und so) meinen?
@ der prekarier:
ich spreche jetzt einfach für mich und von den zielen (wird dem „willen zur umsetzung“ etwas gerechter als das wort utopie) die sich aus meiner wahrnehmung ergeben haben und nicht für die gesamte junge generation für die ich gar nicht bemächtigt bin zu reden, ich bin ja einfach teil eines teils.
beginnend im alltag: das verlangen, etwas natürliches auf dem teller zu haben und dies selber bestimmen zu können (beispiel gentechnik bei lebensmittel). permakulturgärten zu errichten, sich seinem konsum bewusst werden. dazu gibt es projekte welche diese umestzungen ermöglichen, es gab auch schon demonstrationen in der stadt um auf diese thematik aufmerksam zu machen. von den friedlich verlaufenden kundgebungen konnte nichts in den (ta)medien gelesen werden.
fahren wir weiter mit dem wunsch nach der möglichkeit von einem wohnplatz in dieser stadt. das wort gentrifizierung wird hier wohl jedem bekannt sein. hier wehren sich teils private mieter im stillen oder auch weitere in form von einem zusammeschluss zu mehreren demonstrationsumzügen. auch bei diesen demonstrationen verläuft oftmals alles friedlich, es wird informiert über vergangene und aktuelle wohnungsnot-bewegungen, es wird ein kleines fest aufgestellt um etwas auf der strasse zum leben zu erwecken was eine stadt am leben hält und erst richtig lebenswert macht. und ja, eine andere form des protests sind hausbesetzungen. dass es aber nicht nur die „abbruchbuden“ gibt wo amöbenartige völker rumsiffen sondern auch intelligente und talentierte macher hausen welche sich nicht in ein ruhiges, stillschweigendes system fügen, auch darüber wird in den (ta)medien nicht berichtet.
ich glaube es geht generell um den wunsch, möglichkeiten zu haben, optionen zu haben, selbstbestimmt zu handeln, sich von fremdbestimmten sachen entziehen können und sich wiederum eigene alternativen erschaffen zu können. und auch gerne mal in einem etwas unkonventionelleren rahmen.
und ein von mir ganz grosser wunsch ist es, dass es wieder mehr raum für toleranz und gesellschaftliches vertrauen gibt, dass nicht einfach so krass pauschalisiert wird, weder von der einen noch von der anderen seite. und am alllllllllerwichtigsten von den medien!!! die haben einen grossen einfluss darauf, von welcher seite her ein geschehen präsentiert wird. (ja, zb wenn bei einer demonstration von 300 menschen 3 teilnehmer randalieren, dann gibt es noch 297 andere welche den vandalismus nicht unterstützen und trotzdem für das thema der demonstration einstehen!)
und geduld. ich wünsche mir verständnis, toleranz, vertrauen, anregende diskussionen (wie diese, danke) und geduld.
und mehr mensch-zu-mesch.
Da lag Réda also gar nicht so falsch mit seinem Essay, bloss ein wenig überzeichnet hat er …
Damals war die Aufbruchstimmung. Wie eine halbgezeichnete Landkarte die Möglichkeiten offen……die Erwachsenen gingen arbeiten und waren so beschäftigt sodas die Jugendlichen extrem viel Freiheit zur Verfügung hatten inclusive auch das Gefühl das : man kanns und man darf!!!! Ideologien waren vorhanden, der Wind der Möglichkeiten. Da ein Dorf noch ein solches war und unser Planet noch unerschlossen, Globalisierung und Kommunikation noch nicht im Duden registriert waren, unternahm man miteinander was. Es gab Schlägereien, sauf und tanzfestivale, Töffrennen und balkonbesteigungen, kurz Diskussionen und Auseinandersetzungen welche uns allen einfach saugut getan haben. Ich wünschte mir für die heutigen Jugendlichen eine Chance, ihre Zeit mit echten Gefühlen und Taten zu erleben sodass sie mit flammendem Geist ihr Leben umarmen könnten.
Man hat wahrlich das Gefühl, in den Köpfen der Jugend steckt nur noch Kommerz. Wenn Hauptsache neueste Apfelbaukästen in der Tasche stecken und auf dem Tisch stehen sind sie glücklich. Weitergehende zukunftsweisende politische, soziologische oder philosophische Ambitionen hat keiner und keine mehr. Man hat sich damit abgefunden, angeleitet durch Eltern, Medien und Schule, Teil des Problems anstatt einer Lösung zu sein, geschweige denn diese mitzuentwickeln.
mich nervt diese haltung etwas.
man wünscht sich wohl eine kritische jugend.
jemand, der sich für die anliegen der bequem gewordene alte generation einsetzt und abrackert.
so eine art linkes dummchen, das die kapitalisten und die wirtschaft etwas, aber nicht zu fest kritisiert.
kommt aber jemand auf die idee, etwas zu fordern, was nicht im sinne des establishments ist, dann wird der kritiker runtergeputzt.
siehe MEI.
Klar schuld sind die Erwachsenen, deren Erziehung fehlerhaft ist und den Nachwuchs nicht zum kritischen Denken und Handeln befähigt, sie intellektuell arm erwachsen lässt. Aber Innovationen kommen dann im Erwachsenenalter wohl selten von den sturen und geistig unflexiblen Alten, da muss nunmal die Jugend an, ob schlecht erzogen oder nicht.
Esch scho verrockt, we Wänd die jonge Kämpfe wenn die alte ufgänd?!? Esch äbe de glich bequem worde nüd meh z säge ond üsne kapitalischte cheffe i A….. Z chrüche för par fränkli meh im monet Hey Metallers Rockers Hippies und Hiphopers träffe mer üs jetzt eifach no ide grosse Stadion zo überressne ticketpreisen so us nostalgisches träffe zom öber früecher rede?!?
Vellecht send die jonge vo höt mol die wo üs im Heim de de A….. Putzen! Drom lohnt es sech scho chli ziit und Geduld för d Förderung vo de jonge z investiere
Wenn nämli die obeinne Ihri löhn chli wörde teile häts gnue för par vo dene verzogne bängle wo jo de vo de alte säck chönd lehre dass sech lohnt z Kämpfe!
Back to the primitive fuck all the politiks!!!!
Bissoguet Caro, schreib Schriftdeutsch. Mir Tränen die Augen bei deinem Dialekt.
Hahahah wenn ich mich nicht täusche, ist das Aargauerdeutsch…. Jedenfalls sehen meine sms aus dem Rübliland so aus 😀
Liebe Grüsse aus dem Kreis 3 🙂
Logisch ist das Aargauerdialekt.
Hat ja sowieso immer was trashiges, wenn man Dialekt schreibt, aber diese Bauerndialekte machen mich echt rasend…
Gruss aus dem K10
Wie soll man auch „für“ etwas sein oder sich für etwas engagieren wenn man sich ständig gegen braunen Dreck wie die Mei oder noch schlimmer Ecopop wehren muss?
Das traurige ist, echte Argumente für diese Initiativen gibt es schlicht nicht. Nur viele Leute mit irrationalen Ängsten… Dagegen kann man lange andiskutieren, einen Effekt hat es nicht.
Nun, doch, es gäbe Argumente. Zum Beispiel, dass der Platz auf unserer Welt beschränkt ist und wir uns vielleicht endlich mal Gedanken über das völlig aus dem Ruder laufende Bevölkerungswachstum machen sollten. Die Initiative löst dieses Problem zwar nicht, spricht es aber wenigstens an. Und dafür wird es dringend Zeit.
mich nervt neben dem braunen dreck der neoliberale dreck.
Aber sowas von. Ganz bei Ihnen, Marianne.
Schauen Sie zum Beispiel die Diskussion zum bedingungslosen Grundeinkommen an, und das Engagement das bei der Unterschriftensammlung meist von jungen Leuten gezeigt wurde. Wenn das keine „eigene gesellschaftliche Utopie, eine eigene Vorstellung der Zukunft“ ist, was ist es dann? Wie ich im Text oben gelesen habe gehört ja auch dazu, dass die ältere Generation das nicht ernst nimmt, ja nicht einmal als eine „richtige“ Utopie wahrnimmt, dass man riskiert ausgelacht zu werden. Die neue Generation grenzt sich ab wie damals, sie hat andere Werte, andere Ausdrucksformen. Aber offenbar wird dieser Prozess von der älteren Generation nicht einmal wahrgenommen. Zumindest ist dies mein Eindruck nach dem Lesen des Artikels: die alte Generation starrt gebannt auf den Hauseingang und wartet darauf, dass die Jungen versuchen die Mauern niederzureissen, die sie aufgebaut und perfektioniert hat, und merkt nicht dass die Jungen längst ausgeflogen ist und gerade in irgend einer Cloud neue Schwarmformationen probieren.
Hm, die Leute, die uch aus dem Umfeld „Bedingungsloses Grundeinkommen“ kenne, sind alle über 30.
Aber ja, es gibt Junge und Jugendliche, die soch für etwas einsetzen. Es sond einfacj nicht besonders viele.
Bei allem Respekt, Herr El Arbi: Bullshit. Und was für einer. Kann es sein, dass Sie als kinderloser Mann in ihrem Alter einfach nicht mehr besonders viele Jugendliche kennen?
Die Utopie „Bedingungsloses Grundeinkommen“ wurde schon ausgeheckt, als es weder Google, Smartphones oder Facebook gab. Irgendein(e) Junge(r), der noch Bücher liest wie „Das Kapital“, die Schriften von Lenin sowie Mao ist wohl auch auf den „Social Credit“ gestossen, der bereits 1920 in den englischsprachigen Ländern entworfen wurde … So in den 70er Jahren geisterte das BGE als Idee in der SP rum …
Unseres „Viva Che“ ergab mit der Zeit mündige Bürgern, die merkten, Veränderungen vorwärts brauchen etwas mehr Zeit, das “Heil Christoph“ führt zurück in die Generation mit Réduit und Kartoffelernte auf dem Sechseläuteplatz. Der Horizont liegt nicht im Jura oder am Rhein. Das endet lediglich im Inseldasein ohne Chance zur Evolution. Jedenfalls wäre mir eine Jugendrevolte lieber, statt die Saubannerzüge der Fussballfans. Auslandschweizer Jg 1943,
Nicht nur die Jugendlichen heutzutage sind resignierte Langweiler, die hinnehmen was einem vorgelegt wird. Nein, wir alle, oder fast alle, leben nur noch dahin, konsumieren zuviel und haben keine Ziele mehr. Wofür auch kämpfen? Es stimmt mich traurig durch Zürich zu gehen und fast ausschliesslich Menschen mit IPhones und Redbull in den Händen, Schminke im Gesicht und teure Markenklamotten am Körper zu sehen. Ich kam einmal vom Land in die Stadt, weil ich fasziniert war von den vielen Verschiedenartigkeiten, den neuen Impulsen. Was heute rüberkommt ist eine homogene Masse, deren ich lieber fern bleiben will. Schade für Zürich. Verkommen zu einer Stadt für Banker und andere Langweiler.
Das ist es ja. Alle kommen vom Land nach Zürich und wollen dann nicht auffallen. Drum laufen auch alle gleich rum.
Es ist das Wesen des realexistierenden Kapitalismus, dass man darin Protest und Rebellion KAUFT, nämlich über das entsprechende Label oder Produkt. Soweit ist Protest und Andersdenken willkommen. Wer es aber wagt, den Charakter des globalen Kapitalismus grundsätzlich in Frage zu stellen, ohne dabei zu konsumieren oder zu bezahlen – wie das für die Mehrheit der Menschheit mit zuwenig Geld nun mal Realität ist, wird als … betitelt (hier wahlweise Terrorist, fauler linker Anarchist, rechter Rassist etc einsetzen, je nach präferierter politischer Gesinnung).
Das kapitalistische System (manche würden sagen: der Neoliberalismus) ist schon soweit, dass es die (machtlosen) Gegner braucht, um Vielfalt, Veränderung und Demokratie vorzutäuschen. Ich finde: Je mehr sich das wahre Gesicht des realexistierenden Kapitalismus zeigt, desto einfacher können seine Fehler und sein Versagen entlarvt werden.
Deshalb dürfte die wirkungsvollere und fürs Individuum schmerzlosere Strategie sein, mitzumachen, bis das ganze umso deutlicher hochgeht. Das entlarvt auch jene, die zwar Widerstand fordern, aber selbst bequem mitprofitieren wie die Maden im Speck. Aber hochgehen kanns dafür jederzeit. Das nächste Mal – zumindest in der Schweiz – am 30.11. Vielleicht warens dann nicht die Jungen, die die Speerspitze des Widerstandes bildeten. Dafür die enttäuschten Alten. In dem Sinn: Es lebe die Veränderung und der Widerstand.
wenn diese jugendlichen heute eben ihre ausbildungen machen und zufrieden sind, und vielleicht als 25-75 jährige ein sinnvolles leben führen und sich effektiv und sinnvoll für gute dinge engagieren, dann ist mir das lieber, als wenn sie mit 25 schon freunde beerdigen müssen. auch wenn der preis ist, dass sie in ihrer jugend nicht für sinnvolle dinge gekämpft haben. aus verwöhntheit
Es sind die Chemikalien im Essen ( Paulie in „The Sopranos hat’s erklärt…) die die Jugend apathisch und teilnahmslos machen.
Red Bull, 20 Minuten und Dauerbestrahlung übers Handy – was erwartet Ihr von den armen Kiddies da noch?
Generation Z wie Zombie 🙂
Zumal die Apfelteile nun wirklich nicht zu den strahlungsärmsten gehören. Statt RB könnte man auch günstigeren Kaffee oder noch besser Grüntee trinken und damit ggfs. den selbständigen Mittelstand fördern, aber teures Konsumieren ist heute alleinig glückseligmachend gefragt, denn woher kommen wohl die Gelder für die vielen medialen Funprojekte von RB?
@El Arbi:
Und trotzdem war doch die Welt zu Ihrer und früherer Zeit sicherer als heutzutage (Existenzsicherheit, Rechtssicherheit usw.) als heutzutage? So betrachtet hätten früher die Jugendlichen nicht rebellieren sollen und heutzutage sollten sie es?
Nein, früher hatten wir keine Sicherheit. Aber Sicherheit ist wohl die Illusion, die den Leuten am Teuersten, auf Kosten ihrer freiheit, verkauft wird. Ich weiss das, weil ich schon an genug Beerdigungen war.
Sicherheit habe ich in der Schweiz als Prekarier in einem gewissem Mass, zumal ich nicht auf der Strasse leben muss, was aber auch hier Menschen müssen. Aber wie mein Leben bspw. in anderen europäischen Ländern oder der USA, oder China und so aussehen würde? Sicherheit ist trügerisch, da haben Sie recht.
Menschen müssen hier nicht auf der Strasse leben. Menschen können sich entscheiden, auf staatliche Angebote zu verzichten, oder sie können psychisch in einer Situation sein, die es ihnen nicht erlaubt, sich auf einen festen Wohnsitz festzulegen. Aber ein Dach über dem Kopf gehört in der Schweiz zu den Grundrechten.
„Sicherheits“-Versprechen sind die Flöten der Rattenfänger. Erst schürt man die Angst, dann bietet man die Sicherheit gegen die Angst. Was an der Realität nichts ändert. Aber bei einem Versagen der „Sicherheit“, wird sicher niemals der die Rechnung bezahlen müssen, der den Leuten einfache Lösungen für komplexe Probleme angedreht hat. Er wird ihnen einfach neue einfache Lösungen andrehen.
Das mit der Sicherheit ist eine Mär. Allsamstagabendlich warst du in Gefahr, von einer Horde Skinheads zusammengeschlagen oder zwischen die Reihen von Poppern vs Teddies zu geraten. Zudem war hier die absolute Heroindrogenhölle, auch in Kleinstädten. Asylantenheime wurden angezündet, in den 90ern konnte man nicht aus dem Haus in der Zürcher Innenstadt/Kreis 4, 5, 6, ohne von Bettlern angemacht zu werden, geschweige denn einen Joint zu rauchen ausserhalb des Kantons Zürich, ohne als „Drogendealer“ eingesteckt zu werden. Wir vergessen vieles – aber so sicher wie heute waren die Schweizer Strassen sehr sehr selten! ABER es gab noch keine SVP, die die Angst künstlich in den Hirnen der Schafe züchtete.
Küsel, die Strassen mögen sicherer geworden sein.
Dafür wurde dein Lebensentwurf unsicherer, die Arbeitsstelle nicht mehr auf Lebzeiten garantiert. Und ohne Job fliegst du schnell aus deinem sozialen Milieu raus. Das ist die neue Unsicherheit.
Ehrlich, ich kenne keine Jugendlichen oder junge Erwachsene, die fürchten, sie könnten keinen Job finden, in dem sie ihr Leben lang bleiben können.
Réda, das glaub ich dir, dass du niemanden so kennst. Du repräsentierst ja auch nicht zwingend den schweizerischen Durchschnitt. Aber für die Mehrheit der Schweizer sind Job und Lohn Sorgenthemen Nummer 1.
Ich habe ‚Sorgenbarometer Schweiz 2013‘ gegoogelt und etwa die Erhebung der CS gefunden.
http://www.gfsbern.ch/de-ch/Detail/credit-suisse-sorgenbarometer-2013-1910
Ich zitiere daraus:
„Die zehn am häufigsten genannten Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer drehen sich 2013
um gesellschaftlich und sozial relevante Fragen mit einem mehr oder weniger direkten Bezug zur
Sicherheit. Makrowirtschaftliche Sorgen bleiben im Hintergrund, vielmehr beschäftigen Themen,
die greifbar sind und die Menschen persönlich betreffen wie Löhne oder die Arbeitslosigkeit.“
Ja, Florian. Womit wr wieder beim Begriff „Sicherheit“ wären. Eine der Ängste ist, dass irgend so ein Ausländer den Job wegschnappt.
Es werden Ängste geschürt, was individuell als bedrohend empfunden wird. Objektiv waren wir noch nie sozial so abgesichert wie jetzt. Wir haben eine Arbeitslosenquote von 3 %. Das ist per se Vollbeschäftigung. Und wenn du deinen Job verlierst, hast du mehr Unterstützung als irgendwo sonst auf der Welt.
Die subjektiven Ängste haben nichts mit der objektiven Situation zu tun. Im Gegenteil. Gewisse Politiker bewirtschaften die Ängste, um mit „Sicherheit“ auf Stimmenfang zu gehen. Einfaches Prinzip.
Ängste sind immer subjektiv. Ich bin etwas überrascht, wie sicher du dir bist, es besser zu wissen als all die einzelnen Befragten. Dann könnte man sich die Umfragen ja sparen, und die Sorgen der Bürger grad von dir oder anderen Besserwissenden deklarieren zu lassen… 😉
Die Leute wurden nicht dazu befragt, ob sie im sichersten Land leben. Oder ob es heuteegr Sicherheit gibt als früher. Die Leute wurden zu ihren Ängsten befragt.
Und, lieber Florian, Ängste widerlegen weder Wirtschafts- noch Sozialstatistiken.
Aber es ist halt super, wenn man damit argentieren kann. Ängste sind so angenehm faktenfrei.
😉
Ich habe 1986 in der Kanti einen Aufsatz verfasst mit genau dem Thema – aber ungekehrten Vorzeichen… die fehlende Gemeinsamkeit und Kampfgeist, welcher die 50er, 60er und 70er prägte. Orientierungslos in Splittergruppen zerfallen schwebt die Jugend der 80er völlig losgelöst im Schwereloszustand wie Major Tom. Ich gehört mal zu den Heavies, den Punkern oder den Wavern, später wurde ich ein bekennender Neo-Hippie. Jeder hatte seinen Kleiderstil, auch mal je nach Jahreszeit, aber individuell.
Im Nachhinein muss man sagen: Ich bedaure die heutige uniforme und alles-habende, jedoch unter enormen Leistungs- und Erfüllungsdruck stehende Jugend zutiefst, möchte niemals heute meine Teenagerjahre verbringen. Was aus diesen unpolitischen und unmotiviert hedonistischen Konformisten wird, wenn sie erwachsen sind, mag ich mir nicht ausmalen.
Naja, die werden schon auch zu engagierten, anständigen Menschen, Vielleicht etwas verwöhnter, aber dafür vielleicht auch etwas humorvoller, als wir es mit unseren Idealen waren. 🙂
Wir waren sehr humorvoll – was die Filme und Musik die ich damals machte, u.a. beweisen. Es gab immer einige „verborte“ Gesellen, die alles etwas zu ernst nahmen – aus diesen entstanden dann die heutigen Wutbürger (Angry Young Man – Never Grown Out of His Angryness sozusagen) oder die Eltern der von dir hier beschriebenen Jugendlichen 🙂
Mainstream rules auch bei den Erwachsenen.
Die Abercrombie&Fitch Weichbecher holen langsam ihre Canada Goose Daunenjacken füren 🙂
Hahaha, geil! 🙂
Wer jetzt schon die Canada Goose rausholt hat definitiv nen defekten Temperaturhaushalt. Die kommt erst zum Einsatz wenn’s Minustemperaturen gibt. Und dann gibt’s keine besseren Jacken. Fact! Not style!
Aber du kannst ja auch dann noch im Holzhacker-Hemd und mit selbstgeschnitzem Jute-Sack rumrennen.
Ist halt einfach doof, wenn der links und die rechts dieselbe Jacke anhaben. Zudem sagt es einiges über die Träger aus, wenn man totes Tier an der Kapuze baumeln hat…
Hätte mir vor X Jahren fast mal so eine Jacke gekauft, weil sie wirklich warm geben. Habe es dann (mittlerweile zum Glück..) gelassen, wegen dem Echtpelz in der Kapuze. Natürlich kümmert das den Mainstream Konsumenten nicht, solange er sich keine Bilder von der Produktion reinziehen muss…
A & F ist aber fast noch schlimmer 🙂
Da würde noch manche Tussi auf die Welt kommen, wenn sie sehen würde welches Leid an ihrer Kapuze klebt…
Totes Tierplüsch an der Jacke ist ecklig.
Aber auch du trägst deine Geldpapierli und Münzen wahrscheinlich trotzdemin ner toten Kuh rum. Und vielleicht sind auch noch ein paar Teile davon um deine Treterchen gewickelt, gell… 😉
Typischer Ignoranten-Spruch, den ich als Vegetarierin dauernd zu hören bekomme…
Es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied zwischen Abfall/Nebenprodukten wie z.B. Leder und gezielter, qualvoller Zucht von Pelz und Fleisch. Aber redet ihr euch nur weiter die Welt zurecht…
dein artikel hat was. ich beneide die kids von heute nicht unbedingt. sich wachsen/wuchsen in einer zeit auf, in der völlig verblödete ‚IT-persönlichkeiten‘ (Hilton, Kardashian, bachelors jeglicher couleur etc.) ohne irgendwelche talente tagtäglich in den medien als heros für jugendliche zelebriert werden. das war halt früher nicht unbedingt so. da gab es zwar auch popsternchen, die z. b. eher für ihre oberweite als für ihren singsang berühmt waren, aber immerhin unternahmen die etwas, um auf sich aufmerksam zu machen. heute muss man nur die richtigen klamotten anhaben und am richtigen ort ‚abhängen‘, schon ist man ein star. man muss viele ‚likes‘ im gesichtsbuch haben, schon ist man ein star…..
andererseits werden die jungen heute dermassen in ein korsett gepresst, was ausbildung und karriere betrifft, dass sie in ihrer freizeit vielleicht nur schon deswegen überhaupt keinen bock auf ‚revolution‘ oder einigermassen schlaue inhalte irgendwelcher art haben.
Mir persönlich gefällt der heute zum selben Thema erschienene Beitrag von Frau Binswanger besser! Drückt für meine Begriffe besser aus, dass man die ‚heutige Jugend‘ auch ohne Belehrungen, eine leichte Altersverbitterung und mit unterschwingender Besserwisserei betrachten kann……..
unwissen schafft zurfriedenheit. wenn ich junge berufstätige interviewe kommen vielfach folgende kernaussagen:
1) ich will möglichst viel geld in kurzer zeit,
2) „welche andern?“
3) ich will spass,
4) was ist verantwortung?
eigentlich kein wunder, da schon die eltern das vorgelebt haben. werte? – nicht wirklich.
ach komm. exakt so waren wir vor 25-30 jahren. werte? wir waren einfach dagegen.
Naja, wir waren für erschwinglichen Wohnraum. Und haben dafür auch schon mal einen Gefängnisaufenthalt in Kauf genommen. Wir waren für ein liberaleres Gastrogesetz und habens bekommen. Mehr Freiräume? Wurden geliefert.
reda, ich meinte wir. nicht ihr. klar war ich für erschwinglichen wohnraum, also exakt meinte ich: ich kann nicht viel ausgeben für wohnen. und all die um mich auch nicht. politisch war das in meinem direkten umfeld überhaupt nicht. was du liberales gastrogesetz nennst war einfach mein mangel an wohnraum = lieber nächte an konzerten verbringen so lange möglich. nix politisch, nix werte. aber ich bin auch ein jämmerliches beispiel, zugegeben
Ah ja? Ich war nicht bereit, in den Knast zu gehen. Liberaleres Gastrogesetz? Ging mir total am A…..vorbei. Es ist ein Irrtum zu glauben, die nächste Generation muss der alten dankbar sein für ihre guten Taten. Jede Zeit hat eigene Prioritäten und wir alle wissen, dass die Klagen der Alten über die Jungen eine jahrtausendealte Tradition ist.
KMS‘ Kommentar oben hätte wortwörtlich von einem meiner Onkel sein können, der eine Firma hochgezogen hatte und dem es niemand Recht machen könnte – war vor 30 Jahren!
ja, du würdest nicht in den Ausgang gehen, Partys wären um 00.00 Uhr fertig, Platz für Kunstausstellungen? Sense. Aber ja, ihr müsst nicht dankbar sein, schliesslich habt ihr Nichts mehr, wofür ihr kämpfen könnt, ohne dass man euch Dekadenz und Verwöhnung vorwirft.
Ich klage nicht. Ich frage nach den Perspektiven der U25, die über den persönlichen Konsum hinausgehen. Da hab ich von dir noch nichts gehört.
aber reda. wenn meine gutbürgerlichen beamten-hausfrau-eltern noch bünzliger gewesen wären, hätten sie solche sätze gemacht wie du da eben. „blabla dankbar blabla nichts wofür ihr kämpfen könnt blabla verwöhnt“.
vielleicht liegt das problem darin, dass du deine werte als massstab nimmst reda. unsere eltern konnten unsere anliegen nicht verstehen (als unsere. nicht eure. wir mit unserem dagegensein. ihr mit euren politischen anliegen). wir selber übrigens auch nicht. und ich bilde mir nicht ein, die ziele der generation oder der gruppe meiner kinder zu verstehen. ich glaube aber, dass sie sich in eine richtung entwickeln (als generation), die weg vom besitz und kapital kommt. in 20 jahren macht alles sinn was wir jetzt nicht verstehen. wir werden staunen. ich wäre wirklich froh, wenn man mal aufhören würde über die jugend runterzuziehen. das sind gute jugendliche heute
Ach mir wärs schon genug, wenn etwas da wär, das ich dann nicht verstehen könnte.
ich sage ja nicht, dass das alles schlecht ist; zumal es die jungen bez. anforderungen heute schwerer haben als meine generation. wo ich herrn el arbi aber beipflichte – man hat verlernt für etwas zu kämpfen. das ist eine wohlstands-erscheinung.
als ob alle in wohlstand leben würden. ich wohne in einem nicht so betuchten viertel, und da wissen viele der teenies was sie wollen. sie kämpfen für etwas. aber auch nicht politisch, zugegeben. ich kenne jedenfalls keine. ich glaube aber dass es solche genau so gibt.
„meine generation“: ich wuchs sehr wohlbehütet auf, wir hatten nicht viel geld, aber es mangelte an nichts. es mangelte dermassen an nichts, dass ich nicht gewusste hätte wofür ich kämpfen soll. es war alles wohlgeordnet lief auch in solchen bahnen. das wollten wir nicht. wir waren dagegen
Ja, aber es geht nun einmal nicht um Geld, sondern um Möglichkeiten. Sozial Schwache gab früher schon. Und dazu weniger Möglichkeiten, irgendwas dagegen zu tun, oder irgendwelche Chancen, die man auch als Nicht-Gutbetuchter nutzen konnte. Das gibts heue alles.
Zum einen: Vielleicht gehört das, was Sie und Andere so vereinfachend als „gegen Ausländer zu sein“ bezeichnen, ja zu der gesellschaftlichen Utopie, die diese Jugend hat.
Zum Anderen: Es ist doch noch nicht allzu lange her, da haben Sie selber über Jugendliche gemotzt, die irgendwie zwar Randale machen, aber dabei eben nicht politisch genug seien. Oben in dem Artikel sagen Sie jetzt selber, dass das eine dumme Aussage ist. Sie sind einer dieser alten Typen, die die ganze Zeit darüber reden, wieviel toller, abwechslungsreicher, ideenreicher, idealistischer und was Wunder noch ihre Jugend war. Das nennt man im Allgemeinen einfach Nostalgie und selbstkristischere Leute nehmen das bei sich selber nicht allzu wichtig.
Und wohin führt eigentlich diese immer wieder bejubelte und ach so grossartige ständige gesellschaftliche Entwicklung, die ja nie zum Stillstand kommen darf? Gibts da genauere Vorstellungen drüber oder ist Entwicklung einfach per se etwas Wunderbares? So wie sich z.B. auch wuchernde Geschwüre weiterentwickeln und sehr beliebt sind.
Zum Schluss: Ja, Sie sind nur ein nostalgischer alter Sack, der mit einiger Impertinenz versucht, der Jugend seine Weltsicht aufzudrängen.
Nun ja, in der Wissenschaft ist man sich einig, dass Stillstand Tod bedeutet. Und was gesellschaftliche Entwicklung angeht, die sie ansprechen: Sie könnten ja auf die verzichten und wieder zu Werten aus dem Mittelalter leben.
Was die Ausländerangst angeht: Daran sieht man, auf welch hohem Level man Dinge NICHT will. Man sieht daran keineswegs eine Utopie, sondern ein Sehnen nach nostalgischen Werten, die verklärt und selbst nie erlebt wurden.
Fremdenangst kommt immer dann, wenn man Angst hat, etwas zu verlieren. Fremdenangst kommt niemals aus dem Gefühl, etwas Konstruktives zu schaffen, sondern immer aus dem Gedanken, etwas Negatives zu verhindern. Woher in unserer superabgesicherten Gesellschaft die Angst kommt, ist mir schleierhaft. Vielleicht von einem zu engen Horizont. Vielleicht sollte man junge Menschen mit 16 einmal um die Welt schicken, mit Aufenthalten in Kambodscha, Indien, China, Russland oder dem Bible Belt der USA.
Was denn jetzt? Angst vor Fremdem? Oder ganz explizit Angst vor Ausländern? Ich glaube, ReA, mit Verlaub, das ewige Drohen davor, wie dumm/ungebildet/eng/etc Angst ist, keinerlei Hilfe dazu bietet, solche Aengste, die ja durchaus menschlich sind (und im übrigen auch bei den lieben und guten Ausländern vorkommen – übrigens auch den Frauen, denen Sie ja gern vorauseilend schon mal zur Hilfe eilen -) zu überwinden. Ganz im Gegenteil: Sie polarisieren, sie lassen auch besonnene, durchaus gutwillige Zeitgenossen ins Reduit gehen, wo sie dann anfangen, ihre (vielleicht manchmal berechtigten) Aengste in Gross umzuwandeln.
Ich war einer dieser jungen Menschen, der ab Alter 5 durch die ganze Welt geschleppt wurde – trotzdem habe ich Aengste, habe ich Vorbehalte, sehe ich nicht das Heil für eine Gesellschaft unbedingt darin, für alles und jeden offen zu sein.
Irgendjemand Schlaues hat mal gesagt (vielleicht kann mir da jemand helfen), dass man sich vor Menschen hüten solle, die behaupten, keine Angst (bzw Aengste!) zu haben bzw anderen das Recht dazu absprechen.
7. Zeile: Muss natürlich ‚Groll‘ heissen, sorry!
Ja, ich polemisiere. Und ja, ich halte es für notwendig. Ich hab die Nase voll von der Toleranz für die Intoleranten. Ich hab genug von Nachgeben bei den Unnachgiebigen. Ich kann das Hätscheln und bestätigen der Leute, die aus Angst in ihren Herzen eine kalte, hasserfüllte Welt bauen wollen. Ja, ich hab die Schnauze voll.
Und ja, vielleicht müssten sich die armen Geängstigten einfach mal radikalisieren. Vielleicht müssten sie aus der Faust im Sack eine richtige rechte Wut werden, damit sie sich selbst im Spiegel als das erkennen können, was sie sind: als rechtes Kanonenfutter. Vielleicht sollte ihnen die Ausrede „Ich bin ja kein Rassist, ich bin auch kein SVP-Mitglied, aber ….“ genommen werden. Dieses feige Verstecken hinter apolitischem Auftreten und trotzdem Hasspolitik zu unterstützen, geht mir tierisch auf den Senkel. Da sind mir die klaren Rechten lieber, die zu ihren Idealen stehen.
Und dieser Beitrag mit dem unvermeidlichen Hass-Vorwurf an diejenigen, die man selber nicht versteht, ist jetzt einfach nichts weiter als Drama-Queen-Gehabe.
Oh, ich verstehe die Angst, ich weiss auch, woher sie kommt. Nur weil ich Angst nicht frü eine Ausrede halte, Ausländer als Sèndenböcke zu benutzen, heisst das noch lange nicht, dass ich sie nicht nachvollziehen kann.
Sie verstehen eben nicht. Sonst würden Sie nicht einfach unbesehen Hass unterstellen. Nicht mal Angst.
Oh, doch. Ich habe Freunde und Bekannte, die für die MEI gestimmt haben. Ich sehe sehr wohl auch, wie die Argumentation und die Angst davor. etwas abgeben zu müssen, um sich greift. Aber jänu. Ich werde Sie nicht überzeugen. Muss ich auch nicht. Ich muss nur morgens in meinen Spiegel schauen können 🙂
In der Wissenschaft ist man sich einig? In welcher Wissenschaft ganz genau? Und wieso kann man dann diese Wissenschaft eins zu eins auf menschliche Gesellschaften anwenden?
Und wieso ist nicht-fortschreiten automatisch Stillstand für Sie? Es gibt mehrere Richtungen, in die ein Mensch sich bewegen kann. Menschen, die direkt vor Klippen stehen, ziehen es z.B. in der Regel vor, nicht die Vorwärts-Richtung zu wählen, was allgemein als weise Entscheidung betrachtet wird.
Googlen Sie „Soziologie“.
Und sorry, die Zeit bewegt sich nur in eine Richtung. Zurück gibt es nicht, Nur Lügner, die Ihnen „Zurück“ als Option verkaufen.
Soziologie ist mir schon bekannt, aber mich würde trotzdem die soziologische Therie interessieren, die besagt, dass „Stillstand Tod bedeutet“. Oder der soziologische Theroetiker, der dies so gesagt hätte. Dann können wir von dort aus weiter hierüber philosophieren.
Dann weiss ich immer noch nicht, wieso nicht-Fortschreiten Stillstand ist.
Und wohin sich die Zeit bewegt, ist vollkommen egal, wenn wir darüber reden, wie sich Menschen bewegen. Das ist nichts als ein billiger semantischer Trick, den Sie hier versuchen. Natürlich kann man z.B. in HInblick auf Gesetze zurück. Ebenso im Hinblick auf Ethik etc. Das nennt man Rückbesinnung und es ist dem Menschen ohne Weiteres möglich.
Mir verkauft übrigens niemand Etwas, aber ich habe mir mittlerweile einfach schon ein wenig mehr Gedanken über gesellschaftliche Verhältnisse und
..Wünschbarkeiten gemacht als diejenigen, die ich damals in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern für der Weisheit letzter Schluss gehalten habe. Ein Vorgehen, das ich bei aller Nostalgie zur Nachahmung empfehle.
Ok, dann schauen Sie die Entwicklung seit Ende des 18. Jahrhunderts an: Anständige Arbeitszeiten, anständige medizinsiche Versorgung, anständige Bildung. Noch ist nicht alles erreicht. Aber wir sind auf gutem Weg. Solange nicht Leute kommen, die unsere humanistischen und humanitären Traditionen in eine Farce verwandeln und aus der Schweiz ein Lend der Engherzigen machen, die sie nie gewesen ist.
Sie sagen es oben: Wir werden uns nicht einig. Aber wir müssen einfach beide, jeder auf seine Weise und nach seinem Verständnis, am Morgen in den Spiegel schauen können. Von daher: Agree to disagree.
Yep. Ich hab halt einfach noch die Fakten, die meine Meinung stützen 🙂