DJ Antoine und die billige Publicity
Unentdeckten Talenten eine Chance zu bieten, war noch nie das primäre Ziel des RTL-Formats DSDS. Der viele Jahre lang andauernde – sich in den letzten Jahren jedoch verflüchtigende – Erfolg der Castingshow beruht auf peinlich berührtem Fremdschämen. Mittlerweile ist die Show gar an einem Punkt angelangt, an dem man sich fragen muss, was den virtuosen Selbstvermarkter Antoine Konrad alias DJ Antoine bloss geritten hat, als er sich zur Mitgliedschaft in der DSDS-Jury verpflichtete.
Nebst dem unantastbaren Jury-Diktator Dieter Bohlen und dem Quotenschweizer DJ Antoine sitzen dort auch Heino (Schwarzbraun ist die Haselnuss) und Mandy Capristo, Ex-Mitglied von Monrose, Ex von Pöbelrapper Kay One und Aktuelle von Mesut Özil. DJ Antoine teilt sich die Aufmerksamkeit also mit einem 76jährigen Schlagersänger und einer Ex oder Aktuellen von irgendwem oder irgendwas und das bei einer Castingshow, die ihre Glanzzeiten längst hinter sich hat.
Klar: Allzu wählerisch war der Basler bei der Wahl seiner Mittel zur Generierung von Aufmerksamkeit noch nie, aber hier schlägt er einen gefährlichen Weg ein, der ihm zwar kurzfristig höhere Absätze bescheren dürfte, der aber selbst seine treusten Anhänger, ansonsten beileibe keine Kostverächter, etwas verstören dürfte. Dabei hätte er doch mit Patrick Nuo auf einen Schweizer Präzedenzfall zurückgreifen können, dem die Teilnahme an der DSDS-Jury gar nicht gut bekommen ist: DSDS hat in all den Jahren nur eine Karriere nachhaltig befruchtet und zwar jene von Dieter Bohlen. Allen anderen DSDS-Protagonisten hat die Teilnahme an der Show kein Glück gebracht.
Aber nicht nur DJ Antoine scheint ein Problem mit Beratern zu haben, die ihm eintrichtern, dass jede Form von Aufmerksamkeit gute Aufmerksamkeit sei: Roland Bunkus alias Mr. Da-Nos schmiss sich kürzlich in die neue Uniform der Zürcher Stadtpolizei und stapfte darin über den Laufsteg der Zürcher Herbstmesse Züspa. Auf Facebook postete er Selfies von sich in Uniform und versehen mit, sagen wir mal witzigen, Kommentaren wie «Olé, olé ich habe die Seite gewechselt, wer will sich verhaften lassen?» oder «Achtung jetzt gilt’s ernst! Ab sofort gebe ich nicht nur an den Partys den Ton an, sondern auch bei der Stadtpolizei Zürich» – Tatütata, der Da-Nos ist da…
Nachtleben-affine Facebook-Nutzer wussten ein paar Tage lang gar nicht recht, wohin mit dem vielen Spott. An Mr. Da-Nos scheint Hohn zwar abzutropfen wie Wasser an einem Entenbürzel, dennoch erstaunt es, dass er sich diesem immer wieder freiwillig aussetzt oder von seinen Beratern aussetzen lässt. Bei Andreas Hohl alias Mr. Pink erübrigt sich die Frage: Dass der Ostschweizer bei jedem Ungemach als erstes zur Presse rennt um sich auszuweinen (Versicherungsbetrug, Autoklau, nach nur acht Monaten Ehe von der Frau verlassen, Erfolglosigkeit, Ärger mit dem ehemaligen Mentor, etcetera, etcetera) lässt sich nur mit grenzenloser Naivität, gepaart mit einer ausgeprägten Profilneurose erklären. Aber eigentlich sollte man den Cervelat-DJs, zu denen beispielsweise auch Christopher S zählt, dankbar sein: Ohne sie wäre es nur halb so lustig.
16 Kommentare zu «DJ Antoine und die billige Publicity»
DJ Antenne ist sowas wie Hämorrhoiden auf einer sehr langen Töfftour.
Grosse Sätze die ich nicht geschrieben habe….
Mal ehrlich unter uns…In der Jury einer Castingshow die Live am Samstag ausgestrahlt wird, kann ein DJ nur sitzen wenn er keine Bookings hat od???
Die ganze Welt behauptet man verdiene kein Geld mehr mit Plattenverkäufe sondern mit Live-Auftritten und Anton aus Muttenz (Ja er wäre gerne Basler ist aber leider ein Landschäftler) soll das Boosten seiner Plattenverkäufe mit TV Präsenz den Live-Auftritten vorziehen??? Zeigt noch eindeutiger wie intelligent er ist!!!
Ich glaube nicht, dass es viele Schweizer Musiker gibt, die es sich leisten können, diese Chance nicht zu ergreifen. Im Gegensatz zu anderen „Promi-Wiederaufbereitungsformaten“ geht es hier wenigstens ganz, ganz entfernt auch um Musik. Andere fressen Würmer und selbst dies sollte man nicht per se verurteilen.
Eine nicht einfach zu beantwortende Frage und wohl auch davon abhängig, ob man von DSDS in seiner heutigen Durchschlagskraft spricht oder von jenem der ersten paar Jahre. Es ist halt ein Format, das Musik als Showbereich interpretiert und nicht als Kunstform. Musiker, die Musik um der Musik willen machen und die über das Talent verfügen, ihre Musik für sich sprechen zu lassen und die damit bei genügend vielen Menschen Gehör finden, die hätten das wohl auch zu den Glanzzeiten der Show nicht gemacht. Für die Sparte Musiker von Antoines Anstrich hat Dein Kommentar aber durchaus seine Berechtigung.
„Musiker die um der Musik willen Musik machen“. Mehr muss man dazu nicht sagen. Höchstens dass z.B. Christopher S vor 15 Jahren ein ganz toller House DJ war, der genau das gemacht hat. Dass er und viele andere ehemalige Pioniere jetzt auf die Antoninen-Schiene gewechselt haben, bestätigt zweierlei: Jede Subkultur geht irgendwann im Mainstream auf und von Kunst kann man in der Regel nicht (wie ein Superstar) leben. Dem Antoine mache ich gar kein Vorwurf, der war von Anfang an ehrlich mit seinem bescheidenen künstlerischen Anspruch, genauso wie auch Ur-DJ Bobo. Auf der anderen Seite stehen für mich Leute wie Jamie Lewis, welcher (trotz gewisser Ausrutscher) der authentischen Musik auf hohem Niveau treu gelieben ist. Das sage ich wirklich aufrichtig und gerne „Respekt“! 🙂
Die ganze DSDS ist eine peinliche Blödelei.
genau! darum passt der dj Toni dort ja auch so gut hin. seine musik ist ja auch so etwas wie eine blödelei..:-)
Wenn’s denn überhaupt seine ist: http://www.blick.ch/people-tv/schweiz/wirbel-um-song-klau-dj-antoine-verurteilt-id3177289.html
ein typischer vollblutkünstler!..:-)
Wenn Antoine nach der Staffel in der Versenkung verschwinden würde, hätte Onkel Dieter ja mal wieder alles richtig gemacht.
na ja. onkel dieter hat definitiv ein gutes händchen was vermarktung von pop-sternchen anbelangt. da kann man sagen was man will. clevere agenten und produzenten profitieren von der sucht der jugend, (zu jedem preis), im rampenlicht stehen zu wollen. mit den peinlichen macht man quoten, und mit den gewinnern kasse. und weil zunehmend jede/r das gefühl hat, ein singsang-star zu sein, blüht das business. wobei jeweils bis vor den finalen selektionen weniger wert auf die qualität, als auf die peinlichkeit der kandidaten/innen gelegt wird. würden pro staffel (sinnigerweise) jeweils nur die effektiven talente auf die bühne geschleift, wären die quoten nie so hoch. that’s show-biz.
Nur diese „sucht der jugend, (zu jedem preis), im rampenlicht stehen zu wollen“ wurde erst vom durchökonomisierten System forciert. Wären Politik, Bildungssystem und Elternhäuser anders aufgestellt, hätten die Kinder auch andere Werte und würden etwa lieber wissenschaftlich frei arbeitende Professoren werden wollen, statt armselige abhängige Bildschirmmarionetten. 😉
The Big Bang Theory ändert das ja gerade ein wenig. 🙂 „Im Vereinigten Königreich stieg durch den Einfluss der Fernsehserie die Anzahl an Physikstudenten im Jahr 2010 um mehr als 17 %. Außerdem stieg der Anteil der Abiturabschlüsse mit dem Kurs Physik auf 28 %“.
Dann können wir ja nur noch hoffen, dass „Breaking Bad“ nicht den selben, unmittelbaren Einfluss auf die Jugend bzw. die Chemiestudenten haben wird… 🙂
Haha! 🙂 Traurig aber wahr: Der Crystal Meth-Anteil bei den konsumierten Drogen ist wegen Breaking Bad scheint’s tatsächlich gestiegen. Obwohl der Konsum ja nun wirklich nicht verherrlicht wird…