Archiv für die Kategorie ‘Kino’

Machen wirs auf französisch

Fabian Kern am Donnerstag den 21. Juni 2012

L'Art d'Aimer

«L'Art d'Aimer» läuft ab 21. Juni im kult.kino club.

Welches Volk steht im Ruf, das frivolste zu sein? Richtig, die Franzosen. Dieses Klischee hat mir vor ein paar Jahren auch meine Ex-Freundin bestätigt, indem sie mir einbläute: «Fang einfach nie etwas mit einer Französin an, das sind die Schlimmsten. Die können einfach nicht treu sein!» Sie muss es wissen, schliesslich lebt sie in Paris. Und in ebendiesem Paris beschäftigt sich Emmanuel Mourets Film «L’Art d’Aimer» mit der schönsten Hauptsache der Welt und ihren Verstrickungen, die wir wohl alle schon erlebt haben. Nur stellen sich die Bewohner der Stadt der Liebe darin keineswegs unkomplizierter an als wir Nicht-Franzosen.

Boris (Laurent Stocker), Amélie (Judith Godrèche) und Isabelle (Julie Depardieu)

Amélie (mitte) versucht, Boris mit Isabelle zu verkuppeln. (Bilder im Verleih von ASCOT ELITE)

Die vier Episoden, die der Regisseur von einem Erzähler begleiten lässt und zu einem schwungvollen Ganzen verwebt, drehen sich alle um Lust und Leidenschaft oder etwas profaner ausgedrückt: um Sex. Weil die verklemmte Isabelle (Julie Depardieu) seit einem Jahr keinen hatte, wird sie von ihrer Freundin Amélie (Judith Godrèche) kurzerhand dazu verdonnert, deren Platz als ungezwungene Beischlaf-Partnerin von Boris (Laurent Stocker) zu übernehmen. Amélie hat sich von Boris nämlich dazu überreden lassen, mit ihm Sex zu haben – allerdings im Dunkeln und ohne zu sprechen. Weil Amélie aber Gewissensbisse gegenüber ihres Freundes hegt, kommt ihr Isabelles Sex-Abstinenz gerade recht.

Achille (François Cluzet) und seine Nachbarin (Frédérique Bel)

Überzeugungsarbeit: Achille mit Nachbarin.

William (Gaspard Ulliel) und Vanessa (Elodie Navarre)

Seitensprung oder nicht? William und Vanessa.

Achille (François Cluzet, «Les Intouchables») ein Playboy alter Schule hat da ganz andere Sorgen. Zwar hat ihm seine neue Nachbarin (Frédérique Bel) – jung und sexy – zu verstehen gegeben, dass sie an einem amourösen Abenteuer interessiert ist. Das vermeintliche Heimspiel droht aber zu einem Rohrkrepierer zu verkommen, denn die Namenlose erweist sich als äusserst komplizierte Knacknuss. Und schliesslich erlebt der Kinogänger zwei ganz verschiedene Paar-Therapien. Einerseits schlägt Paul (Philippe Magnan), dessen Frau Emmanuelle (Ariane Ascaride) ihn nach vielen Ehejahren verlassen möchte, weil sie Lust auf andere Männer hat, ihr eine offene Beziehung vor. Andererseits läuft das junge Traumpaar William (Gaspard Ulliel) und Vanessa (Elodie Navarre) in den Bumerang der eigenen Abmachung, immer bedingungslos ehrlich zueinander zu sein. Als sie beschliessen, gleichzeitig fremd zu gehen, merken sie, dass sie das eigentlich gar nicht wollen. Mit dem Ergebnis, dass beide einen Seitensprung vortäuschen.

Was will uns Mouret mit seiner leichtfüssigen Sommerkomödie sagen? Dass Offenheit in Beziehungen nicht immer der Weisheit letzter Schluss ist? Nein. Er sagt lediglich, dass es in Sachen Liebe und Lust kein Patentrezept gibt, sowie dass man auf Herz und Partner hören muss. Und dass die Franzosen nicht a priori die besseren Liebhaber sind. Tröstlich.

«L’Art d’Aimer» läuft ab 21. Juni im kult.kino club in Basel.

Gewalttätiger Gutmensch

Fabian Kern am Donnerstag den 14. Juni 2012

Machine Gun Preacher

«Machine Gun Preacher» läuft ab 14. Juni im Kino Capitol in Basel.

Nach einem Drogen-Exzess erwacht Sam Childers (Gerard Butler) völlig zerstört am Boden seines Trailers in Central City, Pennsylvania. Daneben spielt seine kleine Tochter seelenruhig mit ihren Puppen. Doch diese erschütternde Szene reicht noch nicht aus, damit der zur Gewalt neigende Ex-Knacki sein Leben ändert. Dazu muss er erst noch einen Obdachlosen niederstechen – in Notwehr zwar, aber auch im wilden Blutrausch. Childers findet dank seiner Frau Lynn (Michelle Monaghan) Gott und wird vom gewalttätigen Drogendealer zum gewalttätigen Gutmenschen. Nachdem er sein Leben auf die Reihe gebracht, einen Baubetrieb aufgebaut und ein Haus gekauft hat, widmet sich Childers höheren Aufgaben: Er baut eine Kirche für Sünder in Pennsylvania und ein Waisenhaus im Kriegsgebiet des Südsudans. Mit Waffengewalt verteidigt Childers seine Schützlinge gegen die brutalen Söldner der Lord’s Resistance Army (LRA) des Warlords Joseph Kony und befreit entführte Kinder, die zu Kindersoldaten ausgebildet oder zur Prostitution gezwungen werden sollen.

Sam (Gerard Butler) und Deng (Souleymane Sy Savane)

Sam (Gerard Butler, links) und sein Partner Deng (Souleymane Sy Savane) haben eine Gruppe Kinder aus den Fängen der LRA befreit. (Bilder im Verleih von ASCOT ELITE)

Daisy (Kathy Bates) und Lynn (Michelle Monaghan)

Sams Rückhalt: Mutter Daisy (Kathy Bates) und Frau Lynn (Michelle Monaghan).

Wer denkt sich einen solchen Plot aus der einem regelmässig Schauer über den Rücken jagt? Ganz einfach: das Leben. Die Erschütterung der Bilder im Film «Machine Gun Preacher» wirkt so stark weil nichts erfunden wurde. Die Zustände im Krisengebiet des Südsudans und nördlichen Ugandas im Herzen Afrikas kann man sich in Mitteleuropa nicht einmal vorstellen. Entsprechend stark wirken die Gegensätze, mit denen Regisseur Marc Forster («Monster’s Ball», «Quantum of Solace») bewusst spielt: Wenn etwa Childers vor den brennenden Ruinen seines von der LRA abgefackelten Waisenhauses steht und mit seiner Frau telefoniert, die in der sterilen Kälte eines amerikanischen Supermarkts einkauft. In jener Szene will Childers alles hinschmeissen, seine Frau jedoch weist ihn auf die Rolle hin, für die er von Gott auserwählt wurde.

Sam (Gerard Butler) und Donnie (Michael Shannon)

Unbeherrscht: Sam nimmt sich seinen besten Freund Donnie (Michael Shannon) zur Brust.

Gerade hinsichtlich seiner Gläubigkeit übertreibt es Childers aber. Er ist so masslos wie in seinem alten Leben als Krimineller und ordnet seiner Mission alles unter. Auch seine Familie. Childers verkauft seine Firma, sein Auto und seine Möbel, um sein Projekt in Afrika zu finanzieren. Dabei balanciert der Hobby-Prediger immer zwischen humanitärem Einsatz und Selbstaufgabe. Kann das gutgehen?

Forster ist ein emotional dichtes, Werk gelungen, das keinen kalt lässt. Dem Schweizer wird aber vorgeworfen, Childers und dessen brutale Vorgehensweise zu wenig differenziert darzustellen. Das mag sein. Childers selbst verteidigt seine Methoden im Abspann des Films, als er sagt: «Stell dir vor, dein Kind wäre entführt worden. Wäre es dir nicht egal, auf welche Weise ich es zurückhole?» Der Maschinengewehr-Priester räumt aber ein, dass die Wahl Gerard Butlers als Hauptdarsteller nicht seine gewesen wäre. Childers hätte Russell Crowe bevorzugt, der sei «schmutziger». Aber auch mit dem schönen Butler ist der Film unbedingt zu empfehlen.

«Machine Gun Preacher» läuft ab 14. Juni im Kino Capitol in Basel.

Demi für Sophie – ein schlechter Tausch

Fabian Kern am Donnerstag den 31. Mai 2012

LOL

«LOL» läuft ab 31. Mai in den Basler Kinos Pathé Küchlin und Rex.

Jede Generation hat ihr Kreuz zu tragen. Die Teenager des neuen Jahrtausends sind aufgewachsen mit Internet und Handys, Social Media sind ihre Heimat. Paradoxerweise trägt die Vielzahl an Kommunikationsmitteln aber dazu bei, dass immer weniger miteinander gesprochen wird. Der Film «LOL», ein Remake des gleichnamigen französischen Originals aus dem Jahr 2008, thematisiert genau jene Kommunikationsprobleme. Im Zentrum steht die High-School-Schülerin Lola (Miley Cyrus), die von ihren Freunden einfach nur Lol genannt wird – analog zur Chat-Abkürzung für «laughing out loud». Lolas Sorgen sind, wie es sich für einen Teenager gehört, nicht schulischer Art, sondern  drehen sich um die Liebe. Von ihrem Freund Chat betrogen, fühlt sie sich immer mehr zu ihrem – und gleichzeitig auch Chats – bestem Freund Kyle (Douglas Boothe) hingezogen. Gleichzeitig zickt sie mit ihrer Mutter Anne (Demi Moore) herum, die sich mit denselben Problemen abmüht.

Miley Cyrus und Demi Moore in LOL

Ihre Mutter Anne (Demi Moore) ist für Lola (Miley Cyrus) mehr Freundin als Mutter. (Bilder: Rialto)

Sie habe einen Film für die Generation der 16-Jährigen drehen wollen, sagte Lisa Azuelos über ihre Motivation, den ersten «LOL» zu drehen. Das ist ihr sicherlich gelungen. Die Teenager erkennen sich darin wieder – sogar mit ihrer Wahrnehmung der Erwachsenen. Die Teenies überlisten ihre Erzeuger gleich reihenweise, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen: Liebe, Party, Musik. Doch warum nur ist die Kommunikation im Chat einfacher als im persönlichen Gespräch? Tröstlich für Lola ist, dass ihre Mutter von der Rolle als Alleinerziehende von drei Kindern überfordert ist. Dadurch sind die Grenzen der Rollen von Mutter und Tochter fliessend. Anne ist für Lola eher Freundin als Erzieherin, was aus pädagogischer Sicht absolut tabu ist, für den Film aber funktioniert. Teenager wollen keine starken Erwachsenen sehen.

Miley Cyrus und Douglas Booth in LOL

Warum miteinander sprechen, wenn man Musik hören kann? Kyle (Douglas Booth) und Lola.

Miley Cyrus und Thomas Jane

Wenn nicht das iPhone, dann zumindeste das iBook: Lola mit ihrem Vater Allen (Thomas Jane).

Sprechen wir aber noch über die Daseinsberechtigung von Remakes. Die ist sicher bei Filmen gegeben, die von Special Effects leben, und deshalb durch den technischen Fortschritt eine Aufwertung erfahren. Zum Beispiel bei der Verfilmung von literarischen Klassikern. Oder bei Themen, die durch den Lauf der Zeit plötzlich eine ganz neue Aktualität bekommen. Im Fall von «LOL» ist nach bloss vier Jahren nichts davon gegeben und der Sinn deshalb eindeutig: Es geht einzig und allein darum, einen französischen Film dem intoleranten amerikanischen Publikum zu verkaufen. Dieses will sich nicht mit Untertiteln abmühen, sondern amerikanische Schauspieler in ihrer Muttersprache zuhören. Der Film ist nicht schlecht, sondern nur unnötig – und dazu ein einziger Werbespot für Apple. Schade, dass sich Regisseurin Lisa Azuelos dazu hergegeben hat, ihren eigenen Film zu kopieren, und während einer Episode einer Schulreise nach Paris auch noch ihre eigenen Landsleute dem amerikanischen Klischee entsprechend zu zeichnen: als Schnecken essende, Wein trinkende, hoffnungslos altmodische und naive Menschen. Dass der Tausch der herrlich trotzig-charmanten Sophie Marceau durch die einfach nur überforderte Demi Moore ein ganz schlechter ist, kommt erschwerend hinzu.

«LOL» läuft ab 31. Mai in den Basler Kinos Pathé Küchlin und Rex.

Hier der Trailer zum französischen Original von 2008 mit Christa Theret als Lola:

Wenn die Königin mit dem Leibarzt

Fabian Kern am Mittwoch den 30. Mai 2012

A Royal Affair

«A Royal Affair» läuft ab 31. Mai im kult.kino club in Basel.

Die Geschichte könnte auch einem schwülstigen Liebesroman entstammen: Die Königin verliebt sich in den royalen Leibarzt, wird von ihm schwanger, und die beiden leben in Sünde glücklich bis an ihr Lebensende. Nur dass den Protagonisten im dänischen Film «A Royal Affair» das romantische Happy End nicht vergönnt ist. Das Werk von Nikolaj Arcel («Verblendung») ist denn auch keine Romanze, sondern vielmehr eine Mischung aus  historischem Politthriller und Liebestragödie – nichts für einen kuschligen Kinoabend in verliebter Zweisamkeit.

Mads Mikkelsen und Alicia Vikander

Struensee und Königin Caroline entdecken Gefühle füreinander. (Bilder im Verlein von ASCOT ELITE)

«Da ist etwas faul im Staate Dänemark», stellte einst schon Hamlet in William Shakespeares gleichnamigem Stück fest. Für die Dreiecksgeschichte in «A Royal Affair» trifft dies genauso zu. Und genau durch Shakespeare-Zitate erwirbt sich der deutsche Arzt Johann Friedrich Struensee (Mads Mikkelsen; «Casino Royale») das Vertrauen des dänischen Königs Christian VII. (Mikkel Boe Følsgaard) und wird sein Leibarzt. Dass er sich mit Struensee ausgerechnet einen Aufklärer ins Nest geholt hat, realisiert der psychisch kranke Regent nicht. Ebenso wenig wie die Gefahr, die damit seiner Ehe mit Caroline Mathilde (Alicia Vikander) droht. Die Königin ist mit dem unberechenbaren Kindskopf und notorischen Bordellbesucher nämlich höchst unglücklich und lässt ihn nach der Geburt des obligaten Thronfolgers auch nicht mehr in ihr Bett.

Struensee hingegen erobert mit seinem aufklärerischen Denken Carolines Herz im Sturm. Die Affäre ist ebenso unvermeidlich wie die Schwangerschaft von einem Kuckuckskind. Ganz nebenbei nutzen die beiden Verliebten das königliche Vertrauen, das Struensee geniesst, um Dänemark zu reformieren. Doch die intriganten Traditionalisten geben sich nicht einfach so geschlagen und lassen die verbotene Liebe von Caroline und Struensee auffliegen.

Mikkel Boe Følsgaard als Christian VII.

Überragend in der Rolle des geisteskranken Königs: Mikkel Boe Følsgaard.

Das von Lars von Trier aufwändig prouzierte Werk «A Royal Affair» ist ein packend erzähltes Stück dänischer Geschichte. Der Film ist Beweis dafür, dass auch ein kleines Land ein grosses Stück Kino schaffen kann – ohne internationales Staraufgebot. Der einzige Star unter den Darstellern ist Mads Mikkelsen, doch die Show stiehlt ihm Mikkel Boe Følsgaard. Der 28-Jährige, der erst diesen Sommer die staatliche Theaterschule in Kopenhagen abschliessen wird, verkörpert den psychisch kranken König grandios. Zurecht wurde der international bisher völlig unbekannte Däne an der Berlinale mit dem Goldenen Bären als bester männlicher Darsteller ausgezeichnet. Zudem geben Mikkelsen und die 23 Jahre jüngere Alicia Vikander glaubwürdig die unglücklichen Turteltauben. Deshalb der Rat für jene, die nah am Wasser gebaut sind: Taschentücher nicht vergessen!

«A Royal Affair» läuft ab 31. Mai im kult.kino club in Basel.

Basler Skateboarder im besten Licht

Joel Gernet am Donnerstag den 24. Mai 2012

Sie brechen Knochen und Gesetze vor laufender Kamera: Am Sonntag feiert der neuste Basler Skateboard-Film «Key Light» im Jugi Gundeli seine Premiere. Zuvor küren die Skater den Champ der Miniramp.

Prostituierte und Skateboarder, beide werden sie auf den öffentlichen Plätzen Barcelonas gleich hart angepackt vom Arm des spanischen Gesetzes. Von einer Wegweisung bis zur saftigen 700-Euro Busse liegt alles drinn. Das haben auch zehn Basler Skaterfreunde beim Dreh zum neusten Basler Skateboardfilm «Key Light» hautnah miterleben dürfen, also ihnen die Polizei mehr als einmal die Kamera wegnehmen wollte – hätte sie die Jungs nur erwischt. Doch im Gegensatz zu den Trottoirschwalben in Stöckelischuhen können sich die Trottoirsurfer auf ihren Brettern ziemlich rasch aus dem Staub machen. Diesen Beitrag weiterlesen »

Ewan McGregor schwimmt gegen den Strom

Fabian Kern am Mittwoch den 16. Mai 2012

Salmon Fishing in the Yemen

«Salmon Fishing in the Yemen» läuft ab 17. Mai in den Basler Kinos Pathé Eldorado und Rex.

Mit dem Strom schwimmen, so könnte man das Leben von Dr. Alfred Jones (Ewan McGregor) beschreiben. Der angesehene Experte für Lachs- und Forellenzucht hat eine liebe Frau, ein feines Backsteinreihenhäuschen in London und absolut keinen Spass. Nach dem Beischlaf mit seiner Gattin Mary – natürlich in der Missionarsstellung unter dem Leintuch – sagt diese erleichtert: «So, das sollte für ein Weilchen reichen.» Und zum Abregen seines Ärgers begibt sich der verklemmte Wissenschaftler in den Garten und spricht mit seinen Goldfischen.

Szene aus «Salmon Fishing in the Yemen»

Alfred (Ewan McGregor) und Harriet (Emily Blunt) in Jemen. (Bilder im Verleih von ASCOT ELITE)

Völlig aus dem Konzept gerät der arme Dr. Jones, als ein hirnrissiges Projekt an ihn herangetragen wird. Der jemenitische Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Tihama (Amr Waked) möchte in seiner Heimat nordeuropäische Lachse ansiedeln. Jones tut das als Hirngespinst eines Ölmilliardärs ab und verweigert die Zusammenarbeit, bis er von seinem Chef dazu gezwungen wird. Zu seinem Glück, denn sonst hätte er die bezaubernde Harriet Chetwode-Talbot (Emily Blunt) nie näher kennengelernt. Diese vertritt die Interessen des vom Fliegenfischen begeisterten Scheichs, gewinnt Jones für das Projekt und weckt ihn aus seinem emotionalen Dornröschenschlaf. Doch just als Jones endlich aufblüht, taucht Harriets in Afghanistan verschollener Geliebter auf und wird von Patricia Maxwell (Kristin Scott-Thomas), der gewitzten PR-Beraterin des Premierministers, medienwirksam wieder mit der jungen Frau vereint.

Szene aus «Salmon Fishing in the Yemen»

Patricia Maxwell (Kristin Scott-Thomas) wird von Scheich Muhammad (Amr Waked) empfangen.

Der schwedische Regisseur Lasse Hallström («Gilbert Grape», «Chocolat») hat zusammen mit Drehbuchautor Simon Beaufoy (Oscar für «Slumdog Millionaire») aus Paul Tordays Roman «Salmon Fishing in the Yemen» ein wunderbar leichtfüssiges Werk über den Glauben an die eigenen Fähigkeiten geschaffen. Der mit schönen Landschaftsaufnahmen gespickte Film ist eine geglückte Mischung aus Komödie, Politsatire, Drama und Liebesgeschichte – eine Mischung, die normalerweise in die Hose geht. Hallström hat es aber geschafft, den Spannungsbogen bis am Schluss hochzuhalten und seinem sympathisch verkrampften Protagonisten das Gegen-den-Strom-Schwimmen beizubringen. Wie dieser den schottischen Lachsen in Jemen.

«Salmon Fishing in the Yemen» läuft ab 17. Mai in den Basler Kinos Eldorado und Rex.

Wie der Vater, so der Sohn

Fabian Kern am Donnerstag den 3. Mai 2012

The Cold Light of Day

«The Cold Light of Day» läuft ab 3. Mai im Pathé Küchlin in Basel.

Ein Entführungsthriller mit Bruce Willis in einer der Hauptrollen – da jubelt das Actionherz. Lange hat uns «Mr. Die Hard» nicht mehr mit einer grossen Rolle im rustikalen Genre beglückt. Doch wer den Glatzkopf mit den coolen Sprüchen auf der Leinwand bewundern will, der sollte bei «The Cold Light of Day» nicht zu spät in in den Kinosaal kommen. Nach einer guten Viertelstunde ist sein Auftritt als Martin Shaw nämlich bereits beendet. Immerhin opfert er sein Leben für seinen Sohn. Zurück bleibt also Will, gespielt von Henry Cavill, der die Welt nicht mehr versteht. Denn anstatt zusammen mit Bruder und Eltern auf der Yacht vor der spanischen Mittelmeerküste auszuspannen, muss der attraktive Jüngling, der gerade erst vom Konkurs seiner Firma erfahren hat, durch die Strassen von Madrid hetzen, um seine Familie aus den Fängen israelischer Entführer zu befreien. Objekt der Begierde ist ein Aktenkoffer mit mysteriösem Inhalt, den Wills Vater, ein verdeckter CIA-Agent, entwendet hat. Diesen Beitrag weiterlesen »

Der rücksichtslose Teenieschwarm

Fabian Kern am Mittwoch den 2. Mai 2012
Bel Ami

«Bel Ami» läuft ab 3. Mai im Pathé Eldorado in Basel.

Robert Pattinson ist wieder einmal schwer beschäftigt. Nachdem er sich in der Twilight-Serie mit Werwölfen und verräterischen Vampiren herumschlagen und dabei noch um das Herz seiner angebeteten Bella kämpfen musste, gibt der Teeniestar im späten 19. Jahrhundert vollen Körpereinsatz für seinen Aufstieg in der Pariser Gesellschaft. Fünf Jahre nach der Rückkehr aus dem Krieg in Algerien nagt der Bauernsohn Georges Duroy in der französischen Metropole im Jahr 1890 am Hungertuch und trifft durch Zufall auf seinen früheren Kriegskameraden Charles Forestier. Dieser führt ihn umgehend in die besten sozialen Kreise ein, was Duroy als die Chance seines Lebens erkennt. Diesen Beitrag weiterlesen »

Marilyn lebt

Fabian Kern am Mittwoch den 25. April 2012

My Week with Marilyn

«My Week with Marilyn» läuft ab 26. April im kult.kino atelier in Basel.

Wer ist heute die berühmteste Frau der Welt? Angelina Jolie vielleicht? Michelle Obama? Madonna? Angela Merkel? Oder gar Lady Gaga? Schwierig zu sagen. In den 1950er-Jahren war die Antwort einfach: Marilyn Monroe. Allein schon der Name ist Showbusiness in Reinkultur und lässt die Scheinwerfer erstrahlen.

In diesem Glanz möchte sich im Film «My Week with Marilyn» auch Sir Laurence Olivier (Kenneth Branagh) sonnen. Der alternde britische Schauspieler engagiert die amerikanische Ikone für sein Projekt «The Prince and the Showgirl», um seine ins Stocken geratene Leinwandkarriere noch einmal anzuschieben. Der lächerliche Streifen mit dem deutschen Titel «Der Prinz und die Tänzerin» war kein Meilenstein in Marilyn Monroes Karriere. Erst zwei Jahre später realisierte sie mit «Manche mögens heiss» den erfolgreichsten Film ihrer kurzen, aber intensiven Karriere. Um die Crew in den legendären Pinewood Studios in London und die britische Bevölkerung in Aufregung zu versetzen, reichte aber auch dieses läppische Projekt, denn es ist Marilyns erster Auftritt in Europa. Diesen Beitrag weiterlesen »

Harry Potter hat das Lachen verloren

Fabian Kern am Mittwoch den 28. März 2012

The Woman in Black

«The Woman in Black» läuft ab dem 29. März im Kino Pathé Küchlin in Basel. (Bilder im Verleih von ASCOT ELITE)

Eben erst der Rolle des Harry Potter entwachsen, sieht sich Daniel Radcliffe im britischen Gruselfilm «The Woman in Black» schon wieder Auge in Auge mit übersinnlichen Kräften. Nur, dass er selbst diesmal nicht in Besitz von Zauberkräften ist. Im Gegenteil: Als Londoner Anwalt Arthur Kipps Ende des 19. Jahrhunderts zelebriert Radcliffe das Leiden. Das Hinscheiden seiner geliebten Gattin nach der Geburt seines Sohnes hat den jungen Vater derart aus der Bahn geworfen, dass ihn sein Sprössling nur mit den Mundwinkeln nach unten zeichnet. «Du siehst immer so aus», lautet die Begründung von Klein-Edward. In der Tat versprüht Radcliffe mit seinem bleichen, vergrämten Gesicht nicht gerade Lebensfreude.

Der Auftrag, die Erbfolge einer heruntergekommenen Villa im abgelegenen Küstendörfchen Crythin Gifford zu verkaufen, bringt Kipps die unheimliche Chance, etwas über das Leben nach dem Tod herauszufinden. Die Motivation zu erfahren, in welcher Welt sich die Seele seiner Frau  befindet, treibt den Witwer an. In jenem Haus mit dem nicht gerade einladenden Namen «Eel Marsh House» treibt die unruhige Seele einer toten Frau ihr Unwesen. Jedes Mal, wenn die «Frau in Schwarz» gesehen wird, treibt sie ein Kind aus dem Dorf in den Selbstmord, um ihren leiblichen Sohn zu rächen, der einst im Watt ertrank. Die Dorfbewohner wollen Kipps deshalb daran hindern, sich im verfluchten Haus weiter herumzutreiben, da es während seiner Anwesenheit zu weiteren tragischen Todesfällen kommt. Der Jurist aber lässt sich nicht beirren. Er stellt sich dem Geist und versucht gegen den Widerstand der Einheimischen, seiner Seele endlich Ruhe zu verschaffen. Diesen Beitrag weiterlesen »