Bist du Stadtzürcher?
Wie wichtig ist es eigentlich für in der Stadt lebende Menschen, sich als Stadtzürcher zu definieren? Ein Dauerbrennerthema, worüber zu sinnieren sich lohnt.
Man kennt das: Party, fremde Gesichter, fröhliches Geplapper. Und nach einer kurzen Kennenlernphase die Frage einer fast fremden Person: «Bist du ein Stadtzürcher? Ach, ich bin in der Agglo… Da beim Flughafen… Egal. Du?»
Erst mal: Es scheint einen Unterschied zu machen, ob man in der Stadt Zürich aufgewachsen ist oder, sagen wir, in Oberglatt. Irgendwas in der Ausstrahlung, in der Art, wie man sich bewegt. Wie man redet oder riecht. Projektionsfläche ahoi!
Und es stimmt ja auch: Die Vororte offerieren einem oftmals bloss ein dünnes Angebot an Lebensentwürfen – dafür ein umso breiteres an Rauschmitteln, das aber ist ein anderes Thema.
Klar ist: Wer sich für, sagen wir, Theater interessiert, muss sich in Niederhasli mit einer Laienbühne begnügen. Wer ins Kino möchte, sieht in Bülach bloss synchronisierte Blockbuster. Und wer gerne am Nachtleben teilnimmt, muss in Uster mit dem Pub vorliebnehmen.
Die Stadtzürcher dagegen haben es scheinbar einfacher. Die Subkulturen oder generell die Felder für experimentierfreudige Unternehmer sind hier vergleichsweise riesig. Du kannst dein Leben in der Stadt bestens abseits von Vereinskultur und Feuerwehr geniessen. Es gibt zahlreiche Alternativen zur Mainstreamkultur.
Das Angebot an Rauschmitteln ist in der Stadt zwar ebenso riesig, doch nehmen die Sachen hier sowieso viel mehr Leute. Und ja: Man spricht generell weniger über andere. Alles top.
Und das ist genau der Grund, warum wir alle in Zürich leben wollen, auch wir ehemaligen Agglo-Kinder – vorausgesetzt natürlich, wir finden eine Wohnung. Wir lieben die Anonymität, die kulturelle Vielfalt und das Grossstadtgefühl, das wir zuweilen auch gekonnt nachahmen – eine Zürcher Spezialität übrigens.
«Provinz ist eine Geisteshaltung und kein Ort», dies sagte mal ein gescheiter Mann. Doch stimmt das nur halbwegs. Denn die Umgebung formt meines Wissens auch den Geist. Ich halte mich deshalb lieber an Thees Uhlmann, den Sänger von Tomte, der einst sagte: «Du bringst die Leute zwar aus dem Dorf, doch das Dorf nicht aus den Leuten.» Soll heissen: Ich bleibe ein Agglo-Kind – und ich kann damit leben.
Und ist es am Schluss nicht viel eher so, dass diese sogenannten Agglos die Vorzüge der Stadt fast noch besser zu schätzen wissen als die Städter, weil sie den Kontrast am eigenen Leib erfahren haben? Wie ein Kind, das sein Leben lang in einer Höhle verbracht hat und plötzlich Tageslicht sieht?
Und wäre die spannendere Frage an einer Party nicht eigentlich die: Warum lebst du in Zürich? Wäre es nicht spannender, dem Stadtleben damit Konturen zu verleihen und es damit auch immer wieder zu prägen? Ausserdem müsste man dann nicht, wie so oft, bloss das Bedürfnis des Fragers nach Kategorien befriedigen. Das aber ist wieder ein ganz anderes Thema.
74 Kommentare zu «Bist du Stadtzürcher?»
Ich bin in Zürich geboren und lebe in Paris….ich muss Gott sein!!!!
Ich definieren Zürich als funktionalen Raum. Die Stadt endet nicht an der politischen Gemeindegrenze. Somit gehört Schlieren, Wallisellen, Dübendorf usw. ebenfalls zum (funktionalen) Zürich. Warum beispielsweise das Tram an der Gemeindegrenze endet ist mir auch eine Rätsel. Hat doch nichts mit der Lebensrealität von den Leuten hier zu tun. Also Leute ein bisschen „grösser“ denken würde vielen Zürchern gut anstehen, Stadt oder Agglo spielt keine Rolle.
Sind die in diesem Artikel geäusserten Gedanken nicht eigentlich….total irrelevant und vollkommen furzegal? Gibt es etwas Langweiligeres als wenn sich jemand als Stadtzürcher oder Agglo definiert?
Die Landbevölkerung will doch vor allem möglichst wenig Steuern bezahlen.
Da liegt allzuviel öffentliche Infrastruktur gar nicht drin.
Man kann ja dann in die linke rot-grüne Stadt gehen, die Sau rauslassen.
Im Seefeld aufgewachsen, am Züriberg wohnend und mit Stadtzürcher Bürgerrecht wäre es mir bis vor kurzem nie eingefallen, stolz auf diesen Status zu sein. Das hole ich jetzt alles nach. Nehme mal an, diese Diskussion wurde von den Importeiern aus der Agglo angeschoben.
Woher kommt nur dieser falsche Gedanke, man wäre als Aglo etwas anderes? Zürich ist einfach ein etwas grösseres Dorf und unterscheidet sich sonst kaum von irgendwelchen anderen Dörfern. Man wächst in einem Stadtkreis auf und erobert mit zunehmendem Alter die ganze Stadt. Kein Unterschied zum Aglo. Unterschiede ergeben sich erst dann, wenn Aglos herziehen und meinen, sie müssten sich irgendwie anders benehmen, um nicht augenblicklich als Bauern wahrgenommen zu werden. Falsch. Echte Stadtzürcher erkennen jeden Aglo. Sofort. C’est le ton qui fait la musique!
Woher kommt dieser GEDANKE
Ich habe viele Jahre in der Stadt Zürich gewohnt. Was mich am meisten gestört hat nebst den horrenden Mieten die schon vor der Jahrtausendwende Einzug gehalten haben (ich hatte damals eine unspektakuläre 2.5 Zimmer Wohnung im Kreis 3 für Fr. 1’630.–) waren die vielen ewigen Baustellen. Manchmal dachte ich, Zürich sei eine einzige Baustelle. Seit 10 Jahren wohne ich nicht mehr in Zürich und kann nicht sagen dass ich diesen Wohnort vermisse, denn zurzeit wohne ich in der schönsten Stadt der Schweiz: Stäfa. Und wenns mich doch mal nach Zürich zieht, dann bin ich in 20 Minuten dort. Mit der S-Bahn. Mir hat mal jemand gesagt dass viele Stadtzürcher die Agglomeration als „Ausland“ bezeichnen. Das finde ich lustig. Somit bin ich wohl ein AuslandZürcher.
ja, diese frage stelle ich auch… falls die antwort „stadtzürcher“ ist, dann laufe ich einfach ohne kommentar weiter…
….weil stadtzürcher so oberflächliche engstirnige arrogante leute sind?
auch ich bin ja tatsächlich immer wieder freudig überrascht, wie nette menschen es gibt ausserhalb von züri. oft werde ich dann darauf hingewiesen dass das eben normal sei. zürcher seien halt ganz grässliche menschen. es ist bestimmt nicht von der hand zu weisen, dass regionen aus rein geografischen, wirtschaftlichen, historischen gründen gewisse charakterzüge fördern. aber! wer von sich behaupten will, eben nicht von diesem schlag mensch zu sein wie diese grässlichen engstirnigen arroganten zürcher, der dürfte doch ja eben gerade niemandem aufgrund seines wohnortes oder seiner herkunft abstempeln. ich habe tatsächlich ausser fussballfans noch nie leute darüber runterziehen hören, dass andere keine zürcher seien. ich habe auch noch nie zürcher mit ihrer herkunft angeben hören. hey ich meine: wer will denn ein mensch sein, der leute aufgrund ihrer herkunft verurteilt
Ja moruk, ich bin Stadtzürcher und so, aber örlikon bombt immer no alles weg… eigendlich heissts ja stadt örlikon, aber das isch ä anderi gschicht und verzelle ich eu en anders mal 😉
dä artikel beschriebt eigendlich perfekt…. s’temprament vomeme bünzli und mentalität vomeme puhr, dä superschwizer im original, chunt meisstens vom grösste scheiss kaff, us typisch spiessige schwizerfamilie, isch meisstens is gymi will mami und papi es so hend welle, slebe kennt mer nur von hören und sagen, aber mitem studium söll endlich sneue lebe her… am beste erste eigenwohnig und das unbedingt in stadt züri, dazue au en neues style, am beste au no übertriebe viel tattoos oder piercings… oder no besser beides zämme.. das verdeckt für dä afang bünzli herkunft am beste…
david… moruk, die lüt fröget nöd „Bist du ein Stadtzürcher?“ will sie sich für dich intressieret sondern will sie eus stadtzürcher suechet, aber den müends feststelle das sie das selbe schicksal wie du teilet… verlohre unter ihres gleichen… droge sölled helfe idiä langwillige budde schwung zbringe… the superschwizer way of life und so…
nice weekend und so!
Alpay Polat, Du bisch definitiv kein Stadtzürcher. Us Diim eigenartige Text chame guet entnäh, das nöd emal Züridüütsch beherrschisch. Und dä Grössewahn schiinsch ja au grad mit uf Züri gnoh z’ha. Örlike isch kei Stadt, und au no nie e Stadt gsi, sondern eifach äs iigmeindets Buuredorf wo früehner erscht no zu Schwamedinge ghört hät. Manoman.
herr münger,alpay ist vielleicht doch stadtzürcher,aber sie glauben doch nicht im ernst,dass diese heute noch züridüütsch beherrschen.
Mit meinem Namen bin ich ja eigentlich schon genug bestraft. ABER…..ich bin garantierter jahrhundertealter Stadtzürcher. ICH hab sogar ein eigenes Strassenschild und dann auch noch eines jener grossen 🙂 🙂 Ok, dass das Weglein nur etwa 50 Meter lang ist, muss ich ja nicht jedem sagen. Und ja, ich hab die Tafel auch zu HAuse…..
Danke für diesen Artikel. Auch mir wird eine ähnliche Frage im Ausgang jedes Mal gestellt. „Vo wo bisch?“ Ich weiss dann jeweils nicht was ich antworten soll. Soll ich die Pseudo-Coole raushängen, und sagen dass ich seit bald 10 Jahren im K4 lebe und hier auch eingetragen bin? Oder soll ich sagen, dass ich aus einem Kaff irgendwo im Kanton Zürich bin und nur zugezogen? Ab wann ist man denn Stadtzürcherin? Ich danke herzlichst für den Input.
ja das ist extrem kompliziert, zu sagen, woher man kommt
Jeder hat seine Geschichte, die seine Identität gebildet hat. Es spielt nicht nur eine Rolle, ob man in der Stadt oder in der Agglo, sondern auch ob man in einem Hochhaus, in einer Genossenschaftswohnung oder in einem Einfamilienhaus aufgewachsen ist, auch das prägt. Und ob man auf einer öffentlichen oder privaten Schule war. Auch, ob man ausländischer Herkunft ist. Ich bin in Zürich aufgewachsen, wurde von Mitschülern und Lehrern aber immer als Italiener kategorisiert. Ich gehörte nicht wirklich dazu. Im Juniorenfussball aber spielte die Herkunft keine Rolle, da waren die meisten Jungs Ausländer aus verschiedensten Nationen. Am Samstag waren wir einfach alle gelb-schwarz und hielten zusammen. Ein Unterschied, der mir in Erinnerung geblieben ist, zwischen den städtischen Quartierclubs und denen aus der Agglo: Beim Spiel FCU-SV Höngg standen am Spielfeldrand ein paar Väter. Beim Spiel Rümlang-FCU stand das halbe Dorf am Spielfeldrand und alle feuerten ihre Jungs an. Eltern, Greise, Geschwister, jüngere Mitschüler, alle waren da und feuerten ihr Rümlang an. Wir besiegten sie zwar 18:0 aber das tat dem Treiben keinen Abbruch. Wir staunten sehr. So etwas hatten wir nie. – Viel später, im Militär, wo junge Männer aus allen Kantonen, sozialen Schichten und Kulturen durcheinander gewürfelt wurden, war ich entweder der Ausländer „Papierlischwiizer“ oder (fast noch schlimmer) der Zürcher. Und wenn man das hinter sich hat, ist man froh. Bei den Italienern bin ich der „Svizzerotto“ oder der „Italiano venduto“, deshalb halte ich von meinen italienischen Landsleuten genausowenig wie von den Schweizern, von den Zürchern, Agglos oder Städter. Ab da wo jemand beginnt, sich mit solchen Ausdrücken zu etikettieren, macht er sich in meinen Augen verdächtig, ein Lokalpatriot zu sein. Das sind meistens Dummköpfe. Einmal wurde ich mit einem Kollegen auf dem Heimweg vom El Lokal auf der Militärbrücke von zwei Jungs angegriffen. Wir schlugen sie in die Flucht, der grössere von den beiden hatte einen roten Kopf und rief uns Schimpfwörter nach, zerrte sich das T-Shirt nach unten und zeigte uns eine Tätowierung auf seinem Schlüsselbein: 8965, Die Postleitzahl von Berikon im Aargau. Er rief laut: „Ich chume vo Berikä im Fall!“ Wir lachten laut. Das ist ja der Über-Agglo. Der totale Vollidiot für das Bilderbuch. Patriotismus führt immer dazu, dass sich Leute zusammentun, weil sie gleich sind, und andere ausgrenzen, weil sie anders sind. Die Meister dieses Sports sind aber meiner Erfahrung nach die Basler, ich habe selten so viel absurde Ausgrenzung erlebt wie von denen. Die Basler, mit denen ich es gut habe, sind Ausländer oder Künstler. – Im Übrigen stelle ich fest, dass Zürcher Städter und Agglos im Habitus gleich sind. Hans was Heiri.
Amen, Bruder!
Ich habe auch Mühe mit dem Lokalpatriotismus und „Rassismus“ auf der Ebene von Stadtzüricher/AggloZürcher, Zürcher/Aargauer oder was für Blüten es auch immer treibt. Wir sind doch schlussendlich alles Menschen. Und mich macht doch nicht nur der Herkunftsort aus, sondern meine Entwicklung die ich durchlaufen habe.
Die Herkunft haben sich die Wenigsten ausgesucht. Sie wurden da hineingeboren. Punkt.
Ich bin in der Schweiz geboren. Ich freue mich darüber und bin froh, in so einem stabilen Land zu leben. Aber ich habe nichts dafür getan hier geboren worden zu sein. Es ist nicht mein Verdienst und ich bin deshalb nicht stolz drauf. Ich bin stolz auf Dinge die ich selber geleistet habe und nicht für Situationen oder Orte in die ich zufällig reingeboren bin.
Ich freue mich halbe Italienerin zu sein. Dass meine Mutter Italienerin ist, dass ich diese Kultur ein wenig miterlebt habe. Aber es ist nicht mein Verdienst.
Caro Pietro: ich geh mit Dir einig: Solche Diskussionen bringen ü-b-e-r-h-a-u-p-t nichts. Und die Scheuklappen sind gleichmässig verteilt. In Städten, in Agglomerationen über Bezirke, Kantone, Länder. Ueber den eigenen Tellerrand zu schauen und auch mal versuchen zu verstehen, dass es an anderen Orten Menschen gibt die Respekt verdient haben, auch wenn sie nicht unter dem eigenen Stein hervor gekrochen sind, braucht ein minimum an Intelligenz.
Jemanden aufgrund seiner Herkunft zu mögen oder eben nicht zu mögen zeugt nicht gerade von Intelligenz und Weitsicht, eher von geistiger Trägheit. Wer mit verschiedenen Kulturen aufgewachsen ist und deren positive Aspekte assimiliert hat, kann darüber nur schmunzeln. Zürcher oder Schweizer oder auch Ausländer, die nur unter ihresgleichen sein wollen, sind armselige, ängstliche Bünzlis. Nur in seinem kleinen Teich zu schwimmen ist keine Leistung. Die Alternative ist natürlich auch nicht blinde Multikulti-Möchtegern-Toleranz, sondern die wirkliche Auseinandersetzung mit jemand anderem.
Und seien wir doch ehrlich: Zürich ist ein kleines Kaff.
Ich muss gestehen, nach 13 Jahren wohnhaft in Zürich kenne ich immer noch nur 2 waschechte Stadtzürcher. Schon während des Studiums habe ich, wie im Artikel erwähnt, auf Partys manchmal gefragt, ob er/sie denn aus Zürich stamme. BIs auf zwei Ausnahmen bekam ich immer die Antwort, Zürcher ja – Stadtzürcher nein. Alle waren aus Vororten oder Ortschaften rund um Zürich dazugezogen. Daher frage ich mich, ob es den echten Stadtzürcher überhaupt noch gibt (neben den zweien, die ich kennenlernen durfte).
Für die Stadtzürcher wird es zunehmend wichtiger, sich als solche zu definieren. Zürich ist eine kleine, demografisch altersfreundliche Stadt, wo es die junge Generation immer schwieriger hat, die Mieten und Lebenskosten zu bezahlen.
Tja, das kommt von unserem kleinbürgerlichen Denken und der Kleinräumigkeit unserer Politischen Einheiten. In anderen Ländern haben die Gemeinden die Grösse bis zu mittleren Kantonen. Wer in Winterthur, Zug, oder Baden wohnt, würde sich je keineswegs als „Agglo“ oder „Vorortszürcher“ bezeichnen, nein nicht einmal zugeben, dass er in einem Zürcher Subzentrum wohnt. Man ist stolz auf seine Gemeinde und deren Eigenständigkeit, seine Geschite. Nicht mal ein Schlieremer ist ein Zürcher, und wer in Wollishofen (Stadt Zürich wohlgemerkt) wohnt, bezeichnet sich oft nicht als „Städter“.
Wir Schweizer haben ein verkorkstes Verständnis von „Stadt“ – wir wohnen zwar – im internationalen Kontext betrachtet – (fast) alle in einer vernetzten Metropolitanregion, dem Schweizer Mittelland inkl. Basel (7mio, oder 80% der Bewohner) auf 12’000km2. Zeitdistanzlich berechnet, ist fast jede CH Gemeinde soweit vom Zentrum (ZH natürlich) entfernt wie die Peripherie von LA oder London zum CBD. Trotzdem will jeder hier „im Grünen“ wohnen (Aussicht aus dem Küchenfenster links auf einen bewaldeten Hügelzug).
Ich bin in Boniswil AG aufgewachsen (CH: deepest countryside, Int: Zürcher Periferie). Schon in den 70ern wurde unterschieden zwischen „den echten Boniswilern“ (im Dorfkern und Oberdorf wohnend) und „den Zürchern“ (Zuwanderer im Eichholz Quartier). Die Grenze ist und war also nicht geographisch, sondern auch mental gezogen.
Jedenfalls bin ich stolz und zufrieden in einer 8-Mio Metropole zu leben, welche über einige schöne grosse Stadtparks verfügt, wie die Rigi, den Säntis, das Vallee de Joux und das Gotthardmassiv.
Mein Eindruck ist, dass das kleinsträumige Denken, dass dazu führt, dass man solchen Wert darauf legt, ob man in der Stadt aufgewachsen ist (oder sogar in einem bestimmten Quartier) in Zürich ganz besonders verbreitet ist. Das scheint mir etwas besonders typisch züricherisches zu sein. Gemäss meinem Eindruck ist die Einstellung in Basel, wo ich aufgewachsen bin, schon etwas weltoffener und weniger engstirnig, obwohl da ja bei der Stad-/Landfrage Kantonsgrenzen involviert sind.
Aber so offen bin ich ja anscheinend auch nicht; auch wenn ich jetzt schon ein paar Jahre in Zürich wohne, fühle ich mich Basel immer noch viel stärker verbunden und kann mit viel typisch Zürcherischem wie diesem Stadtzürcher-Gehabe und anderen Ausdrücken von Kleinraumdenken wenig anfangen.
Als ob es das in Basel nicht gäbe. Bisch us em Gundeli, Bruederholz, vo Glaibasel oder gar eine us em Daig? Und, im Gegensatz zu uns Zürchern, sprechen die nicht mal miteinander.
Ach, haben wir nicht herrliche Probleme hier in der Schweiz?! Bei unserer kleinräumigen Aufteilung (die politische Stadt Zürich hat gerade mal 92 km2) von einem Stadt-Agglo-Graben zu sprechen kann ich nur schmunzeln. Toronto z.B. als herrlich gelegene Stadt mit Seeanstoss im Süden und Pärken überall mittendrin hat eine Fläche von 630 km2 (ohne Agglomeration). Wenn ich mich dort bewege, bin ich schnell mal weit über die Grenzen der Stadt Zürich hinaus unterwegs und bin immer noch ‚in town‘. Diese Kleinräumigkeit bei uns ist meiner Meinung nach bei vielen Schweizern auch einflussnehmend bei der persönlichen Horizontauslegung!
Paris hat genau 105m2, interessant nicht? Nicht die Fläche machts, das engstirnige Denken machts.
Hmm – Ich bin Stadtzürcher und lebe in Berlin. Nicht, weil ich Zürich als Stadt nicht mag, aber genau hier die Vielfalt, das kulturelle Angebot, die Parks, das Umland, das Schnoddrige und nicht allzu Perfekte und vorallem genau diese kleingeistigen Diskussionen nicht mag.
Lol, dann lies mal das hier: http://www.spreeblick.com/2010/03/08/der-berliner-szenemensch/
Gott, diese bemüht witzigen Abhandlungen über den „Szeni“ oder den Hipster, mit penibler Auflistung aller nötigen Accessoires und Handlungsanweisungen, sind mittlerweile sowas von sterbenslangweilig.
Soooo oft gelesen, sooo oft gehört …
Es ermüdet.
Betroffen? 🙂
Bin die dritte Generation meiner Familie (naja, der halben Familie, die andere Hälfte ist ausländisch), welche in Zürich aufgewachsen ist und lebt. Zürich ist meine Heimat, ich kenne jeden Winkel, und dafür liebe ich diese Stadt. Dem angeblichen Agglo-Stadt-Konkflikt hingegen kann ich nicht viel abgewinnen. Zwar nerven mich am Wochenende die Horden Agglo-Kids, die in die Stadt kommen und die Sau rauslassen als ob es kein Morgen gäbe, zu Hause in ihrer Agglo dann aber wieder die hyper angepassten Spiesser sind. Aber das tun die Stadtzürcher ja auch, wenn sie zu Dutzenden in Berlin oder London einfallen und schon im Flieger sturzbetrunken sind… 😉
Für viele ist es schon etwas besonderes ein Stadtzürcher zu sein. Aber warum sollen die nicht darauf stolz sein dürfen? Ein Berner ist sicher auch stolz, ein Berner sein zu dürfen. Oder ein Basler. Oder einer aus Oensingen? Estavayer? Agasul? Warum darf man nicht stolz sein, ein Stadtzürcher zu sein? In anderen Gemeinden wird das noch krasser gehandhabt: Die Burgergemeinde in Zermatt zum Beispiel? Die nehmen sich aus ihrer Herkunft unglaubliche Rechte heraus …
nun, stolz und arroganz sind zwei verschiedene dinge,oder?
Lars Werner, nur weil Sie nicht Wissen was Stolz ist müssen Sie nicht auf Arroganz schliessen..
nun zumindest weiss ich dass es sich bei ihnen wohl um das zweite handelt.
ah ja…ich denke, ich muss präzisieren, damit ich nicht wieder als hard-core-svp’ler bezeichnet werde:
für mich sind ausländer, (also nebst den leuten aus dem fernen..ausland wie beispielsweise jurassier…):
– basler
– aargauer
– berner
– bündner
– tessiner
– genfer und lausanner
– und der ganze rest ausserhalb von winterthur.
so, ich hoffe, ich habe mein schadhaftes image nun wieder etwas aufpoliert, oder so… 8)
Ja vorallem die Basler.
Nur so als Randnotiz 😉
Ein richtiger Stadtzürcher ist nur, dessen Familie seit über 500 Jahren das Bürgerrecht der Stadt besitzt.
tue ich und schäme mich…! 🙂
Stolzer Züri Unterländer (Bülach) hier! Welcher Mongo schämt sich denn gegenüber einem Stadtzürcher zu sagen, er stamme aus der Agglo? Die Grenze zwischen Stadt und Land ist fliessend, bis Kloten ist praktisch alles verstädtert. Wir fühlen uns alles andere als abseits, Zürich ist auch unsere Stadt, in 20min sind wir dort.
Auch wenn ich mal in die Stadt ziehen werde, ewig werde ich die Fahne des Unterlands hochhalten!
gehen sie in’s zürcher oberland – das unterland ist nur für minder-privilegierte.
Falsch. Die Stadt hat sich nördlich Richtung Glattal/Unterland entwickelt. Da geht heute die Post ab. Es ist die mit Abstand grösste Metropolregion der Schweiz, und ja, das Unterland beginnt schon nach Örlikä!
Nochmals ein Hoch auf das Unterland!
so ein Blödsinn Kevin, Furttal forever!;-)
äh ja. einer meiner spezi’s kommt auch aus dem wie er sagt wunderschönen limmatthal…. *brrrr….* aus dietikon…..und es wurde bei ihm schon 3x eingebrochen……
aber ja – so als feriendestination……:
http://www.srf.ch/player/tv/giacobbo–mueller/video/ferien-in—?id=79b85cad-3e19-4501-8739-00beb777364b
🙂
Das Hauptärgernis sind diejenigen, die in der Provinz aufgewachsen sind und später in die Stadt ziehen. Oft versuchen sie ihre provinzielle Herkunft durch penetrant „städtisches und weltoffenes“ Verhalten zu verdecken. Unerträglich!
*wieher* genau das sagen die provinzler reziprok auch von mir…. – merken sie was?! 😉
Als einer von denen, der in mehreren echten Millionenstädten gelebt hat – und einen guten Teil seines Lebens in, oh mein Gott, trendige Subkulturen investiert hat, fühle ich mich heute in der ländlichen Metropole Schweiz, mit 10′ zum Rhein, 25′ zum Zürisee, 40′ zum Bodensee und 90′ nach Laax extrem wohl in meiner ländlich ruhigen Kleinstadt Bülach, verkehrstechnisch ausgezeichnet erschlossen (auch in die grosse weite Welt) und wenn ich wirklich will, was selten genug vorkommt, kann ich auch wieder einmal nach Zürich (die kleine, feine Stadt mit dem See und dem Blick in die Alpen – grundsätzlich my kind of town!) – allerdings finde ich ein Cheminée, ein gutes Buch und einen guten Tropfen Wein aus dem richtigen Glas heute weit spannender als die laute Stadt – für mich schon fast so etwas wie der Zenith meiner persönlichen, kleinen, weit gereisten Hochkultur… – und wenn mich einer fragt woher ich komme und was ich bin – ich bin ein privilegiertes Landei, denn wer die Wahl hat, hat die Qualität – darum schätzt was ihr alle habt – die Wahl – jederzeit!
Unser Kino-Herr! Witzig, dass gerade im Artikel die Rede von den synchronisierten Blockbustern in Bülach ist, was zu 100% stimmt. Und da ich persönlich kategorisch nur O-Ton schaue, findet man mich seit einer Ewigkeit auch nur noch in den Stadtkinos an. Doch Sie haben ja Recht, die Synchros sind in diesen Regionen halt wesentlich gefragter, ich würde es genau gleich machen wie Sie. Dafür haben Sie 4K, jiha!
lieber etwas fehlerhaft in der grammatik als ein tüpflischiisser zu sein.
Bin seit 4 Generationen Stadtzürcher (Kreis 3) und trotzdem finden es ich und meine Freunde aus der Stadt sehr interessant, dass die arrogantesten Leute zu 90% Zuzügler sind. Meist ehemalige Studenten (aus Bern, Biel, Glarus etc.) die sich in Szene setzen wollen. Und eine Weltstadt sind wir bei weitem noch nicht. Zürich ist zwar die einzige richtige Stadt der Schweiz, aber damit hat’s sich.
PS: Ich liebe Zürich
Zürich hat zwar nicht die Grösse einer Weltmetropole, die Stadt hat jedoch alles, was eine Weltstadt ausmacht. Zudem zählt Zürich zu den wichtigsten Finanz- und Geschäfts-Zentren der Welt. Die vielen Geschäftsleute aus aller Welt machen die Stadt internationaler als viel grössere Städte. Mit der FIFA ist Zürich Weltzentrum des Fussballs, wo jedes Jahr der beste Fussballer gewählt wird.
…das glauben sie aber nicht wirklich, oder herr stocker…waren sie schon mal im ausland – ich meine, in einer RICHTIGEN stadt!?
@Sonderegger: Ich habe mehrere Jahre in New York und London gearbeitet. Meine Frau stammt aus Tokyo. Diese Mega-Städte unterscheiden sich von Zürich vor allem durch die viel schlechtere Lebensqualität. In NY kann man zwar jeden Tag ein anderes Musical besuchen oder in der MET Opern, aber ich gebe der Lebensqualität in Zürich den Vorzug.
ich habe bis 35 in verschiedenen kreisen von zürich gelebt und fand es toll, (vor allem in den 80ern). damals war das die ultimative leichtigkeit des seins.
heute bin ich alt – und froh, nicht mehr in der stadt leben zu müssen.
– es ist hektisch
– überbevölkert
– das millieu ist auch nicht mehr das selbe
– und der ausländeranteil ist viel zu hoch.
zudem sind zürcher oberflächlich, unhöflich und arrogant.
die stadt ist ein multikulturelles ghetto.
gott, bin ich froh ein landei zu sein! 🙂
Wer sich über Ausländer und multikulturelle Atmosphäre beschwert, hat in der Stadt tatsächlich nichts verloren. Viel Vergnügen in der SVP-verseuchten Provinz, Kevin.
es ist in der tat so, werte frau schreiber, dass die äh-politik, oder so… in zürich einen wesentlichen anteil hatte, mich zum verdienten auszug zu bewegen! es lebe rot/grün….oder so…. 🙂 ich bin aber durchaus so tolerant, dass ich die städter mit all ihren auswüchsen leben lasse….solange sie nicht aufs lande ziehen, (wie ich). 😉
Ich bin in der Stadt aufgewachsen, aber „Stadtzürcher“ bin ich nicht, das ist nochmals ein engerer Kreis (das hört man der Sprache an, die ist nicht so breit wie man das allgemein von Zürchern meint)
Ich würde mal in einer wirklichen Grossstadt leben, sagen wir NYC, London, Hong Kong, Shanghai usw. Erst dann sehen wir mal, wie provinziell (ja sozusagen kleinbäuerlich) Zürich erscheint. So viel zu diesem Thema der kleinräumigen Stadt vs. Agglo-Frage – zum schmunzeln an diesem verregneten Freitag.
Ich schätze London sehr – gerade weil es eine Ansammlung von Quartieren oder eben Dörfern bzw. von Subkulturen mit jeweils eigenständigen Identitäten ist. Die Leute suchen sich selbst in Grossstädten „ihr“ Dorf. So gesehen ist jede Grossstadt gleich wie eine Stadt, gleich wie ein Dorf. Der Unterschied zur Agglo -> man kann sich eher ein Dorf, eine Subkultur auswählen, in welcher man dann der sozialen Kontrolle unterwirft. Single Wolfes gibt es selten, die von Dorf zu Dorf, Subkultur zu Subkultur zappen ohne sich zu binden. Zürich? Auch eine Ansammlung von „Dörfern“ mit Tag-und-Nacht-Unterschieden. Seefeld gleich Seebach? Leimbach gleich Langstrasse? FCZ gleich GC? El Lokal gleich Baur au Lac?
Nachdem ich in Bern, Zürich, New York, Frankfurt, Stockholm und London gewohnt habe, kann ich das nur bestätigen. In richtigen Grossstädten (>1-2m Einwohner) kommt es einfach etwas mehr drauf an, wo man sich seine Bleibe sucht. Die Grösse der Stadt zwingt einen dann dazu, sich sein Leben innerhalb dieses Biotops aufzubauen (Bsp. quer durch die Stadt – wenn ich in London in Hampstead wohne, gehe ich nicht zum Abendessen nach Kew Gardens, wohne ich aber im Höngg, ist das Bürgli in Wollishofen trotzdem bequem erreichbar).
sehe ich auch so wie simon, von wegen kleinbäurliches *stadt – agglo – gedöns* in hornbrille
wir sind eine münchner familie und lebten auch mal in montreal,
jetzt wohne ich im thurgau und im ausgang lachte mich ein *züri sceni* aus, weil ich im thurgau wohne.
musste ich grinsend zurückfragen: wusste gar nicht, dass zürich eine stadt ist, ihr habt ja nicht mal eine u – bahn? 🙂
p.s. in einer richtigen stadt hab ich noch keinen getroffen, der auf die stadt stolz ist. man ist – wenn überhaupt – stolz auf sein quartier oder seinen kiez
(genauso wie ein stadt – münchner nicht zwingend bayern – fan ist, das kann genauso haching sein oder 1860, aber das ist eine andere baustelle …)
@Simon/Robin – meine Frau kommt aus einer der grössten Städte der Welt. Sie hat Zürich weder kleinbürgerlich noch provinziell wahrgenommen. Das geschieht eher bei Möchtegernweltbürgern wie ihr Beiden Euch präsentiert.
Ich bin Stadtzürcher (in Zürich geboren und aufgewachsen), finde aber die ganze Diskussion langsam aber sicher lächerlich.
absolut lächerlich.wo man geboren bzw aufgewachsen ist kann man sich ja nicht auswählen.sich auf die tatsache in zürich geboren zu sein etwas einbilden ist wirklich harte arbeit.
Wenn ich im Ausgang höre, die Stadtzürcher sind arrogant, eingebildet, unhöflich, gestresst, gestoned und distanziert lautet meine Frage: Kennst Ihr überhaupt einen Stadtzürcher?
Narzissmus pur. Stadt eben. Sarasin hat null Schimmer von der Landschaft. Ist auch besser so.
Ich komme aus der Agglo und finde er hat recht. Was das ganze mit Narzissmus zu tun haben soll ist mir schleierhaft.
Die Tracht stimmt nicht, gehen sie beim Heimatwerk vorbei und lassen sie sich beraten, das hat nichts mit Agglo oder Stadt zu tun!! Uebrigens ich bin in der Stadt zur Welt gekommen, 1943 und nachher im Unterland aufgewachsen, anschliessend die meiste Zeit im Ausland verbracht, es Gruessli us Florida
Die Schweiz ist eine grosse Stadt mit riesigen Pärken. Zürich ist nur ein Quartier an schlechter Lage.
Oh, ein Züribashing, ein Züribashing! Wie kreativ.
Wieso schlechte Lage? Ist ja alles da, was benötigt wird und am Wochenende drängen sich Tausende nach Zürich in den Ausgang. Wäre dem bei ’schlechter‘ Lage auch so? Wohl eher nicht.
Ha , Ha selten so gelacht. Eine schönere Lage als Zürich mit See und Flüssen sowie Sicht auf die Alpen (klar nur bei schönem Wetter) haben nicht viele Städte. Bin kein Stadtzürcher.
Stimmt. Nur Meer und wärmere Temperaturen fehlen 🙂
So wie ich Martin verstehe, ist das Wochenendgedränge die „schlechte Lage“ …