Keanu Reeves ist dieser Tage ein oft gesehener Gast in Basel – und auch ein gern gesehener. Knapp eine Woche nach seiner Gauguin-Lesung in der Fondation Beyeler tritt der 50-Jährige auch auf den hiesigen Kino-Leinwänden wieder einmal in Aktion. Und schiebt seine Karriere als Action-Schauspieler nochmals kräftig an. Als «John Wick» lässt er Flops wie «Constantine» (2005) oder «The Day the Earth Stood Still» (2008) vergessen und besinnt sich nach den jüngsten, wenig lukrativen Ausflügen nach Fernost («Man of Tai Chi» und «47 Ronin») wieder auf seine Stärken, die er in «Speed» (1994), der «Matrix»-Trilogie (1999-2003) und «Street Kings» (2008) eindrucksvoll demonstrierte.
John Wick trauert. Der legendäre frühere Auftragskiller für die russische Mafia in New York verlor seine Frau (Bridget Moynahan), für die er sich vor fünf Jahren in den Ruhestand versetzen liess, und lebt alleine und unglücklich in seiner Luxusvilla. Was ihm noch von ihr bleibt, ist eine Blumenarmkette und ein kleiner Beagle namens Daisy, welchen ihm seine Frau posthum zuschicken liess. Ein kleiner Lichtblick, ein Hoffnungsschimmer im Trauerschleier. Als Daisy dieser bei einem nächtlichen Einbruch brutal getötet wird, schwört Wick gnadenlose Rache und gräbt seine alten «Werkzeuge» im Keller aus. Zielscheibe seiner Wut: Iosef Tarasov (Alfie Allen), der Sohn seines Ex-Bosses Viggo Tarasov (Michael Nyqvist). Dieser setzt sofort seine Killer-Armee auf Wick an, im Wissen, dass wohl auch diese das Ableben seines schnoddrigen Sprösslings nicht werden verhindern können. Denn ein John Wick lässt sich von nichts und niemandem stoppen.
Wick mischt sein altes Revier gnadenlos auf. Wo er durchgefegt ist, steht selten noch jemand. Von wilden Schiessereien in der Egoshooter-Optik eines Baller-Games über explosive Verfolgungsjagden durch die Strassenschluchten bis zu ausgedehnten Nahkampfduellen in Wellnesszonen und Hotelzimmern – der Actionthriller von Chad Stahelski befriedigt die Genre-Fans. Doch er weiss sich auch von der Konkurrenz abzuheben, denn New Yorks Unterwelt in seiner Version präsentiert sich nicht einfach brutal, sondern auch mit einem gewissen Stil. Die Szenen im das Hotel Continental, dem Zufluchtsort aller liquiden Gangster, sind von einem feinen Humor und stellen einen schönen Kontrast zu den bleihaltigen Szenen dar. Und auch der wohl ausgesuchte Cast mit einem hochkarätigen Darsteller wie Willem Defoe in einer Nebenrolle trägt zum Gelingen von «John Wick» bei.
John Wick hat Kultpotenzial und ist genau das, was Keanu Reeves braucht, um wieder in die Blockbuster-Spur zu kommen – wenn er das denn will. Der Film hält das, was er verspricht, zu hundert Prozent ein: gradlinige Action, harte Martial-Arts-Duelle, spannende Handlung, witzige Szenen und einen Keanu Reeves, der sich fast ganz in Schwarz durch ein düsteres Setting kämpft. In diesem Sinne: Willkommen zurück, Keanu!
Wesentlichen Anteil an diesem Beitrag leistete BaZ-Praktikantin Anna Janietz.
«John Wick» läuft ab 12. Januar 2015 im Pathé Küchlin.
Weitere Filmstarts in Basel am 12. Februar: Fifty Shades of Grey, Inherent Vice, National Gallery, Domino Effect, GET – der Prozess der Viviane Amsalem, Sponge Bob Movie, Tibetan Warrior.