Plötzlich erstummt das ohrenbetäubende Fauchen des Tornados, und es geht kein Lüftchen mehr. Was der Katastrophenfilm-Fan spätestens seit «Twister» (1996) weiss, als Bill Paxton und Helen Hunt plötzlich im Auge des Sturms staunend in den Himmel blicken, dass man nämlich im Zentrum eines Wirbelsturms ein Picknick veranstalten könnte, erlebt er in diesem Kino-Sommer noch viel deutlicher. Denn natürlich ist in «Into the Storm» – obwohl nicht in 3D-Optik gefilmt – alles noch grösser und spektakulärer als vor 18 Jahren, als die CGI (Computer-Generated Imagery) im Vergleich zu heute noch in den Kinderschuhen steckte. Die Computereffekte sind markant besser geworden, die Klischees aber immer noch gleich geblieben.
Da wäre zunächst das Personal: Gary (Richard Armitage; der Zwerg Thorin Oakenshield in «The Hobbit») ist Vater von zwei halbwüchsigen Söhnen. Weder der 17-jährige Donnie (Max Deacon) noch sein ein Jahr jüngerer Bruder Trey (Nathan Kress) haben ein enges Verhältnis zum strengen Dad – der als High-School-Rektor von Silverton, einem Kaffs im Mittleren Westen der USA, quasi auch noch ihr Boss ist. Am Morgen dieses unheilvollen Tages, an dem ein Sturm aufziehen soll, kommt es zum Streit, worauf Donnie seine Pflichten, die Abschlussfeier zu filmen, in den Wind schiesst und seinem Schwarm, der High-School-Schönheit Kaitlyn (Alycia Debnam-Carey), bei einem Filmprojekt hilft. In einer verlassenen Fabrik. Das ist eines der Dinge, die man in einem Katastrophenfilm unbedingt unterlassen sollte.
Und dann, pünktlich zu den Feierlichkeiten des High-School-Abschlusses kommt endlich der Sturm. Erst als – natürlich – unglaublich seltenes Phänomen, dass gleich vier, fünf Trichter gleichzeitig den Boden aufwühlen, dann als der grösste Tornado, den es jemals gab. Natürlich. Begleitet von den unvermeidlichen Sturmjägern. Einerseits eine Handvoll Dorftrottel, die in Jackass-Manier eine Youtube-Karriere machen möchten, andererseits eine professionelle Crew, die das Naturspektakel auf Video bannen und sich mit dem Dokumentarfilm eine goldene Nase verdienen wollen. Mit dabei im Team um den cholerischen Pete (Matt Walsh), der dem Twister in einem panzerähnlichen Spezialfahrzeug folgt, ist die – natürlich – attraktive Meteorologin Allison (Sarah Wayne Callies), passenderweise auch sie alleinerziehende Mutter. Zusammen mit Gary und Trey macht sie sich auf zur Rettung von Donnie und Kaitlyn.
Doch trotz aller sich anbahnender Nebengeschichten – der Hauptdarsteller gerät nie in Vergessenheit. Die Tornado-Trichter sind perfekt animiert, das Ausmass der Zerstörung beeindruckend dokumentiert und die subjektive Perspektive packend. Gerade die Bilder von den Trümmern, den in Fetzen gerissenen Habseligkeiten von Menschen in ganzen Quartieren berühren. Klar, «Into the Storm» ist in erster Linie ein grosse Show der Spezialeffekte. Ganze Lasterzüge und Linienflugzeuge werden in die Luft gehoben, als wären sie Spielzeuge eines gigantinschen gelangweilten Kleinkinds. Der Film von Steven Quale («Final Destination 5») spielt jedoch auch mit den zahlreichen Klischees. Er etabliert genüsslich eins ums andere, verzichtet aber weitgehend auf die in diesem Genre üblichen kitschigen Auflösungen. Dadurch erhält «Into the Storm» eine realistische Note, die man ihm nicht zugetraut hätte. Das ist doch nicht nur eine aufgewärmte Version von «Twister».
So sahen die Tornados vor 18 Jahren in «Twister» aus:
«Into the Storm» läuft ab 21. August 2014 in den Basler Kinos Pathé Küchlin und Rex.
Weitere Filmstarts in Basel am 21. August: The Expendables 3, The Hundred-Foot Journey, Maps to the Stars, Jimmy’s Hall, Fascinating India 3D, Mittsommernachtstango.