Das linke Auge Zürichs

Miklós Klaus Rózsa bei der Verhaftung, die er bis vors Bundesgericht gezogen hat. (Bild: susann.wach/photoscene)
Neunzehn Jahre lang, von 1971 bis 1989, wurde er von Staat bis ins kleinste Detail bespitzelt: Der Zürcher Fotograf, Journalist und Politaktivist Miklós Klaus Rózsa kann auf ein bewegtes Leben zurückschauen. Als Präsident des Zürcher Gewerkschaftsbundes oder als Chef der Mediengewerkschaft comadia (heute syndicom) war er aktiv. Als Einzelperson erstritt er mehrere für die Medienarbeit wegweisende Urteile vor dem Bundesgericht, das letzte 2013, das Journalisten das Fotografieren bei Polizeieinsätzen uneingeschränkt erlaubt. Jetzt erscheint ein Buch, in dem die Künstler Christof Nüssli und Christoph Oeschger Fotografien Rózsas mit den über ihn erstellten Staatsschutzakten kombinieren. Wir sprachen mit dem Protagonisten.
Miklós, wann bist du Fotograf und wann politischer Aktivist?
Ich bin eigentlich immer beides: Mit meinen dokumentarischen Fotos versuche ich ja Aufklärung, eine andere Sicht der Bilder und Wahrheit zu vermitteln.
Du warst von Anfang in Zürich mit dabei, von der 80er-Bewegung, über Wohlgroth und Wohnungsnot, die Platzspitz- und die Lettenszene bis jetzt. Schmerzt es dich, wenn du siehst, dass aus dem damaligen Kampf um berechtigte Anliegen reiner Krawalltourismus (1. Mai) oder banale Strassenschlachten um einen Botellón auf dem Bellevue wurden?
Nein. So ist es ja nicht: Es gibt irrsinnig viel, das Zürich der 80-er Bewegung zu verdanken hat. Dass manches heute immer noch oder wieder im Argen liegt, ist natürlich schlecht, aber auch logisch: Freiräume, Wohlstand, Rechte müssen immer wieder von Neuem erkämpft werden. Jetzt sind die Jungen dran, die anders funktionieren als ich vor 30 Jahren. «Tanzdemos», besetzte Häuser etc. sind in meinen Augen sicher ein berechtigter Ansatz.
Die 1. Mai Demo in Zürich ist eine eigene Geschichte. Ich würde das gerne etwas länger erläutern. Stichworte: Neukomm, Zero Toleranz, Provokateure. Es wäre ja nett, wenn Richi Wolff mal ein, zwei Stufen zurückspulen würde.
Du hast dir in deiner Karriere als Fotograf, Präsident des Zürcher Gewerkschaftsbunds, Präsident der grössten Organisation von Medienschaffenden, der Gewerkschaft comedia (heute syndicom) nicht gerade viele Freunde bei der Polizei gemacht. Würdest du heute in einer Notsituation noch nach der Polizei rufen oder überlegst du dir das zwei Mal?
Kein Mensch hat gerne mit der Polizei zu tun. Es gibt Situationen, bei denen sich das nicht vermeiden lässt: Einbruch, Velodiebstahl, Unfall … Ich erwarte von der Polizei nicht viel. Nur, dass sie sich an Gesetze halten, sich halbwegs anständig benehmen und ihre Arbeit tun.
Du wurdest von 1971 bis 1989 von der Polizei bespitzelt und als «Staatsfeind» überwacht. Denkst du, dass das heute vorbei ist? (Natürlich abgesehen von der NSA. Die Red.)
Da bin ich mir sicher. Heute läuft das halt digital. Der Bund hat ja grad eine Überwachungsanlage gekauft, die allerdings nicht funktioniert. Also benützen sie die alte, bis wieder eine neue Anlage geliefert wird. Das lassen sich Bund und Kantone hunderte Millionen kosten. Erfolg haben sie heute genau so wenig wie vor 30, 40 Jahren. Der Datenschutzbeauftragte hat mir einen kryptischen Brief geschrieben: Wenn Sie überwacht werden, werden Sie zurecht überwacht. Wenn Sie nicht überwacht werden, hat sich Ihre Anfrage erübrigt. Geil, oder?
Sascha Lobo, der deutsche Web 2.0-Guru, meinte das Internet sei kaputt. Zuviel Überwachung, zuviel Kontrolle. Andere sehen mit dem Web die Demokratisierung der Information. Wie siehst du das, mit Überwachungserfahrung vor dem Web?
Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Das ist grundsätzlich richtig so. Allerdings kann man das Netz nicht gleich behandeln wie ein professionelles Medium. Ich finde es lächerlich, wenn ein junger Mann wegen Beleidigung via facebook verurteilt wird …
Ich kann mir eine Welt ohne Internet nicht mehr vorstellen. Für mich ist es ein wichtiges Kommunikations- und Informationsmittel.
Jetzt ist mit Richard Wolff ein ehemaliger Genosse plötzlich an der Spitze der Zürcher Polizei. Löst das Beisshemmung im politisch bissigen Journalisten Miklós aus?
Scho es bitzeli. Der Richi Wolff ist ja nicht nur ein «Genosse», das wären ja seine Vorgänger auch gewesen (ausser Leuppi), sondern ein alter, lieber Freund. Bisher hält er sich sehr zurück. Weshalb er jetzt unbedingt noch diese Drohnen kaufen musste, wissen die Geier. Ja, ich habe meine Krallen noch nicht ausgefahren. Mich stört ja weniger was Wolff macht, als das was er nicht macht! Da gibt es einige Versprechen, an die ich ihn gerne nach den Wahlen erinnern werde. Vorausgesetzt, er ist dann noch immer Polizeichef.
Du hast als Einzelkämpfer im Juni 2013 in einem Urteil vor Bundesgericht erstritten, dass Fotografen an Demonstrationen wieder ungehindert fotografieren dürfen. Was überwiegt: Das Erfolgsgefühl oder die Enttäuschung, dass die grossen Verlage keinen Finger für die Pressefreiheit krumm gemacht haben?
Also Einzelkämpfer stimmt so nicht. Ohne die Hilfe der Gewerkschaft wäre das gar nicht möglich gewesen. Natürlich ist es extrem ärgerlich, dass Verleger, Medienwissenschaftler und Journalisten und Politikerinnen sich nur um Pressefreiheit kümmern, wenn sie in einem möglichst weit entfernten Land verletzt wird. Aber das ist so ein typisches Schweizer Atitüdet: Es ist zwar Shit wenn, etwas nicht gut ist, aber anderswo ist es sicher schlimmer. Also schweigt man lieber. Vielleicht hat der Rózsa doch etwas Illegales gemacht, man weiss ja nie. Bis ich gewinne. Dann bin ich ja der Sieger, alle sind gerne auf der Seite der Gewinner. Dann kommen sie und gratulieren und berichten. Gut gemacht, Herr Rózsa! Danke für Ihren Einsatz für die Pressefreiheit! Ja, Danke, danke auch, es wäre auch einfacher gegangen mit eurer Unterstützung!
Hat das Bundesgerichtsurteil dein Vertrauen in den Rechtsstaat wieder herstellen können?
Das «Vertrauen in den Rechtsstaat» ist nicht das Problem. Ich habe ja alle Prozesse gegen die Polizei gewonnen. Problem sind vielmehr die voreingenommenen und unfähigen Staatsanwälte, die systematisch Anzeigen gegen Polizisten gar nicht zulassen. Es gibt offensichtlich keine Qualitätskontrolle: Staatsanwälte und Richterinnen die extrem häufig und in immer ähnlichen Fällen von einer höheren Instanz korrigiert werden müssen, die machen doch offensichtlich etwas falsch.
Was nützt es vor Gericht Recht zu bekommen, wenn sich die Polizei weiterhin nicht an Gesetze, Dienstvorschriften und Gerichtsurteile hält. Sie machen weiter wie bisher, ich habe ja schon 2002 ein ähnliches Urteil vor Bundesgericht erwirkt.
Jetzt erscheint ein Buch über dich. Ist das nicht komisch? Hat das nicht den Beigeschmack eines Heldenbegräbnisses, einer Statue, bevor man den Heldentod gestorben ist?
Ich hoffe, dass ich noch ein paar Jährchen leben werde. Das Buch ist ja nicht über mich. Es ist ein politisches Kunstbuch über Überwachung und Beobachtung. Wunderbar gestaltet und aufgebaut von Christof Nüssli und Christoph Oeschger die beide altersmässig meine Söhne sein könnten. Das ist also auch Jugend! Das Buch zeigt Ausschnitte aus meinen Staatsschutzakten illustriert mit hunderten Fotos die ich gemacht habe. Es ist somit hochaktuell und erscheint just zur richtigen Zeit. Und ich fühle mich natürlich gebauchpinselt 😉
Über mich handelt allerdings der abendfüllende Dokumentarfilm an dem der Autor und Regisseur Erich Schmid zur Zeit arbeitet.
Zum Buch:
Christof Nüssli und Christoph Oeschger kombinieren Fotografien Rózsas mit den über ihn erstellten Staatsschutzakten (1971–1989). Das Collagieren der beiden Quellen ergibt neue Bilder, die die Geschichte einer bewegten Zeit aus zwei Perspektiven erzählen. Eine Doppelperspektive, bei welcher beide Seiten von demselben Ereignis berichten, aber dieses jeweils anders schildern. Neben den Montagen beinhaltet das Buch einen Erlebnisbericht von Miklós Klaus Rózsa und ein Essay des Autors und Historikers Peter Kamber. Das 624 Seiten umfassende Buch erscheint am 15.Februar bei cpress, Zürich und Spector Books, Leipzig. Im Rahmen der Buchvernissage am 14. Februar im Corner College, Zürich wird es eine Ausstellung und zwei Abendveranstaltungen geben.
45 Kommentare zu «Das linke Auge Zürichs»
Mehr Aufklärer braucht es und Männer/ Frauen mit Eiern in Hose/ Stock, Rózsa hat solche Eier. Auch Flassbeck hat Eier, lesenswert aus aktuellem Anlass „Wieder versucht der Davos-Mensch, die Welt zu retten – oder doch nicht?“ http://www.flassbeck-economics.de/wieder-versucht-der-davos-mensch-die-welt-zu-retten-oder-doch-nicht .
Bin gespannt ob in einer zunehmende politischen Monokultur wie jetzt in Zürich die erkämpfte Toleranz gleichermassen hält. Solange bloss verbal und in Foren gestritten wird, kein Grund zur Sorge. Doch wie sieht es mit der Ausgrenzung derjeningen Bürger aus, welche sich nicht in den Rot-Grünen Mainstream einorden wollen? Und wer als EU Skeptiker gleich als Faschist beschimpft wird?
Ihre „EU-Sleptiker“ fühlen sich genau so wie hunderttausende normal denkenden Menschen auf dem Land, die das dümmliche Geschwätz ihrer Mitmenschen aushalten müssen. Genau so.
Jeises, und wieder einmal scheine ich in einem ganz anderen Züri zu leben… Monokultur…tststs, wo den bitte? Als ob immer und überall Einigkeit herrschen würde…
Und dazu noch folgende Belehrung (directly aus dem liberalen Herzen von Züri):
1. Sie werden nicht ausgegrenzt, Sie grenzen sich selber aus. Denn
2. bleibt Ihnen nur ein Möglichkeit: wegziehen! Ausser Sie bringen es doch noch fertig, sich einem demokratischen Entscheid zu beugen.
3. Bitte den stumpfsinnigen Urteilen von anderen Leuten nicht immer so waaaaahnsinnig viel Gewicht geben.
Als ich damals vor mehr als 30 Jahren gegen die Apartheid-Politik der schweizer Banken und Rückversicherung, insbesondere der heutigen Credit Suisse, demonstrierte, schritt die Hermandad gegen uns mit Gummischrott und Hunden. Später, in den 80. Jahren, konnte ich eine Unterhaltung im Einsatzbus der Polizei hören: „…es isch nüme gliich wie frühner, jetzt sind alle Schwächlinge…“ Nun bin ich ausgewandert und nur zwei Monate im Jahr in der Schweiz. Am 1. Mai reagiert die Zürcherpolizei genau gleich brutal und primitiv wie damals. Darum ist es wichtig, dass es viele Roszas gibt!
Sorry, aber da waren sie schon länger nicht mehr am 1.Mai in der City. Das ist heute nur noch Brot und Spiele fürs Volk. Die Gladiotren (Demonstranten) treten in der Arena (Langstrasse/Helvetiaplatz) gegen die Raubtiere (Polizei) pünktlich zur Vesper an um den Plebs (Familien mit Kinderwagen) zu unterhalten…
Gladiatoren+Idioten=Gladiotren
🙂
Ich dachte schon, was will er jetzt mit Gladiolen.
der Stadtrat ist linksgrün, der Polizeichef von der AL und ein „Linker“ kämpft gegen das System. Finde den Denkfehler. Rosza ist ein skrupelloser Opportunist.
Der Denkfehler ist: Oliver Brunner!
Rosza profitiert wie 95 % der „Gesellschaftskritiker“ genauso vom System und dies oft skrupelloser als mancher „rechte“ Unternehmer oder Gewerbetreibender.
Nur, dass das System ohne Menschen wie Rózsa vielleicht nicht so gut funktionieren würde. Ich glaube, der Staat ist Ausdruck unserer Zivilgesellschaft und muss immer wieder überprüft werden. Und jemand, der für die Pressefreiheit über Jahre vor Gericht zieht und dann gewinnt, ist ein wichtiger Teil unserer Zivilgesellschaft.
+1
Klaus Rózsa und Andrea Stauffacher sind sozusagen die ungekrönten Könige der Stadt Zürich. Leider können sie nicht standesgemäss heiraten, da nur die Andrea viel (vererbtes) Geld hat. Sonst wären sie wohl das Traumpaar schlechthin. Das gäbe so eine richtig geile Hochzeit für die Klatschpresse und die dummen Polizistli würden Spalier stehen und für das Staatsarchiv die Föteli schiessen…. hi hi….
Maiko: Wusste gar nicht, dass die Königin der Berufsrevolutionäre aus so gutem Haus kommt und soviel Geld geerbt hat – aber vermutlich hast Du recht – nur so kann man sich so Hobbies leisten wie den schwarzen Block mit dem Megaphon herumzukommandieren und Polizisten zu ärgern.
Die Stauffacher und der Rosza wären wirklich ein Traumpaar….aber ist sie aktuell nicht gerade wieder mal im Knast??
Die könnten sich gegenseitig die Arbeit zuschanzen: Sie provoziert Polizeiübergriffe und er macht die Föteli davon – das ultralinke Dreamteam!!!!
Ach, den gibts auch noch. Die Schweiz ist ein Polizeistaat, die Züri-Polizisten rechts und K.R. das Opfer. Und ja, die „Szene“ ist ein Massenphänomen. Mein Gott, wie wichtig nimmt sich denn dieser Typ.
Offenbar ernst genug, um vor Bundesgericht mit seinen Ansichten Recht zu bekommen. Mir reicht das.
Stimmt: Man musss den Mann (i.a. Rosza) nicht mögen, aber in einer verfassten Gesellschaft gilt das Regelwerk der Verfasssung. Es ist ärgerlich, dass man das bei allen Stänkereien im Netz eigentlich immer wieder wiederholen müsste.
@Réda: Nur, wo und für was hat er den Recht bekommen? Pressefreiheit ist ein hohes Gut und wird regelmässig geschützt. Ich denke mir nicht das ein BGer Urteil nur aus einem Satz besteht „ich darf fotografieren weil ich so krass gut bin“ eher gibt’s da wohl eine Güterabwägung zwischen Fotografieren und Recht am eigenen Bild. Dieses kann nicht wegbedungen werden, da es ein absolutes Recht ist. Aber sowas lässt Monsieur gerne unter den Tisch fallen und spielt peinlicher Winkelried. Gib uns doch die Urteilsnummer, wenn wir das Urteil haben, können wir alle objektiv darüber befinden. Und erst dann nehme ich alles zurück. Bis dahin erachte ich seine Weg ans BG eher als persönliche Zwängerei eines einsamen Menschen. Sorry ist so
Denkst du nicht, dass etwas falsch gelaufen ist im Rechtssystem, wenn man bis zum Bundesgericht gehen muss UND das dann die vorherigen Instanzen zurechtweist und Herrn Rózsa Recht gibt? Dein Rechtsverständniss möchte ich haben.
Zwängerei hättest du es nennen können, wenn er abgeblitzt wäre. Aber nein, das Bundesgericht teilt seine Sichtweise.
Und unser Bundesgericht ist keine Ansammlung von linken Autonomen, was ich hier noch bemerken möchte.
@Michael @Bernard Zappie:
Lustig, wir das hier verharmlost wird, wenn die Polizei quasi im Alleingang verbietet, dass ihre Arbeit dokumentiert wird.
Die Handlungen staatlicher Gewalten (Legislative, Judikative und Exekutive) müssen transparent sein und kontrolliert werden dürfen !! Das ist die Grundlage der Demokratie und eines Rechtstaates.
Wenn dies erst vor einem Bundesgericht erstritten werden muss, läuft in der Tat etwas schief.
„Pressefreiheit ist ein hohes Gut und wird regelmässig geschützt. “
–> Äh … mir fällt da spontan das Verbot der Veröffenltichung des Buches über Sepp Blatter ein…Pressefreiheit ? Zudem: Wenn die P-Freiheit geschützt wird, dann oftmals erst vor Gericht. DAFÜR muss aber jemand das juristisch durchfechten !
Wen’s interessiert: BGer Entscheid 1B_534/2012
@Réda: Ich bin mit Dir in dem Punkt einig, dass er, warum auch immer, Recht bekommen hat. Mich erstaunt einfach, dass das Bundesgericht, bzw. deren öffentlichen Abteilung nicht den Fall behandelt hat und ihn veröffentlichte. Das ist sonst Usus. Pressefreiheit wird ja nicht in der Zivilabteilung geregelt. Oder war es schlussendlich doch eine Zivilsache…? Eben.
Ich finde hingegen nicht, dass wir unser Rechtssystem deswegen überdenken sollten. Es hat sich ja gezeigt, das unsere Rechtsprechung funktioniert.
@André Zivilsachen werden eben nie veröffentlich. Bücher mit persönlichem Inhalt unterliegen nicht der Pressefreiheit, bitte lies dazu die einschlägigen Urteile des EUGH.
Trotzdem, ich finde es gut, das Du Réda, ihm eine Plattform gegeben hast sich auszudrücken. Dafür finde ich den Tagi eben gut.
Zitat: „Fotografieren und Recht am eigenen Bild“
Kann mir dann in DEM Zusammenhang einer das Recht erklären, mit welchem die Pozilisten mich
filmen , fotografieren, fichieren, wenn ich an einer Manifestation anwesend bin? Ich bin hier wohl
ein bisschen Lernresistent…
Lieber Herr Stuber, iwo, sie sind nicht lernrestistent sondern informieren sich nur zuwenig. Ein kleiner Exkurs: Absolutes Rechte sind: Eigentumsrechte, Persönlichkeitsrechte „Recht am eigenen Bild, Stimme usw.“ und Immaterialgüterrechte. Sie gelten gegenüber jedermann und verschaffen dem Berechtigten eine ausschliessliche rechtlich geschützte Herrschaft darüber. Die Judikative ist ermächtigt Fotos im Rahmen der Ausübung Ihrer Arbeit aufzunehmen und zu speichern. Sie hingegen (siehe oben) haben jederzeit das Recht, diese Fotos entfernen zu lassen. Bedenken Sie, dass die Judikative (auch durch Sie Herr Stuber) demokratisch legitimiert ist dies so zu tun. Privatpersonen (da nicht demokratisch legitimiert) ist es eben nicht erlaubt einfach mal eben so Polizist zu spielen. Darum brauchen z. B. Überwachungskameras, die den öffentlichen Raum einfangen, eine gesonderte Spezialbewilligung der Behörden, darum können Sie nicht einfach so Bildli von anderen Menschen z.B. Polizisten machen. Ganz einfach.
Also abgekürzt: Wenn 2 dasselbe tun, ist es NICHT dasselbe!
Danke für den langen und gut erklärten Exkurs 😉
Sorry, fürs einmischen, aber gerne noch ein paar Gedanken dazu:
1. Ja, im Endeffekt funktioniert unser Rechtssystem, auch wenns unterwegs ein wenig geholpert hat.
2. Das Geholper ist aber durchaus verständlich, da es eben doch nicht so eindeutig ist: Mensch hat das Recht am eigenen Bild; eigentlich müssten für Polizisten (oder alle Staatsaufgaben ausführenden Dienste) sogar noch ein spezieller Schutz gelten, da sie in ihrer Funktion/Beruf ja eben gerade nicht sich selber reprästentieren sondern den Staat.
3. Die Medien als 4. Staatsgewalt haben eine gewisse Überwachungsfunktion. Aber jetzt versuche man mal eine PolizeiAKTION zu überwachen und zu fotografieren, ohne eine Person (mit unbedingtem Recht ab eigenen Bild) abzulichten… Irgendwie stehen sich da einige Rechte in der Quere…
4. Jaja, er ist ein Winkelried…und ja das Applaudieren fällt schwer, wenn man diese Person nicht mag. Nichtsdestotrotz hat er gekämpft und darf sich nun auf den Lorbereen ausruhen 😉
Lustig, dass nicht erkannt wird, das er selbst (bzw all die Linken) Teil unseres Systems sind in dem wir uns bewegen.
Zwischendurch lässt man ihn ein bisschen vor Gericht gewinnen, er kann sich dann etwas vormachen, bekommt auch seinen Platz an der Sonne – aber ändern tut dies aber nichts – rein gar nichts. Erreicht hat er in all den Jahren nichts, uns jedoch einiges an Geld gekostet.
Er ist ein Revolutionär des kleinen Mannes, bisschen aufmupfen aber Systemtreu bleiben…
Ein richtiger Revoluzzer akzeptiert unsere Gerichte erst gar nicht!!!
Den (letzten) Typ „richtiger Revoluzzer“ haben die Oberen schon längst
in die Psychiatrie gebracht, erschossen.. oder eingesperrt!
M. Müller, möchten SIE in dessen Fusstapfen treten? Ich empfehle Ihnen ein Vorgehen à la „Kneubühl“!!
P.S. „uns jedoch einiges an Geld gekostet“
Ich denke, MEIN Franken, angelegt in Fällen „Miklós Klaus Rózsa“, sind GUT angelegtes Freiheitsgeld.
Hören SIE doch einfach mal auf, IHRE Steuern zu bezahlen und schauen SIe mal, was dann passiert…
Irgendwie haben SIE in MEINEM Schreiben nicht richtig zwischen den Zeilen gelesen…kann vorkommen, ist nicht ALLEN gegeben.
SIE stehen eher auf MEINS und DEINS 🙂
Müller: Leider erahne ich, was für Sie ein richtiger Revoluzzer ist. So einer wie Breivik, was?
Querköpfe sind gut. Nur wären Querköpfe in der Rechten Seite mal gefragt.
Ein rechter Querkopf wäre ein Linker. Darum gibt es keine rechten/richtigen Querköpfe auf der rechten Seite.
Danke Miklós Klaus Rózsa, Danke den Gewerkschaften! Wenn einer in Zürich „behaupten darf, dass es jemals eine 4. Gewalt gab“ dann ist Miklós Klaus Rózsa zu nennen. Wie oft habe ich (nach den frühen 80-er Jahre bis jetzt) in den letzten 30 Jahren das Gefühl gehabt, dass alle Agitation umsonst gewesen war und resigniert aufgeben wollen…. Aber SOLANGE Miklós noch da war, und seine Fotos „der anderen Sichtweise“ den „Rechten und Angepassten“ gegenüberstellte – war die Hoffnung nicht gestorben! OHNE Miklós Klaus Rózsa wäre Zürichs Geschichte der letzten 30 Jahre im „New-Speak“ der Mächtigen und der gekauften Verlage geschönt und (zuckerguss) neutralisiert worden. Miklós, bitte bleib weiter dran. ICH freue mich dieses Buch bald in meinen Händen halten zu dürfen!!
P.S. Und liebe Pozilisten, WER euch GENAU beobachtet, kommt in Gottes Namen halt auf die gleichen Erkenntnisse wie Rózsa!!
Eine etwas euphemisierte Darstellung! Rosza liebte das öffentliche Photographieren von Polizisten – aus 10 cm Distanz! Das war ja auch Provokation pur!
Hä, Wie bitte?
Wenn Sie „aus nächster Nähe zuschauen und dokumentieren“ als eine Provokation empfinden, haben Sie ein demokratisches Problem! Falls Sie dies „aus der Sicht/Perspektive eines Polizisten“ SO sehen, dann sollte ebendieser Polizist nicht in Zürich, sondern in Weissrussland anheuern. Dort darf er sich dann (von der Obrigkeit abgesegnet) provoziert fühlen…
Herr Stuber,
die 10cm waren wörtlich gemeint! Rosza ging auf stehende Polizisten zu und hielt ihnen die Kamera 10cm vors Gesicht weil er wusste, sie dürfen nichts tun. Das ist einfach Pressefreiheit ad absurdum geführt.
Unsere Pozilisten sind…. nein, ich sage kein Wort. Sonst gibt es noch Gerichtsverfahren.
Als ich mal ein paar Jahre bei der Polizei in einem untergeortneten Job gearbeitet hatte, war R. das Feindbild Nr. 1. War aber froh, dass ich deshalb mit Superlinken nie zu tun bekam. Die haben meistens einen reichen Hintergrund, was vor Gerichten vorteilhaft wirkt.
Rosza hat es glaub auch immer sehr genossen für die Polizei Feindbild No 1 zu sein – so konnte er seinen Szenestatus in der linken Szene zementieren und mit seiner zu Collagen aufgearbeiteten umfangreichen Fiche bleibt er der Nachwelt ja noch erhalten – vermutlich wird das Stadtarchiv auch noch ein Exemplar kaufen…
ich bin ziemlich sicher, wenn die polizei in der CH nur halb so schlimm ware wie und rosza glauben machen will, dann ware er schon lange „verunfallt“
Kenne Rosza noch von früher aus den 80ern – gut er hat ein paar Medienproblematiken bis vors Bundesgericht durchgezogen, aber mit seiner doch irgendwie sehr arroganten und elitären Art geht einem der Typ mit der Zeit ziemlich auf die Nerven.
Mit seiner fast schon paranoid verzerrten Sichtweise der Polizeiarbeit ist er von seiner dogmatischen einseitigen Denkweise fast schon auf SVP Niveau, die ja unser Land auch schon kurz vor dem Untergang sehen (oder uns das zumindest so einreden wollen).
Dass er sich noch jetzt mit seinem Buch ein Denkmal als Medienmärtyrer setzen will, passt zu seinem rebellischem Opfer-Selbstdarstellungsnaturell.
Er macht das ja nicht. Das Denkmal wird ihm von zwei anderen Künstlern gesetzt. Und ehrich, oft sind Menschen, die etwas erreichen, nicht einfache Persönlichkeiten. Sonst würden sie wohl nichts erreichen. 😀
Und wieviele von den 624 Seiten (!) beinhalten dann den „Erlebenisbericht“ von Rosza? Und ob die Buchidee von den beiden „Collagenkünstlern“ selber gekommen ist oder ob Rosza da bei der Geburt dieser Idee in vermutlich selbstdarstellerischer Weise mitgeholfen hat, wird aus dem Artikel nicht ersichtlich. Dass man als „Altrevolutionär und Dokumentalist“ der bewegten zürcher Zeiten, dazu noch als Feindfotograph No 1 der Stadtpolizei eine Anziehungskraft auf linke junge Künstler ausübt, werden sie ja nicht bestreiten.
Für mich bleibt Rosza primär ein eher penetranter Selbstdarsteller!
Die meisten Seiten sind Collagen aus Überwachungsberichten und Bildern. Und etwas Zeitgeschichte. Und ja, er ist eine Figur aus der Zürcher Szene und hat Anziehungskraft auf junge Linke. Das schmälert aber seine Leistung nicht. Ich streite mich des Öfteren mit Rózsa über politische Sichtweisen, bin ihm aber trotzdem dankbar, dass er das politische Feuer auf sich zieht.