Archiv für die Kategorie ‘Kino’

Die Hunger Games werden erwachsen

Fabian Kern am Mittwoch den 20. November 2013

«Hunger Games: Cathing Fire» läuft ab 21. November im Küchlin und im Rex.

«Hunger Games: Catching Fire» läuft ab 21. November im Capitol, im Küchlin und im Rex.

Sie hat schon was, diese Jennifer Lawrence. Nebst gutem Aussehen eine unglaubliche Präsenz auf der Leinwand. Doch die Oscar-Gewinnerin dieses Jahres – für «Silver Linings Playbook» – ist nicht der einzige Grund dafür, sich den zweiten Teil der «Hunger Games»-Trilogie im Kino zu Gemüte zu führen. «Die Tribute von Panem – Catching Fire» ist im Gegensatz zum ersten Teil rasantes Spannungskino, das in allen Belangen überzeugt. Nicht nur für Halbwüchsige, sondern auch für die Grossen.

Eine Buchverfilmung zu rezensieren, ohne den Roman gelesen zu haben, kann eine heikle Angelegenheit sein. Sie kann das Ganze aber auch vereinfachen, weil man nur das Produkt Film beurteilt. Suzanne Collins’ düsteres Zukunftsszenario um den Überwachungsstaat Panem vermochte bei seinem erste Kinoauftritt nicht bedingungslos zu überzeugen. Das Tempo war gemächlich, da sehr viel Rahmeninformation vermittelt werden musste. Insofern hatte es Regisseur Francis Lawrence für den zweiten Teil einfacher als sein Vorgänger Gary Ross. Dennoch ist bemerkenswert, wie er den den Zuschauer von der ersten Minute an packt und ihn derart rasant durch die Handlung führt, dass man nach den knapp zweieinhalb Stunden enttäuscht auf die Uhr schaut, weil man es nicht glauben kann, dass der Film schon vorbei ist. Die Handlung ist es nämlich noch lange nicht.

Katniss und Peeta auf dem Weg zur Rekrutierung.

Katniss und Peeta auf dem Weg zur Rekrutierung. (Bilder: Impuls)

«Letztes Jahr war ein Kinderspiel», kündigt Woody Harrelson in der Person von Haymitch Abernathy an. Und er sollte Recht behalten. Bekamen es Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) und Peeta Mellark (Josh Hutcherson) im ersten Teil noch mit Teenagern und Kindern zu tun, so müssen sie sich in der 75. Ausgabe der Hunger Games mit lauter Siegern aus den anderen Distrikten herumschlagen – ausgewachsene Männer und Frauen, ausgebildet zu Killern. Dabei verfolgt das dekadente Capitol um Präsident Snow (Donald Sutherland) einen perfiden Plan: Katniss, die als Volksheldin verehrt wird, soll moralisch demontiert werden, damit sie nicht zur Gallionsfigur einer sich anbahnenden Revolution wird. Doch auch innerhalb der modernen Gladiatoren bestehen Allianzen, sich gegen das Regime aufzulehnen.

Neue Gesichter: Plutarch Heavensbee...

Neue Gesichter: Plutarch Heavensbee (links)…

... und Finnick Odair (rechts).

… und Finnick Odair (rechts).

In der schnörkellosen Inszenierung tummelt sich ein hochkarätiger Cast, der seinesgleichen sucht. Neben den bereits bekannten Figuren werden neue, spannende Charaktere eingeführt. So darf etwa Philip Seymour Hoffman als Plutarch Heavensbee – die Namen sind einfach köstlich – die Jubiläumsausgabe der Hungerspiele orchestrieren. Unter den Tributen glänzen Jeffrey Wright als Beetee, Sam Claflin als Finnick Odair und Jena Malone als Johanna Mason – allesamt Verbündete von Katniss und Peeta, denen man aber nicht recht über den Weg traut.

Und auch die alten Bekannten zeigen ungewohnte Seiten. So zeigt die überkandidelte Effie Trinket (Elizabeth Banks) ehrliche Gefühle, während Cinna (Lenny Kravitz) sich als einer der loyalsten Begleiter von Katniss herausstellt. Zudem bietet auch die Scheinbeziehung zwischen Katniss und Peeta, die sie im grellen Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit krampfhaft aufrecht erhalten müssen, ungeahnte Perspektiven: Verliebt sich die tapfere Amazone tatsächlich noch in den pazifistischen Bäckersjungen?

Sieht so ein Traumpaar aus? Katniss und Peeta.

Sieht so ein Traumpaar aus? Katniss und Peeta.

Das Kinderspiel ist tatsächlich vorbei. Wer von den Hunger Games im Herbst 2012 enttäuscht war, der wird nun mit einem richtig guten Thriller belohnt. Der Wettkampf – in einer tropischen Umgebung angelegt, die an den Planeten in «Predators» erinnert – ist schwer vorhersehbar und an Spannung kaum zu überbieten. Nicht nur die Gegner sind durchtrieben und böse. Nein, diesmal bietet auch die «Arena» im Dschungel spektakuläre, tödliche Fallen. Ein einziges Manko hat der Film: Dass man ein Jahr auf die Fortsetzung warten muss. Wer sich die Vorfreude nicht verderben will, verzichtet auf den Blick ins Buch. Von Buchverfilmungen ist man ohnehin meistens enttäuscht. Und Jennifer Lawrence trifft man zwischen den Seiten auch nicht an.

«Hunger Games – Catching Fire» läuft ab 21. November 2013 in den Basler Kinos Capitol, Pathé Küchlin und Rex.

Weitere Filmstarts in Basel am 21. November: Blue Jasmine, Recycling Lily, The Family, Water and Fire – Su ve Ates.

MacGyver auf Anabolika

Fabian Kern am Mittwoch den 13. November 2013

«Escape Plan» läuft ab 14.11. in den Kinos Pathé Küchlin (Basel) und Oris (Liestal).

«Escape Plan» läuft ab 14.11. in den Kinos Pathé Küchlin (Basel) und Oris (Liestal).

Die lieben Erwartungen. Da sieht man zwei gealterte Actionstars auf dem Plakat eines Ausbruchsthrillers und denkt sich: Das wird sicher lustig – wenn auch vor allem unfreiwillig. Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger schossen und prügelten sich letztes Jahr in «Expendables 2» erstmals Seite an Seite durch die Kinosäle. Der frühere Gouverneur von Kalifornien doppelte im zweiten Frühling seiner Schauspielkarriere mit der altmodischen, aber amüsanten Actionkiste «The Last Stand» gleich nach. Also weiter in diesem Stil? Nein! Mikael Hafströms «Escape Plan» bietet keine Haudrauf-Action, sondern vielmehr solide Spannung, die über die gesamte Filmdauer anhält.

In der Falle: Ray Breslin. (Bilder: Ascot Elite)

In der Falle: Ray Breslin. (Bilder: Ascot Elite)

Ray Breslin (Stallone) ist der Spezialist schlechthin, wenn es um die Sicherheit von Gefängnissen geht. Die Haftanstalt, aus welcher der frühere Staatsanwalt (!) nicht ausbrechen kann, muss erst noch gebaut werden. Oder wurde sie das schon? Die CIA beauftragt den Experten, ein neuartiges Hochsicherheitsgefängnis für die Bösesten der Bösen auf ihre Schwächen zu testen. Weil das Honorar exorbitant hoch ist, zögert Breslins Geschäftspartner Lester Clark (Vincent D’Onofrio) keine Sekunde, seinen besten Mann ins Ungewisse zu schicken. Denn der Haken an der Geschichte: Keiner aus dem Team darf wissen, wo der Knast liegt. Eine klare Verletzung von Breslins Regeln, was ihn aber nicht daran hindert, das Risiko einzugehen.

Skrupellos: Direktor Hobbes.

Skrupellos: Direktor Hobbes.

Dabei weiss man doch, dass die Verletzung von Regeln in Filmen immer zu Problemen führt! Das merkt auch Breslin in seinem neuen ungemütlichen Zuhause. Das Hightech-Verlies ist anders als alles, was er bisher gesehen hat. Kein Wunder, hat es Direktor Hobbes (Jim Caviezel) doch aufgrund Breslins Buch über Sicherheit bauen lassen. Und nun will er ihn mithilfe seiner Wärtertruppe um den Sadisten Drake (Vinnie Jones) schmoren lassen. Aber warum? Und wo ist dieses Gefängnis überhaupt? Fragen, die Breslin nur mit Unterstützung beantworten kann: Vorhang auf für Emil Rottmayer (Schwarzenegger). Der im Knast höchst respektierte Häftling macht mit Breslin gemeinsame Sache – unter der Bedingung, dass er ihn mit auf die Flucht nimmt. Doch Hobbes bekämpft alle verdächtigen Aktivitäten mit brutalen Massnahmen.

Knastbrüder: Emil und Ray.

Knastbrüder: Emil und Ray.

Natürlich, gewisse Szenen sind etwas übertrieben. Stallone als MacGyver auf Anabolika weiss aus jeglichen Materialien irgendetwas Nützliches anzufangen und übertreibt es bisweilen mit seinen Fertigkeiten. Zudem geniesst er trotz aller Repressionen erstaunliche Freiheiten in einem Knast, wo jeder Winkel dauerüberwacht ist. Seis drum, die Mischung zwischen Spannung und Humor, zwischen Action und Dialogen stimmt. Auch deshalb, weil man das Alter von Stallone (67) und Schwarzenegger (66) berücksichtigt, und die beiden Actionikonen nicht mit übertriebener Kraftmeierei der Lächerlichkeit preisgibt. Allerdings muss man sagen, dass Schwarzeneggers Deutsch, das er im Film ziemlich lange präsentiert, fast noch schlimmer ist als sein Englisch. Dennoch ist «Escape Plan» ein guter Actionthriller. Wem das zu wenig Muskeln, Maschinen und Kanonen sind, der kann sich auf «Expendables 3» freuen, mit dem uns Stallone 2014 beglücken wird.

Die lieben Erwartungen. Manchmal ist es auch schön, wenn sie nicht erfüllt werden.

«Escape Plan» läuft ab 14. November 2013 in den Kinos Pathé Küchlin (Basel) und Oris (Liestal).

Weitere Filmstarts in Basel am 14. November: Captain Phillips, Last Vegas, Eltern, Io e te, Venus im Pelz, The Lunchbox, Watermarks – Three Letters from China.

Don Juan auf Porno

Fabian Kern am Mittwoch den 6. November 2013

«Don Jon» läuft ab 7.11. im Küchlin.

«Don Jon» läuft ab 7.11. im Kino Pathé Küchlin.

Joseph Gordon-Levitt in einem Liebesfilm? Warum nicht, kann man sich vorstellen. Durch «Inception», «Looper» und «The Dark Knight Rises» ist das frühere Babyface in der Liga der Grossen angekommen. Aber Gordon-Levitt als pornosüchtiger Vorstadt-Macho in einem Liebesfilm, bei dem er auch gleich als Autor und Regisseur geamtet hat? Das klingt schon etwas überambitioniert für den 32-Jährigen Kalifornier, der sich für die Titelrolle 12 Kilo Muskeln antrainierte. Zumal es sich bei «Don Jon» um einen Liebesfilm der anderen Art handelt: aus ganz und gar männlicher Perspektive, komödiantisch bis zur Parodie, gleichzeitig aber mit Tiefgang und Sozialkritik. Doch das gewagte Experiment gelingt.

Macho, Macho: Don Jon in seinem Jagdrevier.

Macho, Macho: Don Jon in seinem Jagdrevier.

Jon Martello (Gordon-Levitt) wird von seinen Kumpels nur Don Jon genannt. Denn der mit guten Genen gesegnete Macho hat seinen Körper zur Verführungsmaschine von New Jersey getrimmt und bekommt im Ausgang jeweils die besten Frauen ab. Jons Werte sind überschaubar: Sein Körper, seine Wohnung, sein Auto, seine Familie, seine Kirche, seine Kumpels, seine Frauen – und sein Porno. Ende der Woche werden die Sünden des Alltags im Beichtstuhl flugs in überschaubare 10 Ave-Maria und 10 Vaterunser umgewandelt, die während des nächsten Workouts bereits wieder abgeleistet werden. Und weiter geht die Reise durch das einfache Leben des wenig ambitionierten Barkeepers.

Eine glatte Zehn auf Jons Skala: Barbara.

Eine glatte Zehn auf Jons Skala: Barbara.

Keine Zehn, aber dafür erfrischend anders: Esther.

Keine Zehn, dafür erfrischend anders: Esther.

Doch da tritt unverhofft Barbara (Scarlett Johansson) auf den Plan – eine glatte 10 auf Jons strenger Bewertungsskala. Um sie flach zu legen, lässt er sich sogar dazu überreden, in einem Abendkurs seinen Schulabschluss nachzuholen. Und dem Porno abzuschwören. Während ihm Ersteres ganz gut gelingt, scheitert er bei Zweiterem kläglich. Denn die Traumfrau schafft es genauso wenig wie ihre Dutzenden Vorgängerinnen, den Don Juan für Arme im Bett richtig zu befriedigen. Richtig gehen lassen kann er sich nach wie vor nur vor seinem Notebook, mit einem richtig guten Porno vor Augen. Denn Porno ist einfach das Grösste. Aber süchtig ist er nicht, nein. Er könnte natürlich jederzeit aufhören, redet er sich auch noch ein, als ihm Barbara längst den Laufpass gegeben hat. Erst die etwas reifere Esther (Julianne Moore), die er im Abendstudium kennenlernt, kennt die Antworten zu jenen  Lebensfragen, die Jon mehr beschäftigen, als er sich selbst eingestehen will.

Eine schrecklich klischierte Familie: die Martellos.

Eine schrecklich klischierte Familie: die Martellos.

Gordon-Levitts Erstling ist ein faszinierendes Werk. Einerseits lebt es von der Redundanz, aber just dann, wenn die ständige Wiederholung in Langeweile überzuschlagen droht, erfolgt eine Wendung. Den besten Part des handgewählten Casts hat der Jung-Regisseur für sich selbst reserviert. Dem chauvinistischen Don Jon in der ersten Hälfte verpasst er eine derart übertriebene Mimik, dass man ihn schon gar nicht mehr so unsympathisch findet. Zu sehen, wie er die Fassade mit der Entwicklung der Figur langsam bröckeln lässt, ist ein Vergnügen. Ebenso doppelbödig ist die Thematik: Mit der Parodie nicht nur von Jon, sondern auch dessen klischeehafter Vorstadtfamilie – mit einem herrlichen Comeback von «Wer ist hier der Boss?»-Star Tony Danza – übt er gleichermassen Kritik an der Oberflächlichkeit und der Scheinheiligkeit der amerikanischen Arbeiterschicht. Eine Independent-Perle, die den Start einer grossen Regie-Karriere verspricht.

«Don Jon» läuft ab 7. November 2013 im Kino Pathé Küchlin in Basel.

Weitere Filmstarts in Basel am 7. November: Fack Ju Göhte, Exit Marrakech, Der Teufelsgeiger, Mary Queen of Scots.

Welten-Hopping mit Chris Hemsworth

Fabian Kern am Mittwoch den 30. Oktober 2013

«Thor – The Dark Kingdom» läuft ab 31. Oktober 2013 im Pathé Küchlin.

«Thor – The Dark Kingdom» läuft ab 31.10. im Küchlin und im Rex.

Schneller, weiter, höher – Fortsetzungen müssen sich gegenüber ihrem Vorgänger steigern. Erst recht im Action- und Fantasy-Genre. Daran halten sich auch die Macher von «Thor», dem Erfolgsprodukt aus dem Hause Marvel. Dass die Geschichte um den Hammermann mit dem leuchtend roten Umhand aus dem Weltall eine Fortsetzung finden würde, war klar. Zu beeindruckend verkörpert Chris Hemsworth den unzimperlichen nordischen Gott, zu stark sind aber auch die Figuren Odin (Anthony Hopkins), Loki (Tom Hiddleston) und Jane Foster (Natalie Portman). Nur sollte man nicht zu viel in das Sequel packen: Ein bisschen Lord of The Rings, eine Prise Star Wars, vermischt mit etwas Stargate – «Thor – The Dark Kingdom» erfindet das Genre Crossover.

Zeigt, wo der Hammer hängt: Thor. (Bilder: Marvel)

Zeigt, wo der Hammer hängt: Donnergott Thor. (Bilder: Marvel)

Doch nicht nur die Kombination verschiedener Stile fordert den Kinobesucher, auch die Story ist zu Beginn etwas unübersichtlich. Dafür muss man etwas weiter ausholen. Die nordische Mythologie besagt, dass das Universum aus neun Reichen besteht, die vom Schicksalsbaum «Yggdrasil» getragen werden. Ähnlich wie unser Sonnensystem also. Ganz oben, in Asgard, sitzen die kriegerischen Götter um König Odin und beschützen Yggdrasil. Die Erde, Midgard, ist in der Mitte angesiedelt. Jedes Reich wird von einer anderen Rasse bevölkert, von Elfen, Zwergen und Riesen. In «Thor 2» probt eines dieser Völkchen, die schwarzen Elfen aus Schwarzalbenheim, den Aufstand. Unter der Führung des bösen Malekith (Christopher Eccleston) soll das Universum wieder in Dunkelheit gestürzt werden. Schlüssel zum erfolgreichen Umsturz soll die mysteriöse und mächtige Waffe «Äther» sein, die für immer gebannt geglaubt wurde – Herr der Ringe lässt grüssen.

Sinnt auf Rache: Loki.

Sinnt auf Rache: Thors verbitterter Bruder Loki.

Traumpaar zwischen den Welten: Jane und Thor.

Traumpaar zwischen den Welten: Jane und Thor.

Eine ganz besondere Sternenkonstellation begünstig die dunklen Pläne von Malekith und bringen Asgard in Aufruhr. Odin und sein Sohn Thor, der designierte Thronfolger, sind gefordert. So sehr, dass Thor über seinen Schatten springt und seinen hinterlistigen Adoptivbruder Loki aus seinem Verlies befreien und mit ihm gemeinsame Sache machen muss. An diesem Punkt hat «Thor 2» seine stärksten Momente. Die Frage, ob Thor seinem maliziösen Gegenspieler wirklich trauen kann, trägt die überfrachtete Story bis zum Schluss. Genau so wie der hervorragende Cast und derselbe trockene Humor, der schon «Thor» und «The Avengers» auszeichnete. Thors Welten-Hopping allerdings ist etwas nervig. Ständig beamt sich der Held zwischen seiner Heimat Asgard, seiner geliebten Jane Foster auf der Erde hin und her und muss nebenbei auch noch die anderen Welten beschützen – ein anstrengender Job, der sogar den Donnergott mit dem mächtigen Hammer bisweilen an den Anschlag bringt. Man würde ihm und nicht auch zuletzt sich selbst etwas mehr Beständigkeit und weniger Reizüberflutung wünschen.

Der Thronfolger und sein König: Thor und Odin.

Der Thronfolger und sein König: Thor und Odin.

Der Showdown aber hat es in sich und entschädigt etwas für den leicht übertriebenen Ehrgeiz der Crew. Aber eben: Schneller, weiter, höher ist nicht immer automatisch besser. Die Chance sich wieder zu steigern, wird sich wohl schon bald ergeben. Thors Zerrissenheit zwischen Kopf und Herz, zwischen Familienloyalität und Liebe, zwischen Asgard und Midgard, die einen richtigen Superhelden ausmacht, gibt noch viel Stoff her. Zudem hat man noch selten eine bessere Besetzung für eine Comicfigur gesehen. Chris Hemsworth IST Thor.

P.S. Für alle, die sich bei den Avenger-Filmen noch nicht so auskennen: UNBEDINGT BIS NACH DEM ABSPANN SITZENBLEIBEN!

«Thor – The Dark Kingdom» läuft ab 31. Oktober 2013 in den Basler Kinos Pathé Küchlin und Rex.

Weitere Filmstarts in Basel am 31. Oktober: The Fifth Estate, Les Grandes Ondes, La religieuse, Die Reise zum sichersten Ort der Welt.

Romantischer Roadtrip

Fabian Kern am Donnerstag den 17. Oktober 2013

«Frau Ella» läuft ab 17.10. im Küchlin.

«Frau Ella» läuft ab 17. Oktober im Kino Pathé Küchlin in Basel.

Auch wenn sich Matthias Schweighöfer vor Lachen gar nicht mehr einkriegt, als er am 14. Oktober in der TV-Sendung «Circus Halligalli» auf Pro7 über seinen neuen Film sprechen soll – ein Schenkelklopfer ist «Frau Ella» nicht. Nach Komödien wie «Keinohrhasen», «Rubbeldiekatz» oder «Schlussmacher» ist Schweighöfer seinem bevorzugten Genre zwar nicht abtrünnig geworden, «Frau Ella» schlägt aber deutlich leisere Töne an. Es geht um Identität, Toleranz, Ehrlichkeit zu sich selbst und natürlich um die grosse Liebe. Die wichtigen Dinge im Leben eben.

Davon hat Sascha (Schweighöfer) zunächst keine Ahnung. Der gescheiterte Medizinstudent schlägt sich als Taxifahrer durchs Leben und hält von Verantwortung wenig bis nichts. Als ihm seine Freundin Lina (Anna Bederke) eröffnet, dass sie schwanger ist, brennen ihm die Sicherungen durch, und er setzt sein Taxi in ein stehendes Auto. Im Spital rührt seine Zimmergenossin sein Herz. Weil die 87-jährige Ella gegen ihren Willen bei einem Routineeingriff eine für sie lebensgefärliche Vollnarkose erhalten soll, entführt Sascha die betagte Dame kurzerhand aus dem Krankenhaus.

Trio infernale: Sascha, Frau Ella und Klaus. (Bilder: Warner Bros.)

Trio infernale: Sascha, Frau Ella und Klaus. (Bilder: Warner Bros.)

Die schwangere Freundin weg, von der Polizei gesucht, eine Seniorin in der heruntergekommenen WG mit dem notorischen Single Klaus (August Diehl), der mit wachsender Verzweiflung die Frau fürs Leben sucht – Sascha ist am Tiefpunkt. Doch dann – nicht ganz unvorhersehbar – beschliesst «Frau Ella», der jungen Generation mal den Kopf zurecht zu rücken und zu zeigen, wo die Prioritäten im Leben liegen. Sie hat ihre grosse Liebe während des Zweiten Weltkriegs kennengelernt, dann aber aus politischen Gründen aus den Augen verloren. Sascha googelt den Amerikaner und macht ihn in Paris ausfindig. Kurzentschlossen macht sich das ungleiche Trio mit Klaus’ altem Cabriolet auf die Suche nach Frau Ellas verschollenem Geliebten.

Ein bisschen Spass muss sein: Sascha und Frau Ella.

Spass muss sein: Sascha und Frau Ella.

Vorhersehbarkeit ist in Liebeskomödien kein Killerkriterium, deshalb sei für «Frau Ella» eine Empfehlung ausgesprochen. Die liebenswerten Figuren tragen die erwärmende Geschichte durch wunderschöne französische Landstriche. Die Rollen sind dabei genau richtig besetzt. Über Schweighöfer, Deutschlands Lieblingsschwiegersohn, brauchen wir nicht zu diskutieren. Ebenso wenig über August Diehl («Inglorious Basterds»). Eher überraschend ist Ruth Maria Kubitschek, die Grande Dame des deutschen Fernsehens, die Frau Ella zwar etwas klischeehaft als lebenslustige alte Dame darstellt, aber auf authentische Weise. Markus Gollers romantischer Roadtrip ist kein Kino-Meilenstein, aber allemal gut für einen Kuschelabend in trauter Zweisamkeit.

Und zu Schweighöfers lustigem Auftritt im «Circus Halligalli» muss man wissen, dass dem Schauspieler, der keinen geraden Satz mehr zu «Frau Ella» herausbringt, von den Moderatoren zuvor eine grössere Menge Alkohol eingeflösst wurde. Sympathien hat er damit keine eingebüsst. Im Gegenteil.

«Frau Ella» läuft ab 17. Oktober 2013 im Kino Pathé Küchlin in Basel.

Weitere Filmstarts in Basel am 17. Oktober: Runner, Runner, Filth, About Time, L’Expérience Blocher, The Butler.

Wenn sich Film und Fernsehen näher kommen: Top of the Lake

Luca Bruno am Donnerstag den 10. Oktober 2013
Tui Mitcham (Jacqueline Joe)

Tui Mitcham (Jacqueline Joe)

Mit dem Bild der 12-jährigen Tui Mitcham, die bis zum Bauch im eiskalten Wasser des Bergsees von «Laketop», Neuseeland steht, beginnt die Miniserie «Top of the Lake». Wie sie in diese missliche Lage geraten ist und ob sie sich im See etwa umbringen wollte, verschweigt sie. Als jedoch bei der nachfolgenden Untersuchung von Ärzten festgestellt wird, dass das junge Mädchen schwanger ist, schaltet sich die Polizei, allen voran Kommissarin Robin Griffin, ein, um herauszufinden, was dem Mädchen wirklich zugestossen ist. Denn auf die Frage, wer der Vater ihres ungeborenen Kindes sei, antwortet Tui lediglich «No one». Keine zehn Minuten vergehen und man ist als Zuschauer bereits mittendrin in der hochspannenden Ermittlung rund um den Fall der Tui Mitcham.

Hinter «Top of the Lake» steht die neuseeländische Regisseurin Jane Campion (u.a. «The Piano»), welche bei der Miniserie, eine englisch-neuseeländisch-amerikanische Koproduktion, nicht nur Regie geführt hat, sondern sich auch für das Drehbuch verantwortlich zeigen darf. Nach einer umjubelten Urauführung am «Sundance»-Festival und Ausstrahlungen sowohl im amerikanischen, als auch im britischen Fernsehen im März respektive Juni dieses Jahres wird «Top of the Lake» nun auch zum allerersten Mal einem Schweizer Publikum zugänglich gemacht. Diesen Samstag, dem 12. Oktober 2013 zeigt das Bildrausch Filmfest Basel die rund sechsstündige Miniserie ab 15:00 im Stadtkino Basel – und zwar in voller Länge. Diesen Beitrag weiterlesen »

Lost in Space

Fabian Kern am Donnerstag den 3. Oktober 2013

«Gravity» läuft ab 3. Oktober 2013 in den Basler Kinos Pathé Küchlin und Rex.

«Gravity» läuft ab 3.10. im Pathé Küchlin und im Rex.

Murphy’s Law ist eigentlich ein irdisches Phänomen: Was schiefgehen kann, geht auch schief. Anscheinend besitzt diese Gesetzmässigkeit aber ebenfalls ausserhalb unserer Atmosphäre ihre Gültigkeit – zumindest in Alfonso Cuaróns atemberaubendem Film «Gravity». Wie Sandra Bullock und George Clooney vor der grossartigen Kulisse der Erde Trümmerteile um die Ohren fliegen, und das ohne Geräusche zu produzieren, solche spektakulären Bilder hat man im Kino noch nie gesehen.

Selten hat sich der Protagonist eines Films so lange Zeit gelassen, um vorzukommen. Erst in der letzten Szene hat die titelgebende Schwerkraft ihren ersten Auftritt. Davor ist ihre Absenz das bestimmende Thema. Unter der Schwerelosigkeit im Weltall leidet insbesondere Dr. Ryan Stone (stark: Sandra Bullock). Die Medizintechnikerin befindet sich auf ihrer ersten Mission im Orbit, als sie und ihr Team bei Arbeiten am Weltraumteleskop Hubble in eine zerstörerische Trümmerwolke geraten. Stones Sicherheitsleine reisst und somit auch jegliche Verbindung zu ihrem Team. Panisch driftet sie in den unendlichen Raum ab. Als sie schon nicht mehr an eine Rettung glaubt, wird sie vom souveränen Astronauten und Missionschef Matt Kowalsky (George Clooney) eingesammelt.

Da ist noch alles in Ordnung: Dr. Ryan Stone und Matt Kowalsky. (Bilder: Warner Bros.)

Da ist noch alles in Ordnung: Dr. Ryan Stone und Matt Kowalsky. (Bilder: Warner Bros.)

Leider verbessert das Stones Situation nur unwesentlich, denn das Shuttle ist zerstört und die Besatzung tot. Die beiden Weltraumwanderer müssen deshalb die internationale Raumstation ISS erreichen, um eine Chance auf Rückkehr zur Erde zu haben. Doch die Zeit drängt: Einerseits geht Stone langsam aber sicher die Luft aus, andererseits kehrt die Trümmerwolke, Ergebnis der Sprengung eines russischen Nachtrichtensatelliten, auf der Umlaufbahn mörderisch pünktlich alle 90 Minuten zurück. Ein Wettlauf gegen die Zeit und die Unerbittlichkeit des Alls beginnt.

Da ist nichts mehr in Ordnung: Dr. Stone kämpft ums Überleben.

Da ist nichts mehr in Ordnung: Dr. Stone kämpft im Weltall ums Überleben.

Regie-Shootingstar: Alfonso Cuarón.

Shootingstar: Alfonso Cuarón.

Wer schon immer davon träumte, Astronaut zu werden, überdenkt dies vielleicht nach «Gravity» noch einmal. Die Bilder des mexikanischen Regisseurs Cuarón («Children of Men») sind beklemmend. Klaustrophobie wechselt mit Agoraphobie ab. Ob aus der Totalen, welche die gewaltigen räumlichen Dimensionen ausserhalb unserer Atmosphäre hervorhebt, im Innern einer Raumstation, die Feuer fängt, oder aus der Perspektive von Stone in ihrem Anzug – die Spannung lässt einen nicht los. Das ist ein Kammerspiel mit nur zwei – aber dafür hervorragenden – Darstellern in der grössten Kammer, die existiert. Man ist fast froh, geht dieser eindrückliche Film nicht länger als 91 Minuten. Wenn es ein Plädoyer für die grosse Leinwand und 3D-Technik gibt, dann heisst es «Gravity».

«Gravity» läuft ab 3. Oktober 2013 in den Basler Kinos Pathé Küchlin und Rex.

Weitere Filmstarts in Basel am 3. Oktober: Prisoners, Turbo, Metallica Through the Never, Von heute auf morgen.

Wenn es plötzlich spukt mitten am Tag

Joel Gernet am Freitag den 27. September 2013

Otfried Preusslers Kinderbuch-Klassiker «Das kleine Gespenst» wurde mit Starbesetzung im Mundart-Film «s’Chline Gspängst» umgesetzt. Auch hier lautet die alles entscheidende Frage: Wer hat an der Uhr gedreht? Und vor allem: wo?

Trailer: Neben dem Kauderwelsch von Uwe Ochsenknecht gibt es einige bekannte Stimmen zu hören – so unter anderem von Nadeschkin, Emil Steinberger und «The Voice» Christoph Schwegler.

 
Hat die Geisterstunde schon begonnen? Im Saal des Basler Kinos Küchlin ist es stockdunkel, keine Menschenseele weit und breit. Bin ich im falschen Film? Angesagt ist die Pressevorführung der Kinderbuchverfilmung «S’Chline Gspängst» – in Begleitung der Kleinen. Diese werden bei ihrem allerersten Kinobesuch beinahe von der Dunkelheit verschluckt. Verloren gehen die Plappermäuler allerdings nicht: «Wird’s nachher hell?», will das Töchterlein (3) wissen. «Kann ich die Schuhe ausziehen?», ertönt es von ihrem sechsjährigen Bruder.

«S’Chline Gspängst» läuft ab 26. Septemer in den Basler Kinos Pathé Küchlin (Hochdeutsch) und Rex (Dialekt).

«S’Chline Gspängst» läuft ab 26. September in den Basler Kinos Pathé Küchlin (Hochdeutsch) und Rex (Dialekt).

Dann beginnt die 95-minütige Geisterstunde, und das kleine Gespenst verlässt seine Rappelkiste, um im Schloss Eulenstein herumzuflitzen und Smalltalk zu betreiben – mit den ebenfalls zum Leben erwachten Rittern und Burgfräulein auf den Ölbildern. So, wie während den vergangenen über 300 Jahre. Kein Wunder, wird es dem kleinen weissen Knäuel langsam langweilig. Zu gerne würde das Gespenst einmal die Welt bei Tageslicht erforschen! Doch sein Schicksal hängt von einer Uhr ab, deren Zeit den Schlaf-Rhythmus der Schlossgeistes bestimmt.

Natürlich hat das kleine Gespenst keine Ahnung, mit welcher Uhr es synchronisiert ist. Und so beginnt ein Abenteuer, dass nicht nur das Uhrenmuseum auf Schloss Eulenstein, sondern ein ganzes Dorf in Aufruhr versetzt. «Papa, warum weisst du alles?», will das Töchterlein wissen, als ich ihr erkläre, warum das kleine Gespenst die Zeiger der Schlossuhren wie wild rotieren lässt.

Und siehe da: Eines Tages erwacht das Geistlein plötzlich bei Sonnenlicht! Endlich kann es sein Heim einmal in goldenem Schein erkunden – und das Dorf obendrauf. Lustige Spuk-Szenen mit Polizisten und Passanten sind da vorprogrammiert. Was für das Kleine als Riesenspass beginnt, entpuppt sich nach einigen Tagen als grosser Albtraum: Die Sonnenstrahlen haben das Gespenst schwarz und schwach werden lassen. Und ein ganzes Dorf sucht hysterisch nach dem «schwarzen Unbekannten», der die Vorbereitungen zur grossen 375-Jahr-Feier ganz gehörig durcheinanderwirbelt. Nach dem anfänglichen Übermut sehnt sich das kleine Gespenst nun wieder die Nacht zurück – dummerweise hat es keine Ahnung, nach welcher der vielen manipulierten Uhren es tickt.

Marie, Karl und Hannes helfen dem kleinen Gespenst.

Marie, Karl und Hannes helfen dem kleinen Gespenst.

Nur einer weiss, was es mit dem Spuk bei hellichtem Tag auf sich hat: Schulbub Karl. Noch vor dessen Metamorphose zum «schwarzen Unbekannten» beobachtete er das mitternächtliche Treiben auf Schloss Eulenstein von seinem Kinderzimmer aus mit dem Fernrohr. Später begegnete er dem kleinen Gespenst ein erstes Mal bei einem Schulausflug in die historischen Gemäuer über dem Städchen. Doch niemand glaubt dem Schüler, dass er ein Gespenst gesichtet hat. Als aus dem Schloss eine wertvolle Uhr verschwindet, fällt der Verdacht auf Karl, dessen Lage sich zuspitzt, bis er vom grossen Jubiläums-Umzug ausgeschlossen wird.

Karl ist am Boden zerstört, das kleine Gespenst verzweifelt allmählich und im Städtchen herrscht noch immer helle Aufregung – die perfekte Ausgangslage für den Showdown, zu dem sich das Volk zum grossen Jubiläumsumzug versammelt. «Ist das an der Fasnacht?», will das Töchterlein wissen, als sie die Umzugsteilnehmer in historischen Gewändern sieht.

Showdown: Karl an der Rathausuhr.

Showdown: Karl an der Rathausuhr.

Während sich das marschierende Volk voll der Feier hingibt, macht sich Karl mit den Klassenkameraden Marie und Hannes und dem kleinen Gespenst auf die Suche nach der alles bestimmenden Uhr – inzwischen haben die drei Schüler nämlich Freundschaft geschlossen mit dem weissen Wesen aus dem Schloss.

Klar, dass sich die Situation an der finalen Feier mitten im Städtchen weiter zuspitzt und die Schweizer Filmmacher mit der grossen Kelle zum Schlussbouquet anrichten. Es wird ziemlich viel Action geboten.

Trotz Hochspannung, dem Töchterlein wirds langsam langweilig: «Wann wird es wieder hell? Ich will nicht so lang in einem dunklen Zimmer sein.» Nachdem der Streifen ein gutes Ende genommen hat, gibt sich aber auch die Kleine hochzufrieden. Vor dem Kino lässt sie mit strahlendem Gesicht den ganzen Film Revue passieren. Und der grosse Bruder, der während den vergangenen eineinhalb Stunden vor allem geguckt, gestaunt und geschwiegen hat, erwacht wieder zum Leben – er möchte sofort die DVD zu Film. Ein gutes Zeichen. Und ein gelungener erster Kinobesuch mit den Kindern.

«S’Chline Gspängst» (keine Altersbeschränkung) läuft ab 26. September in den Basler Kinos Pathé Küchlin (Hochdeutsch) und Rex (Dialekt).

Weiter Filmstarts in Basel am 26. September: 2 Guns, The Internship, Der Geschmack von Apfelkernen, Keinohrhase und Zweiohrküken, V8 – Du willst der Beste sein, Vaters Garten – Die Liebe meiner Eltern.

Freie Sicht auf die Stars

Fabian Kern am Mittwoch den 18. September 2013

«Paranoia» läuft ab 19.9. im Rex.

«Paranoia» läuft ab 19. September im Capitol, im Küchlin und im Rex.

Erinnert sich jemand an den roten Knopf? Den roten Knopf am Ende von «Flucht aus L.A.» mit Kurt Russell als «Snake» Plissken? Das B-Movie mit hohem Trash-Faktor ist eigentlich nicht der Erinnerung wert, die Schluss-Pointe allerdings hat durchaus seinen Reiz: Mit dem Drücken des besagten Knopfs wird die Menschheit in die Steinzeit zurückgeworfen – kein Internet, kein Strom mehr. Nur Dunkelheit. Eine Light-Version dieses Knopfs, nämlich jenen zur Zerstörung des allgegenwärtigen Mobilfunknetzes, wünscht sich wohl auch Liam Hemsworth alias Adam Cassidy in «Paranoia». Zumindest in der Mitte des Thrillers um den skrupellosen Machtkampf in der Hightech-Branche, als er dem engmaschigen Überwachungsnetz seiner mächtigen Feinde nicht entschlüpfen kann.

Adam (l.) wird auf seine Rolle vorbereitet. (Bilder: Rialto)

Adam (l.) wird auf seine Rolle vorbereitet. (Rialto)

Zu Beginn hat der findige Telekom-Entwickler nur eines im Kopf: den sozialen Aufstieg, den Sprung vom verhassten Brooklyn über den East River in die Upper Class nach Manhatten. Das grosse Geld lockt nach einer Kindheit in bescheidenen Verhältnissen. Als Schlüssel zum Tresor soll Nicolas Wyatt (Gary Oldman) beziehungsweise dessen Firma Wyatt Corporation dienen. Cassidy fällt mit der Präsentation eines neuen Tools zwar gnadenlos durch und verliert seinen ohnehin schlecht bezahlten Job. Doch er erhält von Wyatt eine zweite Chance. Nicht aus reiner Menschenliebe, sondern aus eiskalter Berechnung. Denn der Unternehmer hat Cassidy in der Hand. Nach einer durchzechten Nacht auf Kosten der Firma hat das Nachwuchstalent die Wahl zwischen Gefängnis und Industriespionage, mit deren fürstlicher Entlöhnung er nicht nur seinen kranken Vater durchfüttern, sondern sich auch in der Cüpli-Gesellschaft bewegen könnte. Eine einfache Wahl.

Emma hat Adams Herz erobert.

Emma hat Adams Herz erobert.

So weit, so schlecht für unseren Helden. Das nächste Problem folgt aber auf dem Fuss. Die Firma, bei der Cassidy als Maulwurf agieren soll, heisst Eikon und gehört Wyatts früherem Partner und jetzigem Erzfeind Jock Goddard (Harrison Ford). Das an sich wäre noch kein Problem. Dass die unbekannte Schöne, in die sich Cassidy gerade eben Hals über Kopf verliebt hat, Emma Jennings (Amber Heard) heisst und Goddards Tochter ist, allerdings schon. Cassidy hat je länger je mehr mit seinem Gewissen zu kämpfen, muss aber feststellen, dass ein Aussteigen nicht akzeptiert ist. Zwischen den Fronten von Wyatt, Goddard und dem FBI muss er um Leben und Freiheit kämpfen.

Erzfeinde: Jock Goddard und Nicolas Wyatt.

Erzfeinde: Jock Goddard und Nicolas Wyatt.

«Paranoia» bietet nichts Neues. Leitthemen sind zwei altbekannte: erstens die Kritik an der Big-Brother-Gesellschaft und zweitens der Preis für den Verkauf der eigenen Prinzipien. Da ist die Auflösung absehbar. Den roten Knopf findet Cassidy übrigens nicht. Dafür – oh Wunder – seine eigenen Werte wieder. Umso besser fürs Publikum. Wenn einen die Story nicht zu sehr fordert, kann man sich besser auf das wirklich Reizvolle des Films konzentrieren: das Personal. Männer ergötzen sich an Amber Heard, Frauen an Liam Hemsworth, Cineasten am Abnützungskampf der beiden älteren Semester Gary Oldman und Harrison Ford. Ist doch auch etwas.

«Paranoia» läuft ab 19. September 2013 in den Basler Kinos Capitol, Pathé Küchlin und Rex.

Weitere Filmstarts in Basel am 19. September: Jobs, Riddick, L’inconnu du lac, Ernest & Clementine.

Zurücklehnen mit Bruce Willis & Co.

Fabian Kern am Mittwoch den 11. September 2013

«RED 2» läuft ab12. September im Pathé Küchlin.

«RED 2» läuft ab 12.9. im Pathé Küchlin.

Bruce Willis mag nicht mehr töten. Er will lieber heimwerken. Was gut auch auf die Karriere des Schauspielers passen könnte, ist in diesem Fall ganz Fiktion. Während sich Willis im wahren Leben seine Rollen aussuchen kann, ist ihm das als Frank Moses in «RED 2» nicht vergönnt. Sein alter paranoider Partner Marvin Gobbs (John Malkovich) und seine nach Abenteuer lechzende junge Freundin Sarah  (Mary-Louise Parker) sorgen gemeinsam mit einer Handvoll Feinden des Ex-CIA-Agenten dafür, dass Frank das Rentnerleben hinausschieben und sich wieder mit der Rettung der Welt beschäftigen muss. Denn diese schwebt in akuter Gefahr, weil eine Superbombe namens «Nightshade» das Gleichgewicht der Welt bedroht. Iranis, Russen, Briten und Amerikaner jagen der vom genialen englischen Wissenschaftler Edward Bailey (Anthony Hopkins) entwickelten Waffe nach, um den Dritten Weltkrieg wahlweise auszulösen oder zu verhindern.

Reizvoll: Katja (Catherine Zeta-Jones). (Bilder: Ascot-Elite)

Reizvoll: Russin Katja (Catherine Zeta-Jones). (Bilder: Ascot-Elite)

Abgebrüht: Victoria (Helen Mirren).

Abgebrüht: Britin Victoria (Helen Mirren).

Wie jede Fortsetzung bietet auch «RED 2» mehr als der Vorgänger aus dem Jahr 2010: mehr Schauplätze – die Handlung jagt von den USA über Hong Kong, Paris und London bis nach Moskau –, mehr Handlungsstränge und neue Gesichter. Mit Catherine Zeta-Jones als russisches Agentenbiest, dessen Reizen Frank nichts entgegenzusetzen hat, Routinier Hopkins als weltfremder Waffenentwickler und dem koreanischen Martial-Arts-Spezialist Byung Hun Lee als Auftragskiller kommen mehr Figuren ins Spiel. Dass die vielen neuen Zutaten die Erfolgssuppe nicht versalzen, dafür sorgt die Stammbesetzung. Herausragend ist einmal mehr Helen Mirren als Victoria. Die wandelbare Britin agiert mit einer Souveränität und Leidenschaft, als hätte sie in ihrer langen Karriere ausschliesslich Actionfilme gedreht. Sie beweist, dass man auch mit 63 Jahren für Sex-Appeal noch nicht zu alt ist und ist sich nicht zu schade, ganz nebenbei ihre Rolle als «Queen» zu parodieren.

Ratlos: Frank, Han und Marvin haben die Superbombe Nightshade gefunden.

Das Setting ist nicht gerade bahnbrechend neu. Man fühlt sich vielmehr zurückversetzt in die James-Bond-Filme aus der Zeit des Kalten Kriegs – mit dem Unterschied, dass nun die Grenzen zwischen Gut und Böse nicht mehr so klar gezogen werden können. Keine Frage diesbezüglich stellt man bei der altbekannten Seniorentruppe. Frank, Marvin und Victoria sind nach wie vor um den Weltfrieden besorgt, wenn auch mit unzimperlichen Methoden. Das Titel-Trio – RED steht für «retired, extremely dangerous», den Pensionsstatus von Spitzen-Agenten – harmoniert wieder glänzend. Den drei Altmeistern beim schwarzhumorigen Spiel zuzuschauen macht Spass und lohnt allein den Gang ins Kino. Es ist wie auf Besuch bei guten Bekannten: Man fühlt sich einfach wohl.

«RED 2» läuft ab 12. September 2013 im Kino Pathé Küchlin in Basel.

Weitere Filmstarts in Basel am 12. September: What Maisie Knew, The Congress, What Moves You, Hier und jetzt, La cage dorée, Gloria, Da geht noch was, Portugal, mon amour, Annelie, Die Alpen – unsere Berge von oben.