Freunde des experimentellen Raps kommen heute in Basel auf ihre Kosten: Mit dem Acapella-Event «Re:Quest» im Kulturpavillon und der «weCreate: Liveband Jam Session» im Hinterhof stehen gleich zwei Leckerbissen zur Auswahl. Bei letztgenanntem Anlass sorgen drei Jazzmusiker sowie DJ Steel für den Soundteppich der Session während Rapper und Sänger ihre (improvisierten) Texte zum Besten geben. Ganz ohne Begleitmusik kommen hingegen Hunter S. Thompson und Redcap beim «Re:Quest» aus: Hier bekommt das Publikum die Raptexte acapella um die Ohren gepfeffert – danach werden die beiden Samoon-Rapper mit Fragen zu ihren Texten gelöchert. Diesen Beitrag weiterlesen »
Archiv für die Kategorie ‘Konzert’
Zuerst Acapella-Rap, dann mit Liveband
Joel Gernet am Freitag den 3. Juni 2011Pack die Badehose ein
Luca Bruno am Mittwoch den 25. Mai 2011Die Chancen stehen gut, dass es heute Abend auf dem Barfüsserplatz eine grosse Party geben wird. Da man sich dabei allerdings noch nicht hundertprozentig sicher sein kann, ist es höchste Zeit, sich nach einem Alternativprogramm umzusehen. Und die Aufmerksamkeit von all denen, die mit Fussball (oder allfälligen Feierlichkeiten auf dem Barfi) nichts am Hut haben, sollten wir ja sowieso schon haben, oder nicht? Jetzt kommt nämlich Schlaglicht ins Spiel.
Nein, wir sind nicht zum offiziellen Hinterhof-Blog mutiert, aber es steht ausser Frage, dass die Location beim Dreispitz bezüglich Programmvielfalt in den letzten Monaten allen anderen Clubs in Basel den Rang abgelaufen hat. Ende Juni gibt’s den ernsthaften Kandidaten zum Popkonzert des Jahres, vorgestern gab’s düsteren Post-Punk von The Soft Moon und heute Abend ist nun Toro Y Moi zu Gast. Und dank Toro Y Moi steht schon jetzt fest, dass uns der 25. Mai 2011 als sonnigster Tag des Jahres in Erinnerung bleiben wird, egal wie der Spielstand im Joggeli schlussendlich lauten wird.
Vom Schlafzimmer in den Hinterhof
Luca Bruno am Montag den 23. Mai 2011An neue Musik zu kommen war noch nie so leicht wie heute. Noch vor etwa 15 Jahren musste man zum Teil monatelang auf einen ungehörten Tonträger warten, den man in einem Plattenladen bestellt hatte – selbstverständlich überteuert , während man heutzutage jederzeit ein paar Mausklicks von der kompletten Diskographie einer Band entfernt ist. Früher musste man sich ernsthaft darüber Sorgen machen, ob man je eine Studioaufnahme seiner zukünftigen Lieblingsband hören wird, heute gilt es in erster Linie, den Überblick nicht zu verlieren. Wie findet man 2011 seine nächste Lieblingsband?
Eine der besten Methoden dafür ist es, auf eine der ältesten Institutionen des Musikbusiness zurückzugreifen: Das Musiklabel. Nehmen vertrauliche Adressen wie Sub Pop, 4AD oder Domino eine neue Band unter Vertrag, dann lohnt es sich fast immer, wenigstens einmal ein MP3 des neusten Signings herunterzuladen.
Das Label Captured Tracks aus Brooklyn hat sich in den letzten Jahren als eine der geschmackssichersten Adressen für neue Musik bewiesen. Bands wie Wild Nothing, Beach Fossils oder Craft Spells veröffentlichten vor kurzem vielversprechende Debütalben und wenn mit The Soft Moon und Blank Dogs zwei weitere Projekte des Labels heute Abend, am 23. Mai 2011, Live im Hinterhof zu Gast sind, empfiehlt es sich, ebenso genauer hinzuhören.
«Play It Strange» mit den Fresh & Onlys im SUD
Luca Bruno am Montag den 16. Mai 2011Lässt eine Band ihrem ausgezeichneten Debütalbum ein mittelmässiges oder zu experimentelles zweites Album folgen, dann ist sie heutzutage genauso schnell weg vom Fenster, wie sie gekommen ist. In der schnelllebigen Musikwelt von 2011 muss eine Band also mittlerweile schon fast darauf hoffen, dass ihr Debütalbum von der «Generation Internet» ignoriert wird. Nur so kann man sich in den folgenden Jahren in aller Ruhe entwickeln und von Release zu Release immer besser werden. So wurden die ersten Alben von Bands wie Deerhunter, The National, Animal Collective oder Grizzly Bear von der breiten Masse (zum Teil sträflich) ignoriert und trotzdem gehören diese Bands mittlerweile zu den beliebtesten Bands der Indie Rock-Szene.
Doch während alle bereits genannten Bands mehrere Jahre gebraucht haben, um ihren Sound mit jedem neuen Release genauer zu definieren, scheint dieser Prozess bei The Fresh & Onlys um einiges schneller zu verlaufen. Zwar erst 2008 gegründet, umfasst die Diskographie der Band aus San Francisco mittlerweile schon so viele Veröffentlichungen, wie manch andere Band nicht einmal während zehn Jahren zusammenbekommt. Und vergleicht man ihr grossartiges letztes Album «Play It Strange» mit seinen jeweiligen Vorgängern, ist ziemlich schnell klar, dass uns heute Abend (16. Mai 2011) im SUD(-haus) eine Band erwartet, die von Tag zu Tag besser zu werden scheint.
Don't give me fucking Mehrheitsfähig!
Joel Gernet am Donnerstag den 12. Mai 2011
Um ein Haar wäre es nicht soweit gekommen – aber heute erscheint mit «Remember me Naked» das neue Album von Blood of Gold. Und am Abend wird das taufrische, zweite Album der Basler Band in der Kaserne getauft. Ein grosser Tag also für das Quintett um Tausendsassa Baschi Hausmann und Sängerin Martina Böhler – beide auch bekannt als Frontmann, beziehungsweise Frontfrau, von Fucking Beautiful, quasi dem bösen grossen Bruder von Blood of Gold. Aber dazu später. Zuerst wollen wir natürlich wissen, warum uns das zweite Album der Goldblüter beinahe vorenthalten worden wäre.
Von den Sofas Europas zurück nach Basel
Joel Gernet am Montag den 2. Mai 2011Über 80 Konzerte in 40 Städten Europas innerhalb von sechs Monaten – das Indiepop-Kollektiv We Invendet Paris (WIP) ist zwar noch kein Jahr alt, dennoch hat das Projekt des Basler Sängers und Gitarristen Flavian Graber schon mehr von der Welt gesehen, als die meisten anderen Schweizer Bands in ihrer ganzen Karriere.
Am Freitag beendete das Quintett mit einem Konzert in der Kuppel Basel ihre zweite Tournee – genau ein halbes Jahr nach der Konzertpremière. Der Gig markierte den Schlusspunkt einer Konzertodyssee, die das Quintett seit ihrem ersten Gig im Kleinbasler Parterre über die Sofas Europas zurück ans Rheinknie brachte – mit im Gepäck die «Iceberg EP», deren Titelsong ab Freitag, 6. Mai, auch in digitaler Form erhältlich ist. Wir unterhielten und mit WIP-Frontmann Flavian Graber über die turbulenten vergangenen Monate, den Musikvertrieb im digitalen Zeitalter und das Leben als Strassenmusiker.
Flavian Graber, wie war das Heimkonzert in der Kuppel am Freitag?
Der Auftritt war sehr cool. Ich habe es genossen, nach den ganzen Strassenkonzerten wieder einmal auf einer grösseren Bühne zu spielen. Erstaunlicherweise hat es beim Publikum hier etwas länger gedauert bis das Eis bricht als in Deutschland. Zwei der Songs, die wir in der Kuppel präsentierten, haben wir in einer Akustik-Version mitten im Publikum gespielt – ich befürchtete zuerst, dass die Leute uns dabei nicht zuhören würden und miteinander reden. Aber zum Glück hat das toll geklappt.
Wie entstand «We Invented Paris»?
Ich war als Singer-Songwriter unterwegs, hatte dann aber genug vom alleine sein und habe «We Invented Paris» initiiert. Die Idee wurde vor gut einem Jahr geboren. In den folgenden Wochen kamen mehr und mehr Künstler dazu bis dann vergangenen Herbst der erste Gig und die erste Tour gespielt wurde. Auf der jetzigen, zweiten Tour haben 80 Prozent der Musiker ihren Wohnsitz in oder um Basel. Hier zu spielen heisst also immer auch, nach Hause zu kommen.
Wie verliefen die vergangenen Monate?
Das Highlight war sicher der Startschuss mit der «Tour d’Europe» Ende 2010. Innerhalb von 60 Tagen spielten wir 50 Konzerte in 40 europäischen Städten wie Amsterdam, Gent, Wien, Berlin und Basel. Wir gaben Konzerte in Clubs, Cafés, WG-Wohnzimmern, Frisörsalons, Hausbooten und Balkonen. Und wir übernachteten bei Fremden und Freunden auf Couches, Matratzen und in Schlafsäcken – das war ein grosses Erlebnis. Wir haben viele tolle Leute kennengelernt – etwa die Jungs der Hamburger Indierock-Band Kettcar. An der diesjährigen BScene kreierten wir dann mit den Künstlern Bryan Haab (CAN) und Simon Siegenthaler (BS) zusammen mit den Zuhörern ein interaktives Kunstwerk unter dem Motto «We Invented BScene».
Daneben haben wir einige Videos gedreht. In den letzten Wochen waren wir dann auf unserer zweiten Tour, bei der wir auch bei der Musik-Talk-Show TV Noir in Berlin spielen konnten zusammen mit der Kölner Popband Klee. Und an Ostern haben wir in Heidelberg rekordverdächtige 30 Speedgigs an einem Tag gespielt.
Und wie hast Du den Tag mit diesen 30 Kurzauftritten erlebt?
Es war unglaublich anstrengend und wir mussten an unsere Grenzen gehen. Doch es hat vor allem Spass gemacht. Wir spielten zum Beispiel ein paar Songs in einem Gewürzladen – dort hätten wir ewigs bleiben können. Aber auch auf der Wiese im Innenhof der Heidelberger Uni-Mensa war es interessant. Zudem spielten wir u.a. noch in der Chocolaterie, im Kaffeerösthaus, in einer Buchhandlung, im Kunstkeller und in einer Bäckerei. Die Leute reagierten sehr positiv, viele blieben stehen oder kamen in die Geschäfte hinein, um zuzuhören. Es kam aber auch vor, dass nur zwei bis drei Leute in einem Geschäft waren. Dies schaffte aber auch sehr spezielle und intime Konzertchen. Abends, beim 30. Konzert im Club, war es dann richtig schön zu sehen, wie viele Leute, für die wir am Tag in den Shops und auf der Strasse gespielt haben, tatsächlich gekommen sind. Es war ein grossartiger Tag.
Wie ist denn das Leben als «Strassenmusikant»?
Es kann sehr schön sein, wenn man beachtet wird und die Leute stehen bleiben. Man wird zu einem Teil der Strasse, man ist nicht mehr derjenige, der durch die Strasse geht. Man beobachtet die Passanten und nicht umgekehrt. Es kann aber auch sehr hart sein, wenn man von den Leuten ignoriert wird.
Geht einem das Übernachten in fremden Wohnzimmern auf Dauer nicht auf die Nerven?
Wir waren schon froh, nach der Tour wieder in unseren eigenen Betten pennen zu können. Aber es ist auch sehr beeindruckend, die unterschiedlichen Kulturen so hautnah mitzuerleben. Und wir sind ja noch jung…
Kam es vor, dass Du beim Aufwachen nicht wusstest, in welcher Stadt Du bist?
Das mit der Stadt weiss ich meistens noch, aber das Gefühl für den Wochentag geht auf Tour vollkommen verloren.
«We Invented Paris» ist laut Bandbio «ein europäisches Künstlerkollektiv – ein Zusammenschluss von Multiinstrumentalisten und Freunden, die ihre feinsinnig arrangierten Indiepop-Songs in wechselnder Besetzung ‘neu erfinden’». Das erinnert doch irgendwie an Bonaparte – das Berliner Musik- und Künstlerkollektiv mit Wurzeln in Zürich. Gibt es Parallelen?
Ich glaube die Entwicklung der Musikindustrie mit dem Internet zwingt einzelne Künstler immer mehr dazu, zusammen zu arbeiten – weil einfach keine grossen Firmen mit grossen Budgets mehr vorhanden sind. Dies sehe ich aber als eine sehr positive Entwicklung, welche die Kreativität fördert. Abgesehen von der Bezeichnung des Kollektivs gibt es aber nicht viele Parallelen zu Bonaparte. Wir machen keine Partymusik, sondern eher Mitfühl-Musik.
Der Titelsong der «Iceberg EP» kann ab dem 6. Mai online gekauft werden – die CD selber ist nur an euren Konzerten erwerbbar. Warum pfeifft ihr auf die herkömmlichen Vertriebswege?
Die physische Version der «Iceberg EP» wird es nur an unseren Konzerten oder via Bandhomepage geben. Wir wollen einfach den Leuten, die an unsere Konzerte kommen oder via Homepage direkt mit uns kommunizieren etwas Spezielles bieten können. Und für eine EP lohnt sich der Aufwand eines physischen Vertriebs nicht wirklich.
Ein allfälliger Charteinstieg, der ja massgeblich von CD-Verkäufen in «herkömmlichen» Geschäften abhängt, kommt so kaum in Frage.
Oje. Wer glaubt schon an die Charts.
Und so tönt der Titelsong der «Iceberg EP»…
We Invented Paris – Iceberg (Indietronic Version) (HD) from We Invented Paris on Vimeo.
In der Hoffnung, dass die Konzertreisen und Begegnungen der vergangenen Monaten ein solides Fundament oder gar ein Sprungbrett für den weiteren Verlauf des Abenteuers «We Invented Paris» sind, plant Flavian Graber für diesen Herbst das erste WIP-Album – natürlich inklusive Tournee. Nebenbei arbeitet er bereits am übernächsten Album.
Friska Viljor zu Gast im SUD
Luca Bruno am Samstag den 30. April 2011Die Tore des komplett renovierten Sudhauses sind ja nun schon seit einigen Wochen wieder offen, die Konzertbühne wird allerdings erst an diesem Wochenende so richtig eingeweiht. Und was eignet sich für eine solche Einweihung besser, als euphorischer Indie Pop von trinkfesten Schweden? Friska Viljor, die optimale Wahl, spielen heute Abend, am Samstag, dem 30. April 2011, live im SUD.
Ihren Ruf als exzellente Liveband durfte die ursprünglich als Duo gegründete Band, die mittlerweile zu einem Sextett angewachsen ist, auch in Basel bereits mehrmals verteidigen. So hatten Friska Viljor – wie so viele andere Bands auch – ihren ersten Basler Auftritt auf dem Schiff, 2007. Am Tag ihres Konzertes hatte allerdings der FC Basel sein letztes Meisterschaftsspiel, womit die Schweden vor ziemlich leerer Kulisse spielen mussten. Trotzdem spielten sie drei(!) Zugabenblöcke und liessen jeden einzelnen Zuschauer restlos begeistert zurück – und den Meistertitel verspielte man an diesem Tag übrigens auch. Zweieinhalb Jahre später im 1. STOCK war die Hütte dann bereits übervoll und das Konzert ist nicht nur bei den Veranstaltern noch heute in bester Erinnerung.
Heute Abend hat die von Joakim Sveningsson und Daniel Johansson gegründete Band ihr neues, viertes Album mit im Gepäck, dessen Titel «The Beginning Of The Beginning Of The End» jedoch unpassender nicht sein könnte. Betrachtet man ihre immer weiter zunehmende Popularität – die aktuelle Deutschlandtournee war restlos ausverkauft, spricht eigentlich nichts dafür, dass es mit Friska Viljor bald zu Ende gehen wird. Wie ihre musikalischen Verwandten, die Shout Out Louds, haben es Friska Viljor auf ihrer aktuellen Tournee endlich auf die mittelgrossen Bühnen geschafft. Dank Hymnen wie «Shotgun Sister» und «Gold» würden sie in einer gerechten Welt dort allerdings bereits seit ihrem Debütalbum «Bravo!» (2006) stehen.
Und nach dem Konzert von Friska Viljor gibt’s Indiedisko mit dem IndieNet.ch DJ-Team, welches mit seiner Partyreihe «Headlights» vom Nordstern ins SUD umgezogen ist und an diesem Abend zum ersten Mal am neuen Ort zu Gast sein wird. Die Konzertbesucher sind also herzlichst eingeladen, nach dem Konzert die ganze Nacht durchzutanzen.
Friska Viljor: Diesen Samstagabend (30. April) live im SUD. Bar: 16:00, Konzert: 21:00, Party («Headlights»): ca. 23:30.
Google prophezeit auch Engel Anna einen Absturz am Song Contest
Joel Gernet am Donnerstag den 28. April 2011Noch bevor Anna Rossinelli am Eurovision Song Contest (ESC) in Düsseldorf abheben kann, werden ihr von Google die Flügel gestutzt: Das ESC-Prognose-Tool des Internet-Giganten sieht die Basler Sängerin am Donnerstag nämlich auf dem 33. Platz unter den 43 Kandidaten (edit: am Freitag stürzte Rossinelli ab auf Platz 43). Das wäre immerhin besser als das Abschneiden von Goldkehlchen Michael von der Heide, der 2010 in Norwegen mit seinem Song «Il pleut de l’Or» vom TV-Publikum auf Platz 39 versenkt wurde – bei 39 Teilnehmenden.
Obwohl sich die Schweiz und ihre Vertreter traditionsgemäss Jahr für Jahr am Eurovision Song Contest demütigen lassen, ist man auch 2011 wieder guter Dinge: Das grösste Schweizer Boulevardblatt etwa hofft, dass die europäische Gay-Community die schöne Baslerin weit nach vorne bringt – wegen ihrer attraktiven Musiker Manuel Meisel (Gitarre) und Georg Dillier (Bass).
Mit Anna Rossinelli hat man – so finden viele hierzulande – eine strahlende, bildhübsche Kandidatin, die sich vor Titelverteidigerin Lena Meyer-Landrut nicht zu verstecken bracht. Zudem haben nun ja auch die gmerkigen Schweizer ihre diesjährige ESC-Teilnehmerin vom Fernsehpublikum bestimmen lassen. Da kann ja nichts schief gehen. Oder vielleicht eben doch – gerade deshalb. Klar ist, dass die Schweizer ESC-Fans nach den Enttäuschungen der letzten Jahre umso mehr nach europäischer Anerkennung lechzen.
Und jetzt kommt das böse Google und macht alle Vorfreude und den letzten Funken (Zweck-)Optimismus zunichte mit seinem ESC-Tool. Dieses analysiert Suchanfragen an Hand von täglich aktualisierten Daten und zeigt, welche Punktzahl die Teilnehmer zum jeweiligen Zeitpunkt erreichen würden. Ähnlich wie bei den Telefonanrufen am tatsächlichen ESC, werden Suchanfragen für Concours-Teilnehmer aus dem eigenen Land nicht gezählt.
Heute würde Anna Rossinelli gemäss Google 10 Punkte einfahren. Das wäre gleichbedeutend mit dem 33. Platz – Tendenz sinkend. Die Frage ist nun, ob wir uns über dieses Zwischenresultat freuen dürfen, oder nicht: Immerhin stünde unsere Anna so um einiges besser da, als einige ihrer Vorgänger. Andererseits hofft man in der Schweiz dennoch insgeheim bis zur letzten Sekunde auf ein kleines Stimmwunder. An dieser Stelle sei jedoch ausdrücklich vor zu viel Optimismus gewarnt: 2009 sah das das Google-Tool den Norweger Alexander Rybak und 2010 die Deutsche Lena Meyer-Landrut als Sieger voraus – beide gewannen tatsächlich.
Der ESC-Halbfinal mit Anna Rossinelli findet am Dienstag, 10. Mai, in Düsseldorf statt. Der Final geht am Samstag, 14. Mai, über die Bühne – mit oder ohne Schweizer Beteiligung.
Ein randvolles Osternest in der Kaserne
Luca Bruno am Mittwoch den 20. April 2011Die Frage, wieso uns an Ostern eigentlich ausgerechnet ein Hase die Eier bringt, konnten wir vorgestern nicht eindeutig beantworten, wenn er Basel allerdings so zahlreich beschenkt, wie die Kaserne dieses Jahr, akzeptieren wir das gerne und ohne weitere Rückfragen. Schlaglicht mit einer Vorschau auf die vielen bunten Eier, die in den nächsten vier Tagen im Osternest der Kaserne zu finden sind:
Am Gründonnerstag, dem Stiefkind der Osterfesttage, werden zuerst Wildbirds & Peacedrums für den gemächlichen Start ins Festwochenende sorgen. Seit drei Alben bezaubert das schwedische Duo mit ätherischen und ebenso mystischen Balladen, deren Herkunft eigentlich auch das noch nördlich gelegenere Island sein könnte. Unsere Blogkollegen von «KulturStattBern» waren von ihrem Auftritt letzten Oktober jedenfalls restlos begeistert und bezeichneten diesen als «akustischen und visuellen Konzerthöhepunkt».
Während am Donnerstag also noch «Zuhören» angesagt ist, wird es bereits einen Tag später von Vorteil sein, die Tanzschuhe besonders fest zugeschnürt zu haben. Am Karfreitag wird nämlich ein besonders eklektisches elektronisches Musikprogramm, angeführt vom Berliner Duo Modeselektor, die Wände des Rossstalls mit ordentlich viel Bass zum Vibrieren bringen. Als die beiden Berliner zum letzten Mal in Basel zu Gast waren, 2007 auf dem Schiff, hielt sich der Publikumsandrang noch in Grenzen, dieses Jahr wird das, wohl auch dank den Spezialgästen des Abends, garantiert anders sein.
Zum einen wäre da Moritz Friedrich, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Siriusmo, der heimliche Star des Lineups. Nach Jahren unzähliger EP- und Singleveröffentlichungen hat der gebürtige Berliner mit «Mosaik» endlich sein Debütalbum fertiggestellt. Der Titel dieses Albums und das dazugehörige Plattencover könnten dabei passender nicht sein: Über 17 Tracks verteilt, präsentiert uns Friedrich auf «Mosaik» elektronische Popmusik der besonders verspielten Art und verfügt mit «Einmal in der Woche schreien» darüber hinaus noch über einen der besten Tracks des Vorjahres.
Am Karfreitag wird jedoch nicht nur Berlin, sondern auch Bristol in der Kaserne zu Gast sein. Der britische Produzent Joker gilt seit mehreren Jahren als einer der interessantesten Dubstep-DJs und wird an diesem Abend in erster Linie die unteren Frequenzen der PA der Kaserne auf die Probe stellen. Seine fantastische letztjährige Single «Tron» ist uns auf alle Fälle noch immer noch in bester Erinnerung.
Tags darauf wird Cut Chemist, ehemaliger DJ von Jurassic 5 und einer der besten zeitgenössischen Turntablisten, sein Können an den Plattentellern unter Beweis stellen, bevor dann Architecture In Helsinki am Sonntag das Osterfestival der Kaserne abschliessen werden.
«Moment Bends», das neue Album des Quintetts aus Melbourne, deren Mitglieder übrigens weder Architekten noch Finnen sind, kann mit seinem hervorragenden Vorboten «That Beep», welcher bereits vor drei Jahren samt grossartigem Remix von Radioclit auf einer EP die Runde machte, leider nicht mithalten, allerdings hat sich die Band in den vergangenen Jahren einen Ruf als besonders schräge Liveband erarbeitet. Und mit ihren Vorgängeralben «In Case We Die» und «Places Like This» haben die Australier ja ohnehin genügend Hits in der Hinterhand, um das Osterfest stilgerecht abzurunden.
Donnerstagabend (21.4.): Wildbirds & Peacedrums, Combineharvester live. Doors: 22:00.
Freitagabend (22.4.): Modeselektor, Siriusmo, KRSN & Joker. Doors: 22:00.
Samstagabend (23.4.): Cut Chemist (AV-Set), Aim (DJ-Set), DJs Pun & Rainer. Doors: 23:00.
Sonntagabend (24.4.): Architecture In Helsinki, The Russian Futurists live. Doors: 21:00.
Stornoway «unplugged»
Luca Bruno am Donnerstag den 7. April 2011Im Juli 2009 machte die britische Band Stornoway dank ihrer hervorragenden Debütsingle «Zorbing» zum ersten Mal von sich reden. Ende Mai 2010, rechtzeitig zum nächsten Sommer also, veröffentlichte die Band aus Oxford dann ihr ziemlich gelungenes Debütalbum «Beachcomber’s Windowsill». Um den Sommer 2011 einzuläuten, erschien die Band nun gleich persönlich in Basel und spielte vergangenen Dienstag ein Konzert im Parterre.
Wie so oft bei Konzerten im Parterre wurde der Abend dabei in zwei Sets aufgeteilt, leicht ungewöhnlich war dabei allerdings die Entscheidung der Band, die zweite Hälfte komplett «unplugged» zu bestreiten. Zuerst war es jedoch die erste, elektronisch verstärkte Hälfte ihres Sets, die daran erinnerte, wieso man sich letzten Sommer ins Debütalbum der Band verlieben konnte.
Die Studioversionen von «Beachcomber’s Windowsill» glänzen durch eine klare Produktion und besonders dann, wenn Stornoway mehrstimmige Passagen in ihre Songs einbauen, erreichen sie schon fast die orchestralen Qualitäten der Fleet Foxes. Die Akustik des Parterres machte eine exakte Umsetzung dieser Stücke zwar unmöglich, «I Saw You Blink» oder «Watching Birds» klangen allerdings auch in einer etwas leicht rumpligen Version ziemlich gut. Bisweilen unterstützt von Trompete und Geige erinnerten Stornoway an diesem Abend mehr an Bands wie die Wave Pictures oder Belle & Sebastian und klangen dadurch weitaus charmanter und spontaner, als es ihr Debütalbum erahnen liess.
«The End Of The Movie» – unplugged im Parterre
Für die zweite Hälfte grüsste die Band nun mit Kontrabass statt Bass und Cajon statt Schlagzeug von der Bühne. Das Konzept «unplugged» setzten sie jedoch vor allem durch den Verzicht auf Mikrophone wortwörtlich um. Die nun zurückhaltendere Instrumentierung und die damit verbundene punktgenaue Umsetzung der mehrstimmigen Passagen liess ihre ruhigeren Stücke erst recht zur Geltung kommen und begeisterte dementsprechend das Publikum. Spätestens für «Zorbing» aber, welches standesgemäss als letzter Song des Zugabenblocks gespielt wurde, hätte man sich gerne wieder ein bisschen mehr elektrische Power gewünscht.
Stornoway benannten sich nach einer Stadt hoch im Norden von Schottland und als Inspiration zu «Zorbing» diente eine obskure Sportart aus Neuseeland. Und genauso abenteuerlich wie die Referenzen, auf welche sich die Songs der Band beziehen, waren auch die sehr amüsanten Geschichten, die Sänger Brian Briggs zwischen den Songs erzählte. Geschichten über Hühner, die vom Teufel besessen waren, über das Verspeisen von Schnecken und Erlebnisberichte über wenig bekanntere Museen waren es, die das Konzert erst recht versüssten. Wir können nur hoffen, dass die Band bereits einen Plan hat, wie und wann sie uns den Sommer 2012 bringen will.