Street-Parade, na und?
Als ob das mit Kokain verunreinigte Wasser uns nicht schon bis zum Hals stünde, rauscht jetzt auch noch die Street-Parade heran. Aber miesepetrig sein bringt selten etwas. Handeln dagegen schon: Entweder man flüchtet also aufs Land oder man findet sich mit den mindestens 500’000 zusätzlichen Besuchern ab, die Regenbogen farbig bekleidet und vortrefflichst gelaunt Zürichs Strassen fluten – als gäbs keine Geschmacksfragen freilich.
Aber fertig jetzt! Wie einst der Journalist und Drogenfreund Hunter S. Thompson sagte: «It never got weird enough for me» (Etwa: Es war nie verrückt genug für mich). Und das soll auch für uns gelten. Also Tele Züri wegschalten und mittenrein ins Gedöns. Es gibt nämlich einiges zu tun, an diesem grossen Feiertag, der quasi Weihnachten, Ostern und Pfingsten in einem bedeutet für die Party-Gemeinde. Und vieles vom Dargebotenen kostet ja nicht einmal etwas.
Just follow your heart! Das hat glaubs auch DJ Bobo in den 80ern schon mal gesungen… Und was dem Poeten aus dem Aargau recht ist, kann für uns doch niemals verkehrt sein…ich werde wieder zynisch…
Also mal im ernst. Hier ein paar Empfehlungen unterschiedlichster Art zur Strassenparade, auf die wir uns, sind wir mal ganz ehrlich, auch in diesem Jahr wieder heimlich freuen.
Was also tun, nachdem wir entschlossen haben den Laptop zuzuklappen und unseren von Langeweile schon etwas träge gewordenen Körper ans Sonnenlicht zu hieven?
Zuerst muss die Ausrüstung stimmen. Klar: Sonnenhut, feste Schuhe, Rucksack und so. Vor allem aber mal generell: Kleider. Denn Bluttsein steht nicht allen gleich gut. Dies zu erkennen gehört zu den grossen zivilisatorischen Leistungen.
Weil man an der grossen Techno-Fasnacht kleidertechnisch sowieso niemanden über- oder untertrumpfen kann, darf man auch bloss in Shirt, Jeans und Sonnenbrille anreisen. Oft wünscht man sich sogar, mehr Leute würden das tun. Aber wir sind auch etwas bieder.
Was übrigens auch jenen 14-jährigen Mädchen guttun würde, die mit Strapsen bekleidet und in hochhackigen Pumps durch die Innenstadt stelzen.
Da sind wir schon beim nächsten No-go: Fotoapparate. Die Street-Parade ist zwar so was wie der offizielle Tag der alten Säcke, die halbnackte Mädels ablichten, doch sollte man sich davon distanzieren. Den ausfahrbaren Zoom kann man dann auf der Blüemlisalp wieder benutzen.
Auch zu Hause lassen: Wasserpistolen. Wie ein schlauer Freund von mir mal sagte: Bei Regen donnerts zwischendurch auch mal.
Dann: Die richtigen Orte besuchen. Die Zurich Stage etwa liegt etwas abgelegen vom Hauptumzug bei der Nationalbank. Da kann man gemütlich ein selbst mitgebrachtes Bierchen trinken. Ausserdem sei die Swiss Innovation Stage erwähnt. Sie liegt noch weiter weg, am Limmatquai, und bietet ein Programm, das sich angenehm vom Einheits-Bum-Bum unterscheiden dürfte. Ganz abseits der Parade finden ebenfalls Openair-Partys statt. Vor der Zukunft etwa an der Dienerstrasse gibt’s Block-Party New York-Style. Doch um zwölf verlagert sich die Feier in den Club. Ansonsten: Lethargy und so. Einfach mal den Züritipp anschauen am Donnerstag für nützliche Hinweise.
Und das noch: Nicht wie Hunde an jede Ecke urinieren. Die Erkenntnis, dass wir keine Vierbeiner sind, darf man nämlich ebenfalls zu den zivilisatorischen Leistungen zählen. Und so weiter. Auf mehr Spass an der Street-Parade!
20 Kommentare zu «Street-Parade, na und?»
Der einzige lesenswerte Artikel zur Street Parade! Merci! 🙂
Dein Bericht brachte mich zum schmunzeln!
Ich habe selber einen Bericht über die Street Parade verfasst und werde Live dabei. Für Fotografen ist es ein Schlaraffenland, wo man ohne Ende knipsen kann. Noch erfreulicher ist das Wetter 😉
Nörgler sollen bitte Türen und Fenster fest verschliessen, oder das Stadtzentrum von Zürich verlassen. Ich freue mich am Sonntag bereits auf die Streetparade 2013 und gehe nun zum 3. Mal hin. Mag sein, dass diese Party zu einer oberflächlichen und kommerziellen Fasnachtsveranstaltung degradiert ist, fern des House, Trance und Techno der ersten Stunde (vor 20 Jahren !!). Aber lieber 900.000 Raver auf Koks, die überwiegend friedlich eine Mega Party bei tollstem Wetter feiern werden, als eine Fussball Krawallnacht am Letzigrund, mit Rauchbomben, Gewalt, Verletzen und Mega Polizeieinsatz.
Übrigens, nicht-kommerzielle Gross-Veranstaltungen gibt nirgends auf der Welt, ausser anlässlich kommunistischer Militärparaden. Let’s rave !! Dance to the beat !
Ja und wenn die Stadtzürcher im Ausland sind,schwärmen Sie vom carnaval in Rio,oder anderen Massenversammlungen, die ach so unkommerziell sind.Aber in Zürich ist es Ihnen peinlich wenn eine halbe million Leute friedlich gratis feiern könnenn und sich verkleiden einmal im Jahr,wo Zürich vielleicht ein bisschen weniger zwinglianisch ist als die restlichen 364 Tage.Ich als Stadtzürcher mag die Streetparade jedes Jahr,da sie zur Zürcher (oder europäischen) party Kultur gehört,wie das ach so unkomerzielle Stolzen Open Air und andere unkomerzielle alternative Veranstaltungen.
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Auch nach diesen wohlwollenden Worten im Artikel, bin ich weiterhin ein Street-Parade-Verweigerer … auch als Stadt-Zürcher. Jedem das seine, für mich lieber nicht. Ich fände es wäre an der Zeit weiterzuziehen und die Bumm-Bumm-Musik das sein zu lassen, was sie ist: Krach. Vor 20 Jahren war das noch revolutionär, neu, cool, hipp … auch die Musik. Aber heute? Ich habe Schwierigkeiten das neue hippe coole darin heute noch zu sehen.
Dann gefällt Ihnen Techno einfach nicht.
Ein ganzes Genre dadurch etwas primitiv als „Bumm-Bumm-Musik“ abzutun, zeugt aber auch nicht wirklich von einem weiten Horizont. Eher klangen so unsere Eltern oder deren Nachbarn …
Ob man Techno mag oder nicht – darf man fragen (ohne spiessig zu sein), warum man eine ganze Stadt exzessiv mit dieser Musik oder diesem Krach (Ansichtssache!) beschallen muss, um seinem Hobby zu frönen? Und das in Zeiten wo selbst das Cervelat-Bräteln mit einem schlechten Gewissen wegen der Feinstaubbelastung verknüpft ist…
Genre, dass ich nicht lache. Ein Haufen Menschen, die keine Scham kennen und den Körperkult als neuen Götz des 21. Jahrhunderts hochhalten. Ein Genre des Verderbens, ja. „Love-Mobiles“ nennt ihr dies. Oh Gott wie kann man so verblendet sein. Stellt euch vor, ihr könntet diesem „Bumm-Bumm“ nicht mehr entweichen und müsstet dies über Tage, ohne Unterbruch anhören. Dann bekäme das Wort „Hölle“ eine Bedeutung für euch.
in der heutigen grösse ist die street-parade zu reinem kommerz und abzocke verkommen; besaufen kann ich mich auch günstiger. aber was soll’s – standbetreiber, bars, restaurants und drogendealer freuts und die haben ihre preise im vorfeld schon kräftig erhöht. wem das gefällt, soll da auch ruhig teilnehmen.
Für mich immer eine gute Gelegenheit mal aufs Land raus zu fahren.
Die Street Parade ist doch längst zu einer Bünzlifasnacht verkommen,wo die Agglos das machen was sie sowieso jedes Wochenende bei uns machen: Die Sau rauslassen.
Kannst kein echter Stadtzürcher sein, eher ein zugelaufener…von denen hat’s leider zu viele in der Stadt Zürich. So oder so, wenn einer denkt er sei als ‚Stadtzürcher‘ ne bessere Klasse Mensch als die Agglos, sollte seine Sozialverträglichkeit überprüfen. Gruss von einem echten Stadtzürcher dessen Name sogar ein Strassenschild ziert…. 🙂 PS: Man sollte den Menschen ihre Freude lassen, das ewige Gemotze ist eine typisch schweizerische Eigenschaft und geht mehr und mehr mächtig auf den Sack
Was ist der Unterschied zwischen kommerziellem Bumm Bumm und nicht kommerziellem Bumm Bumm? Und warum soll nichtkommerziell per se besser als kommerziell sein?
Guten Tag Stebs
Was ist der Unterschied? Die Antwort gilt nicht nur für Techno (und oft nicht nur für Musik): wohl die Einstellung. Freunde des „Untergrunds“ wissen schon wo sie fernab vom Kommerz feiern können. Ich werde selbstverständlich Zürich meiden…
Grüsse
Street Parade. Na und? Ganz genau, na und! Geht an mir schon seit Jahren vorbei, seid Schwester Esther M. die Aussenbars und Musikanlagen dazu verboten hat. Das ist nicht mehr „meine“ Street Parade. Aber wenn andere Freude daran haben, ist das gut so.
Naja, irgendswie interessieren sich die Zürcher nicht mehr für die im nu verkoomerzialisierte Parade die ja nur noch den Mayor-Label was bringt. Alles wird Kommerziell, was solls..nur so kann der Untergrund wieder zu neuen Ufern stossen.
Nun ja – man kann ja nicht wirklich erwarten, dass eine Street Parade mit fast einer Million Teilnehmer irgendwas mit ‚Untergrund‘ zu tun hat, oder?
Das stimmt wohl. Ist aber – wie ich ebenfalls finde – auch nicht weiter schlimm, denn genau darum ergeben sich neue kleine Nischen für Leute, die sich wirklich wegen der Musik und nicht wegen dem random Herumgefasnachte auf das kommende Wochenende freuen.
Es gibt viele kleinere und kleinste Perlen abseits des Mainstream; wer etwas genauer schaut, wird sicher fündig – z.B. bei uns am Freitag und Samstag im Provitreff mit ganz viel treibender Musik für ein überdurchschnittlich angenehmes Publikum 😉
oder man reist an das Spiel des ZSC in Ingolstadt !!! Auch wenn das Spiel erst am Sonntag ist.
Ha, da hat wohl jemand das gleiche vor wie ich 😉