Der Humor von Stromberg ist nicht jedermanns Sache. Der Mann tritt gegen unten und schleimt gegen oben und sorgt mit seinen diskriminierenden Witzen immer wieder für hochnotpeinliche Pausen. Und auch wer das lustig findet – in höheren Dosen scheint der Humor nicht mehr allzu bekömmlich zu sein. Deshalb die bange Frage vor dem Gang in die Vorstellung der Kinoversion «Stromberg – der Film»: Ist Christoph Maria Herbst in seiner Paraderolle als arschkriechender Opportunist über 100 Minuten zu ertragen oder entwickelt man bei dieser epischen Länge des Fremdschämens eine bleibende Abneigung gegen Bürojobs jeglicher Art? Ich setzte meine berufliche Zukunft aufs Spiel und wagte den Selbstversuch.
Eingefleischten Stromberg-Fans wird angesichts der Ereignisse der Atem stocken, denn nach dem Film wird nichts mehr so sein, wie es in der Serie gewesen ist. Das ist letztlich das Geniale an «Stromberg – der Film»: Er ist inhaltlich an die TV-Serie gekoppelt, führt sie sogar fort, funktioniert aber auch als eigenständiger Film. Aber wir wollen nicht vorgreifen. Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst) sitzt als Leiter der Schadensregulierung der Capitol Versicherung bombemfest im Sattel. Zumindest nach Eigenansicht des selbstgefälligen Bürolisten. Doch dann erfährt er – ausgerechnet über den Hausmeister –, dass seine Filiale dicht gemacht werden soll. Sein Kommentar dazu: «Eine Firma ist wie die Ehefrau: Die fickt dich, wenn du nicht damit rechnest.»
Deshalb hilft Stromberg nur die Flucht nach vorn. Er beschliesst, mit der gesamten Abteilung an der 50-Jahr-Feier der Capitol in der Provinz teilzunehmen – obwohl er genau das noch tags zuvor seinen motivierten Mitarbeitern verboten hatte. Aber so ist halt Stromberg: Er versucht, alles zu seinem Vorteil auszunutzen. Dass er dabei in seiner Arroganz allerdings sehr kurzsichtig agiert, ignoriert er komplett, muss er aber an der Firmenfeier am eigenen Leib erfahren. Denn eigentlich will er sich mit einer Schleimattacke für einen Wechsel in die Firmenzentrale seine berufliche Zukunft in der Capitol sichern, begegnet dabei aber lauter früheren Kollegen, welche er früher lächerlich gemacht hat. Ausgerechnet Berthold «Ernie» Heisterkamp (Bjarne I. Mädel) hingegen, Strombergs Mobbing-Opfer Nummer eins, kommt beim Capitol-Boss richtig gut an. Stromberg muss sich zur Abwechslung richtig ins Zeug legen, um nicht zwischen Stuhl und Bank zu fallen. Bloss – wie macht man das?
Triste Grundstimmung, haarsträubender Kleidergeschmack und minutenlanges Fremdschämen – Stromberg bleibt sich auch auf der Leinwand treu. Die Story ist gut und vermag über die volle Spielfilmlänge zu unterhalten. Nicht zuletzt durch den Ausbruch aus dem Grossraumbüro und die Wandlung zum Roadmovie. Trotzdem wurde der dokumentarische Stil beibehalten. Die Kommentare der Angestellten direkt in die Kamera sorgen für die besten Lacher und sind die Essenz von Stromberg. Deshalb kann der Selbstversuch als Erfolg verbucht werden, und ich muss mein berufliches Dasein künftig nicht völlig desillusioniert in meinem Grossraumbüro fristen. Oder mit den Worten von Stromberg: «Lass das mal den Papa machen… Papa macht das gut.»
«Stromberg – der Film» läuft ab 20. Februar 2014 in den Kinos Capitol und Pathé Küchlin in Basel.
Weitere Filmstarts in Basel am 20. Februar: Monuments Men, Dallas Buyers Club, Tarzan 3D, Traumland, Alphabet, Viva la libertà.