Strassenfeger reloaded

So äussert sich ein Strassenfeger auf dem «Game of Thrones»-Set. Bild: zvg/atlasofwonders.com
121,6 Millionen. So viele Menschen sahen sich 1983 die finale Folge von «M*A*S*H» an. Rekord! Elf Jahre lief die tragikomische Serie rund um ein Feldlazarett, in dem die US-Ärzte während des Koreakriegs um die Leben der Soldaten, vor allem aber um die Höschen der Krankenschwestern kämpften. Die Kriegssatire basierte auf dem gleichnamigen Film von Robert Altman beziehungsweise auf dem Roman von Richard Hooker. Das Finale war ein waschechter Strassenfeger, etwas, was es heute gar nicht mehr geben kann. Weil man mit Tablets oder Smartphones selbst auf der Strasse stehend Serien schauen kann.
Und doch scheinen die Trottoirs derzeit weniger dicht bevölkert als sonst. Wohl, weil sich die Serienjunkies doch lieber in heimischen Gefilden die neusten Folgen der Fantasyserie «Game of Thrones» ansehen. Am Sonntag startete die fünfte Staffel in den USA, und schon wurden weitere Folgen geleakt. 5 Millionen Internetdownloads folgten auf der Stelle. Da es unter Serienfanatikern ebenso wichtig ist, vor allen anderen etwas gesehen zu haben, wie es für Sammler exotischer Tiere ist, ein Einhorn einzufangen, herrscht auf den entsprechenden Internetportalen Dichtestress. Ich übe mich in Geduld und schaue mir nochmals die vierte Staffel an. Längst habe ich vergessen, welche Figuren überlebt haben und welche den Drehbuchautoren zum Opfer gefallen sind. Denn: «Game of Thrones» ist nicht nur ein Strassenfeger reloaded, sondern allen voran ein Figurenfeger.
«M*A*S*H»: alle Staffeln auf DVD oder Netflix. 5. Staffel «Game of Thrones»: montags, 22.30 Uhr, auf RTS.
Alle Folgen vom Serienjunkie gibt es hier. (Berner Zeitung)
(Erstellt: 15.04.2015, 14:50 Uhr)