Kaum einer, der sich im Vorfeld der Baselbieter Abstimmung zum Theaterreferendum nicht zu Wort meldet. Auch von uns wurde von mehreren Seiten eine Stellungnahme gefordert. Wir vom Schlaglicht sind uns einig, dass ein Ja zum Theater unabdingbar ist. Unsere persönlichen Gründe und Argumente dafür sind hingegen vielgestaltiger und erinnern an die Argumente der unzähligen Gastbeiträge und Wortmeldungen in verschiedenen Medien der letzten paar Wochen.
Die Gegner der Subventionserhöhung fürs Theater Basel nutzen vordergründig finanzielle Argumente: Baselland müsse sparen, da sei die Verpflichtung auf höhere Ausgaben hirnrissig. Basel könne vom «Goldesel Baselland» nicht mehr und mehr verlangen. Solle man doch die Eintrittspreise erhöhen. Die Befürworter halten mit anderen Zahlen dagegen: 44,5 Prozent der Abonnenten des Theaters kommen aus dem Baselbiet, mehr als aus Basel-Stadt (41,3 Prozent). Trotzdem bezahle Basel mit 37,1 Millionen Franken den Löwenanteil der Subventionen, Baselland würde nach der Erhöhung der Subventionen 8 Millionen bezahlen – ein deutliches Ungleichgewicht.
Diese auf Zahlen beruhenden Gedankengänge könnte man auf beiden Seiten weiterführen. Man könnte anmerken, dass viele Baselbieter ihren Lohn in Basel-Stadt abholen, ihre Steuern aber auf dem Land bezahlen. Dass nur ein kleiner Teil der Baselbieter tatsächlich ins Theater Basel pilgert. Dass, wenn die Eintrittspreise erhöht werden müssten, nur noch Gutverdiener die Vorstellungen besuchen könnten, das Theater dadurch Zuschauer verlieren würde und wiederum weniger Geld zur Verfügung hätte.
Doch sind Zahlen und Budgetfragen die richtigen Argumente? Oder soll man stattdessen das Ansehen des Theaters ins Felde führen, die Auszeichnungen, die es erhalten hat? Den Leistungsauftrag, den es erfüllen muss? Die Spitzenleistungen, die das Theater erbringt? Soll man ans Verantwortungsbewusstsein des Stimmvolkes appellieren? Ans Partnerschaftsverhältnis, das bekanntlich auch in anderen Belangen leidet? Darf das Hauptargument sein, dass das Theater Basel am Ende wäre, wenn die Subventionen nicht erhöht würden?

Hoffen gemeinsam: Theaterdirektor Georges Delnon (l.) und der Baselbieter Kulturdirektor Urs Wüthrich-Pelloli. (Foto Margrit Müller)
Es hat wohl jedes Argument, ob pro oder kontra, in dieser Diskussion seine Berechtigung. Grundsätzlich geht es bei der Abstimmung aber um Solidarität – ein Grundwert, der in unserer Gesellschaft stetig schwindet. Egal, ob es ums Gesundheitswesen, um die Altersvorsorge oder eben um Kulturfragen geht. Eine der zentralen Fragen heutzutage scheint zu sein: Warum soll ich für etwas bezahlen, wovon ich nicht profitiere? Mein Nachbar will ins Basler Theater? Soll er, doch dann soll ER dafür zahlen. Doch auch diese Argumentationslinie führt uns nicht viel weiter. Denn irgendwann gelangt man damit ad absurdum. Keiner kann nur für das bezahlen, was er selber nutzen will.
Urs Wüthrich, Baselbieter Kulturdirektor, sagt heute Montag in der BaZ: «Kultur ist nicht einfach nice to have. Kultur ist lebenswichtig. Ohne Kultur ist man heimatlos.» Das widerspiegelt nicht nur seine Meinung. Kultur ist daneben auch ein anerkannter Wirtschafts- und Standortfaktor. Kultur ist vielfältig, dazu gehört der Dorfverein genauso wie das Theater Basel. Doch ist auch dies wiederum eine subjektiv gefärbte Meinung.