Wir basteln einen linken Patrioten
Nachdem wir gehört haben, dass die Juso den 1. August abschaffen will, waren wir vom Stadtblog erst mal sprachlos. Natürlich ist die Idee totaler Humbug. Wie stellen die sich denn das vor? In allen uns umgebenden Ländern ist der erste August, nur in der Schweiz ist bereits der zweite? Das würde uns wirtschaftlich ins Abseits schiessen, wie wir schon angeführt haben, als die SVP den 1. Mai abschaffen wollte.
Neben den praktischen Problemen sind uns aber sofort auch die politischen Aspekte dieser Forderung aufgefallen: Wir haben kaum linke Patrioten in der Schweiz. Was dazu führt, dass sich jede Menge rechtsnationale Wirrköpfe mit dem Schweizerkreuz schmücken und das Bild unseres Vaterlandes verzerren. Dem muss man was entgegensetzen.
Also haben wir uns mit der Handarbeits-Redaktion vom Tages Anzeiger zusammengesetzt und eine einfach kleine Bastelanleitung erarbeitet, mit der Sie, liebe LeserInnen, dazu beitragen können, etwas Patriotismus auch in die äusserste linke Ecke zu bringen.
Bastelanleitung
Zuerst benötigen wir einen Rohling, einen Prototypen, den wir dann leicht umbauen und neu verdrahten. Nehmen Sie einen durchschnittlichen, urbanen Linken, wie er sich in jeder innerstädtischen Nachbarschaft finden lässt. Schauen Sie, dass Sie nicht einen dieser weichgespülten Salon-Sozis erwischen, sondern einen echten Linken. Wir benötigen einen, der mit Emotionen aufwarten kann. Am Besten einen dieser vaterlandslosen Gesellen, die es lieber am 1. Mai als am 1. August chlöpfen lassen. Einer, der seine alte Grossmutter ohne mit der Wimper zu zucken dem europäischen Gesundheitssystem ausliefern würde. Einer, der gerne die Internationale als neue Nationalshymne hätte.
Legen Sie ihren Linken jetzt auf die Arbeitsfläche und schneiden Sie ihn vorsichtig der Länge nach auf. Suchen Sie nach der Trotz-Blase. Mit einem scharfen Spachtel entfernen Sie den Trotz und füllen die entstandene Höhlung mit etwas ungerichtetem Stolz (billig an jedem Buurezmorge zu erstehen). Achten Sie darauf, dass die Verkabelung wieder mit den leicht auszulösenden Gefühlen verbunden ist.
Nun kratzen Sie vorsichtig die Hirnregion heraus, die mit Marx, Mao, Che, Rosa Luxemburg und anderem sozialistischen Zeugs gefüllt ist (Sie erkennen sie an der eindeutigen Rötung) und füllen langsam Biografien und Texte von Henry Dunant, Max Frisch und Dürrenmatt ein. Betten Sie das Ganze in die Wikipedia-Zusammenfassung zum Thema «Humanitäre Tradition Schweiz» und decken Sie es mit einer Version Willhelm Tells als altertümlichem Guerilla-Kämpfer (quasi ein Innerschweizer Che) ab, bevor wir den Schädel schliessen.
Achtung: Vermeiden Sie Bilder von Hodler oder sonst irgendwie nationalistische Symbole bei der Füllung! Das Immunsystem des Linken muss überlistet werden, und das geht nur, indem man kompatible eidgenössische Werte einfügt. Bei den Farben haben wirs hingegen einfach. Nur eine kleine Änderung ist notwendig: Erweitern Sie die Pupillenempfindlichkeit von «Rot» auf «Rot/Weiss».
Sind die Texte und Biografien eingefügt, legen Sie einen Bypass übers Herz zum vorher eingepassten Stolz. Nun müssen wir nur nur noch die Selbstgerechtigkeit gegen frischen Pathos austauschen und wir sind beinahe fertig. Als Antrieb für das patriotische Set nehmen wir etwas Lokalchauvinismus, wie er bei Städtern oft im Überfluss vorhanden ist. Sie ersetzen im limbischen System einfach die Symbole für «Meine Stadt» oder «Mein Fussballverein» durch ein kleines Schweizerkreuz.
So, nun können wir den Linken wieder zunähen. Natürlich braucht das Ganze jetzt noch eine gefällige Verpackung: Wir nehmen Schweizer Designerbrands wie Zimtstern, Zimmerli oder Freitag und behängen unseren patriotischen Linken ausgiebig damit.
So, ihr patriotischer Linker ist fertig und kann mit einem kleinen Klapps auf den Hintern in die Welt entlassen werden.
28 Kommentare zu «Wir basteln einen linken Patrioten»
Ein linker Patriot baut versteuernden Hanf an um Subvetionen zu sparen, also ist er kein Sozialhilfebezüger. Ein linker Patriot kümmert sich um nachhaltige Produkte aus der Umgebung und unterhält einen Dorfladen mit Spielecke und Cafe für die Dorfgespräche unter Mithilfe von Betreuten aus der Umgebung. Ein linker Patriot eliminierte das ideologische Wappen und ersetzte es durch eine weisse Sonnenscheibe auf rotem Grund, dies die Unbegrenztheit stilisieren soll. Ein linker Patriot hält Kleinvieh für den notwendigen Bedarf und bewirtet Wiesen selber die er braucht. Linker Patriotismus ist eine funktionale Dorfgemeinschaft ähnlich einer kooperativen Institution. Linke Patrioten lassen sich nicht bezirzen durch spekulatives Ungleichheitskapital das zu Verschuldung führt.
Die Kooperative teilt sich die Arbeitskraft und den Maschinenpark. Die Dorfgemeinschaft geht früh zu Bett um nicht unnötigerweise Strom zu beanspruchen. Back to the roots hiesse auch nicht auf (diffuse Partei-)PR hereinzufallen; weil Selbstwertgefühl angestrebt [>noch zu ergänzen]…
Na, dann bringen wir doch eine weitere Variante ins Spiel, mit welcher sich die Juso evtl. anfreunden könnte: Der 8. November 1307, gem. Blick (ja, ich weiss…). Das wäre doch – wenn die Quellenangaben im Blick-Artikel vom 1. August passen – doch ein guter Kompromiss. Dieser hätte allerdings den Nachteil, dass wir während den Sommerferien einen Feiertag weniger hätten. Das will gut überlegt sein.
Solange wir keine anderen Probleme wälzen, geht’s uns wirklich gut.
Der Blick als Quelle ist wissenschaftlich über jeden Zweifel erhaben. 🙂
die patrioten wissen – und unseren linken äh-freunden sage ich -> heute ist unser nationalfeiertag. pöööpöörööö-pöö-pööö-pööpööö-pöööpöööööö-pöpö-pööööpööööö! zur feier des tages habe ich einen möt-schangdong imberial-prüt aufgetütet. und wir hören uns heute die süper-8-festansprachen der letzten 30 jahre von christoph an. und am abend verbrennen wir die dämliche eu-flagge. jawoll.
Dabei weiss keiner, ob der Rütlischwur nun am 1., 13., 27. … war, aber zum Saufen und Nationalpatos reicht ein freier Tag immer. 😉
Manchmal ist es besser, nichts zu sagen.
@ Die zukünftige EU-Flagge besteht Dank den linken Schweizerpatrioten bald aus 28 kleinen weissen Sternchen, die in einem Kreis sich finden auf rotem Grund; anbei des Schweizers liebstes ‚Kreuz‘ in der Mitte daselbst verharrt. Da wird wohl keiner was eliminieren wollen. Maximal dann die rechtssozialen Traditionalisten mit Bartli und Apfelträger im Wappen (im Abgleich an Maria und ihrem holden Kindelein).
hihihi, schenkelklopf.
Wenn es dem Esel zu wohl wird, begibt er sich aufs Eis.
Dumm nur dass es langsam wegen der Klimaerwärmung wegschmilzt. Und diese hat mit Sicherheit nicht der Verstand geschaffen.
Lassen wir ob soviel Zeug doch einfach den 1. April noch stehen und wenden uns besserem zu.
Hei! Häsch ghört, die wänd dä Samichlaus au no loos werde. Und dä isch doch rot aazoge. Sicher en Sozi.
Ui, da fühlt sich aber einer direkt getroffen!
@ Rita: Nein, ES handelt sich um eine Sause; übersetzt so zu handhaben:
Direktdemokratisch manifestierte sich eine direkte Demokratie. Sie fundamentalisierte sich sozusagen. Alle waren gleicher Meinung…! Soviel zum Glatteis.
Also der 1. August ist HEILIG!!!!!!!!! Klaro, niemand schafft mir meinen Geburtstag ab….:)!!!!!!
herzlichen glückwunsch, irene – erweisen sie sich dieses tages würdig!
Sicher, wenn das bankgeheimniss beseitigt wird, die über 50 jährigen Arbeitslosen einen Wiedereinstieg ins arbeitsleben bekommen, die massenverbauungen gedämpft werden, die Preise fürs Leben der Realität angepasst wird, alle Hunde an der Leine geführt werden, die Ausländer mit mehr Respekt behandelt werden, die schafesubventionisierung abgeschafft wird, das basejumping verboten, die SBB immer extra Wagen in Stoßzeiten anhängt, ein absolutes fahr und Parkverbot um alle Schulen und Kindergärten eingerichtet wird, das kein Lösegeld mehr bezahlt wird für Schweizer, welche trotz Warnung gefährliche Gegenden bereisen….dann erweise ich mich würdig….und diese Gedanken hier sind ein Bruchteil von was ich mir wünschen würde..gut ist heute schon der 2. August……:)
ein „patriotischer linker“ ist ein „reziprok-pleonasmus“. die linken wollen die schweiz abschaffen zu gunsten eines grossen ganzen. aber es ist so – man muss nicht unbedingt rechts stehen um patriot zu sein. ich beispielsweise bin patriot und. äh…. gut. wichtig ist es ja, hin und wieder einen konsens zu finden.
Und die Rechten schaffen die Schweiz der Menschen ab zugunsten einer des Grosskapitals und Investments.
Das sind nicht die Rechten. Das sind die Freisinnigen, denen ists egal ob rechts oder links, Hauptsache Gewinn.
sie haben meine volle zustimmung. der freisinn ist der unsinn! wenn man nämlich, von links bis rechts, einfach bloss eine anständige büez abliefert und zu seinen mitarbeitern, der umwelt und den ressourcen sorge trägt, käme es besser. eigentlich ist unsere class politique von a…z für die füchse. aber den freisinnigen geht es wirklich nur um die selbstbereicherung. ich würde vor der fdp sogar die sp wählen, (und das will was heissen).
KMS, Sie sind ein verkappter Linksgrüner. Sie wissen es nur nicht. 🙂
Bingo!!!:)
@ Arbi: Und Sie täten als konspirativer Rechter den Tell nicht als Terroristen definieren sondern zum Volksheiligen erheben? Vielleicht sollten Sie einmal den ‚Tellus‘ unter Wikipedia scannen; aber Vorsicht: Sie treten somit den Frauenrechtlerinnen ins Gehege…
Was @Hannah (17:09) meint hat Gewicht!
Hihi. Das ist wohl das erste Mal, dass micht jemand einen Rechten nennt. Irgendwie haben die Rechten in einem Recht: Vielen Linken fehlt es gänzlich an Selbstironie. Und grosse Bereiche der linken Politik sind total humorbefreit.
@el arbi
doch es sind auch die rechten. es sind insgesamt neoliberale. sehr grob gesagt gibt es neoliberale rechte (bspw. blocher), neoliberale freisinnige (bürgerliche) und leider auch neoliberale linke (bspw. blair, schröder, clinton usw). aber da wir ja im postpolitischen zeitalter leben, sind herkömmliche politikformen sowieso hinfällig. ich selber, wenn ich politisch wäre, wäre wohl links, oder konkret ohne einen titel/oberbegriff: ich mag es, wenn es heterarchisch, dezentral, kleine einheiten die möglichst gut vernetzt sind und so. wo das in einem linken spektrum einzuordnen wäre, entzieht sich meiner kenntnis, da wir im postpolitischen zeitalter leben.
Leider snd die Rechten oft von den Freisinnigen unterwandert, die Linken selten.
Und eigentlich sind es gar keine Freisinnigen, sondern Blockierer der Freiheit und Freizeit der Bürger durch kommerzielle Zwänge und Lasten zugunsten des oberen 1%.
@hannah: vielleicht heisst „freisinnig“, dass solche leute frei von sinn sind, daher das fehlen von sinn, de fakt ohne sinn, oder sinnlos
Leider Realität. 🙂
90% der Bevölkerung interessiert doch der Hintergrund des 1.August genau so wenig, wie beim 1. Mai, Ostern oder Weihnachten – Hauptsache frei!