Der Fussball-Idiot Teil 2
Die Versuchsanordnung hat sich gegenüber dem 1. Teil wesentlich verschärft. Immer noch dumme Fragen über Fussball während des Spiels, aber diesmal im Halbfinal Deutschland-Italien (zu den Gefahren des Finals zwischen Spanien und Italien siehe den Nachtrag ganz unten). Natürlich hab ich mir gut schweizerisch einen neutralen Ort ausgesucht, der sowohl von Italos wie auch von Deutschen frequentiert wird: ich hab mir den Match, oder Teile davon, im Xenix angeschaut.
Das Problem mit dem Xenix ist, dass sich dort wenig Vollblut-Fussballer treffen – mehrheitlich sehen sich Lifestyle-Fans die Spiele da an. Und die haben auch keine Ahnung von Abseits oder Torverhältnis. Meist sitzen sie rum, quatschen über ihre kreativen Projekte und rennen erst Richtung Monitor, wenn die Tore bereits gefallen sind.
Es ist ähnlich wie an den Szene-Konzerten: Begeisterung zeigt sich sehr zurückhaltend. An Konzerten wird cool mit dem Fuss gewippt, bei Fussballtoren hält man den Plastikbecher oder die Flasche Richtung Monitor. Wie um zu zeigen, dass man die sportliche Leistung wahrgenommen hat, aber dass es schon mehr braucht, um einen coolen Zürcher Szeni zu begeistern.
Ich hab mich dann zu ein paar Leuten gesetzt, die ihre angeketteten Stühle so gut es ging zum Monitor ausgerichtet hatten. Offenbar hatte ich eine gemischte Gruppe erwischt: Zwei deutsche Damen und drei italienischstämmige Schweizer. Da schon zwei Tore für Italien gefallen waren, sicher schon drei Biere in den Italienern gluckerten, waren sie so grossherzig, die beiden durchaus attraktiven Deutschen zu trösten. Ich war mir nicht ganz sicher, ob die angestrengten Mienen der Damen dem schlechten Abschneiden ihrer Mannschaft zuzuschreiben waren …
«Wenn der vorderste Mann …»
Ich werfe auf jedenfall mal meine Frage in die Runde: «Ich hab nie kapiert, was Abseits eigentlich ist. Kann mir das jemand erklären?»
Ungläubige Blicke der Männer. Wie kann man sich als richtiger Mann nur so vor zwei attraktiven Damen blamieren? Alle drei Italo-Schweizer legen gleichzeitig los: «Wenn der vorderste Mann hinter dem letzten der gegnerischen Mannschaft …»
Auf dem Monitor gibts ein Beinahe-Tor, das die Erklärung unterbricht. Die Italos springen auf und rufen den Namen irgendeines Fussballers – ich glaube er heisst Azurri – setzen sich wieder hin und beginnen von Neuem mit der Erklärung: «Wenn der vorderste Mann hinter dem letzten der gegnerischen Mannschaft …». Weiter kommen sie nicht, da im Spiel schon wieder irgendwas geschieht. Und dann muss einer Bier holen, während der Zweite mit den Frauen flirtet, und der Dritte, mit schon etwas glasigen Augen von Neuem beginnt: «Wenn der vorderste Mann hinter dem letzten der gegnerischen Mannschaft …»
Mehr werde ich an diesem Abend nicht erfahren. Bevor nämlich meine Fussball-Experten weiter kommen als «Wenn der vorderste Mann hinter dem letzten der gegnerischen Mannschaft …», ist das Spiel zu Ende und meine neuen Freunde müssen sofort drei Tramstaionen zu ihrem Auto fahren,, um danach am Fan-Korso teilzunehmen.
Ich verstehe jetzt zwar nicht mehr von Fussball, aber langsam komme ich hinter die soziale Attraktion des gemeinsamen EM-Viewings: Die vernachlässigten deutschen Damen zeugen davon, dass Fussball mehr EMotionen weckt als ein unverbindlicher Flirt in einer Szene-Bar.
Nachtrag: Natürlich hätte noch die Chance bestanden, mich beim Final zwischen italienische und spanische Fans zu mischen und da die blöden Fragen zu stellen. Aber ehrlich, ohne anständige Gefahrenzulage verdiene ich dafür einfach nicht genug.
Wer ist jetzt übrigens Europameister? Und müssen die jetzt gegen die Meister von Amerika, Australien, Asien und den restlichen Kontinenten um den Weltmeistertitel spielen?
11 Kommentare zu «Der Fussball-Idiot Teil 2»
Da gibt es doch auch noch den Gerber-Käse: Fad und weich. Offenbar melden sich einmal mehr die siebenmalgescheitesten Zürcher zu Wort und finden sich dabei sehr intelligent und witzig. Sollen sie doch besser den „Blick“ und den „Blick am Abend“ lesen und uns normale Tagi-Leser mit ihrem Geplapper in Ruhe lassen. Es kaum etwas Unerträglicheres als Menschen, die sich so masslos überschätzen.
die drei jungs scheinen die abseits regel auch nicht zu kennen, nichts verpasst also – und das bischen das kam, bitte auch gleich noch vergessen…
(„naeher als der vorletzte“ – der goali zaehlt auch, oder jeder feldspieler, wer halt die hintersten beiden sind… http://de.wikipedia.org/wiki/Abseitsregel)
Wie nennen Schweizer Deutsche Fussballer ,die sich zu weit aus dem Fenster lehnen? Eben!
Hopp Schwiiiz, Trikotwechsel, heute sind die Städte spanisch.
In China ist ein Sack Reis umgefallen… Schon im ersten Teil bewies der Autor seine Fantasielosigkeit. Wieso lässt er es nicht einfach bleiben. Ist echt bemühend.
Naja, wir machen hier ja auch keine News, sondern einen Unterhaltungsblog, hier sogar mit einem situationssatirischen Beitrag. Immerhin war der Post wichtig genug, um zu kommentieren 🙂 .
Da bietet aber das Telefonbuch Band Zentralschweiz mehr Unterhaltung….
Ja, kann sein, ich les das nicht so oft. Aber offenbar haben Sie nichts Besseres zu tun, als den langweiligen Blogpost immer wieder zu lesen und zu kommentieren. Hm, vielleicht sollten Sie sich eine Printausgabe des Zentralschweizer Telefonbuchs kaufen für Sonntagabende wie diesen. 🙂
Ach. Kein Italiener würde im Eifer einer Torchance «Azzurri» rufen. Zu kalkuliert – und genauso unwahrscheinlich, wie dass ein Engländer nach einem (fast) geglückten Eckball «Three Lions» schreit.. Netter Versuch, müdes Lächeln. Pointen gehen anders
Ich werds den Herren ausrichten. Leider hält sich das Leben nicht an Scripts und Erwartungen.
Mensch ! Wird der Tagi langweilig !
„…und rufen den Namen irgendeines Fussballers – ich glaube er heisst Azurri –…“ 🙂 You made my day! Danke.