Zum Glück ist «The Last Stand» nicht als ernsthafter Actionthriller gedacht. Dann würde er nämlich komplett durchfallen. Man würde sich ärgern über die vielen Klischees, die bedient werden, über die zweifelhafte Glaubwürdigkeit zahlreicher Szenen – und über Arnold Schwarzeneggers schauspielerische Leistung. Die «steyrische Eiche» zählte zwar noch nie zu Hollywoods Charakterdarstellern. Und mit seiner Rolle als hölzerner Dorfsheriff Ray Owens tut er nichts, um daran etwas zu ändern. Mimik? Unfreiwillig komisch. Akzent? Unfassbar komisch, auch heute noch. Aber wenn man das im Action-Genre einem verzeiht, dann der Bodybuilder-Ikone Arnold Schwarzenegger. Man wäre gar enttäuscht, würde er plötzlich ein einigermassen passables Englisch an den Tag legen.
Die erste Nebenrolle spielt ein Auto: Eine Corvette ZR1. Mit unfassbaren 1000 PS unter der Haube und dem mächtigen Drogenbaron Gabriel Cortez (Eduardo Noriega) am Steuer rast der Rennbolide von Las Vegas, wo Cortez dem FBI um Agent John Bannister (Forest Whitaker) auf spektakuläre Weise entkommen ist, unaufhaltsam auf die mexikanische Grenze zu. Die generalstabsmässig organisierte Privatarmee des Drogenkartells räumt gnadenlos und grosskalibrig jede Strassensperre aus dem Weg, während Cortez Profirennfahrer-Qualitäten an den Tag legt. Und eine Sprengung der Corvette kommt deshalb nicht infrage, weil der ruchlose Mexikaner eine FBI-Agentin als Geisel genommen hat.
Doch Cortez hat – wie könnte es anders sein – die Rechnung ohne den Sheriff von Sommerton Junction gemacht. Jenes Grenzkaff ist die letzte Hürde, die ihn von seiner Heimat trennt. Pech, dass sich ausgerechnet da ein früherer S.W.A.T-Cop aus Los Angeles niedergelassen hat, um seine Ruhe zu haben. Diese wird von der brutalen Vorhut von Cortez’ Streitmacht unter der Führung des Söldners Burrell (Peter Stormare) aber jäh gestört. Mit einer Handvoll Provinz-Grünschnäbel, unterstützt von einem Ex-Soldaten (Rodrigo Santoro) und einem irren Waffenfreak (Johnny Knoxville), stellt sich der gealterte, aber immer noch unbestechliche Owens der Übermacht entgegen.
Ernst zu nehmen ist die testosterongeladene Actionkiste wie gesagt nicht. Der Südkoreaner Kim Jee-Woon hat «The Last Stand» entsprechend mit einem Augenzwinkern und nur zu einem Zweck inszeniert: um Schwarzenegger das Comeback auf der Leinwand zu ermöglichen. Zwar hatte «Arnie» schon in den letzten Jahren kleinere Auftritte, wie etwa in beiden Teilen von «The Expendables». Doch mit seiner ersten Hauptrolle seit zehn Jahren lanciert der frühere Gouverneur von Kalifornien seinen zweiten Kinofrühling. «The Last Stand» ist nur der Beginn. Demnächst wird Schwarzenegger in «The Tomb» an der Seite seines Kumpels Sylvester Stallone zu sehen sein und hat viele weitere Highlights in der Pipeline, darunter auch «Terminator 5». Vorerst darf man sich aber daran ergötzen, wie der mittlerweile 65-jährige Terminator mit einem guten Schuss Selbstironie einem Drogenbaron in die Suppe spuckt – auch wenn er dabei selbst tüchtig einstecken muss. Ein Kultfilm wird «The Last Stand» zwar nicht werden. Aber wo Schwarzenegger draufsteht, ist immer noch Schwarzenegger drin.
«The Last Stand» läuft ab 31. Januar 2013 in den Basler Kinos Capitol und Pathé Küchlin.
Weitere Filmstarts in Basel am 31. Januar: Zero Dark Thirty, Hyde Park on Hudson, Jagten, Das bessere Leben ist anderswo, Vergiss mein nicht, Après mai, Jesus liebt mich, Fünf Freunde 2.