ZFF: Glamour-Ringelreihen vs Filmschaffen

Die Goodybags werden jedes Jahr etwas wertiger.

Die Goodybags werden jedes Jahr etwas wertiger.

Ich verstehe ja, dass die Zürcher Edel-Szenis, Politiker und C-Promis (wir haben keine A-Promis) gerne ein wenig mit Hollywood knutschen – schliesslich könnte ein wenig Glitzer hängenbleiben, den man sich lasziv aufs eigene Image schmieren darf. Auf dem grünen Teppich des Zurich Film Festivals sah man gefühlte 5 Menschen, die mit Film in der Schweiz zu tun haben. Der Rest setzte sich aus Salesmanagern der Sponsorfirmen mit ihren Gattinnen, hofierten PolitikerInnen und einer ganzen Staffel SRF-ModeratorInnen mit ihren Freundinnen, den Ex-Miss-Schweiz-Kandidatinnen, zusammen.

Aber was hat das mit dem Schweizer, bzw. dem Zürcher Filmschaffen zu tun? Was bringt das Zürcher Filmfestival, jetzt nach  zehn Jahren, den Filmemachern im Land? Also nicht den drei Nasen, die bereits Erfolg haben, sondern denen, die ihre ganze Kreativität für kein Geld und viele Arbeitsstunden in Projekte stecken, die nie gezeigt werden?

Der diesjährige Fokus gilt dem deutschsprachigen Film. Gerade vier Schweizer Spielfilme haben es ins Programm geschafft, neben jeder Menge Dokus (die ja meist sowieso vom Schweizer Fernsehen mitproduziert werden). Ist das nun ein Armutszeugnis für die Schweizer Filmbranche oder zeigt sich einfach, dass man keine Risiken eingehen will und nur in Dinge investiert, die man im Zweifelsfall immer noch am Sonntagnachmittag auf 3Sat zeigen kann? Ach ja, das Förderungsprojekt vom letzten Jahr ist – dreimal dürft ihr raten – eine Doku. Überraschenderweise waren kaum glamouröse Hollywood-Dokumentarfilmer auf dem grünen Teppich.

Ich kann auch verstehen, dass man zu Beginn des Festivals vor zehn Jahren anstrebte, mit grossen, internationalen Namen dem Festival mehr Gewicht zu verleihen, um so auch den Fokus der internationalen Filmindustrie auf Zürich zu ziehen. Nun, irgendwie scheint das nicht funktioniert zu haben. Wir haben zwar jetzt ein städtisches Box Office, das Hollywoodfirmen hilft, jeweils eine Bankeszene in einem Film unterzubringen, aber sonst?

Die Festivalmacher scheinen sich in Sachen Spielfilm mental nach Hollywood abgesetzt und die eigentliche Aufgabe des Festivals (die nicht nur Glamour-Ringelreihen umfasst) vergessen zu haben. Das Zurich Film Festival bringt den Zürcher oder Schweizer Filmemachern nichts. (Hierbei sei angemerkt, dass die Zürcher Filmförderung gerade mal elf Projekte unterstützt.) Kein Wunder also, dass sich unsere Schauspiel- und Regietalente nach Berlin, London oder in die Staaten absetzen, sobald sie auch nur ein wenig lokalen Erfolg eingeheimst haben. Sollte jemand eine andere Wahrnehmung des ZFF-Nutzens für die Schweizer Filmszene haben, lass ich mich in den Kommentaren gerne belehren.

Eine Zürcher Blogger hat den Fokus auch auf den elitären Charakter des Festivals gelegt: Er wirft dem Festival vor, über die kleinen Medien, Festivals und Filmblogger hinwegzugehen. Das ist nicht meine Wahrnehmung. Es ist eher so, dass die wirklichen Filmfans zwar noch den einen oder anderen Film ansehen, aber das Festival ansonsten sich selbst überlassen. Einige meiner Zürcher Kollegen, Filmjournalisten und Filmnerds, haben sich dieses Jahr schon gar nicht mehr akkreditieren lassen. Die einen, weil ihnen die medialen Sponsoren-Blowjobs auf den Wecker gingen, andere, weil sie ihre Zeit lieber in kleine Filmfestivals, die lokale Arbeiten zeigen, investieren.

Kurz, um ein paar Vorpremieren zu zeigen und einige sehr exklusive Workshops und Vorträge durchzuführen, brauchts nicht wirklich ein Festival. Die paar, die davon profitieren, sind sicher begeistert. Der grosse Rest kümmert sich lieber um den Schweizer Film.

Bleibt noch die Frage, warum der Anlass öffentliche Gelder kriegt. Eigentlich müsste er vollständig von den Medien gesponsert werden, die mit den People-Geschichten, die jeden Herbst für drei Wochen anfallen, Umsatz machen. Die 210 000 Franken ZFF-Zuschuss vom Kanton könnte man dann als jährliches Stipendium für einen jungen Filmemacher einsetzen. Bei einem Sponsorenbudget von rund 6 000 000 Franken würden die ZFF-Leute das nicht mal merken.

12 Kommentare zu «ZFF: Glamour-Ringelreihen vs Filmschaffen»

  • Ingrid Notter sagt:

    Auf Youtube ZFF Daily 2014 kann man sehr gute Interviews sehen. Die sind vom ZFF in Zusammenarbeit mit der ZHdK gemacht. einfach gut – eben nicht Mainstream.

    https://www.youtube.com/watch?v=VqZlO_aGNtY&list=PLkhhbYQv4VUo1dcrfnk8xdLdWfnXZhlcK

  • Hitz sagt:

    Dass diese Pappnasen tatsächlich noch Zuschüsse vom Kanton bekommen, macht mich nun ein wenig sprachlos…ich bezahle tatsächlich Steuergelder dafür, dass die so einen überflüssigen Hollywood-und-Deppen-Promi-Anlass ausrichten können?

  • KMS a PR sagt:

    das schweizer filmschaffen ist leider mehrheitlich ganz links angesiedelt. ich finde, die damen und herren filmschaffenden dürften schon gar nicht erst vom bund subventioniert werden.

  • geezer sagt:

    ich gebs gleich zu: ich bin kein grosser filmkenner, aber ab und zu ins kino gehe auch ich. ich schaue gerne kleinere produktionen aus allen herren ländern an.

    aber nur schon wenn ich einen trailer zu einem schweizer film sehe (z. b. dr goalie bin ig) packt mich das grosse grauen. entweder sind die dialoge so hölzern und unnatürlich oder die schauspielerische leistung dermassen schlecht, dass man sich die produktionen schlichtwegs nicht ohne quälendes fremdschämen anschauen kann. und es bringt auch nichts, wenn wir gute filmemacher haben, aber keine schauspieler, welche das skript umsetzen können. solange z. b. die Winiger noch für ch-filme gebucht wird, kanns nichts werden mit dem schweizer spielfilm!

    die ch-filmemacher sollten sich mal z.b. in dänemark oder island umsehen. dort könnten sie sicher was lernen! und wenn sie dann mal mit guten (halt auch mehrheitsfähigen) ideen und anständigen schauspielern zurückkommen, sollte man sie sicherlich finanziell besser unterstützen. aber erst dann.

    ps: ich finde es auch hochnotpeinlich, dass am ZFF vor dem film irgendeine person aus der ch-szene, von der ich noch nie im leben was gehört habe, sich aufdrängt, noch eine paar ’schlaue‘ sätze über den streifen zu verlieren. entweder spricht ein regisseur oder schauspieler, der mitgemacht hat; unbeteiligte sollten besser schweigen.

    • maylo sagt:

      „ps: ich finde es auch hochnotpeinlich, dass am ZFF vor dem film irgendeine person aus der ch-szene, von der ich noch nie im leben was gehört habe, sich aufdrängt, noch eine paar ‘schlaue’ sätze über den streifen zu verlieren.“

      -> auch „Moderatoren“ genannt. Diese Personen drängen sich nicht auf, sondern werden engagiert um den Film kurz vorzustellen. Jeder kann sich dafür bewerben. Regisseure und Schauspieler erscheinen (wenn sie denn Zeit haben, um nach Zürich zu reisen) entweder vor oder nach dem Film für ein kurzes Interview.

  • Rose sagt:

    Das ZFF ist eine Organisation, die vorbildlich gleichstellungsgesetzkonform viele verschiedene Filmbeteiligte fördert. Ich finde, dafür hat das ZFF ein Lob verdient. Da könnten sich viele andere Organisationen und Firmen eine Scheibe abschneiden. Aber wie heisst so schön: Die Neider und Nörgler verdient man sich mit guten, global gewürdigten Leistungen…

    • Réda El Arbi sagt:

      Gerne. Aber welche Leistung?

      • Diego sagt:

        Besoffen rumprollen und die Schmier anpöbeln 🙂

        • Mike sagt:

          Apropos rumprollen und Leistung:
          Kann mir jemand erklären, was der Bruder von Dumpfbacke Vujo so leistet, dass der als „Promi“ durchgeht und sich an solchen Anlässen rumtreibt?
          Sagt ja einiges über diese Land aus, wenn das höchste der Celebrity-Gefühle Ex-Missen und Vertreter aus dem Unterschichtenfernsehen sind 🙂

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