Zürich, morgens um sieben … Café Bauer

Das Frühstück für Könige gibts im Café Bauer. Die Croissants zählen zu den besten der Stadt.

Hätte der Albisriederplatz einen König, würde er im Café Bauer sitzen. Beim Milchkaffee morgens um sieben würde er die Menschen beobachten, wie sie zur Arbeit fahren und sich einen Bissen der fürstlichen Gipfeli (1.50 Franken) genehmigen. Ginge es Richtung Mittagszeit, käme ein Sandwich auf das königliche Gedeck und danach eine royale Torte, von denen zahlreiche in den Auslagen des Cafés ausgestellt sind.

Nun gut, es gibt keinen echten König in der Gegend. Trotzdem könnte man sich wie einer fühlen, sitzt man in der Früh auf den gepolsterten Sitzbänken des alteingesessenen Cafés am Albisriederplatz. Und beginnt den Tag mit einer guten Portion Entschleunigung. Wie es sich sowieso bloss Erwerbslose oder Adelige leisten können.

Zu lesen gibt es im Bauer den «Tages-Anzeiger» und die «Aargauer Zeitung». Die «Kronen Zeitung» gibt es leider nicht. Im Radio spielt dafür «I Need a Dollar» von Aloe Blacc, was in diesem Kontext skurril anmutet. Das königliche Radio, in diesem Fall SRF 3, kommt ohne Werbung aus.

Wir (das königliche Wir) bestellen eine Schale und ein Sandwich, Letzteres muss man selber an der Theke abholen. Die belegten Weggli (5.50 Franken) sind eine Spezialität des Hauses, die Variante mit Käse ist frühmorgens besonders zu empfehlen. Die Schale – ja, den Macchiato kann man auch so nennen – schmeckt zwar gut, wird aber in einer viel zu kleinen Tasse serviert, wir hätten das heisse Getränk lieber aus einem kaiserlichen Nachthafen geschlürft.

Man sitzt eher eng im Bauer, weshalb man schnell mit den Nachbarn ins Gespräch käme, wäre es nicht morgens um sieben, sondern nachmittags um drei Uhr. Das Personal verhält sich unauffällig und ist schnell – ein grösseres Lob gibt es für Bedienstete nicht.

Frühmorgens schon ist das Bauer gut besucht. Menschen plündern die Theke und bringen stets kalte Luft ins Lokal, andere sitzen an ihren Tischchen. Darunter auch Urs «Longo» Schönenberger, der das Lokal bald mit einem grosszügigen Wink in die Runde verlässt (Richtung Letzigrund?). Ausserdem gibt es noch weitere Könige im Lokal, die sich um diese Tageszeit schon zum politischen Geschehen äussern und Pläne für eine bessere Welt schmieden.

Als König des Volkes fühlt man sich im Bauer aber wohl. Denn hier herrscht keine Szene vor. Nichts deutet bei der Einrichtung auf ironische Distanz oder Vintagedesign hin. Eher würde man die Innenausstattung als «klassisch 80er-Jahre» bezeichnen. Und die Gäste sind ein Querschnitt dieses Quartiers, das zu den ärmeren der Stadt zählt. Woran der König an diesem Morgen leider auch nichts ändern kann. Doch wir kommen ja wieder.

36 Kommentare zu «Zürich, morgens um sieben … Café Bauer»

  • Brot sagt:

    Also, ganz so toll finde ich das Bauer nicht unbedingt. Ich wohne gleich beim Albisriederplatz und hab da in der Umgebung praktisch alles ausprobiert.
    Klar ist das Bauer kult und ab und zu trink ich auch mal einen Kaffe da – aber der zählt leider nicht zu den Besten der Stadt.
    Über den Service wurde hier ja auch schon einiges gesagt – da könnte man sicher auch noch einiges verbessern.
    Was ich wirklich gerne mag, ist das Brot vom Bauer – vorallem das Para-Brot. Das ist mein absolutes Lieblingsbrot. Auch einige der kleinen Süssgebäcke sind wirklich ausgezeichnet.
    Aber die Sandwiches zum Beispiel mag ich gar nicht. Die sind meistens weich und matschig und irgendwie geschmacklos.
    Und für Wähen geh ich meistens zum Oski bei der Haltestelle Zypressenstrasse. Da schmeckt’s noch richtig handgemacht.
    Also… Fazit: Brot und Gebäck sehr gut – und der Rest leider nur noch Durchschnitt…

  • Maya sagt:

    Das Gebäck schmeckt zwar gut, allerdings ist der Service meistens schlecht und sehr mit sich selbst beschäftigt. Aber man muss aufpassen bei der einen Verkäuferin, dick, Brille, 80er Jahre-Dauerwelle (passend zur Inneneinrichtung), diese „vertippt“ sich gern und belastet einem manchmal das eine oder andere Stück zu viel. Als ich eine Zeitlang für mein Geschäft jeden Morgen Gipfeli, Muffins & Co. dort einkaufte, fiel mir auf, dass jeden Tag 2-3 Stücke zu viel getippt wurden – nachdem ich das herausfand und bei weiteren zwei Mal Einkaufen (an zwei darauffolgenden Tagen, kann also kein Zufall sein………) dasselbe erleben musste, stellte ich die Dame vor den anderen Kunden zur Rede. Sie griff ganz schnell in die Kasse und gab mir eine Geldnote und sagte ganz laut „Merci viel Mal! Adieu!“ mit hochrotem Kopf. Ich wiederholte meinen Vorwurf noch einmal laut und ging. Seitdem kaufe ich immer noch ab und zu dort ein (wohne an der Albisriederstrasse) und frage jedes Mal vorher laut nach dem Preis und der Quittung 🙂 sie LIEBT mich.

  • Mark O. Vischer sagt:

    Im Bauer trinke ich seit Jahren meinen Morgenkafi. Da kauf ich auch mal mein Sonntagsbrot oder eine Schwedentorte. Gleich nebenan ist auch die beste Metzgerei der Stadt, der Hornecker. Wie blöd, dass das Bauer jetzt im Tagi gehypt wird. Bald beginnen Tagi-Redaktoren hier zu verkehren, und ich muss mir was Neues suchen. Könnt ihr nicht im Kreis 4 bleiben, gopfertelli.

    • David Sarasin sagt:

      Als Stadtschreiber sollten wir nicht bloss ein einziges Quartier beackern. Ausserdem geht es uns nicht primär um den Hype, den hat so ein Café Bauer doch gar nicht nötig (wobei der tatsächliche Einfluss unseres Blogs ja auch noch nicht geklärt ist). Unser einziges Anliegen: die Stadt so vielseitig wie möglich darstellen – und Geld verdienen.

    • frank sagt:

      der hornecker ist definitiv nicht die beste metzg der stadt. da gibt es beim manesseplatz, oder schlachthof bessere alternativen.

  • christof vetsch sagt:

    „…Gäste sind ein Querschnitt dieses Quartiers, das zu den ärmeren….“ Kürzlich ein doppelter Expresso und irgend ein Kafi fast 13 Franken, ohne eine Form von Mehrwert, da verweigere ich mich, im Gegensatz zu früher. Einmal im Jahr, wenns nicht anders geht.

  • Peter Schmucki sagt:

    Die Inneneinrichtung ist Kult. Original achziger mit liebe zum Detail.

  • blume sagt:

    finde ich gut dass es solche cafes noch gibt
    >
    eigentlich währe es besser sie würden über die steuerschummelei von starbucks berichten
    >
    und über den „verpackungswahnsinn bei starbucks oder den burger- / pizza-/ döner-schuppen
    die habe ja nicht mal eigenes geschirr sondern nur wegwerfbehälter
    > > > und wie darunter die umwelt leidet
    – wenn die VBZ aus trotz, oder versuch von erzeiherischen massnahmen die papierkörbe entfernt
    .
    diese wegwerfbehältnisse sollten mit 2 franken depot belegt werden und müssten von allen
    firmen mit einwegbehälltnissen zurückgenommen werden
    > auch ohne verpflichtung von neukauf oder mengenbegrenzung
    — so könnten sich viel asylanten, arbeitslos und rentner ein zusatzeinkommen
    > durch sammeln verdienen

  • Natalie Meier sagt:

    Der Service ist katastrophal. Und wenn man am Sonntag was frisches braucht, empfehle ich, quer über den Albisriederplatz zum Hard-Beck zu wandern.

  • Beat Müller sagt:

    Die Kronenzeitung gibt es nicht? Zum Glück…auf Boulevardtageszeitungen, noch dazu aus Österreich, können wir gerne verzichten.

  • christian sagt:

    Das Cafe Bauer ist nur noch ein Schatten seiner selbst! Wer schon einige Zeit in Zürich lebt weiss dass.

  • Ich musste mich bei der Lokalisierung des Café Bauers an Google wenden. Kommt halt davon, wenn man vom fernen Fluntern dazugezogen ist.

  • Christian sagt:

    Die Weggli sind wirklich fein aber der Kaffee sowie auch der
    Espresso sind eine Katastrophe.
    Schade das gerade beim Kaffee kein Wert auf gute
    Qualität gelegt wird. Mit dieser Lage könnte man wirklich etwas
    „Königliches“ machen. Habe bereits öfter Feedbacks über Kaffee gegeben, verändert
    hat sich leider auch hier nichts.
    Schade..

    • Gabi sagt:

      Christian da bin ich ganz Deiner Meinung… Beim Kaffee müsste man umbedingt schauen und was machen!
      Ich trinke meine Kaffee immer schwarz und somit sollte der auch ohne Zugabe von Milch schmecken – was er aber nicht tut.
      Hoffe wirklich dass die Inhaber sich dem Problem mal annehmen. Dann kann auch ich wieder dort meinen Kaffee schlürfen gehen…

  • KMS a PR sagt:

    die einrichtung ist ziemlich spartanisch.

  • Allwissend! sagt:

    diä beschtä Wähä findsch bim Bauer!
    Wähe wo dä Namä na verdiänt händ, wo Frücht druuf findsch und nöd nur Guss!

  • Stefan Glöntner sagt:

    Das Kaffe Bauer ist nicht so gut. Vielleicht haben die auch so das falsche Konsept. Vielleicht wäre es auch gut das so mehr für Junge Leute zu machen. So Döner und vielleicht ein bisschen wie bei Mac Dolands, einfach auch besser. Ich gehe nicht so gerne, weil ich habe mal ein Tipp gegeben was man so ändern könnte und sie haben nicht geändert. Schade wenn sie nicht von Tipps profitiren wollen. Ich habe darum auch mal im Gatro gearbeitet und kenne mich sehr gut aus.
    Urs Longo Schönenberger ist toll, er war ja mal auch beim Fcz!

    • Allwissend! sagt:

      die Wahlfreiheit gilt auch für Café, nicht nur in der Politik!

    • lars wenger sagt:

      @glöntner,war sicher ein toller tipp,vielleicht so in richtung sie sollen jetzt döner einführen?

      • morlock sagt:

        .. als gastro-tipp „döner-buden einzuführen“..hmm..würde es verstehen, wenn man gehobene türkische Küche vorschagen würde, diese ist nämlich vielfältig und spannend. Oder ein Begegnungszentrum für MigrantInnen, dann würden Döner-buden mit Kaffee und Sprachunterricht (u.a. Rechtschreibung und Grammatik) als Konzept tatsächlich Sinn machen..

    • Diddy Huber sagt:

      Das soll wohl ein Scherz sein?!? Ein Döner in einer Konditorei?
      Sorry, aber ich habe Verständnis, wenn Ihre „Tipps“ nichts umgesetzt werden.

    • Lars sagt:

      So so. Döner im Kaffee Bauer? Na dann gute Nacht schöne Schweiz!

      • Astrid sagt:

        Direkt gegenüber vom Café Bauer gibt es einen grossen NewPoint mit SelfService und bedientem Restaurant … warum sollte man also Döner anbieten? Abgesehen davon, das ein Café eben keine Dönerbude ist.

      • KMS a PR sagt:

        sowas isst man generell nicht!

    • Lia sagt:

      ja, ein falsches Konsept ist natürlich nicht so toll, wenn man dann nicht mal profitiren will und sich in einen Mac Dolands umwandeln.
      Ging mir auch so, als Marcel Ospel meinen Tip nicht befolgte, seinen Bonus zu streichen, da habe ich beschlossen, nie mehr zur UBS zu gehen, und welchen finanziellen Verlust ihnen daraus entstanden ist, merkt man nun ja.
      Ernsthaft, Herr Glöntner: was meinen Sie denn, wer Sie sind, dass sich irgend jemand Ihren Rat zu Herzen nimmt, vor allem, wenn er dermassen abwegig ist und ein Kafi in eine Dönerbude umwandeln will? Döner gibt’s schon vis-a-vis des Bauer und einen MacDo sicher auch innert 2 Minuten Gehdistanz. Get real.

      • Bruno sagt:

        Werte Lia, der nächste McDo befindet sich meines Wissens entweder am Stauffacher oder and der Langstrasse; und die sind mehr als 2 Minuten Gehdistanz entfernt. Bekomme bitte selbst real.

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