Glanz & Gloria muss draussen bleiben
Seit diesem Monat dreht das Schweizer Fernsehen seine neue Reihe «glanz & gloria feiert mit», die ab August und im Rahmen der Sendung «glanz & gloria weekend» ausgestrahlt wird. Durch die Sendung führt Salar Patrick Bahrampoori, der durch seine frühere Tätigkeit für den Schweizer Musiksender Viva und als Moderator für das Tele Züri-Partyformat freakish.tv (seit 2010) einschlägige Erfahrungen sammeln konnte.
Nicht nur was seine Bildschirmaktivitäten betrifft ist Bahrampoori kein unbeschriebenes Blatt: Bereits Ende der 90er Jahre stand er regelmässig an den Turntables von unterschiedlichen Clubs wie dem Oxa, dem Aera oder dem Zoo und auch an den legendären Partys der Blushin Pink-Veranstalter um Oliver Nater hat er Platten gespielt. Salar ist seit vielen Jahren ein beliebtes Mitglied der Zürcher Szene. Dass die glanz & gloria-Redaktion ihn nicht in Kombination mit dem Versprechen vorstellt, man würde von den „coolsten Szenepartys“ berichten, sondern interessierte Veranstalter bittet, ihn an deren Partys einzuladen, ist dennoch ein weiser Entschluss, denn auch Bahrampoori wird der Zutritt zu vielen Clubs verwehrt bleiben.
Ungeachtet dessen, dass er in der Szene über ungleich mehr Glaubwürdigkeit und Sympathien verfügt als beispielsweise sein Kollege Pät Schreiber von der Sendung PartyBreak auf Star TV. Schreiber kämpft sich mit bewundernswertem Eifer und unzerstörbarem Frohsinn durch Anlässe wie das Club Goggeien-Opening Flumserberg (SG) oder das Guggenfestival in Hägglingen (AG) und berichtet aus Clubs wie dem unverwüstlichen Top10 in Singen (D) oder dem Schlagertempel in Kirchberg (BE). Schreiber besucht all diese Glanzlichter der Ausgehkultur wohl eher aus Mangel an Alternativen denn aus Begeisterung. Aber auch Bahrampooori wird es nicht möglich sein aus der Zukunft, dem Gonzo, dem Kauz, dem Café Gold, dem Hive, der Friedas Büxe, dem Revier, dem Bellevue oder dem Stairs zu berichten.
Dies ist nur eine unvollständige Liste der Zürcher Clubs mit einem Kameraverbot, das nicht nur jene des Fernsehens umfasst, sondern auch die Geräte von Plattformen wie usgang.ch und tilllate.com. Diese ablehnende Haltung der Entscheidungsträger eines grossen Teils der Clublandschaft verunmöglicht den Aufbau einer Partyformates das tatsächlich alle Facetten des Nachtlebens spiegelt. Derweil sich tilllate.com und usgang.ch längst damit arrangiert haben, dürfte Bahrampoori beim Aufbau seiner Sendung mit diesen Hindernissen ziemlich zu kämpfen haben, betreffen sie doch just jenen Teil des Clubbings, dem er als Privatmann angehört.
Dennoch liegen die betreffenden Clubmacher wohl richtig, wenn sie sagen, dass ihre Gäste nicht eben erfreut reagieren, wenn man ihnen ein Objektiv vors Gesicht hält: Anlässlich eines Events des Zukkihund-Erfinders Rafi Hazera in der Zukunft, haben sich die dortigen Clubchefs dazu durchgerungen eine Ausnahme zu gestatten und einen tilllate.com-Fotografen zugelassen. Innert einer halben Stunde haben sich beim Zukunft-Mitbesitzer Markus Ott zehn Leute beschwert, dass sie auf höchst infame Weise abgelichtet worden seien. Sie taten dies in einem Tonfall, der vermuten lässt, sie würden fürchten, es würde ihnen die Seele geraubt, wenn man sie fotografiert.
Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter Anderem für die Clubs Supermarket, Hive und Zukunft.
38 Kommentare zu «Glanz & Gloria muss draussen bleiben»
der letzte Satz ist unnötig. Man soll doch bitte wohin gehen dürfen, ohne dauernd abgelichtet zu werden, während man sich gerade verrenkt oder einfach nur Spass haben will. Ich brauch diese Heinis von Tillate und Konsorten auch nicht.
Das verstehe ich. Bloss… wenn man eine Ansicht nicht teilt… ist es den anderen dann automatisch untersagt diese auszusprechen?
Alex, also wirklich. Der letzte Satz war wirklich unüberlegt. Da geht’s doch nicht um’s Ansichten teilen – der Satz kann als sehr abwertend verstanden werden (und wird es wohl hauptsächlich).
Ausserdem kann man den „Beschwerern“ wohl kaum Unverständnis der Technologie wie die Ureinwohner vorwerfen, also nur schon stilistisch steht es schräg[sic].
Wenn man nur mal kurz 30 Sekunden überlegt, müsste man eigentlich zu Einsicht gelangen, dass halt nicht alle ohne Vorbehalt, und/oder ungefragt abgelichtet werden wollen. Es ist eine Frage der Höflichkeit, dass man so etwas berücksichtigt. Darüber ist die ganze Kamera-Thematik mit dem immer stärkeren Aufkommen von der Überwachung in allen Bereichen des Lebens sowieso immer heikler und gewichtiger.
Und wenn dir da so ein Schnösel das Objektiv praktisch in die Nase drückt…wie schon gesagt. Da ist ein solcher Satz wenn nicht total in Verkenntnis der (möglicherweise vielfältigen) Beweggründe von Beschwerden, dann mindestens sehr unüberlegt. (Ich sage nicht, dass jeder Satz auf die Goldwaage gehört – aber das Mindestmass an Abwägung empfinde ich hier unterschritten).
ich habe weder was von ungefragt noch von ohne Vorbehalt geschrieben. und hättest du kurz 30 sekunden überlegt, wärst du zum schluss gekommen, dass dein vergleich zwischen partyfotografie und überwachung mehr als nur etwas an den haaren herbeigezogen ist. drittens: höflichkeit. partyfotografen (alle) fragen die leute bevor sie sie fotografieren. diese weisung kriegen sie von ihren arbeitgebern. und last but not least; die fotografie in clubs ist weiss gott nichts neues…. der ganze erfolg des Studio 54 hat darauf basiert, weil dadurch bilder von warhol, dem jungen stallone, debbie harry, etc. in umlauf geraten sind und ja… auch sie sind gefragt worden ob sie abgelichtet werden wollen.
Meine werten Kommentatoren, dass ist jetzt ein wenig gar scheinheilig. Erstens wird man, wie bereits Erwähnung gefunden, gefragt, bevor in die Totale aufgenommen wird. Zweitens, ich möchte ja nicht wissen, auf wie vielen FB und Instagram Accounts Ihr ungefragt rumgeistert. Einfach weil Herr X und Frau Y Ihre Freunde abgelichtet haben und Ihr per Zufall auch drauf seit. Bei Tilllate kann ich das Foto entfernen lassen, bei Herrn X und Frau Y ist das definitiv nicht der Fall. Der letzte Satz ist somit ein wenig überspitz formuliert, hat aber im Kontext seine Berechtigung.
1. die ch-partykultur und die zürcher im besonderen hat sehr wohl substanz, tradition, ist vielschichtig und verfügt über grosses kreativpotential. vor allem an anzahl und events (dichte) kaum zu überbieten. wer was anderes behauptet kennt sich nicht aus oder sieht nur eindimensional, das was er oder sie sehen möchten. hier gibts keine grauzonen: schwarz oder wiess meine lieben!
2. über herrn flach kann man sagen was man will, aber seine beiträge sind meistens sauber recherchiert und entbeehren (ganz im gegensatz zu vielen anderen comments hier drin) nicht jeglichem realitätsbezug.
3. die club und partyszene gabs schon vor formaten wie glanz und gloria, freakish und co. und sie wirds auch ohne diese formate geben von dem her muss hier keine lanze gebrochen werden für nightlife und clubbing kultur – ob das umgekehrt für die angesprochenen medialen kanäle gilt ist hier wohl eher die frage…
Lieber Herr Flach
da haben sie leider etwas nicht ganz richtig verstanden: Salar Patrick Bahrampoori wird in unserem neuen Format eben NICHT Clubs besuchen, sondern die privaten Partys von ganz normalen Menschen. Polterabende, Hochzeiten, Geburtstage…
Martin Boner, Redaktionsleiter g&g
Das macht als Konzept schon mehr Sinn. Und ist sicher näher am Zuschauer. Sehr schön!
Hallo Hr. Boner. Doch, doch… das habe ich schon verstanden. Daher dieser Satz hier oben im Text: „Dass die glanz & gloria-Redaktion ihn nicht in Kombination mit dem Versprechen vorstellt, man würde von den „coolsten Szenepartys“ berichten, sondern interessierte Veranstalter bittet, ihn an deren Partys einzuladen, ist dennoch ein weiser Entschluss, denn auch Bahrampoori wird der Zutritt zu vielen Clubs verwehrt bleiben“.
….nun ist aber das Wort „Veranstalter“ etwas unglücklich gewählt wie ich feststellen musste. Mit Veranstalter ist hier nämlich nicht der professionelle Veranstalter gemeint sondern einfach jeder, der irgendwas veranstaltet und sei es nur ein Junggesellenabschied… aber seltsamerweise scheint mittlerweile jeder beim Wort „Veranstalter“ automatisch an den Clubbereich zu denken…
SRF bi de Lüt für Kids?
Wo bleibt der Köter?
Also mal ganz ehrlich…bei diesem Glanz & Gloria geht es um Cüpli Events mit etwas „Glamour“, wenns das in Zürich überhaupt gibt. Die genannten Clubs haben aber auch gar nichts mir Glanz oder Gloria zu tun…Solange das Format nicht Punk & Drogenopfer heisst, muss der neue Moderator auch nicht in diese Clubs.
das ist der punkt. zürich verfügt über keine richtige, kreative party-szene. entweder es ist sehe-und-gesehen-werden der wurst-prominenz. gähn. oder bummbumm für die kids. dazwischen gibts nicht mehr viel. und die üxx-parties….also horror, sage ich ihnen.
ojemine, mein tapferer Ritter… vor lauter Events sehen Sie die Party nicht?!?
Aber ich sags ja schon immer: idR liegt es an den Partygängern und nicht an der Party… 😉
natürlich tut es das. ich persönlich mache ja am liebsten die parties in meinem verhör-raum, sprich im keller-verliess. mit ganz merkwürdigen leuten. das sind dann jeweils themen-nächte. beispielsweise exorzismus. ich sage ihnen, da wird gefeiert bis der arzt kommt.
Aber jetzt mal ernsthaft: Guckt jemand solches Club-TV-Gschmäus?
Entweder ich geh hin, oder ich bin zu alt für diesen Sch****?!?
Salar ist der einzige Schweizer Moderator der mir einfällt, der eine solche Formatidee tatsächlich stemmen könnte… man kann man ja auch mal etwas eine Schangse geben BEVOR man es zerfleddert. 🙂
Obwohl man vielleicht erst die Formatidee zerfelddern müsste. Dann muss man gar nicht mehr auf den Moderator schiessen. 🙂
Oder Thomas Gottschalk. Der kann dann gleich seine Haribo verteilen….
ich sage das mal so. in meinem alter würde man nur hingehen um nach der sperrstunde im langen regenmantel sugus zu verteilen. oder so. und ich zappe hin und wieder in „freakish“ rein, weil ich den bündner in zürich so witzig finde.
Ich will weder das Format, geschweige denn den Moderator irgendwie miesmachen. Ganz im Gegenteil: ich frage/behaupte, ob sogar bei bester Qualität ein Publikum vorhanden sei! Entweder ich gehöre zu den Aktiven (möchte also weder gefilmt werden noch anderen dabei zuschauen) oder es ist nicht (mehr) mein Bier, dann will ich doch aber auch nichts mehr davon am TV sehen, oder?!
ah ja. da könnte man glatt auf die idee kommen, dass einige clubs etwas zu verbergen haben. grundsätzlich möchte man meinen, dass die clubs freude haben an etwas publicity? oder möchten „die geilen clubs“ ihre besucher schützen. ist ja auch legitim, da es wohl journis gibt, die sich nicht an die regeln halten?. ein kleiner hinweis. man fotografiere mal die toiletten der clubs. die widerspiegeln nämlich ihre besucher.
Hm, eine Glanz&Gloria-Show live aus den Club-Toiletten. DAS wär mal innovativ fürs Schweizer Fernsehen. 😀
24 Stunden live vom Büxenklo.
…wo der Klomann nach fünf Sekunden an die Tür poltert.
Darf ich raten Hr. Rittermann? Typ Chnebelschiisi???
🙂
Und bitte, für TV ist SRF ziemlich innovativ…
also wenn sie beide das machen, komm‘ ich mit, ich schwör! 🙂
als Clubszene würde ich es nicht übertreiben. Und der oben genannete Herr hat keine Ahnung was und wo die richtigen Partys sind. Geh mal zum Kochareal und Kabitzke. Und man trifft sich mit der Zukunfts- Kunstszene. was die Bünzlis noch nicht kennen… Nur nach 3-4 Jahren werden sie es erkennen.
Ui, ich bin beeindruckt von soviel Insiderwissen. Aber ich glaube nicht, dass Glanz&Gloria von der Zukunfts-Kunstszene berichten will.
Schade kann ich dich nicht mal unwissend ins alte Deposit schicken…
Meinst du das Labitzke, Kata? Gibts nicht mehr. Schon länger. Etwas ungewöhnlich dass du das nicht weisst… du kennst dich ja so gut aus. Hehe….
Hahaha, gibt es etwas Bünzligeres als die hiesige Kunstszene?!…Pardon, meine natürlich: Zukunfts-Kunstszene 🙂
was ist eine Zukunfts-Kunstszene? Malen nach Zahlen und mit Neocolor für die Kleinen?
„zukunfts-kunstszene“. was muss ich mir da drunter vorstellen? per definition kommt mir da folgendes in den sinn:
aliens belustigen sich (zurecht) über die äh-installationen von pipilotti rist und trinken cüpli dazu? ist es das??!
Ganz ehrlich: nach nochmaligem Studieren des folgenden Satzes: „Und man trifft sich mit der Zukunfts- Kunstszene. was die Bünzlis noch nicht kennen“, komme ich zum Schluss, dass es sich um eine Vereinigung der Grammatikrestistenzler handelt, die die letzten Rasierklingen dem Gilletgott opfern… 🙂
…hauptsache es fliesst blut! 🙂
Blut in der Kunstszene würde ich zwar eher als Retro denn Zukunft bezeichnen, aber ja… hauptsache es fliesst… Wie wärs nächstes Jahr mit einer Hafenguillotine?!? 🙂
„Ou, du bisch ganz bleich / aus isch vou vo Bluet / muesch äuä töifer schnide / de chunt’s scho guet.“ Da ich aus Gründen erst morgen mein Tagi-Newsnetz-Digitalabo lösen kann, musste ich kurzfristig auf den Bund ausweichen. Wenn die mir bisher unbekannte Berner Band „Bubi Eifach“ mit offenbar sehr speziellen Texten in einem Zürcher Club spielen würde, ginge ich hin. Aus dem Artikel von Ane Hebeisen: Ziemlich genau so würde es tönen, hätte sich Iggy Pop in den Achtzigern in ein ortsansässiges Meitschi verliebt und auf die Karte Berner Rock gesetzt. Berner Rock sei was für Provinzler? Mitnichten.
(Der Bund)