Pier West: «Oh, wie schön ist Panama…»
«Früher gab es hier aber Zeitungen…», weist eine ältere Dame die junge Bedienung im Cafe des renovierten Flussbades Pier West zurecht. Sätze, die mit «Früher war…» beginnen, werden sich die Angestellten der Badi oder des neuen Cafes «Panama» in der ersten Zeit wohl noch oft anhören müssen. Viele der Stammgäste von früher waren gegen den Umbau. Zu Unrecht, finde ich.
Natürlich wirds im Cafe in der oberen Etage der ehemaligen Damenkabinen bald Zeitungen geben, heute ist schliesslich der erste Tag. Der Blick auf den Fluss lässt Ferienstimmung aufkommen. Der Kaffee schmeckt gut, die Gipfeli sind klein, aber dafür noch warm. Das neue kleine Cafe wirkt insgesamt gemütlicher als das alte. Weniger hip, weniger szenig, eher was für Normalos wie mich.
Die hübsche junge Bedienung ist freundlich, weiss aber noch nicht, ob sie die Gäste duzen oder siezen soll. Die Preise sind moderat. Latte Macchiato (im Becher oder in einer richtigen Tasse) kostet 5 Stutz, Gipfeli 1.50. Sogar Pepitos gibts hier, für 9 Franken! Der Beizer überlegt sich noch, ob er den leider geschützten Namen des Sandwiches in «Pepitto» oder «Peppito» ändern soll. Doch eigentlich hätte der Panama-Reisende und neue Pächter Roy Schadegg wohl mehr Anrecht auf den Namen. Neben den Pepitos gibts Empanadas, Spiessli, Tapas und noch einige andere preiswerte Kleinigkeiten.
Geliebte, unbequeme Holzliegen
Nicht nur das Cafe ist gelungen, durch den Rückbau der früheren provisorischen Bar gibts viel mehr Platz für die alten, geliebten, unbequemen Holzliegen. Ob der zusätzliche Liegeplatz auch das Gedränge nach 17.00 Uhr verhindert, wird sich herausstellen. Ich vermute, es werden einfach noch mehr Leute hier ihren Feierabend verbringen. Der Teil, der nur den Frauen vorbehalten ist, konnte offenbar noch nicht ganz fertiggestellt werden, da es noch keine Sichtblenden zur Cafe-Seite gibt – was aus der geschützten Zone zur Zeit eher eine Besichtigungsplattform macht.
Ich bin rundum zufrieden mit der Renovation meiner Stammbadi. Nur eines hat mich wirklich irritiert: Leider heisst die Badi nicht mehr Pier West, sondern nennt sich neu offiziell Oberer Letten, was einem alten Pier West-Besucher wie mir natürlich das Herz presst. Pier West war kultivierte Lebensfreude, Oberer Letten war der Steg mit den Partykids und dem «Sehen und Gesehen werden» auf der anderen Flussseite.
28 Kommentare zu «Pier West: «Oh, wie schön ist Panama…»»
Also was Roy Schadegg heute an einem eher kühleren Herbstsamstag mittags auftischte, war schon Sonderklasse: Der Pulpo schmeckte ausgezeichnet!
Und dass er es schafft, neben der Bärengasse als einziger exklusiv Dieter Meier’s Bio Steaks Ojo de Agua mit dem zugehörigen Wein anzubieten, finde ich schon noch bemerkenswert!
Bis Ende Oktober kann man noch versuchen, dem Herbst ein Schnippchen zu schlagen. Allenfalls sogar zum Brunch…
Haben am Samstag 45 Minuten und etwa 7 mal nachfragen müssen bis wir einen Empanada und unsere Bratwurst bekommen haben. Der Empanada war dann dazu noch kalt. Die Küche und Service Mannschaft scheint nocht nicht eingespielt und/oder enstprechend eingewiesen mit dem entsprechendem Resultat. Immerhin wurde uns zum Ende ein Bier offeriert.
Hoffentlich findet das Team im Panama bald zusammen und versteht wie man sich wie Bon System richtig organisiert 😉
Ich bin heute zu einem Kafi am Sonntag Vormittag in den Oberen Letten.
Seit 1984 gehe ich dort schwimmen und der „Obere Letten“ hat sich als Begriff
eingebürgert. Wie schon andere bekundeten „Pier West“ ist modernisiert
und hat wnig mit der Badi zu tun.
Ein Lob auf die tollen Holzbänke und Pritschen, sie sind hygienisch und bequem.
Wer mehr Komfort will kann sich sein eigenes Kissen mitbringen.
Danke, dass die alten Vorlagen neue Umsetzung gefunden haben.
Den Kafi im Schatten trinken auf schönen Stühlen ist auch angenehm.
Ein lob auf den Umbau und hoffentlich wird das Wasser bald über 15 Grad.
Schönen Sonntag
mirjam krakenberger
in der tat. das schrecklichste die letzten jahre waren diese redbull-liegewiesen, klebrig und monströs, die da vor dem kiosk hingestellt wurden. wer liegt im heissen sommer auf solche synthetischen matratzen? die holzbänke sind wirklich klasse.
… also ich hab da schon gebadet, als „noch Spritzen am Wasser schwommen“ (was natürlich nicht witzig war und auch allerhöchst selten überhaupt passierte). Und zu dieser Zeit hiess das ganz simpel „(Oberi) Letten“, das Neudeutsche „Pier West“ kam erst mit der Kommerzialisierung.
Das ist jetzt total gaga! Die Pierwestler gingen damals als die Junkies drüben auf der Suche waren noch in die Schule/Chindsgi, mein lieber Reda El Arbi. Wenn schon von Stadtgeschichte geschwafelt wird.
Von einem, der Ende der 50er im Lettenkanal schwimmen (war einfacher dort als im See;) gelernt und am Lettenkanal gewohnt hat, als der Zug noch neben der Haustüre ins Tunnel gedonnert ist …
Schauen Sie sich doch bitte mal meinen Jahrgang an, einfach googeln. Und ich war einer der seine Zeit da drüben verbracht hat.
Aber egal, es geht nicht um meine Lebensgeschichte und meine Erfahrungen in Zürich. Mir gings eigentlich nur darum, zu vermitteln, dass die neue Badi schön ist, die Preise billiger und das Publikum anders als auf der anderen Flussseite.
Pier West, Oberer Letten, Panama… sind doch alles recht huebsche Namen, und Orte.
Ihr verwoehnten Zurcher jammert einfach auf sehr hohem Niveau.
Verwoehnt und verzogen bis auf die Knochen. Ihr habt doch alle gar keine Ahnung wie’s
in „ECHT“ ist auf der Welt… Echt traurig…
Geniesst doch einfach diese kleinen Oasen! Ihr wisst gar nicht wie gut es euch geht.
Statt Oberer Letten könnte man auch BB sagen (Beton Badi) Traurig der grosse Betonplatz mit mickrigen Lavendel- und Pfefferminzpflänzchen. Aber Beton herrscht ja auf sämtlichen Plätzen in ganz Zürich vor.
Also ich war schon 3x mal für längere Zeit in Panama, aber nirgends sah es so steril, uninspiriert und langweilig aus wie in diesem Laden da……
Naja, in Panama City, vor allem auf Naos und Perico (gleich nach dem Smithsonian Institut) sind alle Terrassen auf die Parkplatzseite anstatt aufs Meer. Bei der Kanalschleuse Mira Flores kann man über dem Kanal sein Essen mit Blick auf die Frachtschiffe und die Schleusentechnik einnehmen.
Ich rede nicht von Panamacity, sondern eher von Bocas, Parida, Caboco, Las Perlas etc…… Und auch in Panama City gibt durchaus Perlen fernab vom Zürich EinheitsBREI…..
Hm, sollte man nicht Städte mit Städten, Berge mit Bergen und Inseln mit Inseln vergleichen? Vielleicht sogar der Grösse entsprechend? Aber egal, niemand zwingt Sie, die Badi zu besuchen, oder gar schön zu finden. Geschmäcker sind eben verschieden.
Um in SVP-Manier zu antworten: DANN GEH DOCH WENN’S DIR NICHT PASST! 😉
Ich frage mich allerdings warum es ein getrennten Bereich für Frauen braucht in einer öffentlichen Badi? Wir haben doch 2012 und nicht 1920! Ich finde sowas ist ein Rückschritt und tritt die ganzen Anstrengungen in Sachen Gleichberechtigung der letzten Jahrzehnte mit Füssen.
Damit wir dort unsere Ruhe haben. Das ist auch der Grund, wieso die Frauenbadi bis heute so beliebt ist. Wir sind gerne mal unter uns, und haben es dann ganz lustig. Gleichberechtigung heisst ja nicht, dass Frauen sich dauernd unter dem Blick von Männern bewegen MÜSSEN, oder dass wir uns ausgezogenerweise dauernd dem selektierenden Blick mehr oder minder paarungswilliger Männchen stellen müssen.
Und wenn du die Badi verlässt streifst du dir ein langärmliges Oberteil und lange Hosen über bei 30 Grad damit ja niemand etwas Haut sieht? Wenn man einen schönen Frauenkörper sieht schaut man eben mal kurz, erfreut sich daran und dann ist gut. Und jetzt bitte nicht so tun als wenn Frauen anders sind wenn sie einen schönen Männerkörper sehen. Männer und Frauen sind in dieser Beziehung genau gleich. Aber wenn das so störend ist, dann sollten wir natürlich auch sofort Geschlechtertrennung an anderen Orten einführen wo man eventuell Blicken ausgesetzt sein könnte…im ÖV zum Beispiel.
Geschraubter geht es nicht? Das ist Altstaub aus den Siebzigern. Und wo können wir Männer uns zurückziehen, wenn uns die verstohlenen, lüsternen Blicke der Weibchen auf unsere Knacki-Fudis zu viel werden? Wir fordern men’s-only-Badis. Aber subito!
„Gleichberechtigung“? Sehe ich nicht. Was hat die Möglichkeit für Frauen, von den Männern getrennt zu baden, zu tun mit der Gleichberechtigung?
Solange es Typen gibt, die in die Badi gehen nur um Frauen in Bikini zu sehen, wird es wohl Frauen geben, die im Bikini ab und zu unter sich bleiben möchten. Und es gibt in Zürich ja auch ein Nännerbad. Von wegen Gleichberechtigung…
Es gibt übrigens auch Männer die nur in eine Beiz/einen Club/auf die Strasse gehen um Frauen zu sehen oder noch viel schlimmer um sie am Ende sogar noch kennen zu lernen! Bitte sofort überall getrennte Bereiche für Frauen schaffen! Und ja, meiner Meinung ist auch die Männerbadi Unsinn!
Ja, ist ja arg übel, Frauen in Bikinis anschauen zu wollen. Im Ernst: Etwas mehr Gelassenheit auf beiden Seiten tut Not. Und Toleranz. Den Frauen ihre Frauenbadi, den Männern ihre Männerbadi, und der Mehrheit die gemischte Badi.
Also entweder wir sind eine Gesellschaft in der Männer und Frauen gleich gestellt sind oder wir sind eben keine. Dann gehört aber auch dazu das auch im sozialen Umfeld keine Unterschiede gemacht werden. Nach meinem persönlichen Verständnis einer modernen Gesellschaft widersprechen solche Altertümlichen Einrichtungen wie Geschlechtertrennung im öffentlichen Leben eben dem Prozess der Gleichstellung von Mann und Frau.
Jetzt mal ganz ehrlich gesagt Herr Meier. Wo liegt Ihr Problem? Dass sich gewisse Damen Ihrem lüsternen Blick entziehen? Dass Sie gewisse Teile der Badeanstalt nicht benützen können? Wenn ein Bedürfnis besteht und das besteht ja definitiv, dann sollte auch die Möglichkeit gegeben werden ein solches Angebot zur Verfügung zu stellen. Ich verstehe nicht ganz was Ihr Problem damit ist, dass gewisse Damen sich lieber nicht den Blicken der Männer ausliefern. Und es geht dabei nicht nur um Pamela-Andersons, die nicht angesabbert werden möchten, sondern auch um Frauen, die aufgrund des männderdominierten Hochglanzzeitschriften-Ideal eines Frauenkörpers eine gewisse Scham besitzen, sich Männern gegenüber zu zeigen. Wenn Sie jemanden zur uneingeschränkten Freiheit erziehen möchten, machen Sie das an Ihren Kindern und lassen sie andere so leben wie sie wollen.
Von Gleichberechtigung sind wir heute noch weit entfernt, das sieht man nur schon an den Löhnen und den Schwierigkeiten der Wiedereinsteigerinnen. Und da wird sich vieles lange nicht ändern oder bessern. Dass die Frauen ihr Oberteil ablegen dürfen in einem geschützten Bereich hat meines Erachtens eher praktische Gründe, denn allfällig lästige Blicke von Männern können die Freiheit einschränken. – Die renovierte Flussbadeanstalt gefällt mir noch nicht, denn ich genoss früher besonders die grossräumigen Schattenplätze.
Wie wär’s denn mit „Pierito“ anstatt „Pepito“… so für „alte“ Pier-Westler 🙂 aber sooo alt kann der Pier-Westler auch nicht sein… früher war die Badi immer das Obere Lette, da gab’s noch kein Pier West 😉 und auch kein Primitivo usw.
genau, der name pier west ist so jung wie die zuzüger aus dem grossen kanton.
peinlich, wenn da einer von sich als ‚altem pier west besucher‘ spricht…
Der Name „Pier West“ hat sich während der Drogenszene auf dem Letten eingebürgert, um die Badi von der Drogenhölle zu unterscheiden. Ein Stück Stadtgeschichte der letzten 20 Jahre.