Archiv für die Kategorie ‘Joël Gernet’

«Dass ich jetzt mein Gesicht zeige, ist eine riesige Befreiung»

Joel Gernet am Mittwoch den 16. November 2011

Der Basler Sprayer Smash137 gehört zu den bekanntesten Graffiti-Künstlern der Welt. In der Kunstwelt hingegen ist der bald 32-Jährige noch ein «absolutes Greenhorn», wie er sagt. Das soll sich nun ändern. Zum Beispiel dank seiner Einzelausstellung «Grow Up!», die noch bis am Samstag in der Pariser Galerie Celal gezeigt wird (ab in den TGV…es ist noch nicht zu spät). Vor dem Paris-Abenteuer meinte Smash137, dass seine zehnte Solo-Show wegweisend ist für den weiteren Verlauf seiner Karriere. Im grossen Schlaglicht-Interview zieht der Basler Künstler ein Zwischenfazit. Und er redet über Risiken, Zweifel, seine Beziehung zu Buchstaben – und über sein Gesicht.

Smash137, warum der Ausstellungs-Titel «Grow Up!»? Bist Du nun erwachsen, oder soll das eine Aufforderung sein, endlich erwachsen zu werden?
Das hat verschiedene Bedeutungen. Zum Einen bekam ich diesen Satz schon mein ganzes Leben zu hören. Eigentlich hiess es ja schon im Kindergarten: «Nächstes Jahr bist du bei den Grossen, dann geht das nicht mehr». Und trotzdem ging es immer (lacht). Vielleicht feier ich auch, dass ich meinen Weg bis jetzt immer gehen konnte, dass es eben doch funktioniert. Andererseits geht es natürlich auch darum, dass in Punkto Urban Art etwas passieren muss. Deshalb zeige ich jetzt auch mein Gesicht – ich will Teil dieser Gesellschaft sein und nicht immer am Rand stehen. Jemand, der sich versteckt, ist für die Leute halt einfach ein Krimineller und das ist nicht in meinem Sinn. Diesen Beitrag weiterlesen »

Mit Basler Bildern auf die Amsterdamer A-Liste

Joel Gernet am Freitag den 7. Oktober 2011


Bustart ist auf dem Sprung. Wieder einmal. Im Frühjahr hat der Basler Streetartist seiner Heimatstadt den Rücken gekehrt, um in Amsterdam sein Glück zu versuchen. Nun ist er für ein paar Tage ans Rheinknie zurückgekehrt. Seine Kollegen aus der Muttenzerkurve haben ihm den Kurztrip spendiert. Bust, wie er sich auch nennt, sitzt bei der Wettsteinbrücke am Grossbasler Rheinufer und lässt den Blick flussabwärts schweifen. In wenigen Stunden fliegt er zurück nach Holland. «Es ist ja gar nicht windig hier», stellt Bustart erstaunt fest, «in Amsterdam fliegt mir alles davon». Gemeint sind die Schablonen und Papiervorlagen, mit denen der 28-Jährige seine Bilder an die Wand bringt – die berüchtigten Affen- und Kindergesichter zum Beispiel.

Diese haben Bustart mittlerweile auch in Amsterdam viel Aufmerksamkeit beschert. Nicht nur bei den Passanten auf der Strasse. Soeben wurde der Basler in der Oktober-Ausgabe des «TimeOut Magazine», der grössten englischsprachigen Zeitschrift der Stadt, in die «A-List 2011» aufgenommen. Untertitel der Ehrenliste: «The People, Places & Things that define Amsterdam». Diesen Beitrag weiterlesen »

Bombastische Beats, durchzogene Raps

Joel Gernet am Freitag den 23. September 2011

Nach dem Release-Reigen im Februar geht es in den letzten Wochen wieder richtig rund im Basler Rap: Fünf viel versprechende Veröffentlichungen von jungen, aufstrebenden Künstlern. Genauer: von Beat-Produzentin PearlBeatz, dem Rapkollektiv K.W.A.T. sowie von den Solo-Künstlern Rudee und Dirty D. Dieser Beitrag befasst sich allerdings ausschliesslich mit dem Debut von Pearl, welche mit «The Album» doch tatsächlich das erste (!) Schweizer Beat-Produzentinnen-Album vorlegt (meines Wissens). Die nicht minder erwähnenswerten Veröffentlichungen des Herrenclubs werden zu einem späteren Zeitpunkt an dieser Stelle besprochen.

Nun also zu PearlBeatz, die heute Abend zusammen mit Rudee im Sommercasino ihre Platte tauft. Wer wegen des süssen Namens der 25-Jährigen und ihrem optisch vorteilhaft in Szene gesetzten Äusseren ein Kuschelrap-Album erwartet, hat sich mächtig geschnitten. Zum Glück. Die Beats von Pearl sind nämlich vorwiegend knallharte Bretter mit epischer Grundstimmung, dominiert von Samples und Klassischen Instrumenten. Kein Wunder: Zu ihren Vorbildern zählt die Produzentin u.a. Hardcore-Rapper wie Vinnie Paz aus Philadelphia oder den New Yorker Psycho-Rapper R.A. The Rugged Man. Diesen Beitrag weiterlesen »

Reflexionen der Realität

Joel Gernet am Freitag den 16. September 2011


Dunkle Laubbäume, heller Himmel. Links ein Geländer, rechts Bahnschienen, darüber Fahrleitungen. Kanten und Linien, ausgerichtet auf den Fluchtpunkt in der Bildmitte. Gespiegelt in einer Wasserlache, deren Oberfläche sich ebenfalls am Horizont zu verlieren scheint. Die Schwarzweiss-Fotographien, welche der Basler Terry Hofmann ab Samstag bei Nulleinszwei Dreispitz zeigt, sprechen eine deutliche Bildsprache – zumindest auf den ersten Blick. Bei näherer Betrachtung wirken Hoffmanns Werke jedoch irgendwie surreal: Velos stehen quer im Raum, Autos stehen Kopf, ein 3er-Tram verschwimmt als wäre es Teil einer Fata Morgana.

«Die meisten Bilder sind verkehrt herum aufgehängt», erklärt Terry Hofmann. Da es sich um symmetrische Sujets mit zentraler Spiegelachse handelt, ist diese «Manipulation» nicht sofort ersichtlich und der Blick des Betrachters verliert sich zuerst in der scheinbar normal dargestellten Hälfte des Bildes – welche in Wahrheit das Spiegelbild des tatsächlichen Objekts ist. Dieses steht Kopf. «Ich will damit aufzeigen, dass wir uns im Alltag oft blenden lassen und die schöne heile Welt oft nicht so ist, wie sie erscheint», sagt der 25-Jährige. Diesen Beitrag weiterlesen »

Friedlicher Farbensturm auf das Schänzli

Joel Gernet am Montag den 12. September 2011

Ja, es gibt sie noch, die friedliche Eroberung des öffentlichen Raums – ohne Aufreger, dafür mit umso besserer Stimmung. Und…ja, sie lebt noch, die traditionelle HipHop-Kultur in all ihren Facetten, fern von Klischees. So geschehen diesen Samstag am «Schänzli Jam» bei der 14er-Tramschlaufe zwischen Joggeli und Pferderennbahn. Hier das Video zum Event, gefilmt von unserem Ex-Schnupperpraktikanten Michi Stalder (Classic Films)…

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Artyou – Urbane Kunst im Ackermannshof

Joel Gernet am Donnerstag den 8. September 2011

Graffiti gehört auf Wände oder Züge; Streetart klebt an Strom- oder Ampelmasten und Grafik treffen wir in Magazinen und auf Flyern an. Halt! Ganz so einfach ist es zum Glück nicht. Die Grenzen zwischen den Kreativ-Disziplinen sind fliessend, die Genres befruchten sich gegenseitig und einen Überbegriff für den ganzen Kuchen gibt es auch: Urban Art. Einen festen Platz in dieser Szene hat sich seit 2004 die Basler Urban-Art-Plattform Artstübli erarbeitet. Zuerst mittels PDF-Werkkatalog, seit 2006 auch in Form einer Ausstellung. Was als «Artig» begann, ist urbanen Kunstfreunden seit 2010 als «Artyou – Urbane Kunst Basel» ein Begriff.

Im frisch renovierten Ackermannshof in der St. Johanns-Vorstadt werden von Donnerstag bis Sonntag vierzehn Künstler aus den Bereichen Grafik, Illustration, Graffiti und Streetart-Künstler zusammengeführt. Alle in einem einzigen Raum. «Wir hatten noch nie Stellwände – der Raum soll auch leben», sagt Artyou-Gründer Philipp Brogli am Abend vor der Vernissage. In der ehemaligen Druckereihalle im Ackermannshof (Ex-«Imprimerie») habe man den idealen Ort für «unsere Art von Kunst» gefunden. Diesen Beitrag weiterlesen »

Sommerlich entspannt, dann hoch neurotisch

Joel Gernet am Mittwoch den 13. Juli 2011

«Ich liebe Basel während den Sommerferien», schwärmt Tino Krattiger, «alle haben Zeit». In dieser Phase ohne Hektik sei die Stadt mediterran und fast schon katholisch. Was der Kulturfloss-Vater weniger mag, ist die lähmende Sommerhitze. «Bei über 30 Grad hört bei mir der Spass auf», ächzt er. Das Thermometer zeigt an diesem Dienstag 33 Grad an. In rund zwei Wochen, am 26. Juli, startet auf seinem Kulturfloss bei der Mittleren Brücke der Konzertreigen mit der rumänische Roma-Blaskapelle Fanfare Ciocarlia (hier unser Artikel zum neuen Floss-Programm).

Im Gegensatz zu anderen Jahren kann Krattiger den Konzerten dieses Jahr entspannter entgegen blicken. Diesen Beitrag weiterlesen »

Wo bleibt der Uferweg zum «Chill am Rhy»?

Joel Gernet am Donnerstag den 7. Juli 2011

Seit Freitag kann unterhalb der Pfalz wieder gechillt werden: Zum achten Mal haben die Macher des Chill am Rhy ihr Lichtspektakel auf- und ausgebaut. Lobgesänge auf die Freiluftbar sind eigentlich überflüssig – Herr und Frau Basler wissen das einmalige Angebot auch so zu schätzen. Die Bar mit «Licht statt Lärm» ist bei schönem Wetter bis auf den letzten Platz besetzt. Alles super also? Nein! Diesen Beitrag weiterlesen »

Ein Getreidesilo mitten im Kleinbasel

Joel Gernet am Samstag den 18. Juni 2011


Das schöne an der Art Basel ist auch, dass es an allen Ecken Parties, Performances und natürlich Ausstellungen zu entdecken gibt. So zum Beispiel die Kunstschau «Ping Pong» im Projektraum 54 alias M54 an der Mörsbergerstrasse…die Hausnummer könnt Ihr Euch ja denken. Der vergleichsweise junge Art-Side-Event findet abwechslungsweise in Basel und Miami statt, daher wohl der Name. Basel ist die sechste Station dieses kunstvollen Ballwechsels. Rechnet man zurück, hat die Ausstellungsreihe in Miami – dem Ping – begonnen. Heuer findet unmittelbar neben der Kleinbasler Matthäuskirche also das Pong statt.

Vierzehn Künstler, je zur Hälfte aus Miami und Basel, zeigen noch bis morgen Sonntag ihre Kunstwerke im M54. Die augenfälligste Installation unter den gezeigten Arbeiten ist der viereinhalb Meter hohe Getreidesilo, den der Amerikaner Robert Chambers im von Deckenlicht durchfluteten Kunstraum aufgestellt hat. Die monströse Skulptur wurde aus den Einzelteilen zweier extra aus Dänemark angeliegerter Getreidesilos zusammengezimmtert. Das Teil ist begehbar und offeriert in seinem Inneren einen tollen Ausblick nach oben – an die charmante Decke des ehemaligen Fabrikraumes. «Wie ein Serra an Holz», findet ein Betrachter an der Vernissage. Recht hat er – nur verströhmt dieses Werk keinen Pipigeruch.

Ping Pong, 15. -19. Juni 2011, Mörsberger 54, Basel, Do 16. – So 19. Juni 14 – 20 Uhr.
Künstler aus Miami: Kevin Arrow, Bhakti Baxter, Robert Chambers, Beatriz Monteavaro, Gavin Perry, Jen Stark, Mette Tommerup. Künstler aus Basel: Dirk Bonsma, Pawel Ferus, Maria Elena Gonzàlez, Lori Hersberger, Sue Irion, Flavia Schaub, Matthias Willi.

Glückliche Kunst aus Japan

Joel Gernet am Mittwoch den 15. Juni 2011


«I am lucky» sagt Gemi kichernd während er barfuss vor dem überlebensgrossen Acrylbild eines elfenhaften Mädchens steht. Der 22-Jährige ist glücklich, dass er Glück hatte und auserwählt wurde, um in Basel mit dabei zu sein. Er ist einer von zwei jungen Malern, die der bekannte japanische Künstler Takashi Murakami (er hat u.a. die Kanye West-CD «Graduation» illustriert) für seine Sonderausstellung an die VOLTA7 in die Dreispitzhalle mitgenommen hat. Es ist «das europäische Debut einer neuen Generation japanischer Künstler», wie es im Volta-Pressetext heisst.

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