Er rappt gerne über Rap, verwendet HipHop-Puristen-Wörter wie «real» und seine Beats klingen, als hätte er sie den US-Raplegenden von A Tribe Called Quest geklaut. Oder von den Roots. Klingt altbacken? Ist es aber nicht! Denn Kuzco gehört zum Frischesten, was Basler Rap momentan zu bieten hat. Sein erstes Album (download hier) enthält ein dutzend Songs, deren Qualität für ein Gratis-Release unverschämt gut ist.
Relaxte Beats, getränkt von Jazz Samples treffen auf einen Flow, der so locker und unverkrampft daherkommt wie Snoop Dogg bei einem Amsterdam-Aufenthalt. Komplettiert wird das Gesamtbild von astreiner Reimtechnik und der authentischen Attitüde eines jungen Mannes, der sich je nach Laune als selbstironischer Angeber, lockerer Frauenheld oder leidender Zweifler inszeniert.

Milchstroossetournee: Das Album hat trotz den drei Beat-Produzenten (Audio Dope, Kuzco, Zois) musikalisch einen roten Faden.
Man könnte das Debut des 22-Jährigen auch mit «Die Freuden und Leiden des jungen Kuzco» betiteln. Stattdessen hat der Basler sein Baby, das am Sonntag das Licht der Welt erblickt hat, auf den Namen «Milchstroossetournee» getauft. Der Titel hat nichts mit kosmischen Kräften oder Erich von Däniken zu tun, er umschreibt viel eher die Dimension von Kuzcos musikalischen Ambitionen. Die Welt ist nicht genug, deshalb macht sich der kleine Prinz des Basler Rap auf, die ganze Milchstrasse zu erobern. Streetrap mal anders – Milchstrassenrap sozusagen.
Inhaltlich umfasst Kuzcos Kosmos die Freuden und Sorgen, die man Anfang 20 halt so hat: Die Jugend neigt sich dem Ende zu, der Ernst des Lebens hat noch nicht begonnen. Orientierungslosigkeit, Feiern, Festen, Liebeskummer – und natürlich eine Flut von Rap-Punchlines und Metaphern wie auf dem Song «Long Live Kuzco Pt. II»…
«Mi Kopf isch wie e Musik-Enzyklopädie.
Und ich scheiss uf jede Trend denn jede Trend isch mol verbyy.
HipHop und ych isch wie Romeo und Julia.
Ich mein, lueg mi aa: In dr Schwizer Szene bin ych e Unikat.»
Dass Kuzco sein erstes Album verschenkt, ergibt Sinn. Geht es ihm momentan doch vor allem darum, so viele Hörer wie möglich zu finden – und möglichst viele Konzerte zu spielen. Das Rapgame ist – wie alle Unterhaltungssparten – ein Kampf um Aufmerksamkeit und mit seinem Debut hat Kuzco gute Karten, tatsächlich auch wahrgenommen zu werden. Das zeigt sich auch in ersten Reaktionen wie jener vom Berner Tommy Vercetti, einer der Schweizer Rapper der Stunde (Stichwort «Glanton Gang»), der «Milchstroossetournee» auf Facebook anpreist. Dass Kuzco ausserhalb von Basel auf Wohlwollen stösst, ist ein gutes Zeichen. Viel zu vielen Basler Rapper gelingt es nämlich kaum, über die Region hinaus Gehör zu finden.

Im Studio: Kuzco und Black Tiger (v.r.). «Milchstroossetournee» enthält u.a. Features von Black Tiger, Shape, Céline Huber, den Tafs und Fetch
Anbiedern will sich der Musikstudent aber nicht. Kuzco möchte weder sich noch seinen Sound verbiegen für Hits und Clicks, das betont er immer wieder. Und das wird auch dem Namen seines Basler Musikkollektivs ersichtlich – «Anti Radio» ist die Devise. Ein Mittelfinger an den Mainstream. Aber Zeiten und Geschmäcker ändern sich und im Rap scheinen sich in Anbetracht der grassierenden Kommerzialisierung in Richtung Kaugummipop à la Nicki Minaj viele Hörer wieder auf die organisch-jazzigen Anfänge des Genres zu besinnen. Womit wir wieder bei Kuzco wären. Wenn er so weitermacht, könnte er mit seiner sympathischen Art nämlich genau dort landen: Im Mainstream und in den Radios. Ohne sich zu verbiegen notabene. Man würde es ihm und den Hörern wünschen.
Bevor es soweit ist, wird aber die «Milchstroossetournee» in Angriff genommen: Diesen Samstag, 30. November, gibt es im Kleinbasler SUD vor dem Beatnuts-Konzert eine kurze Kostprobe. Und am 7. Dezember eröffnet Kuzco das Konzert des Solothurner Rappers Manillio in der Kaserne Basel – zum ersten Mal mit Live-Band im Rücken. Daneben ist Kuzco zudem als Keyboarder mit Ira May – die zu recht hochgelobte «Amy Winehouse aus Sissach» – oder dem Basler Reggae-Sänger Tom Swift unterwegs. Auf Tournee ist der 22-Jährige also so oder so. Jetzt muss er nur noch die Milchstrasse erobern. Das Buffet ist jedenfalls angerichtet, wie den letzten Zeilen von Kuzcos Album zu entnehmen ist: «Das isch erst dr Warm-Up, das isch mi Apéro. Uf mir ligge grossi Hoffnige, han ych mir sage loh».
Der Korrektheit halber sei hier erwähnt, dass der Blog-Autor an einem Album-Song mitgewirkt hat.
– Kuzco, Milchstroossetournee (Anti Audio 2013). Free Download.
– Live: Sa. 30. November, Opening für die Beatnuts (USA), u.a. mit Kalmoo (BS) und Panadox (SO); Afterparty: DJ Philister (TNN, BS), D.Double (2LC, BL), DJ Tray (BS), Giddla (TNN, BS); SUD Basel.
– Live: Samstag, 7. Dezember, Kaserne Basel. Opening für Manillio.