Die schweren Holzdecken des jahrhundertealten Erasmushaus‘ an der Bäumleingasse sind eine Herausforderung. Die antiken Rahmen, die Thomas Knöll im Erdgeschoss verkauft, passen hier perfekt hinein. Doch wie sieht es mit Kunst aus, die hier nun neu auch ihre zeitweilige Heimat findet? Erdrückt die dunkle Balkenkonstruktion nicht zwangsläufig alles, was sich darunter befindet? Diesen Beitrag weiterlesen »
Archiv für die Kategorie ‘Galerien’
Leichtfüssige Kunst unter schweren Decken
karen gerig am Donnerstag den 9. Juni 2011Zu Besuch im Atelier bei: Pawel Ferus
karen gerig am Donnerstag den 12. Mai 2011Die Nummer 66 der Breisacherstrasse ist ein grünes Haus. Ein grosses Tor führt in einen Hinterhof, der auf der linken Seite gesäumt ist von einer grossen, in der Mitte unterteilten Halle. Ich gucke durch die Tür des vorderen Teils dieser Ateliergemeinschaft, wo mehrere junge Leute an Computern sitzen. «Ich suche Pawel Ferus», sage ich. «Gleich nebenan, nächste Tür», klingt die Antwort hinter einem Bildschirm hervor. Doch eigentlich hätte ich gar nicht fragen müssen, denn nur schon der Blick nach rechts offenbart, wo Künstler Ferus seine Werke fertigt: Durch die Scheibenfront zeigt sich ein Durcheinander an fertigen und halbfertigen, grossen und kleinen Plastiken. In der rechten hintersten Ecke finde ich ihn schliesslich, vor einem Tisch, auf der eine Buddhafigur kopfüber am Trocknen ist. Diesen Beitrag weiterlesen »
Das definitive Ende einer Ära
karen gerig am Sonntag den 8. Mai 2011Bald ist es soweit: Die Galerie Beyeler schliesst ihre Türen, anderthalb Jahre nach dem Tod ihres Gründers Ernst Beyeler. Die übriggebliebenen Bestände der Galerie werden Ende Juni bei Christie’s versteigert werden, der Erlös der Stiftung Beyeler zu Gute kommen, so hatte es das Galeristenpaar Beyeler in seinem Testament verfügt. Was bleibt? Die Räumlichkeiten an der Bäumleingasse in einem wunderschönen Haus, das den Immobilien Basel-Stadt gehört. Wie man munkelt, freut man sich dort darauf, dass sie frei und somit teuer weiter vermietbar werden. Wir erinnern uns stattdessen daran, dass, wer immer bis ins Innerste der Galerie, in Ernst Beyelers Büro, vordringen wollte, an seiner Frau Hildy vorbei musste, die letzte Kontrollinstanz quasi. Diesen Beitrag weiterlesen »
The Umbrella Kid – Der minimalistische Chaot
karen gerig am Montag den 28. Februar 2011«Eigentlich bin ich ein Chaot», sagt The Umbrella Kid an einer Stelle unseres Gesprächs. Dieses findet teilweise im Wohnzimmer in der WG im Gundeli, in der er mit drei weiteren Leuten wohnt, statt, teils in der Küche, wo geraucht wird, und teils in seinem Atelier. Chaot? Das Atelier ist spärlich möbliert und aufgeräumt, auf einem Tisch steht der Computer, den er fürs Arbeiten nicht braucht, in der Ecke hängen Kleider, farblich sortiert: links schwarz, rechts weiss. «Ich trage nur schwarze und weisse Kleidung», sagt der Künstler, heute ganz in Schwarz. Auch das Mobiliar ist schwarz und weiss. Am liebsten hätte er auch das Fischgrätparkett des Bodens noch geweisselt, meint er.
Was exzentrisch klingt, ist es in Tat und Wahrheit nicht. The Umbrella Kid, vor 25 Jahren in Basel geboren, mag es einfach gern minimalistisch. Auch in seinem Werk. Egal, ob er filmt, fotografiert oder mit dem Pinsel hantiert, einziges Material sind immer Schwarz, Weiss und die Schattierungen dazwischen. Er mag das Schwarze in den Schwarzweissfotografien, und man soll Black Sabbath hören, wenn man seine Bilder betrachtet, hat er einmal gesagt.
Was The Umbrella Kid tut, tut er aus Überzeugung. Sein Pseudonym trägt er, weil er nicht weiss, ob er immer machen will, was er jetzt tut. Passt es ihm dereinst nicht mehr, legt er Arbeit wie Pseudonym nieder und beginnt bei Null. Bis vor wenigen Jahren arbeitete er noch als Journalist, dann beschloss er, voll auf die Fotografie zu setzen. Um diesen Traum zu verwirklichen, putzt er die Partyräume der Kaserne. «Für diesen Job brauche ich keine Kreativität, so bleibt diese vollständig meiner Arbeit erhalten», sagt er dazu. Fotoaufträge will er keine annehmen, der Grund ist einfach und passt zu seiner Einstellung: «Ich will keine Kompromisse eingehen.»
Minimalismus, Grafik, Geometrie sind die zentralen Elemente seiner Fotografien. Er findet sie hauptsächlich in der Architektur. In einer Werkserie bricht er die klaren Linien von Betonstrukturen durch bewegte Skateboarder. Auch der Basler Galerist Guillaume Daeppen war fasziniert von diesem Kontrast zwischen dem klassischen Bildthema Architektur, wie man es vielleicht in den 50er Jahren finden könnte, und dem modernen Thema Skateboard. «Bei einem jungen Künstler würde ich das so nicht erwarten», erklärt er.
Ebensowenig würde man wohl erwarten, dass ein so junger Künstler am liebsten analog fotografiert. Seine erste Kamera war diejenige seines Vaters, eine Nikon. «Ich verstehe mich als junger Repräsentant der alten Schule», sagt The Umbrella Kid. Abgesehen davon, dass es gut sei, dass man vor dem Drücken des Auslösers genau überlegen muss, was man abbilden will, gefällt ihm auch die Arbeit im Labor. Und er höre ja auch lieber LPs als MP3-Dateien. Beigebracht hat er sich alles selbst, er bezeichnet sich als Autodidakt aus Überzeugung. «Ich wollte nie an eine Schule, weil ich mich nicht in eine bestimmte Richtung zwängen oder mir einen Stempel aufdrücken lassen wollte», erklärt er. Manchmal sei das im Kunstmarkt zwar hinderlich, weil nicht wenige auf den Lebenslauf eines Künstlers gucken. Wer dort nichts vorzuweisen hat, ist manchen nichts wert. Beim Umbrella Kid aber scheint dies nur bedingt zu stimmen – «und ausserdem bin ich dadurch gleich doppelt motiviert», sagt er. Gerade eben hat er eine Einzelausstellung in der Zürcher Galerie ArtSeefeld eröffnet, und vor kurzem ausserdem einen Swiss Photo Award EWZ Selection in der Sparte Fine Art gewonnen. Es läuft also nicht schlecht für den Autodidakten.
Gesucht: Die perfekten Galerieräume
karen gerig am Freitag den 11. Februar 2011«Sechseinhalb Jahre sind es schon», sagt Karin Sutter, und ist selbst überrascht. «Im November 2004 hab ich die Galerie aufgemacht, tatsächlich.» Sechseinhalb Jahre und unzählige Ausstellungen später geht das Kapitel jedoch zu Ende: Karin Sutter ist auf der Suche nach neuen Galerieräumen. Spätestens im September müsste sie aus dem Burghof ausziehen – und somit Platz machen für den Erweiterungsbau des Kunstmuseums. Weil es aber wenig Sinn mache, die Saisoneröffnung Ende Sommer noch in den alten Räumen zu feiern, wird sie die Glastür wohl bereits im Juli für immer schliessen. Schweren Herzens, denn «sowas wie hier finde ich wohl nicht mehr», schätzt sie.
Suchen tut sie schon länger, schon seit klar ist, dass das Gebäude weichen muss. Doch geeignete Räume zu finden, gestaltet sich nicht einfach. «Mir gefiel hier einfach alles: Die Lage, der Raum mit der Fensterfront – ich gucke gern raus und seh die Passanten. Und mag es, dass die reinsehen können», sagt sie. Seit sie vergangenen Sommer noch den Projektraum rechts davon dazumieten konnte, war auch das Platzproblem gelöst. «Der Projektraum gab mir mehr gestalterische Freiheit», erzählt sie. Plötzlich waren Doppelausstellungen möglich mit künstlerischen Positionen, die sich schlecht oder gar nicht verbinden liessen, oder es liessen sich spontane Ausstellungen ohne kommerziellen Charakter organisieren oder eine Bar einrichten.
Für ihre neue Galerie wünschte sie sich deshalb auch mindestens zwei Räume, damit sie diese Freiheiten des Ausstellungsmachens weiterführen kann. Sie wolle nicht einfach einen Raum mieten, nur damit gemietet sei, es müsse schon passen. Doch was, wenn sich bis im Sommer nichts Geeignetes finden lässt? «Es gäbe wohl eine interimistische Lösung» sagt sie, «aber spruchreif ist noch nichts.»
Bis im Sommer plant die Galeristin noch vier Ausstellungen in der Galerie und drei oder vier im Projektraum, da ist sie noch nicht ganz sicher. Erstmals wird ab heute Abend aber ein Künstler beide Räume bespielen: Ulrich Muchenberger darf den ganzen Platz für seine Lichtobjekte beanspruchen. Nicht, weil sie besonders gross wären, aber weil sie Raum brauchen für die Betrachtung. Das mehrfarbige Licht dehnt sich nämlich unterschiedlich stark im Raum aus und verändert dadurch die Wahrnehmung.
Konzeptkunst, und das bei Karin Sutter? «Stimmt, ein weiteres Novum» sagt sie und lacht. Bis jetzt lag ihr Ausstellungsschwerpunkt klar auf der Malerei, auf der figurativen. «Das hat sich so ergeben mit der Zeit», erklärt sie. «Unbeabsichtigt. Das entspricht mir wohl am meisten.» Früher zeigte sie auch hauptsächlich regionale Künstler, auch das hat sich geändert. «Mir fehlte früher die Zeit für Atelierbesuche, für die ich weit reisen musste», sagt Sutter, die noch immer zu 70 Prozent bei der Galerie Beyeler angestellt ist und dort seit dem Ableben Ernst Beyelers vor einem Jahr den Galeriebestand liquidiert. «Sag jetzt aber bloss nicht, dass meine Galerie nur mein Hobby ist», warnt sie plötzlich und mit Nachdruck. «Das wäre komplett falsch.» Im Wissen darum, dass kaum ein Galerist seine Galerie noch ohne Brotjob führen kann, verwenden wir stattdessen das Wort Leidenschaft. Die wird spürbar, wenn die Galeristin über ihre Arbeit spricht. Über die Arbeit mit den Kunstschaffenden. Über die Vermittlungsrolle zwischen Künstlern und Rezipienten, die sie so gerne einnimmt. Nun fehlt nur noch der passende Raum, der sich mit dieser Leidenschaft füllen lässt. Wir wünschen viel Glück bei der Suche.
Vernissage der Ausstellung mit Werken von Ulrich Muchenberger ist heute Freitag um
17 Uhr. Die Ausstellung dauert dann bis zum 12. März.