Überraschungen? Fehlalarm!

Beeindruckende Lichteffekte, grosse Bühnen: Das Zürich Openair backt grosse Brötchen.

Beeindruckende Lichteffekte, grosse Bühnen: Das Zürich Openair bietet eine grosse Show.

«Endlich hat Zürich ein richtiges Festival!» Dies haben sich viele Zürcher Musikfreunde gedacht, als das Zürich Openair auf dem Gelände der ETH 2007 zum ersten Mal über die Bühne ging. 2010 dann fand das Festival auf einem Acker in Rümlang statt, der nach drei Tagen Regen übrigens ein Sumpf war. Doch ausser dem Bauern störte das niemanden. Denn wir alle hatten Freude am Festival direkt vor unserer Haustüre, von dem man mit dem 10er-Tram direkt nach Hause fahren konnte – auch wenn wir einen der drei Abende in Winterthur verbrachten, weil Eels an den Musikfestwochen spielten.

Nun gut. Nach einem Jahr Pause wartet man also gespannt auf das Line-Up der diesjährigen Ausgabe. Im Hinterkopf hat man das hübsche Programm des St.Galler Openairs oder jenes der Bad Bonn Kilbi.

Die hiesige Marketingabteilung machts spannend. Nach einer Ankündigungsphase wird der erste Name bekannt: Skrillex. Manche finden den Elektro-Überflieger gut, man möchte den Act fast als Innovation bezeichnen. Die zweite, wiederum angekündigte Tranche birgt dagegen keine Überraschungen: The Killers, Bloc Party, Maximo Park, Tocotronic. Ist jetzt wieder 2005? Alles Bands, die nach ihren grossen Erfolgen zu Beginn des neuen Jahrtausends – vor knapp zehn Jahren – nichts Bahnbrechendes mehr veröffentlicht haben. Zwar seien einige der Gitarren-Bands in London bereits wieder Teil eines Retro-Trends, doch wissen in Zürich wohl die wenigsten davon. Eher möchte man die Festivalleitung fragen, ob sie aus Versehen ein altes Line-Up herausgefischt hat.

Es folgt die nächste Ankündigung – die perfekte Zeitreise: Als Hauptacts fungieren The Prodigy, The Chemical Brothers (als DJs), 2Manydjs und, man staune, die Fantastischen Vier. Wahrscheinlich planen mittlerweile meine Eltern und die gesamte Verwandtschaft, das nächste Familientreffen am Zürich Openair zu verbringen. Klar, die Macher stehen unter Erfolgsdruck, da greift man in die Kiste mit Altbekanntem. Doch Geld machen müssen andere auch. Etwas mehr Risiko wäre erwünscht gewesen, im Dienste einer Musikhörerschaft, die gerne Neues entdeckt.

Möglicherweise liegts auch daran, dass Zürich im Gegensatz zu allen anderen Festivals in der Schweiz nie in erster Linie ein Liebehaberprojekt war. Von Anfang war man gross und hat sich damit nicht nur Freunde gemacht.

Ob wir ans Zürich Openair gehen werden? Wahrscheinlich schon. Wir warten die letzte Tranche der Bands aber noch ab, die wird bald bekannt gegeben – so wurde es jedenfalls kürzlich angekündigt.

11 Kommentare zu «Überraschungen? Fehlalarm!»

  • dani sagt:

    an der letzten ausgabe (2010) hatten sie the xx und jj. vor allem letztere band sah ich sonst nirgends und ich bin jeweils an vielen festivals in europa von primavera bis pukkelpop. das ist doch der beweis, dass da jemand – allen big names zum trotz – auch gespür fürs kleine spannende hat. auch kashmir sind an solchen veranstaltungen eher selten bei uns. ich hoffe, solche perlen kommen 2012 auch wieder. grundsätzlich ist das halt auch eine frage der grösse des festivals und entsprechend der anzahl der bühnen (primavera & pukkelpop: 7 bühnen)… the whitest boy alive jedenfalls ist schon mal top, lykke li auch. und vielleicht kommen ja auch noch beach house. die nicht objektive berichterstattung zu diesem ereignis ist aber schon ein ärgernis.

  • Peter Imboden sagt:

    Übrigens. das OpenAir wird nicht von Zürich organisiert. Es findet nur in Rümlang statt…

  • Peter sagt:

    Dieser Artikel muss wahrscheinlich von einem Winterthurer geschrieben worden sein…Winterthur, die Musikstadt mit einem ganz-jahres-musik-festival (dass sich nur auf 2 Wochen beschränkt), aber hauptsache Musikhauptstadt 🙂 Zürich ist und bleibt die Stadt mit dem vielfälltigsten und besten Kulturangebot in der Schweiz. Möglicherweise kennt ein Tagi-Schreiber die unzähligen Festivals wie Lauter Festival, Summer Sounds, M4Musik, Vorstadt Festival etc nicht…dort gibt es eine Bühne für Neuentdeckungen, nun gibt es halt auch noch eine Bühne für die Grossen…das Zurich Openair = wiedereinmal mehr bietet Zürich für jeden alles erdenkliche…aber dies mag ein nicht Zürcher gerne ein anderst sehen… 🙂

    • David Sarasin sagt:

      Hallo Peter, ich bin aus Zürich und kennen die meisten von ihnen aufgezählten Festivals. Was mir beim Zurich Openair aber trotzdem fehlt, ist innovative neue Musik. Was in England, Frankreich oder in den USA nie ein Problem ist. Ebenso an Openairs im Welschland oder, wie im Text beschrieben, in St.Gallen. Zumindest wäre es schön, aktuelle Bands zu hören, und nicht solche, die vor fast zehn Jahren ihren Zenit erreicht haben.

      • mischa sagt:

        The Killers, Bloc Party, Maximo Park, Tocotronic und die fantastischen 4. Dies sind die Bands, welchen sie in obigem Text keine Aktualität attestierten.. Aber was ist denn mit all den anderen Bands und Artisten wie z.B. Skrillex, Lykke Li, Hot Chip, Flux Pavilion, Beardyman? Und an welchem Festival in UK oder in den Staaten ist denn das Programm um so viele Stufen aussergewöhnlicher? Am Glastonbury? Mit U2, den Kaizer Chiefs und B.B. King? Am Coachella, wo sogar 2Pac wieder aufgetreten ist als Hologramm?
        Oder ist der Hinweis aufs Ausland nach dem obligaten Zürcher Szenemäkeln, um seiner Umgebung zu beweisen, dass man imfall viel cooler ist als das Programm nun bloss die zweite Stufe? So in etwa: Das Open Air Berlin ist viel besser als das Open Air Züri..??
        Ich habe schon dutzende Festivals in der Schweiz besucht – das Zürich Open Air schien nach Leysin und neben dem HipHop Programm der letzten Jahre in Frauenfeld eines der Ersten zu sein, welches sich bei der Programmgestaltung Gedanken machte zum Line Up und wie das alles zusammenpasst! Auf Gianna Nannini nach den Chemical Brothers hätte ich nämlich keine Lust!
        Aber eigentlich ist es ja egal! Wenn man Lust hat, nach dem Paul Kalkbrenner ein bisschen Züri West und die Toten Hosen, gemischt mit Phenomden zu hören, kann man gerne nach St. Gallen reisen und diese Mischung anschliessend von mir aus auch als totale Innovation feiern!

        • David Sarasin sagt:

          Nun gut, von den mir unterstellten Szenemäkeln mal abgesehen, gehe ich auf die von ihnen erwähnten Punkte ein. Denn folgende Programme sind mir nach kurzem Überlegen in den Sinn gekommen.

          http://www.laroutedurock.com/

          http://sanmiguelprimaverasound.es/artistas

          http://www.fornoise.ch/2012/

          http://www.eurockeennes.fr/index.php/artistes/programme-complet

          http://www.haldern-pop.de/

          http://www.meltfestival.de/en

          Alles einigermassen grosse Festivals mit meiner Meinung nach spannenden Line-Ups.

          Dass die von ihnen aufgezählten Bands aktuell sind, ist richtig (was aber Hot Chip neues bietet, bleibt abzuwarten). Trotzdem bleibe ich bei meiner Feststellung.

          • mischa sagt:

            Dass die von ihnen aufgezählten (und teilweise über Jahrzehnten gewachsenen..) Festivals im Ausland jeweils ein spannende Line-Up bieten, ist richtig! Trotzdem bleibe auch ich bei meiner Feststellung!
            Zumal erst 50% des Line Ups vom Zürich Open Air bekannt sind und auch jetzt immer noch nicht mehr als 5 Bands aufgezählt wurden, welche nicht oder bloss aus Retrogründen aktuell sein sollen.
            Es ist doch so: Vor 2Jahren öffneten die Türen zum Zürich Open Air nicht rechtzeitig! Notabene bei der Premiere! Etwas, das mit schöner Regelmässigkeit auf dem Gurten auch nach 20Jahren noch passiert. Trotzdem wird im Tagesanzeiger bereits im ersten Bericht zur Neuauflage darauf hingewiesen, dass beim letzten Mal also überhaupt nicht alles klappte und die Türen verspätet geöffnet wurden. Wie auch in jedem weiteren Beitrag zum Thema.
            Da stellt sich mir schon die Frage, wie Objektiv denn da überhaupt berichtet wird! Und aus welchen Gründen eben nicht!

          • Peter sagt:

            Meine Worte. Die eher negativ angehauchte Berichterstattung nach dem Motto, egal, um was es geht… sobald es im Zusammenhang mit Zürich ist, ist es grundsätzlich schlecht, welch in Zürich alles grösser, kleiner, besser, länger, günstiger, teurer, anders sein muss … Hauptsache nicht so, wie es ist 🙂 ich freue mich!

  • mischa sagt:

    Na also die Fantastischen 4 kommen ja unplugged.. Und das hat auch mein Mami oder sonst wer in der
    Schweiz noch nie gesehen. Ausserdem am Sonntagabend als Headliner, also zum Schluss. Da find ich einen
    entspannten und bekannten Act eigentlich grad das Richtige nach 4Tagen Open-Air. Zumal dieser ja auch immer noch
    ran muss am Sonntagabend wenn es noch hell. Also was solls..!? Typisches Zürcher Szenemäkeln, um seiner Umgebung zu beweisen, dass man imfall viel cooler ist als das Programm? Aber dann am weekend trotzdem zum immer gleichen
    Minimal- und seit neusten Housekitsch von vorgestern lässig an der Bar lehnen..? Zürcher bestechen in der Masse auch sonst
    nicht unbedingt mit Innovation im Musikbereich..! Jene Zürcher Musikhörerschaft welche gerne Neues entdeckt hat immer gut
    Platz am kleinen Gratis-Werdinsel Openair, am M4Music oder ähnlichem..!

    Am Zürich Open Air besticht v.a. das durchgängige Programm. (Okay, Fanta4 sind jetzt nicht gerade Indie, aber eben: Zum Abschluss!)
    Am Züri Open Air muss ich nicht Angst haben, dass ich nach the Prodigy auf Patent Ochsner oder Adrian Stern treffe.
    Darum werde ich dort sein. Und mit Lykke Li, Hot Chip, Flux Pavilion, Orbital, Beardyman usw. hat es meines Erachtens
    bereits einige interessante Acts, die von bekanntem und gestandenem wie the Prodigy, Simian Mobile Disco usw. abgerundet werden.
    Ich verstehe das (Zürcher-) Nasenrümpfen nicht und freue mich!

  • David sagt:

    Aber sowas, dies ist doch wahrlich kaum überraschend, nun folgt einfach die Erkenntnis darauf, das sogenannte grosse AHA, dass Zürich nicht nur keine Fusballstadt, sondern auch keine Open-Air-Stadt ist. Dafür hat sie aber einen See und ist top in den Banken und in den überteuerten Clubs voller Schnee,

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.