Archiv für die Kategorie ‘Festival’

Die BScene 2014 aus den Augen der Künstler, Teil 2: The Waves

Luca Bruno am Dienstag den 4. März 2014

BSceneLogoBezüglich unserer alljährlichen Berichterstattung zur BScene haben in der Vergangenheit vor allem wir selbst oder die Organisatoren das Zepter übernommen. Für die diesjährige Ausgabe überlassen wir nun den auftretenden Künstlern selbst das Wort. Während der achtzehnten Edition der BScene haben wir mit einigen ausgewählten Künstlern Kurzinterviews geführt, die wir euch hiermit präsentieren. Heute an der Reihe: The Waves. Eine noch ziemlich junge Basler Band, die sich unüberhörbar der R.O.C.K.-musik verschrieben hat.

The Waves: Yannick Frich, Ruben Bachmann, Silas Gusset und Micha Setlik (v.l.n.r.)

The Waves: Yannick Frich, Ruben Bachmann, Silas Gusset und Micha Setlik (v.l.n.r.). Kopf hoch! Sollte es mit der Musikkarriere nicht klappen, gibt es noch immer die Option «Haarmodelle».

Betrachtet man die musikalischen Trends, die in dieser Stadt derzeit Vorrang haben, stellt sich folgende Frage: Steht man als Gitarrenband in Basel auf verlorenem Posten?
Micha Setlik, Vocals/Gitarre: Naja, zumindest The Waves gibt es ja noch! Und uns wird es auch noch lange geben!
Ruben Bachmann, Gitarre: Und dann gibt es ja auch noch haufenweise andere Gitarrenbands in Basel… Ich arbeite in einem Musikladen und kann dort jeden Tag wieder aufs Neue feststellen, dass es in Basel noch immer sehr viele Musiker gibt, die sich der Rockmusik widmen.

Stört es euch, als Vertreter der Rockmusik, dass die BScene dieses Jahr auch vermehrt elektronische Acts ins Programm aufgenommen hat?
Setlik: Nun ja, unser Drummer Yannick hat am späteren Abend auch noch einen Auftritt als DJ und bekommt da viel mehr Gage als wir jetzt. Das geht natürlich überhaupt nicht (lacht). Aber im Ernst: Das stört mich überhaupt nicht. Das ist halt einfach eine musikalische Tendenz, die momentan ziemlich fest spürbar ist. Übrigens auch bei ganz vielen Rockbands: Da gibt es ja derzeit einige, die sich neuerdings am Synthpop versuchen…

Heisst das also, dass bei euch Keyboards weder in den Proberaum noch auf die Bühne kommen?
Bachmann: Keyboards waren bei uns definitiv auch schon ein Thema. Das Schöne am Keyboard ist halt, dass du damit ganz andere Klangfarben in deine Musik reinbringen kannst. Das kannst du mit der Gitarre natürlich auch – aber nur bis zu einem gewissen Grad. Eine derart breite Soundpalette wie diejenige eines Keyboards kannst du mit einer Gitarre einfach nicht abdecken.

Das Herz von «The Waves» schlägt unverkennbar für den Gitarrenrock. Jedoch haben die einzelnen Mitglieder ziemlich unterschiedliche Musikbiographien. Was sind die Einzelteile, aus denen sich die Musik von «The Waves» zusammensetzt?
Setlik: Auf mich hatten sicherlich Oasis, Richard Ashcroft und die ganze übrige «Britpop»-Szene den grössten musikalischen Einfluss. Aber das ist natürlich noch längst nicht alles – was sich ja auch in unserer Musik zeigt. So sagen wir intern zum Beispiel immer, dass sich unser jüngster Song ziemlich fest nach B.R.M.C. anhört. Und die ruhige, amerikanische Art à la Ryan Adams schwebt bei uns natürlich auch immer mit.
Bachmann: Ich hingegen war lange Zeit ein riesiger U2-Fan, habe aber ebenfalls immer viel Oasis und Britpop gehört. Und Kings of Leon. Und Bon Iver. Und Coldplay…
Setlik: Unser Drummer Yannick hingegen kommt – wie schon erwähnt – aus der elektronischen Ecke. Und unser Bassist Silas, der früher Teil von The Triad war, hat bislang mit Leib und Seele den Stoner Rock ausgelebt. So macht es rückblickend betrachtet also schon Sinn, dass wir uns ausgerechnet im Gitarrenrock zusammengefunden haben – aber es war definitiv keine Entscheidung, die wir im vornherein bewusst getroffen haben.
Wichtig ist ja eigentlich sowieso nur, dass es für uns momentan funktioniert und es uns dabei auch Spass macht. Aber ich schätze, dass unsere Musik in zehn Jahren ganz anders klingen wird als jetzt.

Was machen «The Waves» in zehn Jahren also?
Setlik: Immer noch montags und mittwochs fleissig proben. Und natürlich ab und zu an der BScene spielen.

Dann wieder im Sommercasino, so wie heute?
Setlik: Ich war überrascht, dass das Sommercasino dieses Jahr überhaupt dabei war. Die Location ist ja eigentlich ziemlich weit weg von allen anderen Orten, die ich sonst normalerweise an einer BScene besuche. Gleichzeitig habe ich aber auch sofort gewusst, dass die Soundverhältnisse im Sommercasino meistens sehr gut sind und es dementsprechend immer «geil» tönt, wenn man hier spielt. Ich habe mich also durchaus gefreut, hier spielen zu dürfen.

Aber wenn ihr jetzt für euren Auftritt an der BScene 2015 einen Ort frei nach Wahl aussuchen dürftet, dann wäre es wahrscheinlich nicht das Sommercasino, oder?
Setlik: Am coolsten wäre es natürlich in der Reithalle in der Kaserne zu spielen. Aber ehrlich gesagt würde ich nächstes Jahr dort noch nicht auftreten wollen. Wir sind schliesslich noch immer mitten in einem musikalischen Findungsprozess und haben unsere Bandidentität noch nicht zu 100 Prozent gefunden.
Bachmann: Ja, angesprochener Selbstfindungsakt ist immer noch in vollem Gange. Darum sind wir beispielsweise momentan auch noch nicht dazu bereit, ein Album oder ähnliches aufzunehmen.
Setlik: Bezüglich Studioaufnahmen mache ich der Band noch einen weiteren Stich durch die Rechnung: Ich gehe im August nämlich für fünf Monate in die Ferien. Die Welt muss also noch ein wenig warten, bis sie von uns erobert werden kann.

Und welche Tipps gebt ihr einer aufstrebenden Basler Band, die nächstes Jahr an der BScene spielen möchte, mit auf den Weg?
Setlik: Üben, üben, üben.
Bachmann: Und – das darf durchaus auch einmal gesagt werden – es gibt ein paar Schlüsselpersonen in Basel, bei denen es nur von Vorteil sein kann, wenn man sie kennt.

The Waves auf Facebook
The Waves auf Soundcloud
The Waves auf Twitter

Die BScene 2014 aus den Augen der Künstler, Teil 1: Two and Yuna

Luca Bruno am Samstag den 1. März 2014

BSceneLogoBezüglich unserer alljährlichen Berichterstattung zur BScene haben in der Vergangenheit vor allem wir selbst oder die Organisatoren das Zepter übernommen. Für die diesjährige Ausgabe überlassen wir nun den auftretenden Künstlern selbst das Wort. Während der achtzehnten Edition der BScene haben wir mit einigen ausgewählten Künstlern Kurzinterviews geführt, die wir euch nun präsentieren. Den Anfang macht das Duo Two and Yuna, welches am Freitagabend die BScene im Parterre eröffnen durfte und dabei gleichzeitig auch zum ersten Mal überhaupt an der BScene auftrat.

Two and Yuna. Luzian Graber (l.) & Chantal Krebs (r.)

Two and Yuna. Luzian Graber (l.) & Chantal Krebs (r.)

Vor wenigen Minuten habt ihr euren allerersten BScene-Auftritt absolviert. Seid ihr zufrieden damit?
Chantal Krebs, Piano/Vocals:
Ja, sehr sogar! Wir haben letzten Donnerstag ein Konzert in Winterthur gespielt und dort war ich überhaupt nicht zufrieden. Zwar sind wir in Winterthur nicht irgendwie schlechter angekommen als jetzt gerade vorher, aber ich hatte nach jenem Konzert trotzdem ein viel schlechteres Gefühl als heute.
Luzian Graber, Drums: Die Voraussetzungen dort waren im Gegensatz zu heute allerdings auch ziemlich anders…
Krebs: Das Publikum heute hat auf alle Fälle sehr gut zugehört. Das hat mich sehr erstaunt. Es ist so angenehm zu wissen, dass dir die Leute auch wirklich zuhören, wenn du spielst.

Two and Yuna Ihr steht mit eurer Band «Two and Yuna» noch ziemlich am Anfang eurer Karriere. Inwiefern könnt ihr von einem Auftritt an der BScene profitieren?
Graber: Zuerst einmal ist die öffentliche Wahrnehmung eines Auftritts an der BScene im Vergleich zu den anderen Veranstaltungen, an denen wir bis jetzt gespielt haben, natürlich grösser. Nicht nur, weil es ein Festival ist, welches von sehr vielen Leuten besucht wird – also auch solchen, die uns noch nicht kennen – sondern auch, weil du generell mehr Aufmerksamkeit erhältst: So wurden wir im Rahmen des Festivals beispielsweise auch von Radio X interviewt und konnten unsere Musik dort ebenfalls vorstellen.
Krebs: Und dazu kommt: Das BScene-Publikum ist äusserst musikinteressiert! Es besucht das Festival, weil es Musik hören will.

Dass ihr für euren ersten Auftritt ins Parterre, eine der kleinsten BScene-Bühnen, gebucht wurdet und ihr bereits freitags um halb Zehn spielen musstet, stört euch dabei also nicht?
Krebs: Nein. Wir sind schon total glücklich darüber, dass wir heute überhaupt auftreten durften.

Wie sieht es mit euren Studioaufnahmen aus?
Krebs: Nächste Woche nehmen wir eine EP auf, die wir im Herbst veröffentlichen wollen. Und selbstverständlich stehen auch noch ein paar weitere Konzerte an. Wir wollen zum Beispiel auf der Summerstage spielen! (lacht) [Anm.: Die BScene schickt dieses Jahr eine von fünf im Vorfeld ausgewählten Bands mittels SMS-Voting auf die Summerstage. Two and Yuna sind eine der fünf Bands, die im Rennen um diesen Slot sind.]
Graber: Unser primäres Ziel für die nächste Zeit ist eindeutig, diese EP fertig zu bekommen. Wobei wir einen Teil davon eigentlich schon haben.
Krebs: Genau. Der Song «Lost», gleichzeitig auch der erste Song, den wir je aufgenommen haben, wird Teil dieser EP sein.

Eure in erster Linie nur von Piano und Drums getragene Musik erinnert durch ihre Reduziertheit an Regina Spektor oder Fiona Apple. Wo liegen also eure Inspirationsquellen?
Krebs:
 Fiona Apple habe ich tatsächlich früher sehr gerne und oft gehört und sie hat mich musikalisch definitiv inspiriert. Und sonst: Patrick Watson, oder ganz allgemein andere Singer/Songwriter beziehungsweise Menschen am Klavier. Aber die Samples, die wir via Laptop einspielen sind mir natürlich auch sehr wichtig. Denn wenn wir nur Klavier und Schlagzeug hätten, dann würde mir definitiv etwas fehlen.
Grabner: Bei mir sind es eher weniger konkrete Einflüsse – ich kann jetzt also keine Bandnamen nennen – sondern ganz generell einfach Musik, die sich mit Sound auseinandersetzt. Darum funktioniert übrigens auch unsere Zusammenarbeit so gut: Chantal kümmert sich um das Songwriting und zusammen schauen wir dann, wie das ganze möglichst gut tönen könnte.

Ständiger Begleiter der Band: Yuna.

Ständiger Begleiter der Band: Yuna.

Euer Bandname lässt darauf schliessen, dass ihr eigentlich gar kein Duo, sondern in Wirklichkeit ein Trio seid. Bei euren Konzerten begleitet euch ein Porträt von Yuna, welches ihr heute am vorderen Bühnenrand platziert habt. Wer ist diese Yuna?
Krebs: Nach einem Konzert von uns hat ein Künstler – inspiriert durch unsere Musik – Yuna gemalt und sie mir anschliessend präsentiert. Zwar betonte er, dass dieses Bild nur eine Skizze sei und er sie noch viel besser malen könnte, aber ich habe sofort gewusst, dass das Mädchen auf diesem Bild unsere Yuna ist. Seither ist sie überall und immer dabei und besonders bei unseren Konzerten ein ständiger Begleiter. Unser Bandname existiert zwar schon länger als das Bild, durch dieses Portrait fühlt es sich allerdings noch viel realer an.

Und ist Yuna ebenfalls zufrieden mit dem heutigen Auftritt?
Krebs: Das kann ich nicht beantworten. Sie ist immer äusserst kritisch.

Open Air Basel wirft erste Köder aus

Gawin Steiner am Dienstag den 25. Februar 2014

Es ist sicherlich ein Highlight am Basler-Sommer-Event-Himmel: Das Open Air Basel, welches 2014 erst zum zweiten Mal unter diesem Namen stattfindet. Im August soll bei der Kaserne wieder getanzt, gesungen und getrunken werden. Getanzt zu Musik, bei der wahrscheinlich nicht jeder sofort den Rhythmus findet. Und die breite Masse den Songtext wohl nicht aus dem Stehgreif hervorholen kann. Mit «Fink» am Freitag und «Mount Kimbie» am Samstag, wurden pünktlich zum Vorverkaufsstart die ersten beiden Acts bekannt.

2013 konnten «Crystal Fighters» das Publikum auf dem Kasernenareal begeistern.

2013 vermochten «Crystal Fighters» das Publikum auf dem Kasernenareal zu begeistern. (Bild: Lucian Hunziker)

Doch das sind erst die ersten beiden ‹Tropfen› des Line Ups. Die weiteren Acts werden dann Ende März und Anfang April bekannt gegeben. Dann soll auch der eigentliche Headliner genannt werden.

Einen kleinen Vorgeschmack auf die bereits bekannten Acts wollen wir unseren Lesern aber trotzdem nicht vorenthalten:
Fink, zu bürgerlichem Namen Finian Paul Greenall, ist ein englischer Singer/Songwriter aus Brighton. Der 32-Jährige schlägt zusammen mit seinem Bassisten und seinem Drummer sanfte Töne an. Mit seiner beruhigend wirkenden Stimme baut er immer wieder Spannung auf, die kurz vor dem Höhepunkt aber wieder zur Ruhe selbst wird.


Musik für Geniesser: «Fink» in Studioqualität (l.) und live (r.).

Ruppiger geht es bei Mount Kimbie zu: Die Londoner Band um Dominic Maker und Kai Campos lässt Minimal aus den Lautsprechern ertönen mit einer ordentlichen Portion Bass. Mit jeder Menge eingebauter orientalischen Klängen differenzieren sie sich aber stark vom typischen Minimal in den Basler Clubs. Definitiv tanzbar.


Tanzbar: Elektronische Klänge von Mount Kimbie in Studioqualität (l.) und live (r.).

Openair Basel, 15./16. August 2014, Kasernenareal Basel
www.openairbs.ch
www.facebook.com/OpenAirBasel
Tickets gibts auf www.starticket.ch

Fussball trifft Kultur

Fabian Kern am Donnerstag den 30. Januar 2014

Flyer FlutlichtBasel ist eine Fussball-Stadt. Basel ist aber auch Kulturstadt. Der Gedanke, die beiden gesellschaftlich relevanten Themen miteinander zu verbinden, verwundert deshalb nicht. Verwunderlich ist viel eher, dass bisher noch niemand auf diesen Gedanken gekommen ist. Dafür brauchte es Philipp Grünenfelder, Dieter Bopp und Markus Schwark. «Flutlicht» heisst ihr Baby, das am Freitag das Licht der Welt erblickt. Es ist das erste Fussball-Film-Festival der Schweiz.

Genau zum Ende der Fussball-Winterpause findet diese Premiere statt. Allerdings nicht ganz freiwillig, denn der Wunschtermin wäre eigentlich eine Woche früher gewesen. Weil aber der FC Basel erst am Sonntag mit einem mässig attraktiven Auswärtsspiel in Lausanne startet, kommen sich der aktive und passive Fussball nicht in die Quere. Im Gegenteil, die Liveübertragung des Spiels wird ins Festivalprogramm eingebunden. «So funktioniert das ganz gut für uns», sagt Grünenfelder. Der 36-Jährige hat mit seinen Kollegen den Anlass nämlich dahin platziert, wo er hingehört: in die Bar du Nord, wo ohnehin alle FCB-Spiele live auf Grossleinwand gezeigt werden.

Das Zielpublikum besteht aber ebenso wenig nur aus Fussballfans wie aus nur Filminteressierten. «Flutlicht soll ein Begegnungs-Festival sein und ein breites Publikum anziehen», erklärt Grünenfelder. Entsprechend sind die Grenzen zwischen Festival- und Barbesuchern offen, denn Eintritt kosten lediglich die Filme und die Diskussionen. Und deswegen zeigt man bewusst nicht Premieren, sondern Filme, die bereits bekannt sind. «Les rebelles du foot» etwa, der viel beachtete Dokumentarfilm von Eric Cantona, dem früheren französischen Profifussballer, oder «Tom Meets Zizou – kein Sommermärchen» des Deutschen Aljoscha Pause. Ersterer führt als Eröffnungsfilm am Freitagabend in den Themenblock «Die Politik und das Spiel» ein, in dem die Greenpeace-Aktion während des Champions-League-Spiels des FCB gegen Schalke im November diskutiert wird. Letzterer ist der Aufhänger am Samstag, welcher dem «Scheitern und dem Tod» gewidmet ist. Den Abschluss am Sonntag macht – passenderweise – der «Glaube im Spiel».


«Football Under Cover» beschäftigt sich mit dem ersten Frauenfussball-Länderspiel im Iran und ist der Hauptfilm am Sonntag.

Die Themen werden jeweils mit Podiumsdikussionen vertieft und so dem eigentlichen Anstoss des Festivals gerecht. «Fussball ist als Thema immer relevanter für die Gesellschaft», sagt Grünenfelder, der mit Bopp und Schwark seit zwei Jahren die Idee des Festivals verfolgte. Richtig aufzugleisen begonnen haben sie aber erst vor neun Monaten. Die Zukunft von «Flutlicht» hängt vom Erfolg der Premiere ab. «Das ist ein Versuchsballon. Ideen für den Ausbau des Festivals hätten wir zur Genüge», sagt Grünenfelder. Interesse aus anderen Städten hat das Organisationskomitee bereits ausgemacht. Aber wo in der Schweiz soll dieses Projekt besser ankommen als in Basel?

Zum Festival-Programm gehts hier.

Alle wollen auf die JKF-Bühne, keiner will voten

Joel Gernet am Mittwoch den 15. Mai 2013

Am Donnerstag endet das Publikums-Voting zum Jugendkulturfestival – die Bilanz ist durchzogen. Dennoch haben alle Beteiligten Grund zur Freude. Eine kleine Polemik von einem, der den Mund eigentlich nicht zu weit aufreissen dürfte.

Das JKF 2013 findet am 30. und 31. August statt. (Fotos: zvg)

Das JKF 2013 findet am 30. und 31. August statt. (Fotos: zvg)

Da soll noch einer sagen, die Jungen sitzen nur zu Hause. Auf die Bühne zieht es sie! Ans JKF! Noch nie wollten so viele Bands am Basler Jugendkulturfestival auftreten wie dieses Jahr. Nicht weniger als 205 Musikformationen wollen am letzten Augustwochenende eine der zahlreichen Bühnen in der Innenstadt rocken – ein Viertel mehr als beim letzten JKF 2011.

Dazu kommen noch über hundert Anmeldungen aus den Bereichen Tanz, Theater, Sport und Freestyle. Das ist ein neuer Rekord, wie die Organisatoren stolz verkünden. Für Jugendliche und Kreative ist das alle zwei Jahre statt findende JKF einer der kulturellen Höhepunkte des Sommers. Wann sonst gehört die Innenstadt ganz der Jugend?

Bands, die sich ihrer Teilnahme am 8. Jugendkulturfestival ganz sicher sein wollen, lassen sich beim Publikums-Voting auf der JKF-Homepage unter die ersten Zehn wählen. Diese sind nämlich auf sicher dabei. Alle anderen durchlaufen das gängige Selektionsverfahren der Organisatoren. Das Voting endet am Donnerstagabend, 16. Mai 2013. Zeit also für den Endspurt und eine kleine Zwischenbilanz kurz vor dem Zieleinlauf. Eigentlich sind solche Votings ja eine gute Sache. Insbesondere für junge Bands mit treuer Fanbasis, aber geringem Bekanntheitsgrad.

Aber überspitzt könnte man sagen: Die Band-Anmeldungen mögen in die Höhe schnellen – doch keine Sau nimmt am Voting teil. Alle wissens, keiner votet. 14 der über 200 Bands kommen am Mittwochvormittag auf mehr als 100 Stimmen, davon zwei auf mehr als 200 (hier werden der Fairness halber bewusst keine Bandnamen genannt). Bei den restlichen Formationen ergibt sich ein tristes Bild: Wenn es eine Band nicht einmal schafft, 40 Stimmen zu mobilisieren, fragt man sich schon, ob die überhaupt einmal jemandem erzählt haben, dass man Musik macht. Und wenn man dann sieht, dass es etablierte Bands gibt, die weniger Stimmen als Bandmitglieder haben, dann kann man schon von einem kleinen Desaster reden.

Woran liegt das? (Ausser am für den Voter lästigen Registrierungsverfahren – wie wärs z.B. mit einem Facebook-Login?) Erstens wissen die etablierten Acts, dass sie den JKF-Gig so gut wie sicher in der Tasche haben. Ebenso eine tolle Auftrittszeit auf einer der grösseren Bühnen – dafür gibt es ja zu Recht das Organisationskomitee. Dieses kennt die Basler Bandszene und weiss, wie man ein ansprechendes Festival programmiert. Und junge Bands, die wirklich gut sind, könnten sich ihrer Sache eigentlich auch sicher sein – sofern sie genug Selbstvertrauen haben, um dem OK zu vertrauen. Das bedeutet eigentlich, dass sich nur durchschnittliche oder blutjunge Bands via Voting in die Top Ten katapultieren lassen müssten. Dass dies nicht so ist, zeigen die ersten 15 des Votings, wo durchaus auch grosse Namen zu finden sind.

Fotobeweis: 2011 war der Autor selber am JKF dabei – nachdem er mit «Brandhärd» das Publikums-Voting gewann.

Meiner Meinung nach liegt das dürftige Interesse am JKF-Voting vor allem am Voting selber. Hier also Punkt zwei: Die Leute haben Votings satt! Heute wird wegen jedem Furz (und damit meine ich nicht das JKF) eine Publikumsabstimmung lanciert in der Meinung, dass man so via Social Media «die Jungen» erreicht und gratis Promo erhält. Das ist zum kotzen!

Ich habe langsam keine Lust mehr, meinen Facebook-Account zu besuchen, weil ich zugebettelt werde von Musikern und anderen Kreativen, die sich für irgendwas verknechten lassen. Als Künstler kann man sich doch heute keine coole Aura mehr erarbeiten, wenn man seine Fans permanent auf Knien anbetteln muss. Hallo! Wo bleibt denn da der Rock’n’Roll? Das sage ich als Fan und Musiker zugleich – wobei ich jetzt hoffe, das ich mit meiner Band demnächst nicht auch wieder auf eine Voting-Teilnahme angewiesen bin. Ich habe keine Lust, meine Freunde zu nerven.

Denn ich weiss, es geht vielen wie mir. Darum: Hört um himmels Willen auf mit diesen lästigen, degradierenden Votings! Wer einen Künstler unterstützen will, soll seine Konzerte Besuchen, CDs kaufen und YouTube-Videos anclicken. Und zwischendurch vielleicht ausnahmsweise ein Voting wie das des JKF. Denn eigentlich, das darf man nicht vergessen, kann die Diktatur solcher Mini-Mehrheiten auch eine gute Sache sein – in der richtigen Dosis.

Also votet! Ihr habt noch Zeit bis am Donnerstagabend. Danach kehrt zumindest in dieser Sache Ruhe ein – und wir können uns auf das Wochende vom 30. und 31. August 2013 freuen. Dann findet zum achten mal das Jugendkulturfestival statt und die Innenstadt gehört für einmal ganz der Jugend und allen Junggebliebenen.

PS: Vielleicht habe ich es verdrängt – oder ich bin einfach schon alt – aber ich möchte und sollte an dieser Stelle natürlich nicht verschweigen, dass ich 2011 mit meiner Band Brandhärd das JKF-Voting gewonnen habe. Allerdings ohne Bettel-Tour.

«Es ist an der Zeit, dass jemand diesen Schritt wagt»

Luca Bruno am Mittwoch den 8. Mai 2013
Sandro Bernasconi, Festivalleiter (l.) und Vereinspräsidentin Danielle Bürgin (r.) präsentieren das Lineup des «Open Air Basel» 2013.

Sandro Bernasconi, Festivalleiter (l.) und Vereinspräsidentin Danielle Bürgin (r.) präsentieren das Lineup des «Open Air Basel» 2013.

Bern und St. Gallen haben schon lange eins, Zürich ist seit kurzem ebenfalls ziemlich erfolgreich mit dabei und jetzt zieht auch Basel endlich nach. Die Rede ist natürlich vom stadteigenen Openair-Festival. Am 9. und 10. August 2013 soll auf dem Kasernenareal das brandneue «Open Air Basel» zum ersten Mal über die Bühne gehen.

Zum allerersten Mal? Nun, nicht ganz! Schliesslich fand während den letzten drei Jahren an gleicher Ort und Stelle schon das «Viva Con Agua Kaserne Basel Festival» statt. Ein neuer Name und ein noch internationaleres Lineup sollen dem Festival jetzt aber zu noch mehr Glanz verhelfen. Anlässlich der gestrigen Medienkonferenz haben wir uns nach der Programmverkündigung mit Festivalleiter Sandro Bernasconi über Lineup, Eintrittspreise und Zukunftsvisionen des Festivals unterhalten… Diesen Beitrag weiterlesen »

«Die BScene hat an Bedeutung gewonnen»

Luca Bruno am Donnerstag den 14. März 2013

Siebzehn Jahr, Blondes Haar… Dieses Wochenende, am 15. und 16. März 2013, geht das Basler Clubfestival BScene zum siebzehnten Mal über die zahlreichen Bühnen der Stadt. Einmal mehr geben sich also neue und alte Bekannte während zwei Tagen die Ehre und zeigen dabei die Basler Musikszene von ihrer hoffentlich besten Seite.

Viel haben wir in den letzten beiden Jahren über die BScene geschrieben. Höchste Zeit also, dass auch die Organisatoren einmal zur Sprache kommen dürfen. Deshalb standen uns Christoph Meneghetti, Präsident der BScene, und Jennifer Jans, Programmverantwortliche des Festivals, in einem längeren Gespräch Red und Antwort. Sie gewährten dabei einen ausführlichen Einblick hinter die Kulissen des Festivals…

BScene 2012: Jaro Milko & The Cubalkanics in der Kuppel. (Foto Dominik Plüss)

BScene 2012: Jaro Milko & The Cubalkanics in der Kuppel. (Foto Dominik Plüss)

Wo beginnt die Organisation einer BScene?
Christoph Meneghetti: Am Anfang einer jeden Ausgabe steht immer die Frage, wie gross die diesjährige BScene werden soll. Sobald wir dies festgelegt haben und somit wissen, welche Grössen von Clubs wir benötigen, beginnen wir damit, die jeweiligen Lokalitäten anzuschreiben. Wir sprechen uns dabei logischerweise schon weit im Vorfeld des Festivals mit den jeweiligen Clubs ab, damit sich diese das Datum des Festivals reservieren können. Über die Jahre sind zahlreiche freundschaftliche Beziehungen entstanden und dank eines intensiven Feedback- und Debriefing-Prozesses kommt es relativ selten vor, dass Clubs kein Interesse an einer Zusammenarbeit zeigen. Schliesslich darf auch nicht vergessen werden, dass die BScene für die teilnehmenden Clubs auch eine Möglichkeit sein kann, Publikum zu erreichen, welches an den anderen 51 Wochenenden des Jahres vielleicht nie bei ihnen vorbeischauen würde.
Neue Räume gehören im Idealfall dazu und trotzdem könnten wir nie eine BScene organisieren, die sich ausschliesslich aus Lokalitäten zusammensetzt, welche im Vorjahr nicht dabei waren. Die Frage, welche Clubs wir unbedingt dabei haben müssen, um das aktuelle Ausgangsverhalten der Stadt optimal wiederspiegeln zu können, stellt sich für uns aber jedes Jahr wieder aufs Neue. Selbstverständlich würden wir auch sehr gerne vermehrt kleinere und speziellere, beziehungsweise temporäre, Lokale mit ins Programm nehmen, wollen aber nicht vor bewilligungstechnische Probleme gestellt werden. Dass wir letztes Jahr mit der Jägerhalle in die Falle getappt sind, war uns Warnung genug… Diesen Beitrag weiterlesen »

«Eigentlich mag ich den Amélie-Film gar nicht so»

Luca Bruno am Montag den 12. November 2012

Yann Tiersen, der Amélie-Pianist.

Sie können einem Leid tun. Diese wenigen bestimmten Künstler, die sich Jahr für Jahr auf Tour abrackern und zahlreiche gute Soloalben veröffentlichen, bis dann eines Tages einer ihrer Songs eine Werbung beziehungsweise Kinotrailer untermalen darf oder auf einem Soundtrack Unterschlupf findet und sie fortan dann auf diesen einen Song reduziert werden.

So kann also auch der mittlerweile 42-jährige Yann Tiersen auf seinen Alben noch so viele Parallelen zu Künstlern und Bands wie Andrew Bird, Sigur Rós oder den späten Talk Talk ziehen, er wird für den Rest seiner musikalischen Karriere wohl immer mit DIESEM EINEN KLAVIERSTÜCK assoziert werden. Dieses Stück, «Comptine d’ un autre été: L’après-midi», war 2001 Teil des Soundtracks zum Film «Amélie» und dürfte Yann Tiersen wohl noch lange verfolgen… und das obwohl es überhaupt nicht stellvertretend für den Rest seines musikalischen Schaffens ist.

Im Rahmen des Zürich Openairs 2012 haben wir Tiersen vor ein paar Wochen interviewt. Diesen Beitrag weiterlesen »

«Der Untergang der B-Seite ist ein wirklich herber Verlust»

Luca Bruno am Dienstag den 31. Juli 2012

Gestern Abend hatten Saint Etienne ihren (laut eigener Erinnerung) ersten Auftritt auf Schweizer Boden, beziehungsweise Gewässern, seit 18 (!) Jahren. Obwohl die Band gerne mit in die Britpop-Schublade gesteckt wurde und dieser Bezeichnung auch heute noch immer gerecht wird – schliesslich nennen die Mitglieder von Saint Etienne London ihr Zuhause und machen durch und durch Popmusik -, hat ihre Musik nur wenig mit derjenigen von Zeitgenossen wie… Shed Seven oder Cast gemein. Während Freunde der Gitarre am makellosen und leichtfüssigen Electropop der drei Londoner also auch gestern wieder wenig Gefallen gefunden haben werden, ist es zu hoffen, dass sich wenigstens der Rest des Rheinbords von den zahlreichen neuen und alten Hits bezaubern liess. Noch vor dem Konzert haben wir uns mit Sarah Cracknell, Bob Stanley und Pete Wiggs über die Vergangenheit und Gegenwart von Saint Etienne unterhalten… Diesen Beitrag weiterlesen »

Von der Yacht aufs Floss

Luca Bruno am Donnerstag den 26. Juli 2012


imFluss-Podcast #1 (Video: Felix Schaffert)

Das Kulturfloss schwimmt wieder! Seit vorgestern Dienstag geben sich während den nächsten zweienhalb Wochen im Namen von imFluss wieder nationale und vor allem auch internationale Künstler die Klinke am Rheinbord in die Hand. Während Philipp Poisel, der das Festival am Dienstag eröffnete, noch dem Fussball weichen musste, war Schlaglicht für den Yacht-Rock von Destroyer gestern rechtzeitig vor Ort… Diesen Beitrag weiterlesen »