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«LASSO»: Eine tragbare Ausstellung

Luca Bruno am Dienstag den 22. März 2011
Pedro Wirz: "Ohne Titel (mit Künstler)"

Pedro Wirz, "Ohne Titel (mit Künstler)"

Eigene Texte oder Fotografien veröffentlichen? Das Internet hat es leicht gemacht! Innerhalb weniger Minuten hat man auf dem entsprechenden Sozialen Netzwerk einen Account erstellt und schon kann es mit dem munteren Publizieren losgehen. Doch wer hat eigentlich Zeit, auf diesen Webseiten stundenlang nach geeignetem Material zu suchen?

Ariane Koch, Damian Koch und Alain Gloor gehen mit ihrem Magazin «LASSO» einen anderen Weg. Ausser dem vorgeschriebenen Thema der jeweiligen Ausgabe lassen sie den involvierten Textern und Künstlern zwar genauso viel Freiheit wie das Internet, bezüglich Veröffentlichung gehen sie allerdings den altmodischen Weg. «LASSO» erscheint in Heftform, in jeweils streng limitierter Auflage.

Letzten Winter erschien die erste Ausgabe und ein Grossteil davon war im Nu vergriffen. Nun haben die drei mit Unterstützung zweier Gastkuratoren nach über drei Monaten Wartezeit die zweite Ausgabe «Schauspiel» fertiggestellt. Anlässlich der Release-Party, die diesen Mittwoch, dem 23. März 2011, in der Hinterhof Bar über die Bühne gehen wird, haben wir uns mit Alain Gloor über «LASSO» unterhalten.

Woher stammt die Idee zum «LASSO»-Magazin?
Alain Gloor: Das liegt schon etwa zwei Jahre zurück, wir haben jedoch eine gute Zeit haben am Konzept gefeilt. So einfach und wirksam es heute erscheint, es war ein langer Weg bis dorthin. Warum wir das Projekt genau in Angriff genommen haben, wissen wir nicht mehr so genau. Wir hatten einfach Lust, etwas zu versuchen, wollten Kräfte bündeln, etwas für Basel und vielleicht sogar die Schweiz tun.

Vom «Wilden Westen» zum «Schauspiel»: Was für eine Bedeutung haben die jeweiligen Themen für das Magazin?
Das jeweilige Thema soll dem Magazin eine Richtung geben und trotzdem eine offene künstlerische Herangehensweise zulassen oder zu einem Beitrag anstiften. Wir suchen zu dritt nach neuen Schlagwörtern. Manchmal dauert es auch ein paar Tage, bis wir alle von einem neuen Vorschlag überzeugt sind, wie es bei «Kopf» geschah, unserem neuen Thema, für das wir bis zum 1. Juni 2011 Beiträge entgegennehmen. Eine Bedeutung haben die Themen auch insofern, als dass wir die Release-Partys grob mit dem Titel des Magazins in Verbindung zu bringen versuchen. Zum «Wilden Westen» spielte die Band Little White Mice letzten Herbst einen Sound, den wir uns zur Unterlegung eines jeden Western hätten vorstellen können. Diesen Mittwoch werden in der Hinterhof Bar passend zum aktuellen Thema «Schauspiel» Performances verschiedener Künstler stattfinden.

Claudia Link, "The Secret Behind the Scene"

Claudia Link, "The Secret Behind the Scene"

Für eure zweite Ausgabe «Schauspiel» habt ihr über doppelt so viele Einsendungen erhalten, wie ihr schlussendlich publizieren werdet. Wie funktioniert euer Auswahlprozess?
Für die zweite Ausgabe haben wir zwei Gastjuroren beigezogen, was das Ganze etwas vereinfacht hat. Wir sassen zehn Stunden am Küchentisch und haben uns über mehrere Runden beraten. Bekommt eine Arbeit drei Stimmen, dann ist sie vorerst mal dabei. Zuletzt muss jedes Werk aber auch ins Gesamtbild der jeweiligen Ausgabe passen. Da kippen manchmal Arbeiten raus, auf die wir eigentlich nur ungern verzichten würden. Und es muss selbstverständlich auch bezahlbar bleiben. Will heissen: Viel mehr als die sechzig Seiten, welche die zweite Ausgabe nun hat, können wir uns gar nicht leisten.

Ausser dem Thema sind die Autoren in der Wahl ihrer Text- bzw. Veröffentlichungsform komplett frei. Hattet ihr auch schon mit zu abstrakten Einsendungen zu kämpfen?
Es kommt auf die Empfindung des Betrachters an, was dieser als aparte Einsendung einstufen würde und was nicht. Wir haben von gewöhnlichen Ferienfotos zu Fotografien einer Performance der Wiederauferstehung von Jesus Christus bis zu Stickereien und riesigen Kritzeleien alles schon gehabt. Alles ist erlaubt. Und im Kontext des Magazins und im Zusammenspiel mit anderen Arbeiten ergeben auch gerade verquer anmutende Beiträge eine spannende Bild- und Textwelt, die, so hoffen wir, das LASSO ausmacht.

Jelena Savic, "Rabbits In Disguise"

Jelena Savic, "Rabbits In Disguise"

Heutzutage eröffnet man innerhalb von 5 Minuten einen tumblr-Account und kann dort Bilder, Texte oder sogar Videos innerhalb weniger Sekunden mit der ganzen Welt teilen. Warum habt ihr euch gegen das Netz und für ein Heft entschieden?
Wir haben absolut nichts gegen das World Wide Web. Wir haben ja selber eine Website und erreichen darüber viel mehr Menschen, als wir das sonst tun würden. Für uns ist das Internet eine riesige Vereinfachungsmaschine. Nur: Mit dem physischen Release schaffen wir eine Grundlage und bringen Menschen zusammen, und zwar nicht nur im Netz. So entstehen neue Ideen. Das Herstellen eines Magazins ist tatsächlich aufwändiger, als rasch einen tumblr-Account zu eröffnen. Wir denken aber, dass das auch die Leute, die uns Beiträge zuschicken, animiert. Wir geben uns grosse Mühe und wissen, dass auch den beteiligten Künstlern viel an ihren Werken liegt. Auch soll das Heft wie eine Art tragbare Ausstellung funktionieren, die man weiterempfehlen kann und die sich taktil, also mit dem LASSO in den Händen, erfahren lässt.

Dies führt allerdings dazu, dass ihr euch momentan auf Texte und Bilder beschränken müsst. Könnt ihr euch vorstellen, irgendwann auf andere Kunstformen wie Videos oder Installationen zu «expandieren» und dementsprechend auf eine andere Veröffentichungsform zurückzukommen?
Zuerst: Videostills und Fotografien von Installationen haben wir ja auch im LASSO. Aber es stimmt natürlich, dass diese immer eine Verkürzung des eigentlichen Kunstwerks bedeuten. In diesem Sinne sind wir auf jeden Fall offen, andere Richtungen einzuschlagen – wir sind der festen Überzeugung, dass der Prozess des Kuratierens in Zukunft noch bedeutungsvoller werden wird. Das Magazin soll aber immer Grundlage des ganzen Unternehmens und einzigartig bleiben. Mehrere Möglichkeiten der Weiterentwicklung sind schon angedacht, aber damit überraschen wir lieber, wenn es auch soweit sein wird.

LASSO Release-Party N°2 «Schauspiel»: Diesen Mittwochabend (26. März) im Hinterhof. ab 19:30, mit Performances verschiedener Künstlern und musikalischer Unterstützung von Deck Mental & Lord Soft (Team Taperape).
Ausserdem ist die Bewerbungsphase für die dritte Ausgabe «Kopf» mittlerweile angelaufen. Der Einsendeschluss für diese Ausgabe ist am 1. Juni; mehr Informationen dazu gibt’s auf der offiziellen Website des Magazins.

Wir haben abgeräumt, jetzt geht's nach Hause

the glue am Sonntag den 20. März 2011

Gestern Abend erreichten wir den Höhepunkt unserer Reise: Die Harmony Sweepstakes Regional Competition im Miller’s Theatre in New York. Das ist die wichtigste Veranstaltung für a-cappella Musik in ganz Nordamerika und zahlreiche weltbekannte Gruppen haben ihre Karrieren dort gestartet. Insgesamt nahmen zehn Gruppen teil und neben den drei Hauptpreisen gab es Auszeichnungen in den  Kategorien Publikumsliebling, bestes Arrangement und beste Eigenkomposition.

Ausser uns war noch eine weitere Gruppe aus Europa angereist: Lai Skan aus Lettland, alle anderen warenUS-Bands und hatten natürlich beim Publikum einen Heimvorteil. Wir hatten allerdings auch eine Fangruppe dabei, die eine Reise nach New York gleich mit einem Besuch der Competition verband. Ein super Bild, wie eine ganze Sektion mit Schweizer Flagge und zujubelte. Und zunächst ging auch alles gut. Get in, Soundcheck. Leider durften wir nicht unseren eigenen Techniker haben, damit alle die gleichen Bedingungen hatten. Aber das Gefühl war gut, wir waren gut vorbereitet und alles schien geklärt. Natürlich waren wir schrecklich nervös. Auf diesen Moment hatte die ganze Tour zugesteuert und jetzt war der Moment plötzlich da. Wir hatten zehn Minuten, um die Jury zu überzeugen. Zehn Minuten, in denen absolut gar nichts falsch laufen durfte. Und prompt war Gregors Mikrophon nicht an, als wir anfingen. Der Techniker hatte es verschlafen. Somit gerieten wir beim ersten Song Come what may etwas in Schieflage. Mit El Topo und Sandburgenbauen bekamen wir die Leute aber schnell in den Griff und am Ende waren wir ganz zufrieden, rechneten aber nicht damit, irgendeine Chance auf eine Platzierung zu haben. Als die Jury dann auch noch verkündete, es sei einer der besten Jahrgänge gewesen, sank unsere Hoffnung auf ein Minimum. Doch siehe da. Beste Eigenkomposition: Sandburgenbauen von The Glue und zweiter Platz in der Gesamtwertung: The Glue. Den ersten Platz belegte eine reine Frauengruppe aus New York namens Traces. Somit belegten wir von allen Männerformationen, die in der a-cappella Szene klar die Mehrheit ausmachen, den ersten Platz. Wir haben es irgendwie wieder geschafft, die Konkurrenz zu überflügeln und damit  einer super Tour am Ende noch die Krone aufgesetzt. Jetzt fliegen wir glücklich und zufrieden zurück in die Schweiz.

Boston gerockt, Flug gecancelt und jetzt in New York

the glue am Freitag den 18. März 2011

Die letzten Tage haben wir unglaubliche Strecken zurückgelegt. Vor allem Laurenz und Tumasch. Doch zunächst spielten wir noch im Swissnex Boston am Tag der offenen Tür. Eine super Sache. Wir spielten zweimal zwanzig Minuten und die Leute waren hin und weg. Im Anschluss trafen wir uns mit den Gästen in der John Harvard Brewerie und feierten bis in den Morgen. Unter anderem fanden wir uns in einem Pub mit Livemusik wieder, wo eine Bluegrass Band so richtig abging, obwohl nur etwa 12 Leute da waren. Das kann man sich zum Vorbild nehmen.

Am Tag danach nahmen wir Abschied vom tollen Swissnex Boston Team und steuerten unsere letzte Etappe an: New York. Wir msusten uns ziemlich beeilen, weil Tumasch und Laurenz noch den Van weiter nach Washington bringen mussten. Gegen 14h kamen wir bei unserem Hotel in New York an, und während der Rest der Band die ersten Schritte in der grossen Stadt machten, fuhren wir zwei weitere vier Stunden in den Süden. Kurz vor sieben erreichten wir Washington und sollten um neun eigentlich zurück nach New York fliegen. Doch schon beim Einchecken zeigte es eine halbe Stunde Verspätung an. Das setzte sich dann mit schöner Regelmässigkeit fort, bis der Flug um Mitternacht dann ganz gecancelt wurde. Das hiess eine Nacht mehr in Washington auf Kosten von Delta Airlines. Am nächsten morgen flogen wir dann endlich nach New York und versuchten natürlich, soviel wie möglich nachzuholen. Ground Zero, Wallstreet, Freiheitsstatue und am Abend sogar ein Spiel der New York Knicks. Zudem war Donnerstag auch noch St. Patricks Day, und natürlich wird der irische Nationalfeiertag auch hier von allen begangen. Neben der offiziellen Parade beim Central Park wimmelte es überall von grüngekleideten sturzbetrunkenen Menschen. Ein Bild zum Abgewöhnen. So wie der Harassenlauf in Basel, nur voll legal und ohne Militäreinsatz.

Jetzt bleiben uns noch drei Tage. Morgen die grosse Harmony Sweepstakes Competition.

Für den Schlaglicht-Blog berichtet die Basler A-capella-Band The Glue noch bis Ende März von ihrer Nordamerika-Tournee.

Zurück in die USA: Technik und Kniesalbe in Boston

the glue am Dienstag den 15. März 2011

Sonntag Abend spielten wir erneut ein tolles Konzert in Kanada, im Centre des Arts KoSA. Leider fanden an diesem kalten Sonntag Abend nicht so viele Leute den Weg zu uns. Die, die da waren, erlebten aber einer super Abend, wie auch der Schweizer Konsul in Montreal in seinem Kommentar bestätigt. (siehe Kommentar zu Kanada im Schnee und eine Kulturattachée). An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Michael Zaugg für die Organisation unseres Kanada-Aufenthaltes.

Am Montag verliessen wir Kanada wieder in Richtung USA. Nach sieben Stunden und einem kurzen Grenzproblem (Oliver hatte keinen Stempel in seinem Pass) erreichten wir dann endlich Boston und fuhren sogleich zum hiesigen Schweizer Konsulat Swissnex, um den stellvertretenden Konsul Andreas Rufer zu treffen, der für uns am Dienstag einen Auftritt an ihrem Tag der offenen Tür ermöglicht hat. Michis erste Frage galt einer heilenden Salbe für sein Knie, das er sich irgendwie nächtens in Montreal verletzt hat. Das war natürlich kein Problem. Auch dafür sind Konsulate da. Drinnen erwartete uns ein immenser technischer Aufbau, der nicht nur etwas übertrieben war, sondern auch optisch nicht gerade gut aussah. Die Technikfirma hatte unseren Technical Rider sehr grosszügig interpretiert. Nach kurzer Rücksprache reduzierten wir das Equipment aufs Nötigste und gingen dann zu einem Essen mit Mitarbeitern des Konsulats und assoziierten Studenten. Ein guter Abschluss eines langen Tages. Morgen steht ein Besuch in Boston an, am frühen Abend dann das Konzert im Swissnex.

Für den Schlaglicht-Blog berichtet die Basler A-capella-Band The Glue noch bis Ende März von ihrer Nordamerika-Tournee.

Irrlauf durch die unterirdische Stadt

the glue am Sonntag den 13. März 2011

Da Montreal, wie wir am eigenen Leibe erfahren durften, sehr oft und sehr schnell von Tonnen von Schnee bedeckt ist, haben sich die Stadtväter überlegt, dass es doch sinnvoll wäre, die wichtigsten Gebäude der Stadt unterirdisch miteinander zu verbinden. Daraus entstanden ist die grösste unterirdische Stadt der Welt. Über 30 Kilometer erstreckt sich das Labyrinth von Gängen, Rolltreppen und Plätzen. Das mussten wir uns natürlich anschauen, zumal es da anscheinend Menschen gibt, die im T-Shirt aus ihrer Wohung kommen und über die unterirdische Stadt ihren Arbeitsplatz erreichen. Nur erwies es sich als  nicht so einfach, diese unterirdische Stadt zu finden. Wir hatten uns natürlich auch eine futuristische Metropole à la Matrix vorgestellt. Die Realität war dann doch etwas ernüchternd. Über relativ karge Gänge sind die grössten Gebäude Downtown miteinander verbunden. Im Untergeschoss erstrecken sich Malls und Restaurants. Um die Sache etwas annehmlicher zu gestalten, wurde das Ganze in einen Art Walk verwandelt, so dass man von Kunstwerk zu Kunstwerk pilgert, während man sich von Gebäude zu Gebäude bewegt. Tatsächlich scheinen dort unten aber Menschen zu leben, denn es begegneten uns einige Leute im T-Shirt.
Fast interessanter erschien uns die oberirdische Stadt. Ein wilder Mix von klassischer Architektur und modernen Hochhäusern. Abends besuchten wir noch das Konzert unseres Gastgebers Michael Zaugg mit seinem St. Lawrence Choir. Zu Stücken von Hindemith, Debussy, Ravel und zwei zeitgenössischen kanadischen Komponisten entwarfen acht Künstler während des Konzertes Gemälde, die die Stimmung wiederspiegelten. Eine spannende Idee, die Ergebnisse schienen uns aber von unterschiedlicher Qualität.  Heute steht uns nächstes Konzert an. Wir spielen im  Centre des Arts KoSA in Montreal.

Kanada im Schnee und Essen mit der Kulturattachée

the glue am Freitag den 11. März 2011

Die letzten Tage waren wir viel unterwegs, es schwierig an eine Internetverbindung zu kommen, deshalb melden wir uns erst heute wieder. Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch verbrachten wir in Albany, der Hauptstadt des Staates New York. Glücklicherweise hatten wir eine andere Option als ein Motel und so verbrachten wir die Nacht in einem Best Western mit Pool und Sauna. Natürlich waren wir wieder ziemlich spät dran, weshalb unser Essen wieder einmal aus dem Üblichen bestand: Burger. Die waren aber sehr lecker und die Bedienung äusserst nett.

Am nächsten Tag erreichten wir nach weiteren vier Stunden Fahrt Montreal. Wir hatten ja damit gerechnet, dass es hier kalt sein würde, aber dass es so kalt wäre und dazu noch so viel Schnee liegen würde, hatten wir wirklich nicht erwartet. Der Grenzübertritt war erstaunlicherweise überhaupt kein Problem. Wir hatten schon das Schlimmste befürchtet, doch als wir mit der Beamtin anfingen französisch zu sprechen, schien plötzlich alles gar kein Problem mehr zu sein. Unser erster Halt war bei Michael Zaugg, ein Chorleiter, mit dem vier von uns vor zehn Jahren ein Konzert zusammen mit den Voices aus Münchenstein gegeben hatten. Er lebt mittlerweile in Montreal, leitet hier einige höre und hat für uns die Konzerte in Kanada organisiert. Nach einem herrlich normalen Nachtessen (Risotto mit Salsicce) brachen wir zu unseren Gastfamilien auf, denn hier in Kanada sind wir nicht im Hotel, sondern bei Familien. Super Sache, so kommt man den Leuten viel näher.

Inzwischen hatte es heftigst angefangen zu schneien und wir beschlossen, uns nicht mehr gross nach draussen zu wagen. Ein zwei Bier in einem Pub namens Old Orchard war alles, was wir uns gönnten. Danach arbeiteten wir uns durchs dichte Schneetreiben nach Hause und schliefen erstmal einige Stunden. Als wir wieder aufwachten hatte es tatsächlich einen Meter Schnee gegeben. Was bei uns zu einem heillosen Chaos geführt hätte, bewältigen die Kanadier aber mit einer bemerkenswerten Souveränität. Riesige Lastwagen und Schneeschneuzen räumen die Strassen frei und bringen den Schnee aufs Land. Denn wenn der schmilzt, gibt es ganz schnell Überschwemmungen.

Erholt fuhren wir am nächsten morgen nach Ottawa, wo wir unser erstes Kanada-Konzert geben würden. Wir hatten schon Angst, wir würden gar nicht ankommen, aber die Fahrt war dank oben beschriebener Massnahmen gar kein Problem. Gegen drei Uhr erreichten wir das National Arts Centre und machten unseren Soundcheck. Parallel dazu liefen die Vorbereitungen für die Genies, die Oscar Verleihungen von Kanada. Ausser William Shatner, den Captain Kirk aus Star Trek kannten wir aber niemanden. Wegen Diesem ganzen Trubel hatten wir schon Angst, es würde niemand an unser Konzert kommen, aber es war dann doch gut besetzt.

Neben einer Vertreterin der Schweizer Botschaft, kam auch eine Dame vom Goethe Institut und ein Herr von der Slowakischen Botschaft. Auch sonst waren einige deutschsprechende Gäste da. Natürlich bestritten wir aber das ganze Programm auf englisch und französisch, was teilweise zu herrlichen Szenen führte. Auf jeden Fall war das Publikum hellauf begeistert und die Kulturattacheéin (was ist denn die weibliche Form von Kulturattaché?) nahm das gleich zum Anlass, uns auf ein tolles Essen einzuladen, wo wir ausführlich über unsere Reise berichteten und interessante Einblicke in das Leben als Auswanderer gewannen. Auch hier sieht es so aus, als wären wir gerne wiedergesehen. Also schauen wir mal, wie lange es dauert, bis wir wieder hier spielen werden. Die Nacht verbrachten wir auch in Ottawa in Gastfamilen, wobei wir diese kaum zu Gesicht bekamen, weil es doch etwas spät wurde. Gegen Mittag traten wir dann die Rückreise nach Montreal an, wo wir den heutigen Abend in der grössten unterirdischen Stadt der Welt verbringen werden.

Für den Schlaglicht-Blog berichtet die Basler A-capella-Band The Glue noch bis Ende März von ihrer Nordamerika-Tournee.

Cheese Steak zum Zmorge – Der Roadtrip nach Kanada

the glue am Mittwoch den 9. März 2011

Washington liegt hinter uns. Den ganzen Montag verbrachten wir noch mit Sightseeing und nutzten dazu öffentliche Velos, die es überall in Washinngton an Docking Stations zu haben gibt. Super Sache, so fuhren wir zum Weissen Haus und erlebten gar die Ankunft einer australischen Delegation (Jonas meinte sogar, er hätte Barack Obama durchs Autofenster gesehen).  Dafür wurden natürlich alle Strassen gesperrt und wir mussten warten. Zuerst passierte uns das noch im Auto, kurze Zeit später fuhren wir erstaunt mit den Velos über verlassene Strassen, bis uns ein Beamter mehr oder weniger freundlich zum sofortigen Absteigen aufforderte. Nach längerem Suchen fanden wir dann auch das Kapitol und stellten erstaunt fest, dass die Sicherheitsvorkehrungen längst nicht (mehr) so immens sind, wie man sich das vorstellt.

Nach einem Dinner in Georgetown, tauschten wir abends unser kleines Auto gegen einen riesigen Van und bretterten auf der Interstate richtung Norden. Zwölf Plätze hat der Wagen, Platz genug also, um eingermassen gemütlich die Stunden auf der Strasse zu ertragen. Die Nacht verbrachten wir in einer Absteige der Kette Motel 6. Günstig zwar, aber hygienetechnisch und auch von der Lage her nicht gerade ein Bijoux. Burger King gegenüber, daneben ein Möbel Outlet und eine Tankstelle. Allerdings muss man sagen, dass eine solche Lage hier gar nicht ungewöhnlich ist, um nicht zu sagen normal. Zum Glück gab es ganz in der Nähe noch eine Bar namens Jay’s Elbow, wo wir uns ein paar Drinks genehmigen konnten, sonst wäre es wohl eine eher schlaflose Nacht geworden.

Der Geruch in der Absteige ist mit Worten kaum zu beschreiben, die Klimalanlage verbreitete eine trockene Hitze und das Bad ist wahrscheinlich schon länger nicht mehr gereinigt worden, ganz zu schweigen von den Haaren an den Handtüchern. Auch unsere Suche nach einem Ort zum Frühstücken scheiterte heute kläglich. Wir assen schliesslich eine Spezialität aus Philadelphia: Cheese Steak, was nichts anderes ist als ein Rindskebab mit Schmelzkäse. Uargh. Danach streiften wir noch ein bisschen durch Philadelphia, wo ja immerhin die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet wurde und die erste amerikanische Flagge genäht wurde. Dann fuhren wir zu einem riesigen Outlet Store nahe New York, um uns mit allem Nötigen für den Rest der Reise auszurüsten. Das war die totale Überforderung. Wir irrten drei Stunden ziemlich kopflos durch die endlosen Gänge und staunten über die verrückt tiefen Preise. Natürlich nicht ohne diesen Umstand heftig auszunutzen.

Die nächste Nacht verbringen wir in Albany. Diesmal wieder in einem richtigen Hotel. Hoffen wir, es hält, was es verspricht. Mehr gibt es morgen wieder. wenn wir die Grenze nach Kanada hoffentlich sicher überquert haben.

Für den Schlaglicht-Blog berichtet die Basler A-capella-Band The Glue noch bis Ende März von ihrer Nordamerika-Tournee.

Stürmischer Abschluss in Washington

the glue am Montag den 7. März 2011

Am Sonntag um 15 Uhr haben wir unser letztes Konzert am SingStrong-Festival gegeben. Wieder war es ein super Publikum und sie schenkten uns einen tollen Applaus. Wir haben das erste Mal probiert, wie unsere etwas seltsameren Songs funktionieren, auch die Deutschen. Das funktioniert definitiv sehr gut, so können wir weitermachen. Die Schweizer Botschaft hat sogar eine Delegation geschickt und wie passend, die Dame war selber lange in einer A-cappella-Gruppe und jetzt Kulturkoordinatorin hier in Washington. Sieht also gut aus für eine weitere Tour nächstes Jahr;)

Leider hat das Wetter gerade gewechselt. Gerade stürmt es draussen und es regnet heftig. Hoffen wir, dass es morgen wieder etwas besser wird. Es wird unser freier Tag in Washington, bevor wir nach Norden nach Kanada fahren.

In der Jury für die Highschool Competition

the glue am Sonntag den 6. März 2011

In Amerika ist es ja üblich, dass die Schulen untereinander Wettbewerbe austragen. Nun fand innerhalb des SingStrong Festivals auch ein Wettbewerb für Schul-Ensembles statt und die Veranstalter hatten uns gebeten, in der Jury mitzumachen. 12 Formationen sollten einerseits individuelle Kommentare von uns erhalten und dazu sollten wir noch die besten Sänger und Sängerinnen, den besten Beatboxer und das beste Arrangement bewerten.

Pro Gruppe hatten wir 8 Minuten Zeit und nach zwei Stunden sollte die Entscheidung feststehen. Ihr könnt Euch vorstellen, wie anstrengend diese Jurierung war, zumal wir zu acht in der Jury sassen und uns dann noch auf unsere Favoriten einigen sollten. Am Ende gewann das Chamber Ensemble der South Lake Highschool mit einer betörenden Version von «I will fix you» von Coldplay.

Am Abend durften wir dann den Main Event des Festivals eröffnen. Angekündigt als die Band, die den weitesten Weg hinter sich gebracht hatte, um hier zu sein, begrüsste uns das Publikum mit frenetischem Applaus. Vor uns hatte das Chamber Ensemble nochmal die Leute verzaubert und als wir mit «Come what may» loslegten, waren sie nicht mehr zu halten. Am Ende gab es Standing Ovations und wir fühlten uns, als wären wir gerade durch einen Film gerast. Wahnsinn diese Leute, wahnsinn dieses Land. Wir sind definitv angekommen. So kann es weiter gehen.

Tumasch Clalüna, The Glue, Reston, USA

Das Erste Konzert in den USA

the glue am Samstag den 5. März 2011

Gestern haben wir unser erstes Konzert in den USA gegeben. Davor standen wir einer Deutschklasse Rede und Anwort.

Reston Southlakes Highschool. Typisch amerikanische, junge, motivierte und beigeisterungsfähige Leute. Noch bevor das offizielle SingStrong Festival anfängt, haben wir für alle Schüler einen kurzen Auftritt absolviert. Die Stimmung war fantastisch und die Leute echt begeistert. Morgen folgt am gleichen Ort der grosse Mainevent mit vielen anderen Gruppen.

Kurz davor waren wir noch bei einer Deutschklasse zu Gast und beantworteten zahlreiche Fragen. Sie hatten sich länger auf diese Stunde vorbereitet,Videos von uns gekuckt und sich Fragen überlegt. Ungalublich nett und zuvorkommend die Leute hier.

Einzig das Polizeiauto vor dem Haupteingang wirkt etwas seltsam, aber immerhin gab es nicht erneut irgendwelche Sicherheitsschleusen.