Wer klassische Livemusik mag, geniesst diese oft für teures Geld in pompösen Sälen. Dass es auch anders geht, beweist die «Klassikkuppel». Am Sonntag startet im Nachtigallenwäldeli die zweite Ausgabe der Konzertreihe.
Am Anfang der «Klassikkuppel» steht eine Elektroparty. Es war zu fortgeschrittener Stunde am Heiligabend 2010, als der Basler Violinen-Virtuose Mathias Inoue und zwei Freunde an der «GameBoys Xmas-Party» in der Kuppel die Geige auspackten und den herzerwärmenden Pachebel-Kanon anstimmten. Das Publikum, welches kurz zuvor noch zu den Elektro-Klängen des französischen Trios dOP getanzt hatte, reagierte begeistert. Veranstalter Olivier Mueller schwärmt noch heute von diesem Moment: «Weihnachtsbaum, Kunstschnee und dann diese Geigenklänge – da flossen bei einigen die Tränen». Auch die Akustik in der Kuppel überzeugte. Beflügelt von diesem Weihnachtserlebnis beschlossen Mueller und Inoue, dass es mehr dieser Momente geben soll. Und zwar ebenfalls in der Kuppel – damit sich auch ein junges Publikum für Klassikkonzerte begeistern kann.
Man gründete den Verein «Klassikkuppel», und vier Monate später startete in der Kuppel die erste Konzertreihe unter dem Motto «Barock». Das Musikexperiment fand auf Anhieb Anklang. Nach dem Überraschungserfolg von 2011 startet die «Klassikkuppel» am Sonntag in die zweite Runde. «Dieses Jahr liegt unser Schwerpunkt bei Stücken für Solisten», sagt Mathias Ionue. Das zigfach ausgezeichnete Basler Violinentalent spielt an den «Klassikkuppel»-Konzerten die erste Geige und ist für die musikalische Leitung des Events verantwortlich.
Gespielt werden technisch anspruchsvolle Werke von Klassik-Giganten wie Bach, Chopin oder Vivaldi. Dabei soll klassische Musik neu interpretiert werden, ohne dabei musikalische Einbussen zu erleiden. Auch Eigenkompositionen und unerwartete Übergänge stehen auf dem Programm. Das Ziel ist klar: Klassische Musik soll in einem ungezwungenen urbanen Rahmen den Weg zum jungen Publikum finden.
Dass diese Fokussierung funktioniert, haben die letztjährigen Konzerte gezeigt – der Altersschnitt lag irgendwo Mitte zwanzig. Womit sich Publikum und Musiker altersmässig in etwa auf Augenhöhe begegnen. «Am meisten überrascht mich, dass der Anlass bei den Musikern an Glaubwürdigkeit gewonnen hat», sagt Mueller. Es sei jedenfalls kein Problem gewesen, geeignete Musiker zu finden – im Gegenteil. Kein Wunder, verfügt Basel mit der Hochschule für Musik und der Schola Cantorum Basilensis über zwei führende Ausbildungsstätten in der klassischen Musik. Das betont auch Ständerat Claude Janiak in seiner Funktion als «Musikkuppel»-Schirmherr: «Ich weiss nicht, ob die Leuten wissen, dass Basel in der Schweiz auch Herz der Klassischen Musik ist». Selbstredend, dass alle Musiker, die von Sonntag bis Donnerstag in der Kuppel aufspielen, diese Basler Klassikinstitutionen durchliefen.
Auch für Kuppel-Betreiber Simon Lutz ist die klassische Konzertreihe in seinem Lokal ein Segen: «Das ist wie ein Geschenk des Himmels». Sein Lokal habe sich schon immer als Plattform für junge und neue Ideen verstanden. «Wir wollen ein Ort, frei von Begegnungsangst, sein.» Viele junge Menschen hätten Hemmungen, ein klassisches Konzert an einem «gesetzten Ort» zu besuchen. Diese Hemmschwelle soll mit der «Klassikkuppel» ebenso überwunden werden wie der Generationen-Graben. «Meine Grossmutter war begeistert von dem vorwiegend jungen Publikum letztes Jahr», erinnert sich Lutz. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass sie auch heuer wieder auf ihre Kosten kommt.
Klassikkuppel – Solisten. So. 15.04. bis Do. 19.04. in der Kuppel Basel. Mehr Infos.
Gespielt werden Kompositionen von Bach, Bartók, Chopin, Dvořák, Kreisler, Ravel, Satie und Vivaldi. Tickets: 35.-, 20.- für Studenten, Schüler und AHV Konzertdauer: ca. 90 Minuten; Türöffnung: 30 Minuten vor Konzertbeginn.