Kunst statt Cordon Bleus

Manche Bilder laden zum freien Assoziieren ein.

Manche Bilder laden zum freien Assoziieren ein.

Der Bierfalken ist Geschichte, das Haus wird abergerissen. Davor lassen es Künstler nochmals hochleben. Von Bellevue-Autor Marcel Reuss für den Stadtblog.

Das letzte Cordon Bleu ist gegessen, der Bierfalken geschlossen. Seit Ende März – und die übrigen Mieter sind kürzlich auch ausgezogen. Das alte Haus an der Löwenstrasse wird abgerissen, und blüht doch nochmals auf – wie eine Wüstenpflanze nach dem Regen.
Sollbruchstelle nennen Nikkol Rot und Jenja Roman Doerig ihr Kunstprojekt, das «den kritischen Übergang von einem Altbau zu einem Neubau erfahrbar macht.». So schreiben sie auf der Homepage. Das den Altbau wertschätzen wolle, so formuliert es Fotografin Rot – in der Gaststube, die obwohl halbleer noch immer etwas vom Geist des Interieurs aus der Landi-Zeit ausstrahlt.

Kelleransichten

Elf Künstler und Künstlerinnen hat das Duo Rot Doerig eingeladen, um die Räume an dieser Schnittstelle zwischen Alt und Neu zu bespielen. Mit Werken, die nur kurz zu sehen sind, um danach mit dem Gebäude zu verschwinden. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Bierfalken-Hauses sei dabei ein Wunsch gewesen, aber keine Pflicht. Und beim Wunsch ist es, so das Fazit eines kurzen Durchganges, geblieben.

Wenn man in der Küche im Keller den Anruf einer der entführten Cleveland-Frauen hört, mag das gruselig wirken und an Shining erinnern, aber nicht ans Fleisch, dass hier für die stadtbekannten Cordon Bleus gelagert wurde. Und schmückt einer der Künstler, die Treppenwände mit kleinen Fotos, hat das wohl viel mit Bilderflut und ihm selber zu tun – der Maori Baum etwa, an dem er sich offenbar erleichtern wollte und sich dann nicht getraute – aber wenig mit der Geschichte des Hauses.

Ein Schuss Ortsmuseum

So bleibt die Auseinandersetzung mit dem konkreten Abbruch meist auf einer abstrakten Ebene. Greifbarer wird er, wenn Wände durchbrochen, Räume verrückt oder mit Wandfoto eindrücklich verlängert werden. Und spürbar wird er, wenn zu Marschmusik, die sofort Bierfalken-Assoziationen lostritt, gebastelte Kleinkarren Schnappsfläschen durch ein Video kutschieren. Nur wurden diese Bilder bereits 2009 gedreht, also lange bevor die Neupläne überhaupt feststanden. Fast am Konkretesten ist deshalb der Raum, in dem die Architekten ihren Neubau inszenieren.

Einen Schuss mehr Ortsmuseum in der Kunst wäre interessant und weniger austauschbar gewesen. Doch dem stand auch die Zeit entgegen, welche zur Verfügung stand. Denn erstens finden sich in Zürich Häuser kurz vor Rückbau nicht so leicht. Und zweitens prüfen Immobilienfirmen sehr genau, was und wer hinter einer Idee steckt, von der sie noch nie etwas gehört haben. Diese allerdings hat etwas Bestechendes. Eben, weil die Kunst gleich mit dem Haus wieder abgerissen wird. Und, weil es grundsätzlich eindrücklich ist, wenn Ordnung, für die Häuser ja auch stehen, auf den Kopf gestellt wird.
Der Bierfalken ist zudem geworden, was das Nagelhaus nach dem Nein an der Urne nicht werden konnte – zu einer begehbaren sozialen Skulptur. Eine mit Ablaufdatum. Denn bereits am Samstag, drei Tage nach der Vernissage wird er wieder schliessen. Diesmal für immer. Die Idee aber könnte Schule machen, als weitere, kurzfristige Variante von möglichen Zwischennutzungen.
Bierfalken, Löwenstrasse 16. Bis Samstag. Öffnungszeiten: Do u. Fr. 14 bis 22 Uhr; Sa 10 bis 22 Uhr.
www.die-sollbruchstelle.org

8 Kommentare zu «Kunst statt Cordon Bleus»

  • Marcel Claudio sagt:

    Der Bierfalke wurde „zum letzten mal bespielt“ trifft ja wirklich auf das Bild zum Blog zu…der Bildredakteur (Reda?) wusste wieso…ein ordinärer Beizentod würde nicht soviel hergeben wie ein Bierfalke in Extase…für einen ordinären Montagmorgenblog sollte dies eigentlich genügend Provokation sein – der Reda ist halt manchmal ein Minimalist – aus einem Quasinonevent das Maximum rausholen – ist auch ein Brotjob…und der gemeine Pöbel schluckt ja so manches…gäll KMS

  • Sändi Milia sagt:

    KMS, ist es wirklich nötig, dass du unter beinahe jedem auf tagi.ch publizierten Artikel einen verdammten Kommentar hinterlässt? Zumal deine Äusserungen meist weder besonders geistreich noch – wie in diesem Fall – lustig sind. Get a life, please!

    • KMS a PR sagt:

      jaja sändi – das ist absolut nötig; sie werden wohl weiterhin damit leben müssen, oder so.

    • Anton sagt:

      Get a life, please; sagt jemand, die einen offensichtlich humorlosen, geistlosen Kommentar kommentiert. Wie ironisch, dass du nichts besseres zu tun hast. 😉

      • @ Anton sagt:

        Das mit dem „nichts besseres zu tun als so einen Kommentar zu kommentieren“ könnte man jetzt noch weiterspinnen… 😉

        Ach ja: Ich vermisse den Bierfalken!

  • KMS a PR sagt:

    ich bin entsetzt. ja was ist denn das da auf dem bild. herr el arbi!!! ich bin entsetzt. „freies assoziieren“??? die endeutigkeit der fellatio lässt da keine weiteren interpretationen zu. herr el arbi!!! ich bin entsetzt. heieiei. und wenn das kinder sehen…und äh-feministinnen??! eine frau auf den knien…aso nei!
    🙂
    🙂
    🙂

    • urs bilger sagt:

      sie haben das wahrscheinlich falsch interpretiert, herr rittermann. die frau hatte eines der letzten cordon bleu gegessen und mangels zahnstocher halt etwas anderes als ersatz benutzt 😉

      • KMS a PR sagt:

        …ein zahnstocher….herr bilger, sie vergleichen das männliche gemächt mit einem zahnstocher…ach du sch…..

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