Archiv für die Kategorie ‘Kino’

Der verhinderte rumänische Blockbuster

Fabian Kern am Donnerstag den 18. April 2013

Filmplakat

«Beyond the Hills» läuft ab 18. April im kult.kino camera.

Kleineren europäischen Filmen haftet oft das Klischee an, sie seien abgehoben, intellektuell oder schlicht langweilig. Der Arthouse-Stempel hält viele Leute vom Gang ins Kino ab. Doch das muss nicht heissen, dass diese Werke nicht interessant sind. Nehmen wir das aktuelle Beispiel «Beyond the Hills». Ein rumänisches Drama über eine Waise, die ihre Freundin zum Weggang aus einem Kloster in der Einöde bewegen will. Schnarch. Betrachten wir das Ganze also einmal aus Mainstream-affinen Augen. Dann klingt die Geschichte etwa so: Eine Lesbe will ihre Geliebte in der rumänischen Einöde aus den Fängen eines religiösen Führers befreien, der ihrer Freundin eine Hirnwäsche verpasst hat, dreht durch und wird einem Exorzismus unterzogen.

Voichita und Papa

Nein, nicht Depardieu: Papa (rechts) hat Voichita fest unter Kontrolle. (Bilder Frenetic)

Das Problem ist, dass die Rollen von Gut und Böse nicht ganz klar verteilt sind. Einerseits ist die blinde Bigotterie der Nonnen so lachhaft, dass sie schon fast nicht mehr nervt. Der Priester (Valeriu Andriuta), von den Nonnen «Papa» genannt, hat seine Schäfchen absolut im Griff. Er predigt ihnen immer wieder die Verkommenheit des Westens, den schlechten Einfluss von materiellem Besitz und lässt sie Tag und Nacht den beeindruckende 464 Vergehen umfassenden Sündenkatalog rauf- und runterrezitieren. Hirnwäsche eben. Diese hat bei Voichita (Cosmina Stratan) angeschlagen – allerdings verheimlicht sie ihre intime Vergangenheit mit einer Frau.

Voichita und Alina

Verbotene Liebe: Voichita und Alina.

Alina (Cristina Flutur) ist aus Deutschland angereist, um ihre Geliebte in den Westen zu holen. Jobs sind bereits organisiert, einer gemeinsamen Zukunft steht nichts mehr im Weg. Denkste. Denn als sie in das abgelegene rumänische Kloster kommt, erkennt sie ihre langjährige Gefährtin aus dem Waisenhaus nicht wieder. Ihre Annäherungsversuche werden von Voichita abgewehrt. Um sie doch noch zu bekehren, überschreibt Alina ihren gesamten Besitz dem Kloster und wird selbst Nonne. Doch innert Kürze verliert sie die Nerven, sabotiert die katholischen Rituale und wird handgreiflich. Sie dreht komplett durch, weshalb man sich auch mit ihr nicht wirklich identifizieren kann. Die Nonnen sind sich einig: Alina ist vom Teufel besessen. «Papa» soll ihr die Dämonen austreiben.

Cristian Mungiu

Hat eine starke Bildsprache: Cristian Mungiu.

Bleibt noch die Besetzung. Nichts gegen die starken rumänischen Darsteller, aber für den Mainstream müssen Namen her. Der Priester sieht genauso aus wie Gérard Depardieu mit Rauschebart. Belassen wir es also dabei. Würde der Neo-Russe mitspielen und würden Alina und Voichita von Scarlett Johansson und Christina Ricci verkörpert, «Beyond the Hills» wäre ein absoluter Kassenschlager. Auch die Coen-Brüder dürften ihre Freude am Plot haben. Regisseur Cristian Mungiu packt den Zuschauer stilsicher und zieht ihn immer mehr in die tragische Geschichte hinein. Das Erschreckende ist nur, dass Cristian Mungius schonungslos gradlinig und schnörkellos inszeniertes Drama um Liebe und Glauben auf sogenannt «nicht-fiktionalen» Romanen basiert. Dass in gewissen dunklen Ecken Europas solche Dinge heutzutage tatsächlich noch passieren könnten, stimmt sehr nachdenklich.

«Beyond the Hills» läuft ab 18. April 2013 im kult.kino camera in Basel.

Weitere Filmstarts in Basel am 18. April: Ginger & Rosa, Broken City, Mama, Schlafkrankheit, Kon-Tiki, I Give It a Year.

Rache auf europäisch

Fabian Kern am Mittwoch den 3. April 2013

Filmplakat

«Dead Man Down» läuft ab 4.4. im Pathé Küchlin und im Rex.

Europäer, die in den USA einen Film drehen, bieten meist eine andere Perspektive als Amerikaner. So auch Niels Arden Oplev. Weil der Däne mit der Stieg-Larsson-Verfilmung «Verblendung» ein bestechendes Thriller-Debüt hingelegt hat, bekam er seine Chance ennet des grossen Teichs. Und nutzte sie – zumindest in den Augen eines Europäers. Für den Rache-Thriller «Dead Man Down» nahm Oplev gleich einen Trumpf seines grossen Erfolgs mit: die Schwedin Noomi Rapace, bekannt geworden in der Rolle der Lisbeth Salander. Ihr Part als die Französin Beatrice gibt dem Film einen interessanten zusätzlichen Aspekt und hebt ihn aus der Masse des Genres heraus.

Victor

Hat Alphonse im Visier: Victor. (Bilder Rialto)

Die Hauptrolle ist einem anderen Europäer vorbehalten – allerdings einem, der zu Hollywoods Elite gehört. Die Rolle des schweigsamen Victor ist Colin Farrell auf den Leib geschrieben. Als ungarischer Einwanderer nimmt der Ire unaufhaltsam Rache für seine Frau und Tochter. Diese wurden von den Schergen des New Yorker Gangster-Bosses Alphonse (Terrence Howard) ermordet, weshalb sich Victor in die Bande einschleust. Mit gezielten Sabotageakten treibt er Alphonse in die Raserei und scheint seinem Plan, die Verantwortlichen auf einen Schlag zu eliminieren, immer näher zu kommen.

Beatrice

Leidet unter ihren Narben: Beatrice.

Doch dann kommt Beatrice ins Spiel. Die Französin lebt in Sichtweite von Victor, auf dem selben Stock im Hochhaus gegenüber. Was als Romanze beginnt, endet jäh in einem Erpressungsversuch: Victor soll jenen Mann umbringen, der sie in betrunkenem Zustand angefahren und entstellt hat. Das ist nur eine von vielen Wendungen, mit welchem die Auge-um-Auge-Geschichte aufwertet. Victor muss fortan an verschiedenen Fronten kämpfen, denn Alphonse hat zur Jagd auf den unbekannten Maulwurf geblasen. Ausgerechnet sein bester Freund Darcy (Dominic Cooper), der in der Organisation aufsteigen will, rückt Victor immer mehr auf die Pelle.

Alphonse

Weiss nicht, wer ihn im Visier hat: Alphonse.

Ob wegen der europäischen Perspektive oder nicht – «Dead Man Down» überzeugt. Als Actionthriller genauso wie als ungewöhnliche Beziehungsgeschichte. Auch wenn Victor mehr wie ein Profikiller als wie ein ungarischer Ingenieur mit Armee-Erfahrung agiert, auch wenn sich Alphonse etwas gar naiv zum Narren halten lässt, der vielschichtige Film unterhält ausgezeichnet. Das liegt nicht zuletzt an der Besetzung. Die ist bis in die Nebenrollen exquisit. So glänzt Frankreichs Filmdiva Isabelle Huppert sogar als Beatrices schwerhörige Mutter die Ehre. Auch wieder eine Europäerin.

«Dead Man Down» läuft ab 4. April 2013 in den Basler Kinos Pathé Küchlin und Rex.

Weitere Filmstarts in Basel am 4. April: Argerich, A perdre la raison, Children of Sarajevo, Le magasin des suicides, Paul Bowles: The Cage Door is Always Open.

Einer für alle, alle für Beethoven

Fabian Kern am Mittwoch den 27. März 2013

Filmplakat

«A Late Quartet» läuft ab 28.3. im kult.kino Atelier.

E-Musik ist – wie das «E» schon verrät – eine ernste Angelegenheit. Zu ernst, als dass ein Laie sich trauen würde, darüber zu schreiben. Deshalb soll an dieser Stelle nicht die Qualität im Fokus stehen, mit der in «A Late Quartet» die Saiten gestrichen und gestreichelt werden, sondern die Geschichte, die darum herum erzählt wird. Und diese ist nicht nur aus dem Leben gegriffen, nein, sie ist das ungeschminkte Leben. Liebe, Leidenschaft und Hingabe gehören ebenso dazu wie unterdrückte Gefühle, Eifersucht und Geltungsdrang. Der deuschte Meisterkomponist Ludwig van Beethoven hätte seine helle Freude daran gehabt, dass sein Opus 131 Auslöser solch heftiger Emotionen sein kann.

Daniel, Peter, Juliette und Robert

Erfolgsquartett auf dem Prüfstand: Daniel, Peter, Juliette und Robert. (Bilder Pathé)

Ausgangspunkt für die Turbulenzen im Leben einer Handvoll Menschen ist wie so oft eine Diagnose. Bei Peter Mitchell (Christopher Walken) wird Parkinson im Frühstadium entdeckt. Das allein wäre schon verheerend genug, weil Mitchell aber der Cellist eines weltberühmten New Yorker Streichquartetts ist, sind auch die anderen drei Mitglieder vom drohenden Karriereende Mitchells betroffen. Als er sich in der Gruppe outet, tritt er eine Lawine an Ereignissen los. Robert Gelbart (Philip Seymour Hoffman) wittert seine Chance, endlich aus dem Schatten von Daniel Lerner (Mark Ivanir) herauszutreten und die erste Geige zu spielen – wortwörtlich gemeint. Derweil akzentuieren sich seine Eheprobleme mit Juliette (Catherine Keener), der vierten im Quartett. Als schliesslich die gemeinsame Tochter Alex (Imogen Poots) auch noch ihrem Lehrmeister Daniel eindeutige Avancen macht, droht das Quartett auseinanderzubrechen und Mitchells Wunsch auf einen letzten gemeinsamen Auftritt zunichte zu machen.

Juliette und Robert

Eheprobleme: Juliette und Robert.

Alex

Verliebt in ihren Lehrer: Alex.

Yaron Zilberman ist ein Glückspilz. Welcher Regisseur kann bei einem Spielfilm-Debüt schon auf so einen vorzüglichen Cast zurückgreifen? Dennoch gilt es, neben dem gewohnt brillanten Seymour Hoffman speziell Christopher Walken herauszuheben. Der Mann ist ein Ereignis. Ob er James Bond im Silicon Valley den Garaus machen will, dem kleinen Bruce Willis mit feierlichem Ernst erzählt, er habe die Armbanduhr dessen Vaters zwei Jahre lang in seinem Arsch aufbewahrt, oder als kopfloser Reiter Johnny Depp zu Tode erschreckt – das unverwechselbare Gesicht des mittlerweile 70-jährigen New Yorkers zieht einen unweigerlich in seinen Bann. In «A Late Quartet» zeigt Walken die Schwierigkeiten eines erfolgsgewohnten Manns, mit einer Diagnose umzugehen, die ihm komplett den Boden unter den Füssen wegzieht, mit feinem Mienenspiel: Unspektakulär, aber präzis und absolut glaubwürdig.

Peter

Spektakulär unspektakulär: Christopher Walken als an Parkinson erkrankter Peter Mitchell.

«A Late Quartet» mag eine Hommage an van Beethovens Opus 131 sein und auch ein wenig an New York, aber in erster Linie ist es ein Film über sehr menschliche Menschen, die sich mit Leib und Seele ihrer Leidenschaft verschreiben. Man muss nichts von E-Musik verstehen, um diesen Film wirklich gut zu finden.

«A Late Quartet» läuft ab 28. März 2013 im kult.kino Atelier.

Weitere Filmstarts in Basel am 28. März: Identity Thief , G.I. Joe: Retaliation, Mutlu Aile Defteri, Sâdhu.

Eine schrecklich nette Steinzeit-Familie

Fabian Kern am Mittwoch den 20. März 2013

Filmplakat

«The Croods» läuft ab 21.3. im Küchlin, im Plaza und im Rex.

«Verlass nie die Höhle!» Als Familienoberhaupt Grug (Nicolas Cage) das oberste Überlebensprinzip für seine Sippe zum ersten Mal propagiert, ist schon klar, womit die Croods konfrontiert werden: mit der gefürchteten Veränderung. Zwar hat der bärenstarke Höhlenmensch mit der Unterdrückung der Neugier seine sechsköpfige Familie bisher am Leben erhalten gesichert, was angesichts der Vielzahl an natürlichen Feinden vor ein paar Millionen Jahren bereits eine Leistung ist. Doch seine Tochter Eep (Emma Stone) will sich mit dem kümmerlichen Dasein in der schummrigen Höhle nicht abfinden. Sie ist ihrer Zeit weit voraus, will Sonnenschein und Lebensqualität. Ihre Abenteuerlust wird noch zusätzlich angestachelt, als ihr der schnucklige Visionär Guy (Ryan Reynolds) über den Weg läuft, der trotz seiner Jugend so viel mehr zu wissen scheint als die Croods.

Die Croods

Auf zu neuen Ufern: die Croods. (Bilder: 20th Century Fox/DreamWorks)

Eep und Guy

Mehr als nur Sympathie: Eep und Guy.

Die Wahl, ob man Guys krude Prophezeiung von Erdbeben und Lavaströmen glauben oder sich einfach wieder in die Höhle verziehen will, wird den Croods einfach gemacht, da ihr Heim durch einen Felssturz zerstört wird. Wohl oder übel muss sich die urzeitliche Familie auf den ersten Road Trip der Menschheit machen und entdeckt dabei Erstaunliches: Regenwälder mit bunten Geschöpfen aus Mutter Naturs Evolutionslabor, neue Feinde und neue Verbündete sowie – das Feuer. Die Suche nach einer sicheren neuen Heimat wird nicht nur ein Kampf gegen die Tücken der Kontinentalverschiebung, sondern auch gegen den eigenen Charakter. Vor allem für Grug.

Grug

Ausgeprägter Beschützerinstinkt: Grug.

DreamWorks begeht mit «The Croods» ein Stück weit Neuland. In den bisherigen Blockbustern des Animationsstudios waren immer Tiere oder Fantasiegestalten die Protagonisten: Shrek, Kung Fu Panda, Madagaskar und deren Sequels waren die grössten Hits von Jeffrey Katzenberg und Co. Nun stehen erstmals menschliche Helden im Mittelpunkt. Die Croods sind eine Familie von ungehobelten, aber liebenswerten Figuren, deren Identifikationsgrad um einiges höher ist als jener der Ice-Age-Konkurrenz. Die platte Botschaft, die der Story unterlegt ist, wird wettgemacht mit rasanter Action und gut sitzenden Gags. Das 3D-Abenteuer kann sich sehen lassen, ist aber nicht für die Kleinsten geeignet.

«The Croods» läuft ab 21. März 2013 in den Basler Kinos Pathé Küchlin, Pathé Plaza und Rex.

Weitere Filmstarts in Basel am 21. März: Le Plan Parfait, Spring Breakers, Himmelfahrtskommando, Fill the Void, Ostwind, When Pigs Have Wings, No.

«Nennen Sie mich Hitch, ohne cock»

Fabian Kern am Dienstag den 12. März 2013

Filmplakat

«Hitchcock» läuft ab 14. März in den Kinos Capitol und Pathé Küchlin.

Was ist wohl Alfred Hitchcocks bester Film? «Das Fenster zum Hof»? «Vertigo»? «Der unsichtbare Dritte»? Oder doch «Die Vögel»? Man darf sich darüber streiten. Fest steht aber, welches Hitchcocks erfolgreichstes Werk ist: «Psycho». Und genau in der Entstehung dieses Films, der das unschuldige Publikum der 60er-Jahre von den Sitzen gerissen hat, spielt das Biopic über den Meister des Suspense. In jenem Moment stand Hitchcocks grosse Karriere auf der Kippe. Nach dem grossen Erfolg seines meisterhaften Blockbusters «North by Northwest» (Der unsichtbare Dritte), einem Meilenstein im Spannungskino, weigerte sich der Starregisseur, weiter in der Mainstream-Schiene zu fahren. «Das Publikum will schockiert werden», war Hitchcock überzeugt. Zudem liebte der Brite das Risiko, Öffentlichkeit und Kritiker zu überraschen.

Alma und Alfred

Ein starkes Paar: Alma und Alfred Hitchcock. (Bilder: 20th Century Fox)

Um die Kinowelt wieder einmal zu verblüffen, ging Hitchcock (Anthony Hopkins) 1960 an seine Grenzen. Weil er sich in den Kopf gesetzt hatte, ein Buch über einen schwulen Serienmörder zu verfilmen, der zu allem Übel auch noch mit Vorliebe die Kleider seiner toten Mutter trug. Für diesen Ehrgeiz setzte der Regisseur nicht nur sein privates Vermögen aufs Spiel, sondern auch seine Ehe. Denn ja, «Hitchcock» ist auch eine Liebesgeschichte. Auch wenn der Protagonist oft unnahbar, zynisch und nur an der nächsten kulinarischen Sünde interessiert erscheint, lässt er sich stark von seinen Gefühlen leiten. Es war die Faszination an den menschlichen Abgründen, die seine Leidenschaft für den Thriller befeuerte, aber es war seine Frau Alma (Helen Mirren), ohne deren Rückhalt er verloren gewesen wäre. Und was viele nicht wussten: Alma hatte erheblichen Anteil an der Genialität von Hitchcocks Werken.

Janet Leigh (Scarlett Johansson)

Janet Leigh der Moderne: Scarlett Johansson.

In Bezug auf «Psycho» heisst das konkret: Alma schlägt Anthony Perkins (James D’Arcy) und Janet Leigh (Scarlett Johansson) als Hauptdarsteller vor und hat die Idee mit der weltberühmten Begleitmusik in der Dusch-Szene. Dagegen wehrte sich Hitchcock übrigens sehr lange, um sich schliesslich von deren schockierender Wirkung überzeugen zu lassen. Zudem war Alma die Einzige, die im Schneideraum gemerkt hat, dass Leigh nach der Ermordung ihrer Figur noch blinzelte. Doch nicht nur die Produktion des Films steht im Zentrum. Hitch («Nennen Sie mich Hitch, ohne cock») war besessen. Besessen von seinem jeweiligen Projekt, sodass es ihn komplett einnahm. Damit konnte Alma umgehen. Was die Ehefrau aber je länger je mehr Mühe bereitete, war Hitchcocks voyeuristische Vorliebe für attraktive Blondinen. Ob Kim Novak (Vertigo), Eva Marie Saint (Der unsichtbare Dritte) oder Janet Leigh – Hitch konnte seine Augen nicht von den Schönheiten lassen. Doch während der Dreharbeiten zu «Psycho» wurde der Filmemacher mit seiner eigenen Eifersucht konfrontiert, denn Alma arbeitet eng mit Whitfield Cook (Danny Huston) an dessen Skript.

Vera Miles (Jessica Biel)

Blondinen bevorzugt: Hitchcock und Vera Miles.

Sacha Gervasis Biografie ist sehr vielfältig. Neben dem biografischen Teil verrät er einige amüsante Insider-Informationen. Wie etwa das Filmstudio Paramount Pictures aus Angst vor einem Skandal erst nicht den Mut hatte, die Finanzierung von «Psycho» zu übernehmen und während der Dreharbeiten immer wieder versuchte, Hitchcocks erfolgreichstes Werk zu sabotieren. Oder Hitchcocks Geheimnistuerei, die so weit führte, dass er so viele Buchkopien von «Psycho» kaufen liess, wie er konnte, und seine gesamte Crew einen Stillschweige-Schwur leisten liess. Und weil die Charakterstudie von Alfred Hitchcock am Entstehungsprozess eines der kontroversesten Films des 20. Jahrhunderts aufgehängt ist, ist der Plot spannend bis zum Schluss. Dass der Streifen sehenswert ist, weiss man allerdings schon nach einem kurzen Blick auf die Besetzungsliste. Mit Anthony Hopkins und Helen Mirren standen zwei der besten Charakterdarsteller der Gegenwart erstmals gemeinsam vor der Kamera. Hopkins, wenn auch maskentechnisch aufwändig verunstaltet, sieht zwar nicht haargenau wie Hitchcock aus, aber man nimmt ihm den besessenen Filmemacher mit dem weichen Kern und dem trockenen Humor absolut ab. An seiner Seite ist Helen Mirren einmal mehr eine Wucht. Begleitet werden die beiden Altstars durch einen wohl ausgesuchten Cast der neuen Hollywood-Generation.

Dies alles ergibt eine würdige Hommage an Alfred Hitchcock. Denn auch wenn man sich nicht einig ist, welcher seiner Filme der beste ist, auch wenn Hitchcock nie einen mit einem Oscar bedacht wurde, eines ist er unbestritten: der Master of Suspense.

«Hitchcock» läuft ab 14. März 2013 in den Basler Kinos Capitol und Pathé Küchlin.

Weitere Filmstarts in Basel am 14. März: Jack the Giant Slayer, Laurence Anyways, Rubinrot, Song for Marion, This Is 40.

Oz zum Anfassen

Fabian Kern am Mittwoch den 6. März 2013

Filmplakat

«Die fantastische Welt von Oz» läuft ab 7. März im Küchlin und im Plaza.

Fantasy ist zur Zeit «In» – erst recht, seit die 3D-Technologie in den Kinos hoffähig wurde. Was läge also näher, als die klassischen Märchen mit grossem Aufwand quasi zum Anfassen auf die Leinwand zu bringen? Die Disney-Studios sind deshalb zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und haben sich am amerikanischsten aller Märchen versucht: dem «Zauberer von Oz» von L. Frank Baum. Allerdings muss die Geschichte von Dorothy, die von einem Tornado aus Kansas in eine Zauberwelt entführt wird, noch warten. Zuerst erzählt Spiderman-Regisseur Sam Raimi in «Die fantastische Welt von Oz» die Vorgeschichte dazu: Wie der berühmte Zauberer nämlich selbst nach Oz gelangte. Der biografische Hintergrund des Zauberers stammt aber nicht aus der Feder von L. Frank Baum, sondern wurde von den Drehbuchschreibern entwickelt.

Oscar und das Porzellanmädchen

Wo gehts hier zur bösen Hexe? Oscar und das Porzellanmädchen. (Bilder: Disney Enterprises)

Oscar Diggs (James Franco) schlägt sich im Jahr 1905 in Kansas auf einem Jahrmarkt mit überschaubarem Erfolg als Magier «Oz» durch. Der Trickbetrüger fällt dabei aber mehr durch seine zweifelhafte Moral als durch seine Zaubertricks auf. Als er mit einem Heissluftballon fliehen muss, weil er wieder einmal ein naives Mädchen verführt hat, wird der Schwerenöter von einem Tornado erfasst, der ihn in ein unbekanntes Land entführt. Die aufregende, bunte Welt von Oz erscheint Oscar nach der wüsten Einöde des amerikanischen Mittelwestens wie das gelobte Land. Zumal die Einwohner gemäss einer Legende von einem Zauberer erlöst und angeführt werden sollen. Thron und immenser Reichtum in der Smargdstadt scheinen bereit zu liegen für den gierigen Schwindler. Der kleine Haken: Zuerst muss Oscar die böse Hexe besiegen.

Theodora und Oscar

Schön – aber auch gut? Theodora.

Evanora und Oscar

Definitiv böse: Theodoras Schwester Evanora.

Das klingt schon schwierig genug für einen Magier, dessen magisches Talent gegen null tendiert, und dessen Motivation so gar nicht ehrenhaft ist. Doch Oscars vordringliches Problem besteht darin, herauszufinden, wer die böse Hexe ist. Von den Schwestern Evanora (Rachel Weisz) und Theodora (Mila Kunis) wird er auf Glinda (Michelle Williams) gehetzt. Die sanfte Blondine allerdings erfüllt so gar nicht Oscars Bild von der bösen Hexe, und er ahnt, dass die Rollen wohl umgekehrt verteilt sind. Was ihm nicht wirklich viel hilft, denn der Armee der bösen Schwestern hat er nicht viel Schlagkräftiges entgegenzusetzen. Neben einem fliegenden Affen, einer lebendigen Porzellanpuppe und der weissen Magie von Glinda bleibt «Oz» nur der Manpower eines zwar fleissigen, aber durch und durch pazifistischen Volks. Da muss sich Oscar auf seine grosse Stärke, die Illusion, konzentrieren. Oder verlässt ihn doch noch im letzten Moment der Mut und er lässt die liebenswerten Einwohner von Oz trotz seiner Schwäche für Glinda im Stich?

Glinda

Definitiv gut: die schöne Glinda.

Natürlich nicht – es ist schliesslich ein Märchen. Ein Märchen, dessen Fortsetzung man schon kennt. Und das müssen sich auch jene Fantasy-Fans vor Augen halten, die Episches à la Tolkien erwarten. «Die fantastische Welt von Oz» ist familiengerechte Disney-Unterhaltung. Technisch hervorragend gemacht und mit liebevollen Charakteren – allein das Porzellanmädchen ist zum Knuddeln – verzichtet die aufwändige 3D-Produktion auf den im Fantasy-Genre in Mode gekommenen Gothic-Anstrich. Zu ihrem Vorteil. Ebenso die Tatsache, dass bis auf eine Ausnahme auf Gesangseinlagen verzichtet wurde. So ist Raimi, der sich hauptsächlich mit Horrorfilmen einen Namen gemacht hat, ein schönes Märchen gelungen, dem man den Mangel an Tiefgang verzeiht. Und auch wenn noch nichts über weitere Verfilmungen der Abenteuer aus den 14 Oz-Büchern bekannt ist: Disney wird sich nach dem gelungenen Prequel das Remake der berühmten Hauptgeschichte kaum nehmen lassen.

«Die fantastische Welt von Oz» läuft ab 7. März 2013 im Pathé Küchlin und im Pathé Plaza in Basel.

Weitere Filmstarts in Basel am 7. März: Shootout, Night Train to Lisbon, Safe Haven, Detachment, Thérèse Desqueyroux, Appassionata, Il comandante e la cicogna, Appassionata.

Wenn Lara zu Chiara wird

Fabian Kern am Mittwoch den 27. Februar 2013

Filmplakat

«Tutti giù» läuft ab 28. Februar im Pathé Küchlin.

Die Bilder von der Abfahrt der Frauen an der WM 2009 in St. Moritz sind noch präsent. Die 17-jährige Lara Gut stürzt nach bester Zwischenzeit kurz vor dem Ziel, schlittert auf dem Rücken über die rote Linie – und verpasst die Goldmedaille nur um eine lausige Hundertstelsekunde. Lara wischt sich den Schnee aus dem Gesicht und zeigt ihr berühmtes Lächeln. Diese emotionalen Bilder gibt es nun auch auf der grossen Leinwand zu bewundern. Allerdings mit dem etwas irritierenden Makel, dass nicht «Lara Gut» eingeblendet wird, sondern «Chiara Merz». Aber Niccolo Castellis Werk «Tutti giù» ist trotz des grossen biografischen Anteils an Lara Guts Geschichte kein Dokumentar-, sondern ein fiktiver Kinofilm. Was zur Ehrenrettung von Laras richtiger Mutter betont werden muss, denn ihre Film-Mama ist – gelinde gesagt – etwas übereifrig.

Jullo

Mit dem Ernst des Lebens konfrontiert: Jullo.

Chiara alias Lara ist eine von drei «Ticino Kids», die sich mit den Tücken des Erwachsenwerdens herumschlagen. Während der strahlende Skistar vom immensen Rummel, den ihr schneller Aufstieg verursacht hat, überfordert wird, haben Jullo (Yanick Cohades) und Edo (Nicola Perot) alltäglichere Sorgen. Der smarte Giuliano, genannt Jullo, wird bei einem routinemässigen Spitalbesuch jäh aus seinem leichtfüssigen Dasein gerissen. Anstatt nur ans nächste sexuelle Abenteuer zu denken, findet sich der Skateboarder plötzlich auf der Warteliste für eine Herztransplantation wieder. Und der introvertierte Sprayer Edo muss den sozialen Umgang lernen, will er seine neue Flamme Giada (Nicole Lechmann) nicht verlieren.

Giada und Edo

Zwischen Giada und Edo funkt es.

Die drei verbinden zwei Dinge. Einerseits ihr Wohnort: Lugano. Sie laufen einander immer wieder über den Weg, ohne allerdings direkt miteinander zu tun zu haben. Andererseits befinden sich aber auch alle Protagonisten, so unterschiedlich sie auch sind, in derselben Situation – sie sind «tutti giù», alle unten. Nun haben sie die Wahl, wieder aufzustehen oder sich tatenlos ihrem Schicksal hinzugeben. Chiara, Jullo und Edo stehen stellvertretend für die Tessiner Stadtjugend, welche Regisseur Castelli gefühlvoll und ohne Pathos skizziert. Zwischen den Handlungssträngen hin- und herspringend, untermalt von einem poetischen Soundtrack, vermittelt er, wie fragil die Adoleszenz sein kann. Hochgefühle werden von Enttäuschungen abgelöst, und die Einsamkeit ist ein hartnäckiger Begleiter.

Chiara

Chiara erlebt die Schattenseiten des Ruhms.

Die Nachwuchsdarsteller sind durchwegs überzeugend. Neben Cohades und Perot, die zwar sich beruflich mit Schauspielerei beschäftigen, fällt Lara Gut keineswegs ab. Das «Schätzchen der Nation» beleuchtet dabei die Schattenseiten ihres Ruhms, die sie in der letzten Saison so sehr belastet hatten, dass sie nicht mehr mit den Medien sprach. Nun bietet sie in 98 Minuten als Chiara Merz mehr Einblicke in ihre Gefühlswelt als in den letzten vier Jahren als Lara Gut. Respekt, das erfordert Mut.

«Tutti giù» läuft ab 28. Februar 2013 im Pathé Küchlin in Basel.

Weitere Filmstarts in Basel am 28. Januar: 3096 Tage Gefangenschaft, Hansel and Gretel: Witch Hunters, In The Fog, Like Someone in Love, Clara und das Geheimnis der Bären, Dating Lancelot, Sightseers.

Todesfall mit Folgen

Fabian Kern am Mittwoch den 6. Februar 2013

Filmplakat

«Adieu Berthe» läuft ab 7.2. im kult.kino Camera.

Armand (Denis Podalydès) führt ein anstrengendes Leben. Nicht nur, dass er zwischen seinem Beruf des Apothekers und seinem Traum von der Zauberei hin- und hergerissen ist. Nein, er kann sich auch nicht zwischen zwei Frauen entscheiden. Er wohnt mit seiner Frau Hélène (Isabelle Candelier) und seinen beiden Söhnen über seiner Apotheke, führt aber gleichzeitig eine Beziehung mit seiner Geliebten Alix (Valérie Lemercier), die wiederum eine Tochter hat. Armand ist in Liebesdingen ein Feigling, ein Fähnchen im Wind. Liegt er mit Hélène im Bett, führt er eine SMS-Konversation mit Alix. Ist er mit Alix zusammen, meldet sich dauernd Hélène. Von keiner will er sich trennen, es allen recht machen kann er aber auch nicht – obwohl die beiden Frauen voneinander wissen. Klingt kompliziert? Ist es. Und genauso konfus wie Armand sein Leben gestaltet, erzählt Regisseur und Nebendarsteller Bruno Podalydès, der Bruder des Hauptdarstellers, die Geschichte im Film «Adieu Berthe – Enterrement de Mémé».

Armand und Hélène

Armand ist im Clinch zwischen Ehefrau Hélène...

Alix und Armand

... und seiner Geliebten Alix. (Bilder: Xenix)

Aber als wäre dieses Chaos nicht schon genug, stirbt auch noch Armands Grossmutter Berthe, von ihm liebevoll «Mémé» genannt. Dieses Ereignis wirft sein Leben komplett über den Haufen. Einerseits wollen ihm beide Frauen in der Trauerzeit zur Seite stehen, und seine ungeliebte Schwiegermutter versucht, die Organisation der Beerdigung an sich zu reissen. Andererseits aber bringt ihn der Todesfall dazu, seine Lebenssituation grundlegend zu überdenken. Grossmutter Berthe hat nämlich Zeit ihres Lebens auf ihr Herz gehört und hat sich mit Hingabe der Zauberei gewidmet. Doch schafft das der lasche Armand auch tatsächlich?

Armand und Rovier-Boubet

Urkomisch: Armand beim Bestatter.

Auch wenn der rückgratlose Armand bisweilen nervt – den Podalydès-Brüdern ist eine aberwitzige Komödie gelungen, eine typisch französische Karikatur zwischenmenschlichen Verhaltens, die ihre grössten Stärken im schwarzen Humor und den absurden Dialogen hat.

«Adieu Berthe – Enterrement de Mémé» läuft ab 7. Februar 2013 im kult.kino Camera in Basel.

Weitere Filmstarts in Basel am 7. Februar: Parker, Kokowääh 2, Amore carne, Post Tenebras Lux.

Schwarzeneggers zweiter Frühling

Fabian Kern am Mittwoch den 30. Januar 2013

Filmplakat

«The Last Stand» läuft ab 31.1. im Capitol und im Pathé Küchlin

Zum Glück ist «The Last Stand» nicht als ernsthafter Actionthriller gedacht. Dann würde er nämlich komplett durchfallen. Man würde sich ärgern über die vielen Klischees, die bedient werden, über die zweifelhafte Glaubwürdigkeit zahlreicher Szenen – und über Arnold Schwarzeneggers schauspielerische Leistung. Die «steyrische Eiche» zählte zwar noch nie zu Hollywoods Charakterdarstellern. Und mit seiner Rolle als hölzerner Dorfsheriff Ray Owens tut er nichts, um daran etwas zu ändern. Mimik? Unfreiwillig komisch. Akzent? Unfassbar komisch, auch heute noch. Aber wenn man das im Action-Genre einem verzeiht, dann der Bodybuilder-Ikone Arnold Schwarzenegger. Man wäre gar enttäuscht, würde er plötzlich ein einigermassen passables Englisch an den Tag legen.

Corvette ZR1

Flott unterwegs: Gabriel Cortez (Eduardo Noriega) in der Corvette ZR1. (Bilder: Rialto)

Die erste Nebenrolle spielt ein Auto: Eine Corvette ZR1. Mit unfassbaren 1000 PS unter der Haube und dem mächtigen Drogenbaron Gabriel Cortez (Eduardo Noriega) am Steuer rast der Rennbolide von Las Vegas, wo Cortez dem FBI um Agent John Bannister (Forest Whitaker) auf spektakuläre Weise entkommen ist, unaufhaltsam auf die mexikanische Grenze zu. Die generalstabsmässig organisierte Privatarmee des Drogenkartells räumt gnadenlos und grosskalibrig jede Strassensperre aus dem Weg, während Cortez Profirennfahrer-Qualitäten an den Tag legt. Und eine Sprengung der Corvette kommt deshalb nicht infrage, weil der ruchlose Mexikaner eine FBI-Agentin als Geisel genommen hat.

Ray Owens und Lewis Dinkum

«Ich bin der Sheriff.» Ray Owens (Schwarzenegger) und Lewis Dinkum (Knoxville).

Doch Cortez hat – wie könnte es anders sein – die Rechnung ohne den Sheriff von Sommerton Junction gemacht. Jenes Grenzkaff ist die letzte Hürde, die ihn von seiner Heimat trennt. Pech, dass sich ausgerechnet da ein früherer S.W.A.T-Cop aus Los Angeles niedergelassen hat, um seine Ruhe zu haben. Diese wird von der brutalen Vorhut von Cortez’ Streitmacht unter der Führung des Söldners Burrell (Peter Stormare) aber jäh gestört. Mit einer Handvoll Provinz-Grünschnäbel, unterstützt von einem Ex-Soldaten (Rodrigo Santoro) und einem irren Waffenfreak (Johnny Knoxville), stellt sich der gealterte, aber immer noch unbestechliche Owens der Übermacht entgegen.

Ray Owens, Sarah Torrance und Frank Martinez

Schweres Geschütz: Ray, Sarah (Jaimie Alexander) und Frank (Rodrigo Santoro).

Ernst zu nehmen ist die testosterongeladene Actionkiste wie gesagt nicht. Der Südkoreaner Kim Jee-Woon hat «The Last Stand» entsprechend mit einem Augenzwinkern und nur zu einem Zweck inszeniert: um Schwarzenegger das Comeback auf der Leinwand zu ermöglichen. Zwar hatte «Arnie» schon in den letzten Jahren kleinere Auftritte, wie etwa in beiden Teilen von «The Expendables». Doch mit seiner ersten Hauptrolle seit zehn Jahren lanciert der frühere Gouverneur von Kalifornien seinen zweiten Kinofrühling. «The Last Stand» ist nur der Beginn. Demnächst wird Schwarzenegger in «The Tomb» an der Seite seines Kumpels Sylvester Stallone zu sehen sein und hat viele weitere Highlights in der Pipeline, darunter auch «Terminator 5». Vorerst darf man sich aber daran ergötzen, wie der mittlerweile 65-jährige Terminator mit einem guten Schuss Selbstironie einem Drogenbaron in die Suppe spuckt – auch wenn er dabei selbst tüchtig einstecken muss. Ein Kultfilm wird «The Last Stand» zwar nicht werden. Aber wo Schwarzenegger draufsteht, ist immer noch Schwarzenegger drin.

«The Last Stand» läuft ab 31. Januar 2013 in den Basler Kinos Capitol und Pathé Küchlin.

Weitere Filmstarts in Basel am 31. Januar: Zero Dark Thirty, Hyde Park on Hudson, Jagten, Das bessere Leben ist anderswo, Vergiss mein nicht, Après mai, Jesus liebt mich, Fünf Freunde 2.

Die glorreichen Sechs

Fabian Kern am Mittwoch den 23. Januar 2013

Filmplakat

«Gangster Squad» läuft ab 24.1. im Pathé Küchlin.

Mafia-Filme sind in den letzten Jahren etwas aus der Mode gekommen. Es fehlten die frischen Storys und nicht zuletzt auch die glaubwürdigen Darsteller. Die de Niros und Pacinos sind in die Jahre gekommen. Schön deshalb, dass sich nun ein anderer Grosser des US-Kinos als Mob-Chef die Ehre gibt. Sean Penns Figur Mickey Cohen ist allerdings kein Pate, der trotz aller Grausamkeit einen gewissen Stil besitzt, sondern ein roher, machtbesessener Emporkömmling, welcher den alten Chicagoer Mafiosi ein Schnäppchen schlagen will. Cohens Plan ist es, zuerst Los Angeles und dann die gesamte Westküste unter seine Kontrolle zu bringen. Und der ehemalige Boxer von der Ostküste, der auch in Realität die Stadt der Engel terrorisierte und zu dessen Ehre Penns Nase verbreitert wurde, tut dies mit Nachdruck. Drogen, Prostitution, Wetten – alles läuft über Cohen. Seine dreckigen Geschäfte lässt er von bestochenen Polizisten und Politikern beschützen.

Gangster Squad

Sechs Männer gegen das organisierte Verbrechen:Die Gangster Squad (Bilder: Warner Bros.)

Cohen und O'Mara

Erbitterte Feinde: Cohen und O'Mara.

Doch es gibt auch im korrupten L.A. der 40er-Jahre die «Unbestechlichen». Und der Eliot Ness der Westküste ist John O’Mara (Josh Brolin). Der aufrichtige Sergeant wird von Polizeichef Bill Parker (Nick Nolte) zur Rekrutierung einer Sondereinheit beauftragt, die ganz inoffiziell Cohens Geschäfte sabotieren und seine Herrschaft beenden soll – die Gangster Squad. O’Maras sechsköpfige «Guerilla-Einheit» reizt ihre Vogelfreiheit voll aus und bedient sich unzimperlicher Massnahmen – so sehr, dass die Grenze zwischen Gangstern und Cops zeitweise verschwimmt. Doch Cohen gibt sein Empirium nicht kampflos her und schlägt mit voller Härte zurück. Ein blutiger Krieg entbrennt.

Grace Faraday

Verführerisch: Grace Faraday (Emma Stone).

Filme mit dem Label «Inspired by a true story» haftet oft eine gewisse Bedeutungsschwere an. «Gangster Squad» hingegen umschifft diese Hürde mit spielerischer Leichtigkeit. Der Film ist wie aus einem Guss: In keinem einzigen Moment kommt Langeweile auf, die bleihaltige Story steuert stilsicher auf ein würdiges Finale zu. Das ist grosses Spannungskino. Und der Cast ist schlicht grandios. Als Gegenspieler von Penn, der Cohen an der Grenze zur Karikatur darstellt, brillieren neben Brolin der gewohnt leichtfüssige Ryan Gosling («Drive»), Giovanni Ribisi («The Rum Diary»), Anthony Mackie («Man on a Ledge»), Michael Peña («End of Watch») und Robert Patrick («Safe House»). Shooting Star Emma Stone («Crazy, Stupid, Love») spielt als verruchte Schönheit derweil ein gefährliches Spiel mit Cohen. Besser kann ein Gangsterfilm in der heutigen Zeit nicht besetzt werden. Und mehr kann man sich von einem Gangsterfilm nicht wünschen.

«Gangster Squad» läuft ab 24. Januar 2013 im Kino Pathé Küchlin in Basel.

Weitere Filmstarts in Basel am 24. Januar: Flight, Chasing Mavericks, Lincoln, Blancanieves, Quartet, Shanghai Shimen Lu.