
Disco-Indianer: Dominique Heller und Robin Rehmann im Basler Atlantis, wo 2011 die erste «Party Hart» gefeiert wurde.
Ein seriöser DJ lässt sich so etwas nie gefallen lassen. Nie im Leben. Ein DJ ist keine Jukebox! Ganz anders der Party-Schlachtruf von Dominique Heller und Robin Rehman: «Du bist der DJ» lautet das Motto ihrer Eventreihe «Party Hart». Heller und Rehmann sind dabei Jukebox, Clown und Hypeman zugleich – stets bewaffnet mit Konfettikanonen und ulkigen Outfits.
Nach fast fünf Jahren Disco-Gaudi mit über 50 Parties von Arosa bis Zürich blasen die beiden Radio-Moderatoren nun zum grossen Rückzugsgefecht im Atlantis Basel (20.12.) und im Riders Palace Laax (03.01.). Im Interview erklärt Dominique Heller, Morgenmoderator bei Energy Basel, wie es zum Party-Tag-Team mit der Zürcher SRF-Allzweckwaffe Robin Rehmann kam – und warum es bei ihnen musikalisch (fast) keine Schmerzgrenze gibt.
Dominique Heller, warum hört ihr auf mit eurer Partyreihe? Sind Robin und du langsam zu alt für harte Parties?
Stimmt! Wir sind jetzt beide über 30 Jahre alt, haben erste Falten und können das Party-Tempo der Jungen nicht mehr mithalten. Die Musik ist uns zu laut und nach zwei Stunden hinter den Plattenspieler haben wir am nächsten Tag Muskelkater.
Oder ist es für dich einfach nicht mehr lustig, mit einem nüchternen Robin zu feiern? Der Herr hat ja kürzlich öffentlichkeitswirksam seine Abstinenz kund getan.
Stimmt zum Zweiten! Ein nüchterner Robin Rehmann und eine Party Hart – das passt einfach nicht zusammen. Da können wir gleich rosarote Luftballons aufhängen.
Wie kam es überhaupt dazu, dass Du mit Robin Rehmann Parties organisierst?
Wir wollten immer zusammen eine Radioshow machen. Da aber kein Programmleiter bereit war, uns gemeinsam auf die Hörer loszulassen, musste ein Plan B her. Wir überlegten uns, was wir neben dem Quatschen sonst noch gut können. Da nur das Partymachen dabei rauskam, musste es also eine eigene Partyreihe sein.
Seid ihr am Anfang bei den angefragten Clubs auf Skepsis gestossen oder war euer Konzept ein Selbstläufer?
Uns ist der Erfolg – ausnahmsweise – wirklich in den Schoss gefallen. Das Basler Atlantis hat uns mit der Idee einer Wunschkonzert-Party mit offenen Armen und viel Bier empfangen. Nach zwei erfolgreichen Ausgaben in Basel, kamen plötzlich die Zürcher auf uns zu und wollten auch auf den Zug aufspringen – um jeden Preis und mit noch mehr Freibier. Dieser Zug rollte dann weiter bis nach Aarau und hoch in die Berge nach Laax und Arosa.
Feiern die Leute in Basel anders als in Zürich oder Arosa?
Die Basler waren – musikalisch – immer die anspruchsvollsten Gäste. Sobald sie aber einmal warmgelaufen waren und die ersten Drinks intus hatten, gab es kein Halten mehr und wir brachten die Leute bei Clubschluss fast nicht mehr raus. Der Zürcher legt sehr viel Wert, dass auch bei den Backstreet Boys seine Gelfrisur und die Gucci-Tasche noch sitzt. Und in den Bergen nehmen die Leute nach vier Bier die Hütte auseinander und begatten sich mitten auf der Tanzfläche. Dort haben wir Dinge gesehen, die wir hier nicht näher ausführen sollten…
Ihr seid keine herkömmlichen DJs und habt auch kein in sich geschlossenes Sound-Konzept. Warum hattet ihr trotzdem Erfolg?
Die Welt ist voll mit einheitlichen, abgestimmten Konzepten. Langweilig! Wir machen das Gegenteil, spielen ohne Konzept wild durcheinander – und es funktioniert. Wir haben ja auch gleich zu Beginn klargestellt, dass wir keine DJs, sondern einfach Entertainer sind. Daher auch unser Claim: «Du bist der DJ». Party-Hart-Besucher dürfen sich ihre Lieblingssongs wünschen und wir spielen diese. Das war sicher der Schlüssel zum Erfolg. Wir als DJs nehmen uns nicht zu wichtig und liefern eine Show mit Verkleidungen und viel Konfetti.
Welche Songs haben am besten funktioniert, welche gar nicht? Müsstet oft an die Schmerzgrenze gehen soundmässig – sprich, billigsten Pop auspacken?
Wir sind Kommerzschlampen daher war uns beim spielen fast nichts peinlich. Was wir aber nicht abgenommen haben, waren Schlagernummern. Das war uns zu fest Bierzelt. Ansonsten lief eigentlich alles. Meistens wünschen sich die Leute zuerst einfach die grossen HipHop-, House- oder Elektro-Hits. Je später die Nacht, desto wilder werden dann die Wünsche – und desto billiger der Pop. Bei Barbie Girl oder Scooter sind die Leute erst richtig aus sich rausgekommen und haben den Alltag weggetanzt. Da musste auf dem Dancefloor keiner mehr gut aussehen. Es ging nur noch um den Spass. Und das ist doch das Entscheidende im Ausgang oder?
Welche Erlebnisse werden in besonderer Erinnerung bleiben?
Als Robin im «Borat»-Outfit auf der Bühne tanzte und mir mit seinen dicken Kronjuwelen fast das Auge blau geschlagen hat. Und in Laax hat ein junger Herr unsere Wuko-Box auseinander genommen – nur weil sein Wunschsong nicht gleich gespielt wurde. Einige Leute boten uns sogar Geld, Drogen oder Sex, nur damit ihr Wunschsong im Club lief. Natürlich haben wir immer Abgelehnt!
Morgenmoderator und Party-Organisator – beisst sich das nicht? Bist du jetzt ein Nacht- oder ein Frühmorgenmensch?
Weder noch. Ich stehe eigentlich nicht gerne früh auf, kann aber auch nicht mehr zu lange in die Nacht hineinfeiern. Ich habe also die falschen Jobs angenommen, wie ich hier in diesem Interview gerade feststellen muss. Braucht ihr bei der BaZ noch ein Laufbursche oder so?
Oder gehst Du gelegentlich direkt nach dem Ausgang arbeiten? Bei Deinen Aufstehzeiten scheint sich ja Schlaf je nachdem kaum zu lohnen.
Das würde nicht funktionieren. Der Wecker haut mich unter der Woche um 03:00 aus dem Federn und die Energy-Hörer verdienen einen ausgeschlafenen Moderator. Da die Partys aber immer am Wochenende sind und die Morgenshow unter der Woche, funktioniert das mit dem Schlafen eigentlich ganz gut. Ausser das es IMMER zu wenig ist.
Was wirst Du vermissen, wenn die Partyreihe wegfällt?
Das Freibier!
Die «Party Hart»-Abschiedstour:
Sa. 20. Dezember 2014, Atlantis Basel, Eintritt: 15.- CHF, Doors: 22.00h.
Sa. 3. Januar 2015, Riders Palace Laax, Abendkasse: 15.- CHF, Doors: 23.00h.