«Nein, nicht Swiss Awards, Swiss NIGHTLIFE Awards …»

Jontsch und Zoe gaben sich alle Mühe, aber fürs Publikum war 19.00 Uhr einfach noch zu früh.

Jontsch und Zoe gaben sich alle Mühe, aber fürs Publikum war 19.00 Uhr einfach noch zu früh.

«Nein, nicht Swiss Awards, Swiss NIGHTLIFE Awards», musste ich im Vorfeld zum Anlass immer wieder korrigieren. Vielleicht hätten die Veranstalter der Club- und Nachtleben-Auszeichnung nicht den Abend für ihren Anlass wählen sollen, an dem woanders der Schweizer des Jahres ausgezeichnet wird.

Auch bei der Pressepräsenz war das zu spüren. Der Medienpartner «Blick am Abend« war gerade mal mit einer Jung-Kolumnistin und einem Sportreporter vor Ort. Nicht mal einen Fotografen haben sie geschickt. Die waren alle an diesem anderen Anlass.

Trotzdem, der Nightlife Award hatte vielleicht nicht die ganz grossen Promis (ja, die waren auch am anderen Anlass), dafür aber mit dem neuen «Aura» in der alten Börse sicher die coolere Location. Nur schon die 360° Screenshow war beeindruckend. Wahrscheinlich war die Programmierung für die Screenshow, die sehr stark an den Film «Avatar» erinnerte, der teuerste Teil des ganzen Abends.

Die 360°-Screenshow war beeindruckend. Wahrscheinlich der teuerste Teil des Abends.

Die 360°-Screenshow war beeindruckend. Wahrscheinlich der teuerste Teil des Abends.

Der Hauptsponsor des Events war ein Alkoholproduzent, der inzwischen wohl bald alle kleinen Schweizer Brauereien aufgekauft hat (den Namen erwähnen wir hier nicht), was wohl der Grund dafür war, dass der rote Teppich bereits blau war, als ich eintraf. Oder die Organisatoren fanden den grünen Teppich am Zurich Film Festival so originell, dass sie auch auf eine spezielle Farbe wert legten. Da aber weder die grossen Promis noch die grosse Presse vor Ort waren, wirkte der blaue Teppich etwas verlassen.

Der Preis

Der Preis

Die Verleihung der Nachteule ist ein Insider-Anlass. Das merkte man zum Teil an den Reden zu den Nominierten. Zwar hielt der Chefredaktor vom Züritipp eine allgemein einleitende Rede zur Bedeutung der Clubkultur für die Gesellschaft (die Rede des Chefs war gut, ich schwör!), aber die folgenden Ansprachen liessen über die Gründe für die einzelnen Auszeichnungen im Dunkeln.

Alle Nominierten waren in meinen Augen sehr gut, aber warum gerade der Eine und nicht der Andere den Preis gewann, blieb ein Rätsel. Auch die Aufteilung der Stimmen zwischen Publikumsvoting und «Academy» (je 50 Prozent, hiess es), liess sich von mir mathematisch nicht aufschlüsseln.

Die Moderatoren Jontsch und Zoe versuchten zwischen den Reden  die Stimmung anzuheizen – Jontsch wie immer mit Sprüchen unter der Gürtellinie, die vielleicht beim «joiz»-Publikum noch ein Kichern ernten –  aber die anwesenden Gäste sprachen nur sehr zurückhaltend darauf an. Was wahrscheinlich wieder mit dem Zeitpunkt der Verleihung zu tun hatte. Die Veranstaltung fand nicht nur am falschen Samstag statt, für eine «Nightlife»-Verleihung war 19.00 Uhr einfach viel zu früh. Nicht mal die die ziemlich toughen Clubpeople waren um diese Zeit genug alkoholisiert, um nach jedem Nominee begeistert zu grölen. So blieb die Veranstaltung selbst eher steif.

Freddy Burger war hier, nicht an dieser anderen Veranstaltung.

Freddy Burger war hier, nicht an dieser anderen Veranstaltung.

Mein persönliches Highlight war, neben dem Essen, die Nomination des Eglisauer Drachenbootrennens als Event des Jahres. Für mich der eigentliche Sieger. (Wer den Preis dann wirklich abräumte, können Sie unten in der Liste nachlesen.) Ein weiterer Höhepunkt war der Lifetime-Award für Freddy Burger. Der 67-jährige Clubpionier war denn auch der Einzige, der eine Einladung für die SWISS AWARDS hatte und trotzdem bei den Nightlife-Awards erschien. Er hielt eine herzige kleine Rede, in der er von den 60ern schwärmte und zugab, dass er inzwischen, obwohl im Herzen jung, doch lieber früh zu Bett geht. Er hatte meine volle Sympathie.

Ach ja, da waren noch jede Menge junge Frauen in Abendgarderobe, die ich wohl schon irgendwo gesehen habe. Wahrscheinlich haben die alle in «Missen Massaker» mitgespielt und waren sowohl am grünen Teppich, wie auch an der Who-is-Who-Party. Und jede Menge mehr oder weniger junge Männer mit modischem Bart und austauschbaren Nerdbrillen. Und natürlich DJ Da-Nos, der leider keinen Preis abgeräumt hat. Mit mir spricht er sowieso nicht mehr, seit ich ihn vor ein paar Jahren in einem Artikel aus Versehen «DJ Da-Nose» genannt hab.

Nach der Verleihung und dem Essen verliess ich den Anlass. Ich hab bereits genug Partys mit immer denselben Leuten gesehen. Aber vielleicht bin ich einfach, obwohl jung im Herzen, zu alt für diese Art der immer gleichen Abendunterhaltung.

Hier gibts mehr —-> Bilder auf usgang.ch

Die Sieger:

Best Event Serie
Modernity, VS/VD/ZH

Best Event
Carl Cox @ Nordstern, BS

Best Big Event
Paléo Festival, VD

Best Blackmusic & Partytunes DJ
DJ Cruz, ZH

Best House DJ
Remady, ZH

Best Electronica DJ
Round Table Knights, BE

Best Nightlife Bar
Longstreet Bar, ZH

Best Specialized Club
Nordstern, BS

Best Club
Kaufleuten Klub, ZH

Best New Location
Vegas Club, LU

International DJ Performance in Switzerland
Deadmau5 @ Openair St. Gallen

Lifetime Award
Freddy Burger


15 Kommentare zu ««Nein, nicht Swiss Awards, Swiss NIGHTLIFE Awards …»»

  • Matthias Steiner sagt:

    Mit gequältem New Journalism auf Leserfang? Du bist definitiv zu alt für diesen Event.
    Ja, die Nachtvögel feierten vor Club-Öffnung und toll blieb die Missen-Mami fern vom Insider-Anlass.

    • Reda El Arbi sagt:

      Ich bin immer noch jünger als die meisten Laudatoren und Clubbesitzer. Da haben sich dei alten Säcke selbst zelebriert. 😀

  • Claudio sagt:

    Mir war Zürich damals (80/90ger) eigentlich sympatischer als es noch all die illegalen Bars und Clubs gab. Da wurde noch gut gefeiert und all diese Selbstbeweihräucherung wie diesen komischen Award brauchte es nicht. Aber heutzutage ist vieles so öde und durchkommerzialisiert, dass die scheinbare Hipness mit solchen Pseudoveranstaltungen krampfhaft aufrecht zu erhalten versucht wird.
    The roaring years are over – we will be punished with boredom!

  • Julian T. aus Z., ehemals F. sagt:

    „…Jontsch wie immer mit Sprüchen unter der Gürtellinie, die vielleicht beim «joiz»-Publikum noch ein Kichern ernten…“, für diesen Satz habe ich dich soeben ein bitzli in mein Herz geschlossen, Reda. Würkli!

    • Andreas Müller sagt:

      Ich mag Jontsch. Er ist der einzige Zürcher Radiomoderator mit eigenem Profil, nicht derart weichgespült und politisch korrekt wie der Rest.

  • Ich ärgere mich sowieso immer wegen dieses eingeenglischte Wort: „Award“ Wenn man es auspricht, scheint es als ob man sprachbehindert sei und Abwart sagen wolle. Warum nicht Auszeichnung?
    Wir haben doch eine eigene schöne Sprache, was soll dieser Unsinn also ?

  • Kevin Maria Sonderegger alias Philipp Rittermann sagt:

    …zum ersten mal hiervon eben gelesen….muss ja ein wahnsinns-event gewesen sein……somit – schwamm drüber.

    was mich aber um einiges mehr beschäftigt, ist, dass ein sportler mit einem charme wie ein kieselstein zum schweizer des jahres gewählt wurde. wohl gemerkt – nichts gegen herrn cologna – ist ein super-sportler. ich finde aber, es braucht zum „schweizer des jahres“ schon ein wenig mehr ganzheitliche leistung und persönlichkeit. haben wir etwa in diesem lande keine wahren persönlichkeiten mehr??!

    • Simon sagt:

      Den Gedanken hatte ich auch. Von den Nominierten waren aber auch gefühlte 40% Prozent Sportler, und in den letzten Jahren hat es immer wieder einen Sportler geschafft, die Auszeichnung zu ergattern. Ich denke, das liegt daran, dass diese im Vergleich zu einem Kellenberger zum Beispiel viel mehr Medienpräsenz geniessen.

  • Thomas Müller sagt:

    peinliche Nabelschau, und nichts anderes…

  • Andi Meyer sagt:

    Oh, mein Gott! Ist das bieder! Kaufleuten, Longstreet Bar, Carl Cox..
    Was war denn das? Ein Tele Züri Flopish-Event?
    Autsch!

  • Schorschi sagt:

    Ich würde ja auch mal gerne an einem solch tollen „Swiss wie auch immer Awooods“ teilnehmen. Aber leider kenne ich keine Sau und diese kennen mich auch nicht. Somit bleibe ich halt zu Hause und gehe auch früh ins Bett. Aber verpasst habe ich trotzdem nichts, ich brauche nur die Kolumne von Reda El Arbi zu lesen und schon weiss ich alles.

  • Jack Stoffel sagt:

    War die Sprache am Iwent in dieser kuulen Lokeischn eigentlich Englisch? Bilder und Siegerliste legen das irgendwie nahe. Und die wichtigste Frage: Wodurch fiel Irina Beller diesmal auf, bzw. was hatte sie an?

  • Andreas Müller sagt:

    Das Kaufleuten ist „Best Club“? Wer sass denn in der Jury, die Investment Bank der UBS?

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.