Archiv für die Kategorie ‘Musik’

«I come to your show and bring seven friends along» – We Loyal in New York

Luca Bruno am Mittwoch den 4. Mai 2011
We Loyal

We Loyal: Ben Kuster, Sandro Simon, Fabian Trümpy, Elvis Presley (v.l.n.r.)

Die Instrumente packen und verreisen. Viele Schweizer Bands träumen davon, wenige tun es. Und noch bevor man zum ersten Mal einen Fuss auf eine ausländische Konzertbühne setzen konnte, ist der Drummer aus der Band ausgestiegen, da er sich nun doch auf sein Studium konzentrieren möchte, der Sänger will mehr Zeit mit seiner Freundin verbringen, und für die Gitarristin war Musik «sowieso nie so wichtig».

Die Basler Band We Loyal sind das perfekte Gegenbeispiel dafür. Bereits für die Aufnahmen ihrer Debüt-EP wagte das Trio den Schritt nach Liverpool, und diesen Februar verknüpfte man eine New York-Reise mit einer eigenen Konzerttour. Wir haben mit Sandro Simon, dem Sänger und Gitarristen der Band, über Eindrücke, Erfahrungen und Ambitionen gesprochen… Diesen Beitrag weiterlesen »

Von den Sofas Europas zurück nach Basel

Joel Gernet am Montag den 2. Mai 2011
We Invented Paris

Flavian Graber (rechts) bei einem der WIP-Speedgigs in Mannheim.

Über 80 Konzerte in 40 Städten Europas innerhalb von sechs Monaten – das Indiepop-Kollektiv We Invendet Paris (WIP) ist zwar noch kein Jahr alt, dennoch hat das Projekt des Basler Sängers und Gitarristen Flavian Graber schon mehr von der Welt gesehen, als die meisten anderen Schweizer Bands in ihrer ganzen Karriere.

Am Freitag beendete das Quintett mit einem Konzert in der Kuppel Basel ihre zweite Tournee – genau ein halbes Jahr nach der Konzertpremière. Der Gig markierte den Schlusspunkt einer Konzertodyssee, die das Quintett seit ihrem ersten Gig im Kleinbasler Parterre über die Sofas Europas zurück ans Rheinknie brachte – mit im Gepäck die «Iceberg EP», deren Titelsong ab Freitag, 6. Mai, auch in digitaler Form erhältlich ist. Wir unterhielten und mit WIP-Frontmann Flavian Graber über die turbulenten vergangenen Monate, den Musikvertrieb im digitalen Zeitalter und das Leben als Strassenmusiker.

Flavian Graber, wie war das Heimkonzert in der Kuppel am Freitag?
Der Auftritt war sehr cool. Ich habe es genossen, nach den ganzen Strassenkonzerten wieder einmal auf einer grösseren Bühne zu spielen. Erstaunlicherweise hat es beim Publikum hier etwas länger gedauert bis das Eis bricht als in Deutschland. Zwei der Songs, die wir in der Kuppel präsentierten, haben wir in einer Akustik-Version mitten im Publikum gespielt – ich befürchtete zuerst, dass die Leute uns dabei nicht zuhören würden und miteinander reden. Aber zum Glück hat das toll geklappt.

Wie entstand «We Invented Paris»?
Ich war als Singer-Songwriter unterwegs, hatte dann aber genug vom alleine sein und habe «We Invented Paris» initiiert. Die Idee wurde vor gut einem Jahr geboren. In den folgenden Wochen kamen mehr und mehr Künstler dazu bis dann vergangenen Herbst der erste Gig und die erste Tour gespielt wurde. Auf der jetzigen, zweiten Tour haben 80 Prozent der Musiker ihren Wohnsitz in oder um Basel. Hier zu spielen heisst also immer auch, nach Hause zu kommen.

Basler Bohème: We Invented Paris in Heidelberg.

Wie verliefen die vergangenen Monate?
Das Highlight war sicher der Startschuss mit der «Tour d’Europe» Ende 2010. Innerhalb von 60 Tagen spielten wir 50 Konzerte in 40 europäischen Städten wie Amsterdam, Gent, Wien, Berlin und Basel. Wir gaben Konzerte in Clubs, Cafés, WG-Wohnzimmern, Frisörsalons, Hausbooten und Balkonen. Und wir übernachteten bei Fremden und Freunden auf Couches, Matratzen und in Schlafsäcken – das war ein grosses Erlebnis. Wir haben viele tolle Leute kennengelernt – etwa die Jungs der Hamburger Indierock-Band Kettcar. An der diesjährigen BScene kreierten wir dann mit den Künstlern Bryan Haab (CAN) und Simon Siegenthaler (BS) zusammen mit den Zuhörern ein interaktives Kunstwerk unter dem Motto «We Invented BScene».
Daneben haben wir einige Videos gedreht. In den letzten Wochen waren wir dann auf unserer zweiten Tour, bei der wir auch bei der Musik-Talk-Show TV Noir in Berlin spielen konnten zusammen mit der Kölner Popband Klee. Und an Ostern haben wir in Heidelberg rekordverdächtige 30 Speedgigs an einem Tag gespielt.

Und wie hast Du den Tag mit diesen 30 Kurzauftritten erlebt?
Es war unglaublich anstrengend und wir mussten an unsere Grenzen gehen. Doch es hat vor allem Spass gemacht. Wir spielten zum Beispiel ein paar Songs in einem Gewürzladen – dort hätten wir ewigs bleiben können. Aber auch auf der Wiese im Innenhof der Heidelberger Uni-Mensa war es interessant. Zudem spielten wir u.a. noch in der Chocolaterie, im Kaffeerösthaus, in einer Buchhandlung, im Kunstkeller und in einer Bäckerei. Die Leute reagierten sehr positiv, viele blieben stehen oder kamen in die Geschäfte hinein, um zuzuhören. Es kam aber auch vor, dass nur zwei bis drei Leute in einem Geschäft waren. Dies schaffte aber auch sehr spezielle und intime Konzertchen. Abends, beim 30. Konzert im Club, war es dann richtig schön zu sehen, wie viele Leute, für die wir am Tag in den Shops und auf der Strasse gespielt haben, tatsächlich gekommen sind. Es war ein grossartiger Tag.

Wie ist denn das Leben als «Strassenmusikant»?
Es kann sehr schön sein, wenn man beachtet wird und die Leute stehen bleiben. Man wird zu einem Teil der Strasse, man ist nicht mehr derjenige, der durch die Strasse geht. Man beobachtet die Passanten und nicht umgekehrt. Es kann aber auch sehr hart sein, wenn man von den Leuten ignoriert wird.

WIP bei einem Gig in einem Heidelberger Geschäft.

Geht einem das Übernachten in fremden Wohnzimmern auf Dauer nicht auf die Nerven?
Wir waren schon froh, nach der Tour wieder in unseren eigenen Betten pennen zu können. Aber es ist auch sehr beeindruckend, die unterschiedlichen Kulturen so hautnah mitzuerleben. Und wir sind ja noch jung…

Kam es vor, dass Du beim Aufwachen nicht wusstest, in welcher Stadt Du bist?
Das mit der Stadt weiss ich meistens noch, aber das Gefühl für den Wochentag geht auf Tour vollkommen verloren.

«We Invented Paris» ist laut Bandbio «ein europäisches Künstlerkollektiv – ein Zusammenschluss von Multiinstrumentalisten und Freunden, die ihre feinsinnig arrangierten Indiepop-Songs in wechselnder Besetzung ‘neu erfinden’». Das erinnert doch irgendwie an Bonaparte – das Berliner Musik- und Künstlerkollektiv mit Wurzeln in Zürich. Gibt es Parallelen?
Ich glaube die Entwicklung der Musikindustrie mit dem Internet zwingt einzelne Künstler immer mehr dazu, zusammen zu arbeiten – weil einfach keine grossen Firmen mit grossen Budgets mehr vorhanden sind. Dies sehe ich aber als eine sehr positive Entwicklung, welche die Kreativität fördert. Abgesehen von der Bezeichnung des Kollektivs gibt es aber nicht viele Parallelen zu Bonaparte. Wir machen keine Partymusik, sondern eher Mitfühl-Musik.

Der Titelsong der «Iceberg EP» kann ab dem 6. Mai online gekauft werden – die CD selber ist nur an euren Konzerten erwerbbar. Warum pfeifft ihr auf die herkömmlichen Vertriebswege?
Die physische Version der «Iceberg EP» wird es nur an unseren Konzerten oder via Bandhomepage geben. Wir wollen einfach den Leuten, die an unsere Konzerte kommen oder via Homepage direkt mit uns kommunizieren etwas Spezielles bieten können. Und für eine EP lohnt sich der Aufwand eines physischen Vertriebs nicht wirklich.

Ein allfälliger Charteinstieg, der ja massgeblich von CD-Verkäufen in «herkömmlichen» Geschäften abhängt, kommt so kaum in Frage.
Oje. Wer glaubt schon an die Charts.

Und so tönt der Titelsong der «Iceberg EP»…

We Invented Paris – Iceberg (Indietronic Version) (HD) from We Invented Paris on Vimeo.

In der Hoffnung, dass die Konzertreisen und Begegnungen der vergangenen Monaten ein solides Fundament oder gar ein Sprungbrett für den weiteren Verlauf des Abenteuers «We Invented Paris» sind, plant Flavian Graber für diesen Herbst das erste WIP-Album – natürlich inklusive Tournee. Nebenbei arbeitet er bereits am übernächsten Album.

Friska Viljor zu Gast im SUD

Luca Bruno am Samstag den 30. April 2011

Die Tore des komplett renovierten Sudhauses sind ja nun schon seit einigen Wochen wieder offen, die Konzertbühne wird allerdings erst an diesem Wochenende so richtig eingeweiht. Und was eignet sich für eine solche Einweihung besser, als euphorischer Indie Pop von trinkfesten Schweden? Friska Viljor, die optimale Wahl, spielen heute Abend, am Samstag, dem 30. April 2011, live im SUD.

Ihren Ruf als exzellente Liveband durfte die ursprünglich als Duo gegründete Band, die mittlerweile zu einem Sextett angewachsen ist, auch in Basel bereits mehrmals verteidigen. So hatten Friska Viljor – wie so viele andere Bands auch – ihren ersten Basler Auftritt auf dem Schiff, 2007. Am Tag ihres Konzertes hatte allerdings der FC Basel sein letztes Meisterschaftsspiel, womit die Schweden vor ziemlich leerer Kulisse spielen mussten. Trotzdem spielten sie drei(!) Zugabenblöcke und liessen jeden einzelnen Zuschauer restlos begeistert zurück – und den Meistertitel verspielte man an diesem Tag übrigens auch. Zweieinhalb Jahre später im 1. STOCK war die Hütte dann bereits übervoll und das Konzert ist nicht nur bei den Veranstaltern noch heute in bester Erinnerung.

Heute Abend hat die von Joakim Sveningsson und Daniel Johansson gegründete Band ihr neues, viertes Album mit im Gepäck, dessen Titel «The Beginning Of The Beginning Of The End» jedoch unpassender nicht sein könnte. Betrachtet man ihre immer weiter zunehmende Popularität – die aktuelle Deutschlandtournee war restlos ausverkauft, spricht eigentlich nichts dafür, dass es mit Friska Viljor bald zu Ende gehen wird. Wie ihre musikalischen Verwandten, die Shout Out Louds, haben es Friska Viljor auf ihrer aktuellen Tournee endlich auf die mittelgrossen Bühnen geschafft. Dank Hymnen wie «Shotgun Sister» und «Gold» würden sie in einer gerechten Welt dort allerdings bereits seit ihrem Debütalbum «Bravo!» (2006) stehen.

Und nach dem Konzert von Friska Viljor gibt’s Indiedisko mit dem IndieNet.ch DJ-Team, welches mit seiner Partyreihe «Headlights» vom Nordstern ins SUD umgezogen ist und an diesem Abend zum ersten Mal am neuen Ort zu Gast sein wird. Die Konzertbesucher sind also herzlichst eingeladen, nach dem Konzert die ganze Nacht durchzutanzen.

Friska Viljor: Diesen Samstagabend (30. April) live im SUD. Bar: 16:00, Konzert: 21:00, Party («Headlights»): ca. 23:30.

Google prophezeit auch Engel Anna einen Absturz am Song Contest

Joel Gernet am Donnerstag den 28. April 2011

Noch bevor Anna Rossinelli am Eurovision Song Contest (ESC) in Düsseldorf abheben kann, werden ihr von Google die Flügel gestutzt: Das ESC-Prognose-Tool des Internet-Giganten sieht die Basler Sängerin am Donnerstag nämlich auf dem 33. Platz unter den 43 Kandidaten (edit: am Freitag stürzte Rossinelli ab auf Platz 43). Das wäre immerhin besser als das Abschneiden von Goldkehlchen Michael von der Heide, der 2010 in Norwegen mit seinem Song «Il pleut de l’Or» vom TV-Publikum auf Platz 39 versenkt wurde – bei 39 Teilnehmenden.

Schweizer Hoffnung: Die Basler Sängerin Anna Rossinelli. (Foto: Dirk Wetzel)

Obwohl sich die Schweiz und ihre Vertreter traditionsgemäss Jahr für Jahr am Eurovision Song Contest demütigen lassen, ist man auch 2011 wieder guter Dinge: Das grösste Schweizer Boulevardblatt etwa hofft, dass die europäische Gay-Community die schöne Baslerin weit nach vorne bringt – wegen ihrer attraktiven Musiker Manuel Meisel (Gitarre) und Georg Dillier (Bass).

Mit Anna Rossinelli hat man – so finden viele hierzulande – eine strahlende, bildhübsche Kandidatin, die sich vor Titelverteidigerin Lena Meyer-Landrut nicht zu verstecken bracht. Zudem haben nun ja auch die gmerkigen Schweizer ihre diesjährige ESC-Teilnehmerin vom Fernsehpublikum bestimmen lassen. Da kann ja nichts schief gehen. Oder vielleicht eben doch – gerade deshalb. Klar ist, dass die Schweizer ESC-Fans nach den Enttäuschungen der letzten Jahre umso mehr nach europäischer Anerkennung lechzen.

Und jetzt kommt das böse Google und macht alle Vorfreude und den letzten Funken (Zweck-)Optimismus zunichte mit seinem ESC-Tool. Dieses analysiert Suchanfragen an Hand von täglich aktualisierten Daten und zeigt, welche Punktzahl die Teilnehmer zum jeweiligen Zeitpunkt erreichen würden. Ähnlich wie bei den Telefonanrufen am tatsächlichen ESC, werden Suchanfragen für Concours-Teilnehmer aus dem eigenen Land nicht gezählt.

Heute würde Anna Rossinelli gemäss Google 10 Punkte einfahren. Das wäre gleichbedeutend mit dem 33. Platz – Tendenz sinkend. Die Frage ist nun, ob wir uns über dieses Zwischenresultat freuen dürfen, oder nicht: Immerhin stünde unsere Anna so um einiges besser da, als einige ihrer Vorgänger. Andererseits hofft man in der Schweiz dennoch insgeheim bis zur letzten Sekunde auf ein kleines Stimmwunder. An dieser Stelle sei jedoch ausdrücklich vor zu viel Optimismus gewarnt: 2009 sah das das Google-Tool den Norweger Alexander Rybak und 2010 die Deutsche Lena Meyer-Landrut als Sieger voraus – beide gewannen tatsächlich.

Der ESC-Halbfinal mit Anna Rossinelli findet am Dienstag, 10. Mai, in Düsseldorf statt. Der Final geht am Samstag, 14. Mai, über die Bühne – mit oder ohne Schweizer Beteiligung.

Ein randvolles Osternest in der Kaserne

Luca Bruno am Mittwoch den 20. April 2011

Die Frage, wieso uns an Ostern eigentlich ausgerechnet ein Hase die Eier bringt, konnten wir vorgestern nicht eindeutig beantworten, wenn er Basel allerdings so zahlreich beschenkt, wie die Kaserne dieses Jahr, akzeptieren wir das gerne und ohne weitere Rückfragen. Schlaglicht mit einer Vorschau auf die vielen bunten Eier, die in den nächsten vier Tagen im Osternest der Kaserne zu finden sind:

Am Gründonnerstag, dem Stiefkind der Osterfesttage, werden zuerst Wildbirds & Peacedrums für den gemächlichen Start ins Festwochenende sorgen. Seit drei Alben bezaubert das schwedische Duo mit ätherischen und ebenso mystischen Balladen, deren Herkunft eigentlich auch das noch nördlich gelegenere Island sein könnte. Unsere Blogkollegen von «KulturStattBern» waren von ihrem Auftritt letzten Oktober jedenfalls restlos begeistert und bezeichneten diesen als «akustischen und visuellen Konzerthöhepunkt».

Während am Donnerstag also noch «Zuhören» angesagt ist, wird es bereits einen Tag später von Vorteil sein, die Tanzschuhe besonders fest zugeschnürt zu haben. Am Karfreitag wird nämlich ein besonders eklektisches elektronisches Musikprogramm, angeführt vom Berliner Duo Modeselektor, die Wände des Rossstalls mit ordentlich viel Bass zum Vibrieren bringen. Als die beiden Berliner zum letzten Mal in Basel zu Gast waren, 2007 auf dem Schiff, hielt sich der Publikumsandrang noch in Grenzen, dieses Jahr wird das, wohl auch dank den Spezialgästen des Abends, garantiert anders sein.

Zum einen wäre da Moritz Friedrich, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Siriusmo, der heimliche Star des Lineups. Nach Jahren unzähliger EP- und Singleveröffentlichungen hat der gebürtige Berliner mit «Mosaik» endlich sein Debütalbum fertiggestellt. Der Titel dieses Albums und das dazugehörige Plattencover könnten dabei passender nicht sein: Über 17 Tracks verteilt, präsentiert uns Friedrich auf «Mosaik» elektronische Popmusik der besonders verspielten Art und verfügt mit «Einmal in der Woche schreien» darüber hinaus noch über einen der besten Tracks des Vorjahres.

Am Karfreitag wird jedoch nicht nur Berlin, sondern auch Bristol in der Kaserne zu Gast sein. Der britische Produzent Joker gilt seit mehreren Jahren als einer der interessantesten Dubstep-DJs und wird an diesem Abend in erster Linie die unteren Frequenzen der PA der Kaserne auf die Probe stellen. Seine fantastische letztjährige Single «Tron» ist uns auf alle Fälle noch immer noch in bester Erinnerung.

Tags darauf wird Cut Chemist, ehemaliger DJ von Jurassic 5 und einer der besten zeitgenössischen Turntablisten, sein Können an den Plattentellern unter Beweis stellen, bevor dann Architecture In Helsinki am Sonntag das Osterfestival der Kaserne abschliessen werden.

«Moment Bends», das neue Album des Quintetts aus Melbourne, deren Mitglieder übrigens weder Architekten noch Finnen sind, kann mit seinem hervorragenden Vorboten «That Beep», welcher bereits vor drei Jahren samt grossartigem Remix von Radioclit auf einer EP die Runde machte, leider nicht mithalten, allerdings hat sich die Band in den vergangenen Jahren einen Ruf als besonders schräge Liveband erarbeitet. Und mit ihren Vorgängeralben «In Case We Die» und «Places Like This» haben die Australier ja ohnehin genügend Hits in der Hinterhand, um das Osterfest stilgerecht abzurunden.

Donnerstagabend (21.4.): Wildbirds & Peacedrums, Combineharvester live. Doors: 22:00.
Freitagabend (22.4.): Modeselektor, Siriusmo, KRSN & Joker. Doors: 22:00.
Samstagabend (23.4.): Cut Chemist (AV-Set), Aim (DJ-Set), DJs Pun & Rainer. Doors: 23:00.
Sonntagabend (24.4.): Architecture In Helsinki, The Russian Futurists live. Doors: 21:00.

Stornoway «unplugged»

Luca Bruno am Donnerstag den 7. April 2011

StornowayIm Juli 2009 machte die britische Band Stornoway dank ihrer hervorragenden Debütsingle «Zorbing» zum ersten Mal von sich reden. Ende Mai 2010, rechtzeitig zum nächsten Sommer also, veröffentlichte die Band aus Oxford dann ihr ziemlich gelungenes Debütalbum «Beachcomber’s Windowsill». Um den Sommer 2011 einzuläuten, erschien die Band nun gleich persönlich in Basel und spielte vergangenen Dienstag ein Konzert im Parterre.

Wie so oft bei Konzerten im Parterre wurde der Abend dabei in zwei Sets aufgeteilt, leicht ungewöhnlich war dabei allerdings die Entscheidung der Band, die zweite Hälfte komplett «unplugged» zu bestreiten. Zuerst war es jedoch die erste, elektronisch verstärkte Hälfte ihres Sets, die daran erinnerte, wieso man sich letzten Sommer ins Debütalbum der Band verlieben konnte.

Die Studioversionen von «Beachcomber’s Windowsill» glänzen durch eine klare Produktion und besonders dann, wenn Stornoway mehrstimmige Passagen in ihre Songs einbauen, erreichen sie schon fast die orchestralen Qualitäten der Fleet Foxes. Die Akustik des Parterres machte eine exakte Umsetzung dieser Stücke zwar unmöglich, «I Saw You Blink» oder «Watching Birds» klangen allerdings auch in einer etwas leicht rumpligen Version ziemlich gut. Bisweilen unterstützt von Trompete und Geige erinnerten Stornoway an diesem Abend mehr an Bands wie die Wave Pictures oder Belle & Sebastian und klangen dadurch weitaus charmanter und spontaner, als es ihr Debütalbum erahnen liess.


«The End Of The Movie» – unplugged im Parterre

Für die zweite Hälfte grüsste die Band nun mit Kontrabass statt Bass und Cajon statt Schlagzeug von der Bühne. Das Konzept «unplugged» setzten sie jedoch vor allem durch den Verzicht auf Mikrophone wortwörtlich um. Die nun zurückhaltendere Instrumentierung und die damit verbundene punktgenaue Umsetzung der mehrstimmigen Passagen liess ihre ruhigeren Stücke erst recht zur Geltung kommen und begeisterte dementsprechend das Publikum. Spätestens für «Zorbing» aber, welches standesgemäss als letzter Song des Zugabenblocks gespielt wurde, hätte man sich gerne wieder ein bisschen mehr elektrische Power gewünscht.

Stornoway benannten sich nach einer Stadt hoch im Norden von Schottland und als Inspiration zu «Zorbing» diente eine obskure Sportart aus Neuseeland. Und genauso abenteuerlich wie die Referenzen, auf welche sich die Songs der Band beziehen, waren auch die sehr amüsanten Geschichten, die Sänger Brian Briggs zwischen den Songs erzählte. Geschichten über Hühner, die vom Teufel besessen waren, über das Verspeisen von Schnecken und Erlebnisberichte über wenig bekanntere Museen waren es, die das Konzert erst recht versüssten. Wir können nur hoffen, dass die Band bereits einen Plan hat, wie und wann sie uns den Sommer 2012 bringen will.

Die BScene im 360-Grad-Winkel

Luca Bruno am Dienstag den 5. April 2011

Würde man zehn verschiedene Personen fragen, wieso sie gerne Konzerte besuchen, dann würde man auch zehn verschiedene Antworten erhalten. Für die einen ist es wichtig, dass sie Künstlern dabei zusehen können, wie diese ihre Studioaufnahmen möglichst detailgetreu wiedergeben, andere erwarten Improvisation, und wiederum andere möchten an Konzerten einfach nur die eigenen Emotionen mit Freunden und dem restlichen Publikum teilen. Das BScene-Programm der Voltahalle vom Samstagabend liess alle auf ihre Kosten kommen.

We Are Drums!

We Are Drums! (Foto: Sandro Simon)

Auch Dekaden nach ihrer Entstehung bleibt die elektronische Livemusik noch immer ein Sorgenkind der Konzertwelt. Mikrofonständer lassen sich herumwerfen, und mit Gitarren kann man sich ziemlich schnell in eine coole Pose werfen. Jemandem dabei zuzusehen, wie er sich hinter einem Laptop versteckt und dabei still Knöpfchen drückt, kann allerdings schnell langweilig werden. In der Voltahalle ist an diesem Abend durch den besonderen Bühnenaufbau zumindest dafür gesorgt, dass sich heute niemand hinter irgendwelchen Geräten verstecken kann. Aufgrund der Performance von We Are Drums wurde die Bühne in der Mitte des Raumes aufgebaut, womit Künstler von allen Seiten beobachtet werden können und erst recht gefordert sind, das Knöpfchen drücken irgendwie spannend aussehen zu lassen.

laFayette, ein Duo bestehend aus Jascha Dormann und Simon Hauswirth, scheitern an dieser Aufgabe. Interaktion mit dem Publikum findet während ihres Auftritts keine statt, und immer wieder muss man sich fragen, ob sich die beiden nicht gerade viel lieber in den eigenen vier Studiowänden aufhalten würden. Das ist deswegen besonders schade, weil laFayette in ebendiesen Wänden Musik produzieren, die grosse Beachtung verdient.

Dormann und Hauswirth lassen die Bässe wummern und beweisen immer wieder, dass sie auch von Experimenten abseits konventioneller elektronischer Popmusik nicht abgeneigt sind. So spielen sie in der Mitte des Sets einen Song mit gesampelten Steel drums, der sich als eindeutiges Highlight ihres Auftritts auszeichnet. Nach ihrem BScene-Konzert werden sich die beiden nun mit der Produktion ihres Debütalbums beschäftigen, und man kann nur hoffen, dass sie dabei in erster Linie das Spektrum ihrer instrumentalen Seite weiter vertiefen werden. Der einzige Song mit Vocals, den die beiden an diesem Abend spielen – beigesteuert übrigens von Lena Fennell – ist es nämlich, welcher deutlich vom Rest ihres Sets abfällt. Ausserdem mangelt es Basel ja sowieso noch immer an poporientierten Instrumentalproduzenten.

Dan Deacon hingegen verdient für seine Leistung im Fach «Publikumsinteraktion» Bestnoten. Wie versprochen hat er sein Performance-Pult inmitten des Publikums aufgebaut, und es ist beeindruckend anzusehen, wie er das Publikum innert weniger Minuten zum Toben bringt. Er tut dies unter anderem mit spontan organisierten Dance Contests und Gruppenumarmungen in der Mitte des Saales.

Dort wo sich laFayette kurz vor ihm auszeichneten, liegen jedoch Deacons Schwächen. Musikalisch gesehen bleibt sein Auftritt nämlich äusserst durchschnittlich, da im ganzen Trubel vor allem der Song- und Setaufbau viel zu oft auf der Strecke bleibt. Trotzdem: Liveshows sollten ab und zu auch einfach nur Spass machen, und der passende Act für den nächsten Kindergeburtstag wäre hiermit auch gefunden.

Doch auch wenn Dan Deacon der letzte Liveact des Abends ist und die BScene von sich behauptet, keine Unterscheidung zwischen Headliner und Vorband zu machen, ist es trotzdem eindeutig, wer die wahren Stars des Abends sind: We Are Drums.

We Are noch immer Drums

We Are noch immer Drums (Foto: Sandro Simon)

Hinter diesem Namen stehen acht Basler Drummer (Michel Anklin, David Burger, Marco Wolfgang Faseth, Flavio Gortana, Florian Haas, Georg Müller, Stefan Schneider und Fabian Trümpy) aus sieben verschiedenen Bands, die sich für die diesjährige Ausgabe der BScene für eine einmalige Performance vereinigt haben. Vier Drumkits und vier Drumpads stehen bereit, als die in weissen Overalls gekleideten Künstler kurz nach Mitternacht die Bühne betreten.

Das Motto des Voltahallen-Abends lautet «Electro». Die acht Protagonisten beschränken sich dementsprechend in der ersten Hälfte ihrer Performance darauf, aus ihren Instrumenten möglichst viele tanzbare Rhythmen zu holen. Es findet nur wenig Laut/Leise-Spiel statt und die Samplearbeit der Drumpad-Gruppe gestaltet sich als zu repetitiv. Die Lehrstunde in Synchrondrumming, welche die Gruppe an den richtigen Drumkits dem Publikum heute erteilt, bleibt dennoch äusserst beeindruckend. In der zweiten Hälfte weichen die Drummer dann vollständig auf Improvisation aus und finden den Groove immer mehr. Unter dem besonderen Antrieb von Fabian Trümpy werden nun «Call and response»-Einlagen eingebaut, die Drummer werden lockerer und das Dargebotene wird von Minute zu Minute lebendiger. Das Experiment We Are Drums gipfelt nach einer halben Stunde in einer spontanen Zugabe und trotzdem bleibt die Lust nach noch mehr.

Dass es in naher Zukunft eine Wiederholung des exakt gleichen Projektes geben wird, ist zu diesem Zeitpunkt höchst unwahrscheinlich. Es ist der Basler Musikszene jedoch nur zu wünschen, dass das Experiment «We Are Drums» als Dominostein für weitere Projekte dieser Art wirken wird. Schliesslich soll die BScene nicht nur Nabelschau der vielseitigen Musikszene dieser Stadt sein, sondern auch daran erinnern, dass sich die Mitglieder dieser Szene musikalisch so oft wie möglich gegenseitig befruchten und voneinander profitieren sollten.

Die BScene im Zeichen der Gitarren

Luca Bruno am Montag den 4. April 2011

15 Jahre hat die BScene mittlerweile auf dem Buckel und scheut sich trotzdem nicht davor, Jahr für Jahr weiterzuwachsen. Und damit sind nicht nur die 500 zusätzlichen Zuschauer gemeint, welche der diesjährigen Ausgabe zu einem erneuten Besucherrekord von gesamthaft 8500 Eintritten verholfen haben, oder die indessen 15 Bühnen, welche die über 50 Künstler und Bands dieses Jahr beherbergten, sondern viel eher die blosse Präsenz, welche die BScene mittlerweile in den Köpfen Basler Musikinteressierten und Bands einnimmt. Die BScene ist längst mehr als ein blosses Schaulaufen der gerade angesagtesten Basler Bands und Projekte wie die diesjährige Schlagzeug-Extravaganza «We Are Drums» werden hoffentlich dafür sorgen, dass das Clubfestival in den folgenden Jahren noch mehr Austauschforum für lokale Bands werden wird.

Sei es Hip Hop, Reggae oder Folk-Rock: Seit Jahren kommt an der BScene kaum ein Musikstil zu kurz. Blickt man auf das Lineup und das Logo der diesjährigen Ausgabe, so ist es allerdings noch immer der Gitarrenrock, der an der BScene am meisten vertreten ist. In der ersten Hälfte unserer Reviews beschränken wir uns daher auf ausgewählte Auftritte von Gitarrenbands, bevor wir dann morgen noch auf die elektronische und perkussive Seite der BScene eingehen werden.

My Heart Belongs To Cecilia Winter (Freitag 21:30, Kaserne – Reithalle)

Thom Luz (oder etwa doch ein Patrick Wolf-Double?) Foto: Dirk Wetzel

Festivalbesucher verfügen gerne über eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne als normale Konzertgänger. Thom Luz, Sänger und Songwriter von My Heart Belongs To Cecilia Winter, scheint darüber Bescheid zu wissen und trifft daher die weise Entscheidung, die wunderbare Ballade «I Made You A Tape», welche er normalerweise alleine und gegen Ende der Sets der Band darbietet, für einmal zu Beginn eines Konzertes zu spielen. Ein äusserst stimmungsvoller und gelungener Beginn eines Auftritts, der – zumindest am Anfang – allerdings noch vor zu wenig Publikum stattfinden muss. Es ist anzunehmen, dass einige Besucher die Wartezeit an den Bändchenaustausch-Stellen unterschätzt haben.

In Reviews zu ihrem 2010 erschienenen Debütalbum «Our Love Will Cut Through Everything» musste das Trio des Öfteren den Vergleich mit der Band Arcade Fire über sich ergehen lassen. Eine Referenz, die nicht nur unfair, sondern auch einfach falsch ist. Zwar schreiben auch My Heart Belongs To Cecilia Winter gerne euphorische Hymnen, ihr Noise Pop Musik erinnert aber mehr an Bands wie die Raveonettes. Und beim Trio aus Zürich ist es auch heute wieder einmal das stimmliche Zusammenspiel der Vocals von Luz und Bassistin Betty Fischer, welches die meisten Höhepunkte setzt.

Noch verfügen My Heart Belongs To Cecilia Winter aber nicht über genügend Material, um ein Publikum über die volle Distanz bei Laune zu halten. Nach den ziemlich grossartigen «Eighteen» und «Guide Me To The Starts», die in der ersten Hälfte gespielt werden, funktioniert die Gratwanderung zwischen geradlinigen Popsongs und experimentelleren Tracks mit Autoharp nicht mehr. Oder vielleicht war die Aufmerksamkeitsspanne doch einfach zu kurz.

Sheila She Loves You (Freitag 22:50, Kaserne – Reithalle)

Sheila She Loves You (Foto: Dirk Wetzel)

Sheila She Loves You (Foto: Dirk Wetzel)

Während des Überhits «Don’t Give Us Poets, Give Us Bread» kann sich in der Reithalle zwar kein Fuss länger als eine Sekunde auf dem Boden halten, Sheila She Loves You zeigen sich davon allerdings unbeeindruckt. Popsongs? Been there, done that! Anstatt die mittlerweile bis auf den letzten Quadratzentimeter vollgestopfte Reithalle mit den bereits bekannten Hits zu beliefern, zeigt uns die Band an diesem Abend in erster Linie, wie fest der bandeigene Kosmos seit dem Release ihres Debütalbums «Esztergom» gewachsen ist. So ist bereits der Opener des Konzerts, eine Hommage an den Soundtrack zu «The Lord Of The Rings», die ziemlich schnell in eine brachiale Rockoper ausartet, ein guter Indikator dafür, wie sehr man sich in den letzten zwölf Monaten musikalisch weiterentwickelt hat.

Doch nur weil die an diesem Abend dargebotenen neuen Songs eine vielschichtigere und komplexere Seite der Band zeigen, heisst das noch lange nicht, dass man das Ohr für gute Melodien verloren hat. Nimmt man die neuen Songs als Gradmesser, dann wird das hoffentlich bald erscheinende Nachfolgewerk das Publikum vielleicht nicht mehr so fest zum Tanzen bringen wie die Ohrwürmer der ersten Platte, dafür aber ein umso stärkeres Songwriting repräsentieren. Wir halten die Ohren offen und sind gespannt.

4th Time Around (Freitag 23:59, Kaserne – Rossstall)

«Ladies & Gangsters» heisst das soeben erschienene neue Album von 4th Time Around. Ausser einer Lady, welche die Band an diesem Abend mit einem Cello unterstützt, fehlt von den Gangstern allerdings jede Spur. Viel mehr sind es waschechte Gentlemen, welche da den souveränsten Auftritt der Freitagsbands hinlegen. 4th Time Around schlagen zwar ruhigere Töne als die an gleicher Stelle vor ihnen aufgetretenen 77 Bombay Street und Kapoolas an, halten das Publikum aber dennoch mit Leichtigkeit bei Laune.

4th Time Around (Foto: Dirk Wetzel)

4 Gentlemen Around (Foto: Dirk Wetzel)

Besonders Tobias Hügin, der sich auch heute wieder die Leadvocals mit Marc Givel teilt, hat sich seit dem Release von «A Morning Prayer» (2007) zu einem äussert souveränen Sänger entwickelt, dessen hervorragende stimmliche Präsenz angenehm an John Darnielle erinnert. Es ist jedoch die ganze Band, die an diesem Band einen sehr positiven und vor allem spielfreudigen Eindruck hinterlässt. Die Songs des neuen Albums sind eine willkommene Ergänzung zum bereits bekannten Material, zeigen eine um einiges abwechslungsreichere Seite der Band und bei «Lost», welches die Band in der Mitte des Sets spielt, sind für einmal sogar Tom Waits-Vergleiche völlig gerechtfertigt.

Reding Street (Samstag 21:30, Volkshaus – Grosser Saal)

Machen unzählige Gitarrensoli, unerwartete Breaks und überraschende Tempowechsel einen Song wirklich besser? Das ellenlange Lied über die Frage, ob die technische Versiertheit ihrer Mitglieder einer Band dabei hilft, bessere Songs zu schreiben, erhält mit dem Auftritt von Reding Street jedenfalls eine weitere Strophe.

Selbstverständlich ist es auf eine Art beeindruckend, wie sich Reding Street technisch einwandfrei und mit nötiger Durchschlagskraft durch ihr Programm wälzen, ihre Version von New Prog bleibt aber dennoch viel zu durchschaubar. Zum einen ist es bereits nach dem zweiten Song eindeutig, dass sich die Band zu fest an ihren Vorbildern Muse orientiert, zum anderen verkommt der rund 45-minütige Auftritt viel zu oft zu einem Showcase für die Fingerfertigkeiten der einzelnen Mitglieder.

Das Quartett wird in Zukunft weiterhin Bandcontests gewinnen und bedenkt man, dass Muse mit Regelmässigkeit auf Platz 1 der Schweizer Hitparade landen, so sieht die Zukunft von Reding Street eigentlich ziemlich rosig aus.

Fotos vom BScene-Freitag im Volkshaus

Joel Gernet am Samstag den 2. April 2011

Kurz nach Mitternacht ist das Trottoir vor dem Volkshaus dicht bevölkert – offensichtlich hat das Traumwetter die Massen nicht davon abgehalten, an die BScene-Konzerte in der Rebgasse zu pilgern. Zumindest hier. Oder liegts am Programm? Mit Schwellheim und Famara stehen nämlich mindestens zwei Acts mit hervorragendem Live-Ruf auf. Letztgenannter hat im Grossen Saal soeben die Bühne betreten, im Rücken seine vierköpfige Band. In der folgenden Bildstrecke gibts ein paar Eindrücke von der zweiten Hälfte des Konzertabends.

Elektroniktüfteleien und We Are Drums an der BScene

Luca Bruno am Freitag den 1. April 2011

Heute Abend beginnt die 15. Ausgabe der BScene. Gestern haben wir vierzehn teilnehmenden Künstlern das Wort überlassen, heute möchten wir selbst noch einen Blick auf das Samstagsprogramm in der Voltahalle werfen.

Selbstverständlich ist die BScene in erster Linie das Schaufenster der Basler Musikszene, allerdings ist es auch seit Jahren Tradition, mindestens eine internationale Band einzuladen. Während diese Gäste in der Vergangenheit jedoch von leicht durchschnittlicher Natur waren (Infadels, Dúné u.a.), konnte man für die diesjährige Ausgabe keinen geringeren als Dan Deacon verpflichten. Seit einigen Jahren begeistert er uns mit seinem ADHD-Elektropop und auch seine Liveshows geniessen einen hervorragenden Ruf.

Nach Jahren im Untergrund wurde die Musikwelt dank «Spiderman Of The Rings», Deacons’ drittes Album, im Jahr 2007 auf den heute 29-jährigen Künstler aus Baltimore aufmerksam. Auf diesem Album zelebrierte Deacon den neonfarbenen Overkill, der sogar den hartgesottensten Chiptune-Anhänger neidisch werden liess. Und für sein nächstes und bislang letztes Album «Bromst», welches 2009 erschien, erhöhte er den Einsatz sogar noch: Anstatt seine Musik weiterhin mit seinen zahlreichen elektronischen Geräten – einsetzbar ist alles, was irgendwie Töne von sich gibt – zu machen, begann er nun auch richtige Instrumente zu verwenden. Da seine Ideen allerdings zu schnell für menschliche Hände waren, musste er sich Pianolas anschaffen und sie zuerst umbauen, damit diese mit seinen Kompositionen fertig werden.

Und so hyperaktiv seine Alben sind, seine Liveauftritte sind oftmals noch um einiges verrückter. Gerne performt er inmitten der Zuschauer oder animiert das Publikum zu Gymnastikübungen. Und alle, die besorgt darüber sind, dass ein ausländischer Künstler den einheimischen Bands vor der Sonne stehen wird, können wir beruhigen: Wenn Dan Deacon um 1:30 morgens loslegen wird, sind in allen anderen Locations nur noch DJs am Start.

Es ist allerdings nicht nur der Auftritt von Dan Deacon, für den sich der Besuch in der Voltahalle lohnt. Vor seinen wahnwitzigen Tüfteleien geben sich unter dem Projektnamen We Are Drums acht Drummer aus verschiedenen Basler Bands die Ehre, ihre eigens für diesen Auftritt geschaffenen Kompositionen vorzutragen. Um Punkt Mitternacht werden Mitglieder von Bands wie Cloudride, Kapoolas, Laser, Slag In Cullet, We Invented Paris und We Loyal ein Feuerwerk aus Drumpatterns und Samples zünden. Der Beschreibung nach klingt das nach der Basler Ausgabe des legendären «77 Boadrum»-Projekt der Boredoms und darf dementsprechend auf keinen Fall verpasst werden.

Und zum Schluss nochmals unsere BScene-Vorschau, in der ausgewählte Bands schreiben, warum man ihr Konzert nicht verpassen sollte…