«Ich bin nicht zum FBI gekommen, um Surfen zu lernen.» Dieser Satz stammt aus der besseren Fassung von Point Break, dem Original von Kathryn Bigelow aus dem Jahr 1991. Gesprochen hat ihn Keanu Reeves, ein frisches, aufstrebendes Gesicht in Hollywood, drei Jahre vor seinem endgültigen Durchbruch mit «Speed». Und dieser Satz bringt den Hauptunterschied zwischen dem packenden Thriller von damals zu dem spektakulären, aber blutleeren Remake von heute auf den Punkt: Bigelow machte einen Thriller, der im Surfer-Milieu spielt. Ericson Core («Invincible») machte einen Extremsport-Film mit Thriller-Elementen, quasi ein Red-Bull-Magazin, das mit einer Crime-Story angereichert wurde.
Das an sich wäre nicht verwerfllich, wenn da nicht das Label Point Break wäre. Doch mit diesem hat es nur die Figuren gemeinsam und nicht einmal das auf der ganzen Linie. Zwar heissen die Hauptdarsteller Johnny Utah (Luke Bracey), Bodhi (Edgar Ramirez), Ausbilder Hall (Delroy Lindo) und Agent Pappas (Ray Winstone) gleich. Und es geht auch um einen jungen FBI-Agenten, der in ein verbrecherische Gruppe von Extremsportlern eingeschleust wird, um den Fall verdeckt zu lösen. Der ebenfalls in eine Romanze verstrickt wird, in diesem Fall mit der betörenden Samsara (Teresa Palmer). Doch wie der eingangs zitierte Satz schon erklärt, hat der Original-Utah keine Vergangenheit als Adrenalin-Junkie – ganz im Gegensatz zur Figur von Luke Bracey. Dieser war ein Motocross-Star, bis bei einem waghalsigen Stunt ein guter Freund von ihm in den Tod stürzte.
Und dann, sieben Jahre später, steht er kurz davor, ein vollwertiger FBI-Agent zu werden. Begleitet von einer Portion Misstrauen wegen seiner früheren Tätigkeiten liefert Utah den entscheidenden Hinweis, um wen es sich bei einer Gruppe handeln könnte, die mittels waghalsigen Aktionen Diamanten aus einem Wolkenkratzer und Bargeld aus einem Flugzeug klaut, nur um das Vermögen zu verschenken: um Extremsportler mit einem grossen Ziel – den «Ozaki 8». Das sind die ultimativen acht Prüfungen für die Waghalsigsten unter den Extremen. Utah beschreibt die Schwierigkeit dieser Herausforderungen auf Snowboard, Surfbrett, im Wingsuit, im freien Fall, beim Freeclimbing und Kombiniertes: «Unter Umständen kann man ein ganzes Leben lang auf nur eine dieser Prüfungen hin trainieren und sie nicht schaffen.» Er allerdings schafft es nach sieben Jahren – von denen man zugegebenermassen nicht weiss, was er ausser der FBI-Academy alles angestellt hat – einfach so mit dieser Gruppe mitzuhalten und innert weniger Tagen gleich zwei Prüfungen erfolgreich zu absolvieren.
Vom Moment an, in dem Utah mit Bodhi, dem Anführer der Gruppe, Kontakt aufnimmt, lassen die atemberaubenden Stunts die Story zunehmend in den Hintergrund rücken. Auch die menschliche Geschichte um Vertrauen und Verrat, die Utah beschäftigt, vermag nicht wirklich zu fesseln. Da war das Psycho-Duell zwischen Keanu Reeves und Patrick Swayze vor 25 Jahren viel intensiver und dramatischer, während die Chemie zwischen Luke Bracey und Edgar Ramirez nicht ganz stimmt. Der Reiz von «Point Break» liegt deshalb in den atemberaubenden Stunts, die von den besten Cracks der Welt ausgeführt und in 3D festgehalten wurden. Sie fesseln einen an den Sitz und geben auch den Ängstlichen einen ansatzweisen Eindruck, wie das ist, von einem Berg zu springen, in der Falllinie ein Schneefeld hinunterzuboarden oder durch den türkisblauen Tunnel einer sich brechenden 15-Meter-Welle zu surfen. Deshalb passt der kurze Gastauftritt des Schweizer Halfpipe-Olympiasiegers Iouri Podlatchikov auch so gut. Es ist mehr Dokumentarfilm als Thriller und hätte sich deshalb einen Gefallen getan, einen Titel wie «The Ozaki Eight» zu geben, anstatt den Vergleich mit «Point Break» anzustreben – und dabei abzufallen.
Und das war übrigens das Original aus dem Jahr 1991:
«Point Break» läuft ab 21. Januar 2015 in den Kinos Pathé Küchlin und Rex in Basel.
Weitere Kinostarts in Basel am 21. Januar: Daddy’s Home, Brooklyn, Anomalisa, Die dunkle Seite des Mondes, Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs, Quo Vado?