Freiwillige Knechtschaft

Der Wunsch hach Kontrolle: Die Stempeluhr

Der Wunsch hach Kontrolle: Die Stempeluhr

Nicht nur die Folter ist wieder auf dem Vormarsch, auch die Stempeluhr. Ja, diese trostlose Karteikarte, die man bei Arbeitsbeginn und am Feierabend abstempeln lassen musste wie das Tramabo im Automaten, damit der Chef wusste, wie lange man in der Bude war. Ein demütigendes Ritual, ich habe es kennen gelernt, als ich in den Schulferien arbeiten ging, auf der Sihlpost oder in der Waggonfabrik Schlieren. Wenn man eine Minute zu spät kam, wurde die Pause gestrichen. Ich kam mir vor wie ein Leibeigener und war froh, dass ich nach ein paar Wochen wieder zur Schule durfte.

Nach der Revolte von 1968 verschwand die Stempeluhr langsam aus den Betrieben. Zuerst bei den Angestellten, in den Büros der Banken, später sogar in den Fabriken. Stempeluhren entsprachen nicht mehr der antiautoritären Grundstimmung der Gesellschaft – im Gegenteil, sie galten als Symbol der Ausbeutung. Die Wirtschaft lief damals wie geschmiert, es gab chronisch zu wenig Arbeitskräfte, und die Unternehmer mussten mit dem Zeitgeist gehen, um gute Leute zu finden. Wer unter Zwang arbeitet, ist keine gute Arbeitskraft, stand jetzt in den Handbüchern der Personalabteilungen, die Arbeitsleistung wird nicht besser, wenn man mit dem Chronometer hinter den Angestellten her ist. Wer seinen Job liebt, arbeitet auch ohne Stempeluhr, verkündeten die Unternehmensberater, bevor sie in den BMW stiegen und ins Wochenende fuhren.

Doch kürzlich hörte ich, dass bei einer Zürcher Bank wieder gestempelt wird. Ein Zürcher Kleinbetrieb aus der Kommunikationsbranche wird bald nachfolgen, wahrscheinlich sind es nicht die Einzigen.

«Endlich», sagt eine jüngere Angestellte, «es war an der Zeit. Es gibt Leute, die können mit ihrer Freiheit nicht umgehen.»

Facebook, Whatsapp, ein Kater vom Wochenende, was weiss ich: Es gibt offenbar genug Sachen, die wichtiger sind als das Erledigen der Arbeit. Die Zeiten haben sich geändert, der Arbeitsmarkt ist härter geworden, hire und fire, da braucht man sich nicht mehr zu wundern, wenn loyale Leute sich blöd vorkommen.

«Und überhaupt, wenn ein Trader in London seinen Arbeitgeber um zwei Milliarden erleichtern kann – was zählen dann die paar Stunden, die ich mal blaumache?», sagt ein junger KV-Angestellter.

Zurück auf Feld eins. Während also an anderen Orten der Welt die Freiheit immer kleiner wird, während die Front der Unfreiheit immer näher rückt, schlagen wir uns hier mit zu viel Freiheit herum.

Die Stempeluhr ist nur eine Beobachtung, ein Symptom, aber allein das Ertragen der Allmacht der Rausschmeisser vor einem Club am Wochenende genügt. Die 60er-Jahre, 70er-Jahre, 80er-Jahre: Eine Epoche wird demontiert, abgetragen, das wissen wir schon lange. Nichts ertragen die Leute schlechter als zu viel Freiheit, darauf reagieren sie allergisch, wer Kinder hat, weiss das. Eine bekannte Psychoanalytikerin, Judith Le Soldat, hat den Ausdruck geprägt von der freiwilligen Knechtschaft. Sie war aus Zürich.

MiklosMiklós Gimes ist Reporter beim «Magazin», Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Filmemacher («Bad Boy Kummer»). Jeden Donnerstag lesen Sie seine Stadtgeschichten hier bei uns im Stadtblog und auf der Bellevueseite in der Printausgabe.

32 Kommentare zu «Freiwillige Knechtschaft»

  • adam gretener sagt:

    Frage an Gimes: Was glauben Sie, wer bügelt es aus, wenn Sie Ihre Texte 3 Stunden zu spät abgeben? Da bleiben von Paraktikanten, Redaktoren, Lektoren, Empfangsdame, Druckern, Ausrüstern und Verträgern alle länger. Schön ohne Bezahlung. Aber hey, ich bin ein so toller Hecht, das ist ein Schlag ins Gesicht wenn mir jemand die Arbeitszeit misst.

    Aber ich sage Ihnen was. Der Drucker oder die Lektrorin können nicht morgens zum Kaffee in die Innenstadt und schön mit dem Moleskin ein paar Gedanken festhalten.

  • Daniel Hofstetter sagt:

    Könntest Du noch kurz… das muss bis morgen… noch eine kurze Sitzung…morgen etwas früher kommen, damit wir noch vorher können.. am Samstag noch kurz Zeit… sollte heute noch fertig…kannst du noch kurz helfen… nur schnell noch…
    Schnell kommen die Stunden zusammen. Bei der Arbeitszeiterfassung geht es um den Schutz des Arbeitnehmers und nicht um die Ausbeutung durch den Chef. Diese haben längst gemerkt, dass die Mehrheit der AN 120% geben für den Betrieb…unentgeltlich und ohne Zuschlag. Deshalb wehren sich insbesondere die Arbeitgeber gegen eine Arbeitszeiterfassung.

    • adam gretener sagt:

      Ganz genau so ist es. Bei mir im Vertrag (Kommunikation) stand, Überstunden werden nur bezahlt, wenn sie der Vorgesetzte ausdrücklich anordnete. Nur er ordnete sie natürlich nie ausdrücklich an, das lief so, wie Sie es so schön beschreiben. Du musst einfach dein Projekt zu ende bringen, ist ja nicht zu viel verlangt. Aber dass er vorher mit dem Kunden die Zeit halbiert hat, keine zusätzlichen Ressourcen bereitstehen und der Kunde sein Zeugs nicht liefert, das war dann egal. Hätte ich meine Überstunden bezahlt oder kompensiert bekommen, ich wäre heute reich oder Frühpensionär.

      Aber die Arbeitgeber wissen das natürlich ganz genau. Darum schnöden sie auch so herum, ich gebe dir Freiheit (dich auszubeuten) und du dankst es mir so. Darum habe ich meinen letzten Job fristlos und per SMS gekündigt. Cheffe meinte dann noch was von Arbeitgericht und so, ich schickte ihm eine Kopie der Projekterfassung zu und habe nie wieder was von ihm gehört.

      • dsd sagt:

        seltsamer text von gimes. die neoliberalen arbeitgeber finden es auch gut, dass man arbeitszeiterfassung abschafft. sah ich letzthin zu dieser debatte im tv. so ein chef des gewerbeverbands, ich kanns nicht in denselben worten fassen, meinte es etwa in dem sinn, das seien offenere strukturen, liberale gesellschaft, cool und hip und so. also wenn so einer so etwas sagt??? natürlich verlogen und verdreht. weiterentwicklung der ausbeutung des arbeiters. ich hätte schon etwas mehr durchsicht erwartet vom autor und vom ta-konzern (haha).

  • Irene feldmann sagt:

    Es ist schon so das, viele die Kontrolle brauchen, da sie ja für ANDERE arbeiten und so geldverdienen ein DOPPEL MUSS ist. Ich bin mehr für weniger zeit arbeiten, doch diese vollgepackt und nicht irritiert von chabis und schmabis, doch dieses Verantwortungsgefühl mich korrekt am Arbeitsplatz zu Verhalten, dies lernt man nicht, man hat’s oder nicht, mit Freude am Job oder auch nicht….Carpe diem..

  • Ivan Casale sagt:

    Denke man kann das Ganze auch unaufgeregter betrachten. Es geht einfach darum, dass die Arbeitszeiten „neutral“ und sicher erfasst werden, dort wo Präsenzzeiten gelten (vor allem). Nix mit Freiheit zu tun. IIRC geht es eigentlich mehr darum, dem Arbeitsgesetz zur Relevanz zu helfen, indem man auf „neutrale“ Art und Weise die Daten sammelt. Weiter die 24H Gesellschaft, aber auch dort Gesetze (Nachtarbeit); dann die Feiertage, Sonntagsarbeit. Es geht in erster Linie um Datenerhebung um eventuell die Gesetze durchsetzen zu koennen. Gerade junge, aufstrebende Leute arbeiten locker 50-60H wenn die Kohle und Aussichten stimmen, pro Woche, jede Woche, jedes Jahr. Mehr Freiheit würden alle also eher durch die Abschaffung der arbeitsgesetzlichen Bestimmungen bezgl. Zeit erreicht. Die Stempeluhr steht einfach nur fuer korrekte Zeiterfassung.

    • Hans Hegetschweiler sagt:

      Ich habe noch bei der SUVA gearbeitet als gestempelt wurde. Die Uhr hatte einen 3-Minuten-Takt. Die Arbeitnehmer warteten jeweils vor der Uhr bis der nöchste Takt schaltete, um je nicht zwei Minuten zu verlieren. Arbeitszeiterfassung dient tatsächlich den Arbeitnehmern und nicht dem Arbeitgeber und fördert das Sammeln von Überstunden, um dann von Zeit zu Zeit blau zu machen. Es sind die mittelmässigen Arbeitnehmer, die Freude am Stempeln haben, und deshalb werden se von den mittelmässigen Gewerkschaften unterstützt. Wer Freunde an der Arbeit hat, dem kommt es auf ein paar Minuten mehr pro Tag nicht an.Es geht hier also nicht um zuviel ode rzuwenig Freiheit, sondern darum, dass man möglichst wenig arbeiten will, weil ja Freizeit so viel wertvoller und erfüllender ist.

      • daniela p. sagt:

        h.h.: das liegt daran, dass mittelmässig bis schlecht bezahlte angestelltenjobs auch mittelmässig bis gar nicht interessant sind, und nicht dass die arbeitnehmer mittemässig engagiert oder sehr faul wären. könnten sie etwas machen, wofür ihr herz brennt, würden sie die minuten auch nicht zählen

    • Maiko Laugun sagt:

      Das Arbeitsgesetz kollidiert sowieso mit den Interessen des Projektmanagements (Work Packages, spezifische Zeiterfassung innerhalb der WP’s, Kostenkontrolle). Zielvereinbarungen auf unterer Stufe richten sich nach den WP’s und weiter oben nach dem gesamten PM. Somit wird bei der Stempeluhr beschissen – und zwar nach unten. Man stempelt bewusst nur 8 Stunden, arbeitet aber mehr, egal ob die Überzeit bezahlt wird oder nicht.

      Die sozialistischen Arbeitsklassen-Kämpfer sind in einem Dilemma. Um glaubwürdig zu sein, müssen sie nämlich die (Arbeits-)Zeit zur Definition ihrer Parteiziele selber mit einer Stempeluhr einschränken. Tun Sie aber nicht, denn das genügt nicht, um ihre Ziele zu erreichen. Nicht mal dann, wenn sie selber „unbezahlte Partei-Ueberzeit“ machen. Aber die Klassenkämpfer kämpfen weiter den Kampf des Gerechten, obwohl sie wissen, dass das Kapital immer siegt – immer! 🙂

      • Hannah sagt:

        Den grössten Dilemmata unterliegen die kapitalistischen Neoliberalen, da keine ihrer wohltätigen Illusionen aufgehen, außer dass das Geld für wenige vermehrt wird. Dabei wird alles Wesentliche wie Umwelt, Gesundheit, Freiheit, Leben, soziale Strukturen etc. vernichtet. Es fragt sich nach einer realistischen Betrachtung nicht mehr, welchem Weg die Kleingeister und welchem die Intelligenz folgt. Erstere dem kapitalitischen Neoliberalen und letzte dem sozialen Demokratischen.

  • Johannes sagt:

    Stempeluhren sind für Tramfahrer und Unkreative, die sich innerlich nicht motivieren können, mit voller Energie ihren Job zu machen. Dabei ist es ein Trugschluss anzunehmen, das ginge mit Stempeluhren besser. Vielmehr müssen die Arbeitgeber die Arbeitsbedingungen optimieren, die Schuld liegt bei ihnen.

    • adam gretener sagt:

      Ja, ja, du voll Kreativer. Frag mal in der Werbung oder im Online-Marketing nach, wie supidupi kreativ das ist, wenn man 100-Stunden-Wochen schiebt, man kann die Stunden weder kompensieren noch werden sie verrechnet. Halt, die werden schon verrechnet, aber nur dem Kunden.

      • adam gretener sagt:

        Lass mich raten, Johannes. Du bist erst eben kurz von der Zhdk abgegangen und glaubst an eine Karriere als Grafiker.

        • dsd sagt:

          es spielt keine rolle, wo herr johannes abgegangen ist, ob von der zhdk, an einer party oder von der leine usw.. gewinner sind gewinner, weil sie nichts verstehen. dazu müssten sie lesen, denken und fühlen, das können sie aber nicht, weil sie die ganze zeit arbeiten. zudem bin ich mir nicht sicher, ob das partikulare immer das ganze ist und umgekehrt, denn es gibt ja menschen, die müssen einen job machen, der ihnen gar nicht gefällt.

  • Maiko Laugun sagt:

    ▂ ▃ Maiko, The King Of The Modern Financial Aristocracy, verkündet seinen Arbeitssklaven: ▃ ▂

    Haltet Durch! Zuerst bekommt Ihr einen Chip in den Allerwertesten verpflanzt und später werdet Ihr durch Roboter ersetzt. Für die Dienstleistungen dieser Roboter wird Euch nur noch 10% Steuern abgezogen. Spätestens dann habt Ihr genügend Zeit für Euer heissgeliebtes Fratzenbuch, Zwitscher und alle anderen Aff-Likationen und müsst dies nicht mehr heimlich während der Arbeitszeit tun. Es kommen schon bald rosige Zeiten auf Euch zu. Haltet durch! ☝

    • Irene feldmann sagt:

      Diese Droge möchte ich auch….:)

    • Samuel sagt:

      Nach China will dann immer noch keiner, ausser die restlichen Arbeitssklaven ohne Privatleben.

      • Maiko Laugun sagt:

        @Samuel: Doch! Weil hier in China die Stempeluhren für die Arbeitssklaven in der Schweiz hergestellt werden. Aristokraten verschwenden kein Geld, um ihre Arbeitstiere zu überwachen. Das ist ein günstiger ROI (Return on investment). 🙂

        • Futurebrain sagt:

          Arbeitssklaven gibt es dann nicht mehr. Überall herrscht das Paradies, denn alle können sich endlich im neuen schöngeistigeren System voll abgesichert mit ihren Interessen befassen und die Arbeit übernehmen Roboter. Ausser in China, da leben freiwillig die letzten arbeitswütigen Sklaven ihrer Gattung, ausser weniger freie Lebenszeit haben sie jedoch nichts davon. 🙂

    • Maiko Laugun sagt:

      Und lasst Euch sagen – Ihr Arbeitssklaven – eine Stempeluhr ist nur eine zusätzliche Applikation. Warum regt Ihr Euch also auf? Alle anderen Apps mögt Ihr doch auch so sehr. Da kommt es auf eine mehr oder weniger auch nicht an. Und dumm wie Ihr seid, werdet Ihr auch weiterhin, trotz dieser Appli, in der Freizeit geschäftliche E-mails und Handy-Anrufe beantworten und Eure Arbeitszeiten nebst der Stempeluhr zusätzlich noch in den Project Work Packages erfassen. Genau deshalb seid Ihr ja Arbeitssklaven und wir Aristokraten schauen, dass Ihr es bleibt! Hi Hi 🙂

      Maiko The King ♔ ☯‿☯

  • Johannes sagt:

    Was ja nicht heisst, dass jene die weniger je Tag arbeiten nicht die bessere Leistung bringen. Wer ein intensives WE mit guten Partys, Sport, Urlaub etc. hinter sich hat, ist vielleicht entspannter, energiereicher und kreativer und schöpft so mehr Wert, als ein sklavischer Arbeitssoldat, der pünktlich von 9-5 auf der Matte steht, nur um seine vereinbarte Zeit abzureissen. Qualität geht vor Quantität, das gilt bei dem starken globalen Wettbewerb heute um so mehr.

  • El Schneider sagt:

    „Nichts ertragen die Leute schlechter als zu viel Freiheit, darauf reagieren sie allergisch, wer Kinder hat, weiss das.“ Ich glaub dem sagt man Retro-Denken, oder es ist ein Denken von Menschen, die die Kontrolle über andere nicht verlieren wollen und solche die sich in den Dienst solcher Leute stellen, indem sie den ‚geistigen Überbau‘ dazu liefern. Zwar aus unterschiedlichen Gründen, und mehr oder weniger berechtigt. Also Eltern, Arbeitgeber und sogenannte ‚Menschenkenner‘ – Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir immer noch eine viel zu rigide Strukturierung des (Arbeits)Alltags haben. Vor allem in der Schweiz! Ich glaub wir Schweizer wähnen uns in einer Freiheit, die real gar nicht oder nicht für alle existiert. Jedenfalls wird dieses Selbstbild ununterbrochen gepflegt.

    • Samuel sagt:

      🙂 Absolut, die pragmatischen Arbeits- und Konsumsklaven in CH sind en detail sehr unfrei. Exzessive Bildung hingegen befreit.

  • tststs sagt:

    Und ja, es grausam es für manche zu akzpetieren ist. Es gehört auch zur Freiheit, sich einem System unterzuordnen….

    • tststs sagt:

      Aaaaaber ich bin immerhin so frei, mich nicht der deutschen Rechtschreibung zu beugen 😉
      „Freiwillige Knechtschaft“…so what?! Ich weiss, das Ganze soll negativ konnotiert sein; aber ich finde halt, wer zu dieser Einsicht kommt, ist um einiges freier, als Leute, die stets behaupten, frei zu sein!

  • tststs sagt:

    Schon wieder Zeit für Janis: Freedom is just another word for nothing left to lose….

    Und ja, als Arbeitnehmer und Arbeitgeber finde ich eine Arbeitszeiterfassung sinnvoll! Mir ist schon klar, das dies nichts über die Qualität der geleisteten Arbeit aussagt, aber solange gilt ‚Lohn für Zeit‘, bin ich froh, wenn man hier was Handfestes hat…

  • geezer sagt:

    ….“der Arbeitsmarkt ist härter geworden, hire und fire, da braucht man sich nicht mehr zu wundern, wenn loyale Leute sich blöd vorkommen.“

    ….das hat (leider) schon was. eine gewisse loyalität seitens des arbeitgebers ist bei den vielen shareholder-gesteuerten firmen nicht mehr vorhanden. insofern braucht man sich nicht zu verwundern, wenn arbeitnehmer nur noch (wennauch kurzfristig) an ihren eigenen vorteil denken. richtig ist das natürlich auch nicht, aber man kanns irgendwie verstehen.

    trotzdem sollte ein arbeitnehmer m. e. noch soviel ethik haben, dass er die geforderte zeit im betrieb anwesend ist und arbeitet. dafür wird er ja schlussendlich entlöhnt.

  • Regula Niederer sagt:

    Die Psychoanalytikerin Judith Le Soldat hat zwar ein Buch geschrieben mit dem Titel „Die freiwillige Knechtschaft. Masochismus und Moral“ (1989), den Begriff geprägt hat aber viel früher ein Anderer: Etienne de La Boetie (1530-1563) „Von der freiwilligen Knechtschaft des Menschen“ Sehr zu empfehlen…

    Aus neueren Untersuchungen zur „Arbeitszeiterfassung“ geht hervor, dass die Akzeptanz bei den Arbeitnehmern deutlich zunimmt und dass sie sogar von Medizinern befürwortet wird, aus Gründen, die bei einiger Überlegung einleuchten.
    Krass finde ich Ihren Vergleich der Stempeluhr mit Folter, wie Sie das am Anfang Ihrer Kolumne erwähnen.

  • KMS a PR sagt:

    es stimmt, dass die verlockungen der moderne für viele zeitgenossen einen freipass zu unredlichem tun darstellen. es fehlt an ehrlichen vorbildern. 95% der sogenannten „top-kader…“ beispielsweise bedienen sich ruchlos der firmenkasse. das motto „gewinn ist ein segen, solange man ihn nicht stiehlt“, scheint wenig gültigkeit zu haben. und solange sich ganze staaten auf dem buckel der bevölkerung bereichern, fragt man sich hin und wieder schon, wieso der büezer innerhalb einer gesellschaft, welche von raffgier geprägt ist, immer der dumme ist. es fehlt leider vielfach an verbundenheit, zum leben, den mitmenschen und dem arbeitsumfeld gegenüber. „freiheit“ ist eine kollektive errungenschaft; zumindest sollte sie das sein.

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