2013: Vorsätze für ein besseres Zürich

Auf eine noch bessere Stadt.

Auf eine noch bessere Stadt.

Es ist Ende Jahr und die Medien bombardieren uns mit Jahresrückblicken. Nun, wir vom Stadtblog wissen, was wir dieses Jahr alles falsch gemacht haben. Wir wollen natürlich in Zukunft alles viel besser machen. Drum gibts hier keine eigentliche Rückschau, sondern einige gute Vorsätze, wie Zürich 2013 eine noch bessere Stadt wird. (Wenn Sie mithelfen wollen, aus Zürich eine bessere Stadt zu machen, schreiben Sie, nachdem Sie den Post gelesen haben, Ihre Vorschläge in die Kommentare.)

Soziales
Wir geben uns Mühe, freundlich zu unseren Nachbarn zu sein, gerade, wenn sie neu in der Stadt sind. (Nicht zu freundlich, sonst werden wir für Berner gehalten.) Wir sprechen mit Deutschen weiterhin Hochdeutsch, damit sie sich ein wenig wie zuhause fühlen.

Wir sollten auch freundlicher zu unseren Gästen und Touristen sein. So könnten wir ihnen etwas von dem, was sie uns bringen, zurückgeben. Zum Beispiel könnten wir nach der Street Parade die kleinen Geschenke, die sie auf der Strasse liegen lassen, (hübsch in braune Säcke verpackt) zurückschicken.

Wir sollten auch das Konzept eines Strichplans für Strassenprostitution überdenken. Viel konsumentenfreundlicher wäre es doch, die Damen gleich zum Kunden nach Hause zu schicken. Damit wär das Problem zu 95 Prozent aus der Stadt verbannt und viele Männer bekämen die Gelegenheit, danach an ihrer Ehe zu arbeiten.

Natürlich dürfen wir in unserer Stadt die Gleichstellung nicht vergessen. Nachdem wir unseren ersten Männerbeauftragten in die Wüste geschickt haben und unser zweiter Männerbeauftragter erst nachweisen musste, dass er sich bisher in erster Linie für Frauen engagiert hat, sollten wir uns langsam darauf vorbereiten, eine Männerbeauftragte einzustellen. Was wäre gleichberechtigter?

Kulturelles
Wir werden bescheidener Auftreten. Die Gigantomanie der letzten Prestige-Objekte, dem Hafenkran oder dem Primetower, sind etwas übertrieben. Man könnte uns einen Minderwertigkeitskomplex unterstellen, wenn wir weiterhin so grosse, phallische Statussymbole projektieren.

Bei den Ausstellungen im neuen Kunsthaus werden wir auch ein wenig Respekt vor den Leuten zeigen, die für uns diese Kunst gesammelt haben: Vielleicht mit einer lustigen Fotoausstellung über die Kriege, in denen die Familie Bührle seit den 20ern das Geld für die bald da zu sehende Sammlung verdient hat.

Wir veranstalten in Zukunft das Sechseläuten nicht mehr auf der Sechseläuten-Baustelle, sondern in der Europa-Allee, damit wenigstens einmal im Jahr jemand diese trostlose Betonwüste besucht und die Rieseninvestition gerechtfertigt ist.

Nun, da bleibt noch die Bildung: Einen Teil unserer Steuern könnten wir dem medizinhistorischen Institut geben, damit sie ihre Kuratoren und Dozenten besser bezahlt. Die sollten sich nicht in der Politik ein Zubrot verdienen und darüber ihre Pflichten vernachlässigen müssen. Wir könnten auch verschiedene Pfadis und Blauring-Vereine darum bitten, dass sie die medizinhistorische Sammlung einmal wöchentlich abstauben und von Ungeziefer befreien.

People
Wir werden Gölä zum Ehrenzürcher machen, da er ja sowieso fast schon an der Dufourstrasse in der Blick-Redaktion wohnt. Wie sonst könnte unsere Lieblings-Boulevardzeitung über jeden Gang aufs Klo des Ausnahmekünstlers berichten?

Wir suchen einen richtigen Zürcher Mann für Ex-Miss-Zürich Melanie Winiger (ja, Miss Schweiz war sie auch mal, aber was zählt das schon?). Mit Männern aus der Fremde hatte sie nur Stress.

Wir legen dem Zürich Film Festival den leider verstorbenen Filmnarr und Freizeit-Regisseur Kim Jong Il als posthumen Preisträger ans Herz. Den Preis könnten sie dem Sohn Kim Jong Un überreichen. Der ging hier zur Schule und hat so sogar einen Schweizer Bezug. Und für Publicy wär gesorgt, wie bei John Travolta oder Roman Polanski.

Umwelt, Verkehr, Tourismus
Wir regen uns nicht mehr darüber auf, dass unsere Stadt mit völlig stadtuntauglichen, übergrossen Autos verstopft wird, sondern zeigen Mitgefühl mit den Leuten, die in den von ihnen selbst verursachten Staus feststecken, während wir im Tram oder auf dem Velo an ihnen vorbeidüsen.

Im öffentlichen Verkehr zeigen wir in Zukunft mehr Geduld mit Pendlern von Ausserhalb, die den ÖV verstopfen. Denn wisse: Jeder Pendler unter 25 wird sich sowieso bald eine Wohnung in der Stadt suchen und dann auch dazugehören. Und jeder Pendler über 35 könnte ein Ex-Stadtzürcher sein, der mit seinen Kindern in eine familiengerechtere Gegend gezogen ist und nun z.B. in Winterthur die Mieten in die Höhe treibt.

Auch sollten wir, wenn wir in anderen Schweizer Regionen sind, nicht so arrogant auftreten. So sollten wir nicht mit unserem Geld da um uns werfen, wo die Leute eh schon ein wenig allergisch auf uns reagieren, sondern es eher dahin bringen, wo die Leute es wirklich nötig haben. Zum Beispiel in österreichische Skigebiete, wo man uns auch gern mag.

Ach ja, und um die Umwelt noch ein wenig zu schonen, lesen wir nur Gratiszeitungen, die bereits im Tram oder Bus auf den Sitzen liegen. Und wenn wir fertig sind, deponieren wir sie wieder in den Verteilerboxen.


20 Kommentare zu «2013: Vorsätze für ein besseres Zürich»

  • Simon sagt:

    generell noch mehr in die strassenreinigung investieren, so dass man sein trüff-brioche lieber vom platz vor dem sprüngli als dessen geschirr essen würde.

    allmonatlich die alten velos beim hb sammeln, zu noch breiteren suv-carosserien umbauen und so den tram-pendlern zeigen was gleichberechtigung ist.

  • Gratis Schoggigipfel für alle an jedem ersten Montag im Monat 🙂

  • susybusy sagt:

    Reda El Arbi for President!!!!!

  • Kevin Maria Sonderegger alias Philipp Rittermann sagt:

    irgendwie passend hier noch das zitat aus meinem tageskalender: „haste kohle, haste autos, haste frauen!“ (kanye west)

  • markus roth sagt:

    am besten : ohne ziel kommt man nicht vom wege ab !

  • malcom sagt:

    schade, sonst waren auch die kommentare noch witzig, aber die hier kann man gleich vergessen…. sind die zürcher wirklich so phantasielos und arrogant? na ja, wenn man die griesgrämigen gesichter im tram sieht….

    • Kevin Maria Sonderegger alias Philipp Rittermann sagt:

      die antwort lautet „ja!!“

      • malcom sagt:

        na ja, dann wären da doch mal paar gute vorsätze, ein lächeln im gesicht und mehr phantasie. und damit sich die fremden auch etwas wohler fühlen, sollten die zürcher nicht verängstigt schnell wegsehen, wenn sie angesprochen werden und die fragen nach weg usw. beantworten. ein dreijähriges kind weiss nämlich schon, dass man es trotzdem sieht, obwohl es selbst den anderen nicht sieht…

      • Wir verlängern die Langstrasse. Entlang dem „SI O NO“, nach einem scharfen Schlenker vorbei am Bundeshaus und irgendwie durchs Quartier bis zum Idaplatz. Dann ist dort nicht nur einmal pro Jahr was los und die Hipster-Brache wird ihrem Ruf endlich gerecht.

        Die Binz und Frau Gerolds Garten werden su.bi.to unter Denkmalschutz gestellt. Das Abart erfährt heroische Rettung in allerletzter Sekunde.

        Wir klatschen uns Kultur aufs Pflaster und benennen alle Strassen nach dem streitbaren Sprechgesangsgott Stress. Daraus resultieren dann der Bahnhofstress, der Zweierstress, der Langstress, der Seestress, der Rennstress etc. Dies dient auch der Zementierung unseres Lebensgefühls.

        Zürich könnte mehr Farbe vertragen, drum besinnen wir uns auf gutbürgerliche, sprich „mitteelalterliche“ Werte und verbannen nach Fertigstellung der demonströsen Europaallee alle Mieter nach Schwamendingen und überlassen die Immobilien der innovativ-quirligen Urkraft ZHdK. Die Beton-Meile wird ab da unter „Kunstallee“ geführt. Die Schweiz braucht schliesslich nicht noch mehr Europa, und uns Zürchern ist die City schon genug der Schweiz.

        Wir starten die Aktion „Wider den Fübüs“ und outsorcen das „Jade“, das“ Amber“ und das „Mascotte“ nach Schwerzenbach.

        Den 33er machen wir zweistöckig für ein einmaliges Fahrerlebnis.

        Obwohl hier zwar statistisch gesehen die meisten schönsten Menschen des Landes herumlaufen, wird das gepflegte Erscheinungsbild unserer Mitzürcher weiter gehegt. Mit Coiffeur- und Deo-Marken sowie Kleidungskursen an der Klubschule. Und quersubventionieren tun wir das durch eine Bart-, Schnauz- und iPhone-Steuer.

        Zur Kulturbeschleunigung im noch immer stark verschupften Kreis 9 ziehen wir alle Polizei (nicht die Feuerwehr) aus Altstetten und Albisrieden ab. Dann blühen dort im Nu zahlreiche illegale Bars und Clubs auf und mit etwas Glück verlagern sich im Herbst sogar die Jugendrandaleien dahin. (Breite Strassen, grosszügige Fassaden, schattiges Gewäld am Trottoirrand = perfekt)

        Gleichzeitig erhöhen wir die Polizei-Präsenz im Niederdorf, damit dort die Messerstechereien aufhören.
        Wir eröffnen eine Stadtzürcher Szeni-Kneipen-Kette mit Namen „Nu“. Eine Niederlassung in jedem relevanten Kreis. Dann können wir dort hübsch unter uns bleiben, Freunde anrufen und fragen „Jetzt rate mal, wo ich gerade bin!“

        Päng! Nulldreizehn kann kommen.

  • fufi sagt:

    Am 20.12. eine Generalbeichte ablegen.
    Am 20.12. den Pfarrer zum Znacht einladen, und dann merken, dass er eine PfarrerIN ist.
    Am 20.12. sein Vermögen der SVP spenden, in bar, selbstverständlich.
    Am 20.12. zurücktreten – gilt bloss für PolitikerInnen und CEO’s.

    Am 31.12. sich nichts vornehmen für’s neue Jahr, weil: gut gemeint ist selten gut gemacht!

  • Philip sagt:

    Meine Vorschläge:
    1) Soziales – mehr in Entwicklungshilfe investieren. So für Frauenfeld, St. Gallen, Romanshorn, etc.
    2) Verkehr – den asymmetrischen Taktfahrplan einführen, doppelt so viele Züge von Zürich in die Entwicklungsländer wie umgekehrt, so kommen weniger Wirtschaftsflüchtlinge in unsere Stadt
    3) Kultur – Outsourcen an Glarus.

  • Kevin Maria Sonderegger alias Philipp Rittermann sagt:

    meine vorschläge:
    1) verkehr: velowege abschaffen und breite suv-spuren anlegen.
    2) soziales: anstelle des hafenkrans eine 20m hohe blocher-statue errichten – tägliche besammlung um 19h zum singen der alten nationalhymne.
    3) kultur: anstelle der ganzen dämlichen clubs, lieber mehr bordelle einrichten.
    4) people: selbstbewusster werden! zürich ist schliesslich die faktische hauptstadt der schweiz – ein wenig mehr arroganz kann somit nicht schaden.

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