Wer sind die Rich Kids?
«Endlich zuhause nach vier Stunden Gehweg von Zürich Altstetten nach Bremgarten. Das wird mir eine Lehre sein den letzten Zug zu verpassen.» Gemäss Google Maps braucht man für diese Strecke nur etwas über drei Stunden. Jedoch war der Verfasser dieses sympathischen Facebook-Status, der Aargauer Clubber Heni Henix, nicht bei Tageslicht und wohl auch nicht gänzlich nüchtern unterwegs.
Die meisten von uns kennen solche ausgedehnten Nachtspaziergänge, haben in ihren Sturm- und Drangjahren selbst welche unternommen: Die Brieftasche ist leer, ein Taxi unerschwinglich und die Wegstrecke scheint einem ziemlich gemütlich zu bewältigen. Nach drei Kilometern, wenn sich der letzte Rest Alkohol vom Blut verabschiedet und man erkennt, dass erst ein Fünftel der Strecke zurückgelegt ist, legt sich der Optimismus ein wenig.
Die Rich Kids von der Goldküste dürften solche Anekdoten nicht in ihrer Biografie stehen haben, sie beschäftigen andere Probleme: Wie das 20minuten am Donnerstag verkündet hat grämen sie sich weil nur noch Agglos in «ihren» Zürcher Edelclubs feiern. Sie würden daher auf Nobellokale im Ausland ausweichen oder ihren Champagner an privaten Home-Partys verspritzen. Aber was sind Rich Kids überhaupt?
Seit dem Bahnhofstrasse-Club St. Germain ist ihr Profil in Stein gemeisselt: Dekadente Söhnchen oder Töchterchen reicher Eltern, die sich nicht um die Erziehung ihres Nachwuchses kümmern und die ihre daraus resultierenden Schuldgefühle kompensieren, indem sie deren Taschen mit Geld füllen. Das ist natürlich nur ein stereotypes Vorurteil, ein Bild, das von ein paar betuchten Partyposern mit Hang zum schlechten Geschmack gemalt und das dann von der (nicht so begüterten) Allgemeinheit nonchalant auf alle jungen Goldküstenbewohner angewandt wurde.
Viele junge Menschen aus gutem Haus planen ihren Ausgang aufgrund ihres akademischen und kulturell interessierten Backgrounds und nicht anhand der Höhe des elterlichen Kontostandes, sind bereits zu St. Germain-Zeiten lieber an die Langstrasse oder nach Zürich West clubben gegangen als an die Bahnhofstrasse. Bloss haben sie sich in ihrem Umfeld nie als Kinder reicher Eltern zu erkennen gegeben und sind daher auch nie aufgefallen, ganz im Gegensatz zu ihren Geldgenossen in den Edelclubs. Die wiederum stammten oftmals gar nicht aus reichem Hause, sondern haben nur getan als ob und sich bisweilen gar in Schulden gestürzt, nur um mit ihren gut betuchten Kollegen mithalten zu können.
Andererseits waren und sind selbst Anführer der Zürcher Subkultur eigentliche Rich Kids: Tobias Rihs, einer der Betreiber der legendären Dachkantine auf dem Toni-Areal, ist der Sohn des Multimillionärs Andy Rihs (ehemals Phonak). Die Öffentlichkeit liebt Stereotypen, zeigt liebend gerne mit dem Finger auf Gruppen oder Einzelpersonen, ohne vorher abzuklären, ob die Wahrheit eventuell nur ein Vorurteil ist. In Geldmangel gründende Gewaltmärsche wie Heni Henix letzte Woche einen unternommen hat, brauchen wohl auch die im kulturellen Teil des Nachtlebens verkehrenden Rich Kids keine zu unternehmen. Mit der sinnentleert prassenden Geldjugend eines St. Germain haben sie aber noch viel weniger gemein.
Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter Anderem für die Clubs Supermarket, Hive und Zukunft.
25 Kommentare zu «Wer sind die Rich Kids?»
„Superreiche brauchen niemandem etwas zu beweisen. Deshalb meiden Milliardäre meist Protz und Öffentlichkeit. Und darum weiß man so wenig über sie und ihr Leben.“ http://www.tagesspiegel.de/politik/superreiche-ohne-protz-das-leben-der-milliardaere-in-deutschland/10342282.html
Die Rich Kids kommen lange nicht nur von der Goldküste. Da der Verfasser diesem Klischee aufgesessen ist, ist der restliche Inhalt des Textes wohl auch nicht wirklich der heutigen Realität entsprechend.
Da eine umfassende und komplette Liste aller Viertel und Orte in Zürich in denen Reiche wohnen den Rahmen des Beitrages gesprengt hätte, musste die Goldküste als Stellvertreter für alle anderen herhalten. Würde der Artikel „Das sind die Orte und Gegenden mit den Wohlhabenden im Kanton“ heissen, lägen Sie richtig. Tut er aber nicht.
Die reichen Kinder haben auch eine Last zu tragen, Nicht nur die sogenannte LUXUSKRANKEIT Geld auszugeben. Sie kommen oft von Familien welche Eltern keine zeit für sie haben, die nannies oder andere Familienmitglieder sie aufziehen. Tiefere Gespräche, Ferien in hochqualitätform zusammen kennen sie nicht. Basteln, wandern, teenageproblem mit Eltern knacken, das sind Dinge welche ihnen fremd sind. Das Geld verpflichtet, die Erwartungen sind hoch, Unsicherheit ein Dauer Begleiter….Verständniss, zeit für menschliche wärme, erleben von kleinen- einfachen Freuden ist den meisten nicht bekannt. Sie tun mir leid, die reichen Sprösslinge, alles Geld der Welt ersetzt nicht eine einigermaßen intakte, gewöhnliche jungend….
Dass sind dann die Neureichen.
Die wirklichwirklich Reichen erkennt man daran, dass man sie eben nicht als sloche erkennt….anders gesagt: das richeste RichKid, das ich kenne, ist höflich, anständig, bescheiden, kennt den Wert von Geld…die Eltern waren aber auch sehr bodenständig…
Absolut! Hier in der Schweiz erkennt man viele richtig Reiche gar nicht. Ich habe jahrelang eine gute Bekannte getroffen, bis ich endlich mitgekriegt habe, dass sie aus einer der Schweizer ‚Ur-Familien‘ stammt. Abgesehen davon, kann es die Jugend sowieso niemandem Recht machen. Sind sie aus normalen Familien und holen sich abends an der Tankstelle Liebfrauenmilch und einen Kasten Bier und setzen sich vor die Dorf-Migros, werden sie angemacht; lassen sie mit Papis Geld die Sau in Clubs raus, wird ihnen sofort Nichtsnutzertum unterstellt…. Uralte Klage, das mussten wir uns schon alles anhören – mit dem Unterschied, dass es noch mehr Erwachsene zu geben schien, die ein gewisses Verständnis dafür hatten, dass sich Jugend halt austoben muss, irgendwo und irgendwie.
Ist der wert des Geldes der Indikator für was eine Person man sein möchte?????? Tststs????
Huch, das finde ich jetzt aber eine schwer verständliche Frage? Ein Indikator, für was man sein MÖCHTE? Was meinen Sie genau damit? (So im Sinne von: ein Kreuz um den Hals ist ein Indikator dafür, dass ich ein guter Katholik sein möchte?)
Dementsprechend kann natürlich Geld ein Indikator sein; aber der „Wert des Geldes“?!
Helfen Sie mir Frau Feldmann… ich stehe auf dem Schlauch…aber so was von…
Liebe Tststs, erstmals entschuldige ich mich über mein lausiges Deutsch, er scheint ich verliere es allmählich. Auch meine Art von 3 Themen gleichzeitig zu denken ist wirklich nicht intelligent, an dieser Stelle würde ich ihnen jetzt ein glas Weißwein offerieren um es wieder gutzumachen. Zum Punkt. Jemand der ein Kreuz trägt sendet die Message ich bin Christ, das gleiche mit dem Davidstern etc. Eine Message, eine Richtung. Jeder Mensch auf dieser Erde, mit wenigen Ausnahmen so sprich, hat Geld, ein Mittel der Bezahlung für was auch immer welche Bedürfnisse wir haben. Es gibt auch diesen aufschlüssigen Satz: jeder Mensch hat einen Preis, oder mit Geld gibts keine grenzen, so to speak….meine Frage ist simpel….besteht mein Verhalten darin wieviel Einfluss ich über oder das Geld über mich hat????
Also wenn durch den Schlauch Weisswein fliesst, habe ich nichts dagegen 🙂
Und um auf Ihre Schlussfrage zurückzukommen: Ich glaube genau dort liegt der Hund begraben, während „ärmere“ Leute sich tatsächlich von Zeit zu Zeit dem Geld unterwerfen müssen, ist den „reicheren“ gerade diese Last abgenommen. Trotzdem schaffen es einige (viele) nicht, Herr zu werden und müssen dann mit Statussymbolen etc. zeigen, wie sehr sie am schnöden Gold hängen!
Und ich wiederhole meine Behauptung: die wirklich Reichen schaffen eben diesen Turn-around und man merkt ihnen das Geld nicht (mehr) an…
Tststs das sind dann auch die innerlich Reichen.
reichtum ist legitim. sofern man ihn ehrlich erworben hat. gut, das haben zwar die wenigsten; trotzdem. wer geld, stil und charakter hat, braucht aber nicht zu protzen. die luxus-kinder der heutigen zeit stammen meist von neureichen ab. und die protzen gerne. die champagner-bubis und -barbies welche sich in den clubs entblöden sind das produkt einer rein monetär fixierten erziehung. wobei es mich wenig bis gar nicht stört, wie sich diese damen und herren in der öffentlichkeit aufführen. stören tut mich hingegen, wenn man die degenerierten früchtchen dann irgendwann mal aufgrund papis netzwerk in den chefetagen vorfindet. also ich hoffe da ja immer, dass sie vorher schon auf die schiefe bahn geraten und wengistens wirtschaftlich keine schäden anrichten.
Achtung Tüpflischiiserei zum Montagmorgen:
Reichtum erwirbt man sich nicht, man erwirbt Geld, und wenn man mehr davon erwirbt als dass man ausgibt, dann häuft sich Reichtum an…. Und auf ehrliche Weise geht das schon lange nicht mehr (zumindest wenn man ehrlich zu sich selber ist… also das Reichtumanhäufen, nicht das Geldverdienen…)
…erwerben kann man die unterschiedlichsten Dinge, auch z.B. Wissen, Erfahrung, Lebensweisheit, etc. Der Begriff ist nicht an das Substantiv Geld gebunden.
…einfach unten bei den Beispielen gucken: http://de.wiktionary.org/wiki/erwerben
Und – wenn schon, denn schon – ist hier die zuständige Instanz immer noch:
http://www.duden.de/rechtschreibung/erwerben 😉
Hehe… das war moralische Kackerei, nicht grammatische/semantische… 😉
Ja klar… eine moralische und keine grammatikalische… der Duden sagt in diesem Falll dasselbe, übrigens.
das problem an der moral ist, dass sie meist dann abgeschafft wird, wenn man sie sich leisten kann.
@Ritter: Dann hat man sich quasi die eigne Moral erworben 🙂 🙂 🙂
@Hr. Flach: ähhh ja, das sagt er… oder damits noch klarer ist, was ich mein: die Wörter „Million“ „Manager“ „verdienen“ können Sie grammatisch locker in einen Satz bringen, aber nicht moralisch… kein Mensch VERDIENT mehrfache Millionen 😉
he ali – don’t worrry – die weiber müssen immer das letzte wort haben!
gell und sorry, werte frau ts! hihi.
und sie mögen die inflationäre anwendung von smileys.
Demfall:
🙂 🙂 🙂 🙂
q.e.d.
😉
Das Problem mit der Moral ist, dass jede/r seine eigene hat und verlangt, dass sie andere übernehmen. Wobei natürlich nur ich wirklich beurteilen kann, welche Moral richtiger und welche falscher ist. 🙂
Rich KIDS bedienen sich genauso an der Tanke wie die Agglokids… 😉